Alkmaar, die Siegreiche

Alkmaar, die Siegreiche
Alkmaar (NL), 8. Juli 2025

Das prächtigste Gebäude der Stadt: „De Waag“ am Käsemarkt

Immer wieder lohnt es sich, früh aufzustehen. Bereits um halb acht bin ich an diesem Morgen in Alkmaar unterwegs, der drittgrößten Stadt von Nordholland (nach Haarlem und Amsterdam).

Noch sind die Straßen in der historischen Altstadt nahezu menschenleer, bis auf die Händler, die sich gerade schon die besten Plätze für den heute anstehenden Sonntagsmarkt sichern.

Eine halbe Stunde später und ich hätte viele Sehenswürdigkeiten kaum noch fotografieren können, vor lauter Verkaufsständen.

Im Achtzigjährigen Krieg gegen die Spanier wurde Alkmaar 1573 zum Symbol des erfolgreichen niederländischen Freiheitskampfs und erhielt ihr Motto: „Die Siegreiche“,  Alcmaria victrix.

Heute ist die Stadt vor allem für den seit 1365 abgehaltenen Käsemarkt berühmt, der im Sommerhalbjahr jeden Freitag tausende von Besuchern in die sehenswerte Altstadt lockt.

Vor einhundert Jahren wurden an jedem Markttag noch rund 300 Tonnen Käse umgeschlagen und von den in Weiß gekleideten „Käseträgern“ über den Marktplatz bugsiert. Heute sind es nur noch ein Zehntel davon und der Markt hat vor allem touristischen Charakter, auch wenn er jedes Mal ein Großereignis für die Stadt darstellt.

Morgens wird zunächst der gesamte Marktplatz gründlich gesäubert. Anschließend werden die Käselaibe von sogenannten „Setzern“ in lange Reihen über- und nebeneinander gestapelt. Um Punkt 10 Uhr ertönt die Glocke als Startsignal.

Dann laufen die Käseträger – häufig ausgestattet mit großen Tragegestellen aus Holz – eifrig kreuz und quer über den Marktplatz. Die Käselaibe werden ausgiebig getestet und darauf geboten. Feilschen ist ein wichtiger Bestandteil des Kaufs, der immer per Handschlag besiegelt wird. So das uralte Ritual.

Den Markttag am Freitag habe ich zwar verpasst, aber auch ohne dieses Schauspiel gefällt mir Alkmaar mit seinen vielen Grachten und historischen Gebäuden sehr gut.

Wir stehen auf einem kostenlosen Parkplatz außerhalb der Stadt mitten zwischen Windmühlen, die früher der Entwässerung der Polder dienten. Sie sind das Markenzeichen von Nordholland, der großen Landzunge zwischen Nordsee und Zuidersee, dem heutigen Ijsselmeer. Schön ist es hier.

( MITI )

Skulpturenpark auf der Mole

Skulpturenpark auf der Mole
Hoorn (NL), 7. Juli 2025

Doxi stärkt sich vor dem Leuchtturm an der Hafenausfahrt

Als ich am Abend noch eine Runde mit Doxi drehe, entdecke ich einen Skulpturenpark auf der 2 km langen seeseitigen Mole des Yachthafens. Diese grenzt das Hafengebiet vom Markermeer ab, das zu dieser Stunde ganz schön aufgepeitscht wirkt.

Ganz am Ende der Mole befindet sich auch der kleine hölzerne Leuchtturm von Hoorn, der auf die Hafeneinfahrt verweist. Dort wagt sich Doxi kurz in das Hafenbecken, um einen Schluck zu trinken.

Der sehenswerte Skulpturenpark wurde durch die niederländische Stiftung „In den Beginne“ errichtet. Erst als ich Hoorn verlasse, stelle ich fest, dass sich der Ausstellungsbereich noch ein ganzes Stück weit entlang der Küstenlinie in die Stadt zieht. Habe ich also nur einen Teil gesehen. Muss ich wohl irgendwann noch einmal wiederkommen 🙂

( MITI )

Hafenstadt Hoorn

Hafenstadt Hoorn
Hoorn (NL), 7. Juli 2025

Die drei Schiffsjungen des Kapitäns Bontekoe

Die letzte Stadt, die wir am westlichen Ijsselmeer besuchen, ist auch die größte: Hoorn mit heute 67.000 Einwohnern. Tatsächlich befindet sich Hoorn bereits im Maarkermeer, wie der südliche Teil des Ijsselmeers genannt wird. Von dort hat man freie Fahrt bis Amsterdam.

Hoorn hat eine lange Geschichte als See- und Fischereistadt. Nach Gründung der Vereinigten Ostindischen Kompanie im Jahre 1602 wuchs Hoorn zu einer Hafenstadt internationaler Bedeutung heran.

Viele Seefahrer und Entdecker kamen aus Hoorn, so zum Beispiel die Holländer Willem Cornelisz Schouten und Jakob Le Maire. Nach Schoutens Geburtsort ist der südlichste Punkt des amerikanischen Kontinents benannt: Das Kap Hoorn.

Als der Fisch- und Seehandel ab der Mitte des 17. Jahrhundert unter anderem durch die Konkurrenz Amsterdams und Englands zurückging, blieb Hoorn Fischereihafen und Marktstadt von regionaler Bedeutung.

Heute profitiert die Stadt u. a. vom Wassersporttourismus. Wir stehen mit dem Wohnmobil am großen Yachthafen, der gut mit Segelyachten gefüllt ist. Gleich um die Ecke, im Alten Hafen mit dem pittoresken Hauptturm von 1532, liegen einige große historische Segelschiffe vor Anker.

Die Altstadt rund um den zentralen Platz mit der historischen Käsewaage hat viel Sehenswertes zu bieten. Es ist vielleicht nicht alles so perfekt romantisch wie in Enkhuizen, aber dafür ist Hoorn eine richtige moderne Stadt.

( MITI )

Wolken über Enkhuizen

Wolken über Enkhuizen
Enkhuizen (NL), 7. Juli 2025

Einfahrt in die Hauptgracht

Kaum bin ich in der vielleicht schönsten Stadt am westlichen Ijsselmeer eingetroffen, da wird das Wetter schlechter. Tja, kann man sich nicht immer aussuchen.

Enkhuizen mit seinen hübschen Grachten, den vielen Schiffen und der historischen Altstadt ist heute ein Tourismusmagnet. Doch im Mittelalter prosperierte der Ort vor allem durch die Heringsfischerei.

Um das Jahr 1600 waren 300 der insgesamt 500 Heringsfangschiffe Hollands hier stationiert, um in der Zuiderzee auf Fang zu gehen.

Als 1603 die Niederländische Ostindien-Kompanie gegründet wurde, war auch das reiche Enkhuizen mit Kapital daran beteiligt. Auf dem Höhepunkt des Wohlstands im Jahre 1652 war die Gemeinde mit 25.000 Einwohnern für damalige Verhältnisse eine Großstadt.

Doch dann verlagerten sich die Handelsströme und der Fischfang Richtung Amsterdam und England. Gemeinsam mit Edam, Hoorn und Medemblik ereilte Enkhuizen das Schicksal einer „toten“ Stadt, wie man das damals nannte.

Erst mit dem Aufkommen des Gartenbaus und des Tourismus um 1900 erholte sich die Gemeinde wieder. Heute ist von Niedergang nichts zu spüren. Die Stadt pulsiert, zumindest im Sommerhalbjahr – selbst, wenn es regnet.

( MITI )

Die Straße durchs Meer

Die Straße durchs Meer
Den Hoever (NL), 6. Juli 2025

Wird gerade renoviert: Das Denkmal für die Erbauer des Ijssel-Deichs

Heute bin ich zum ersten Mal über den Abschlussdeich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Ich war völlig überrascht, dass die Entfernung zwischen den beiden Ufern mehr als 30 km beträgt. Was für ein Wahnsinnsbauwerk!

Der Deich entstand in einer riesigen Kraftanstrengung Anfang der 1930er Jahre, um die Küstengebiete der Meeresbucht Zujiderzee vor Sturmfluten zu bewahren. Alle niederländischen Provinzen mussten für das Projekt Sand und Erde beisteuern, sonst wäre der Bau gar nicht möglich gewesen.

Außerdem erleichterte die Abschottung von der Nordsee die Schaffung mehrerer Polder zur Landgewinnung: das heutige Flevoland. Auf dieser größten künstlich geschaffenen Insel des Planeten leben heute rund 450.000 Menschen.

Die Trockenlegungen gingen zulasten des IJsselmeers, das dadurch entsprechend schrumpfte. Und durch Niederschlag und Flusseinmündungen verwandelte sich das Meerwasser über die Jahrzehnte in Süßwasser. So wurde das Ijsselmeer zu einem bedeutenden Trink- und Nutzwasserreservoir für die gesamten Niederlande.

Nun wollte ich heute aber gar nicht die gesamte Strecke abfahren, weil sie doch relativ eintönig ist: Auf der einen Seite der hohe Damm als Sperrwerk gegen die Nordsee, auf der anderen Seite das Ijsselmeer. Dazwischen die vier Fahrbahnen der A7. Und natürlich ein Fahrradweg, das muss in den Niederlanden sein.

Gut, dass es auf Zweidrittel der Strecke bei einer der beiden Schiffsschleusen für die Durchfahrt von der Nordsee ins Ijsselmeer eine Wendemöglichkeit für Fahrzeuge gibt.

Nach dem Verlassen des Damms haben wir kurz in Den Hoever Station gemacht, das auf der Westseite des Festlands unmittelbar danebenliegt. Am Wohnmobilstellplatz im Hafen habe ich meine ersten Pommes mit Kibbeling auf dieser Reise gegessen, und ich muss sagen: Das Es ha sich nicht wirklich gelohnt. Einfach alles viel zu fettig. Da bleibe ich doch besser bei meinem Lieblingssalat von Albert Heijn, den es hier ja auch überall gibt, genau wie Pommes und Kibbeling 🙂

( MITI )

Medemblik am Ijsselmeer

Medemblik am Ijsselmeer
Medemblik (NL), 6. Juli 2025

Gerahmter Blick auf das Kasteel Radboud

In den kommenden Tagen möchte ich mir ein wenig die Städte auf der Westseite des Ijsselmeers anschauen. Meine erste Station ist das bezaubernde Medemblik, das heute vor allem von der Landwirtschaft und dem Wassertourismus lebt.

Keine zwanzig Kilometer von hier befindet sich rund um den Ort Anna Paulowna (Gemahlin des früheren niederländischen Königs Wilhelm I.) das größte zusammenhängende Blumenanbaugebiet der Welt. Auch der berühmte Keukenhof hat dort seinen Sitz.

Medemblik verfügt über mehrere große Yachthäfen, die fast vollständig belegt sind. Gemütlich schaukeln die vielen Masten im Wind.

Dazwischen sehr viel Grün und kleine Kanäle, auf denen an diesem sonnigen Freitagnachmittag Einheimische auf ihren SUPs unterwegs sind. Wirklich nett und historisch gewachsen ist es hier, und wir stehen mit dem Wohnmobil mitten drin.

Hinter uns der Yachthafen und der Zugang zum Zentrum, vor uns das Ijsselmeer und ein Kinderbauernhof mit Enten, Lamas und prächtigen Pfauen, die in der Abenddämmerung ganz schön rumkrakelen. Aber als sich die Dunkelheit über das Wasser legt, machen auch die Pfauenmännchen Feierabend. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag, um sich über die Pfauenhennen zu streiten.

( MITI )