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Die älteste Sozialsiedlung der Welt

Die älteste Sozialsiedlung der Welt
Augsburg, 28. September 2018

Skulptur des Stifters, Jakob Fugger („der Reiche“)

Diesen Ort wollte ich unbedingt einmal sehen: Die Fuggerei in Augsburg ist die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt.

Die Reihenhaussiedlung stiftete Jakob Fugger („der Reiche“) im Jahr 1521. Das Ensemble mit acht Gassen und drei Toren ist eine „Stadt in der Stadt“ mit eigener Kirche, „Stadtmauern“ und mehreren „Stadttoren“.

Heute wohnen in den 140 Wohnungen der 67 Häuser 150 bedürftige katholische Augsburger Bürger für eine Jahreskaltmiete von 0,88 Euro.

Sie sprechen dafür täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfamilie Fugger. Bis heute wird die Sozialsiedlung aus dem Stiftungsvermögen Jakob Fuggers unterhalten.

Erbaut wurde die Anlage zwischen 1516 und 1523 unter Federführung des Baumeisters Thomas Krebs. Die nach weitestgehend standardisierten Grundrissen erstellten Wohnungen in den durchwegs zweigeschossigen Häusern waren für die Verhältnisse der damaligen Zeit großzügig geplant.

Geradezu modern war die Konzeption der Fuggerei als Hilfe zur Selbsthilfe. Die Sozialsiedlung war für von Armut bedrohte Handwerker und Tagelöhner gedacht, die aus eigener Kraft, zum Beispiel wegen einer Krankheit, keinen eigenen Haushalt führen konnten.

Sie konnten innerhalb und außerhalb der Fuggerei ihrem Broterwerb nachgehen und sollten im Fall der wirtschaftlichen Erholung wieder ausziehen. Den Bewohnern der Fuggerei blieb eine für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Privatheit erhalten.

Neben dem Augsburger Rathaus ist die Fuggerei das wohl beliebteste touristische Ziel in der Stadt. Menschen aus aller Welt besuchen die Siedlung und staunen wie ich über dieses einmalige Ensemble.

( MITI )

In der Fuggerstadt Augsburg

In der Fuggerstadt Augsburg
Augsburg, 28.09.2018

Am Rathausplatz: Der Perlachturm mit St. Peter (links) und das historische Rathaus

Ich bin weiterhin auf dem Weg in Richtung Südbayern. Am Morgen fahre ich von Heidelberg weiter nach Augsburg. Die Strecke führt über die stark frequentierten und mit endlosen Baustellen belasteten Autobahnen A5 und A8. Immer wieder kommen wir nur schleppend voran, doch am Mittag haben wir endlich Augsburg, die drittgrößte Stadt Bayerns, erreicht.

Augsburg liegt an den Flüssen Lech, Wertach und Singold und gehört zu den ältesten Städten in Deutschland. Ihr Name geht auf das im Jahre 15 v. Chr. gegründete römische Heerlager und die spätere römische Provinzhauptstadt Augusta Vindelicorum zurück.

Im 13. Jahrhundert löste sich die Stadt von der Bischofsherrschaft, wurde zur Reichsstadt und häufiger Schauplatz von Reichstagen.

Im 15. und 16. Jahrhundert wurde Augsburg durch die wirtschaftlichen Erfolge der Kaufmannsfamilien Welser und Fugger weltberühmt. Sie profitierten bei ihren Geschäften u. a. von Augsburgs zentraler Lage an alten Fernstraßen wie der Via Claudia Augusta, der Via Raetia und der Via Imperii. Erst dadurch wurden zuverlässige Handelsbeziehungen zu den Hansestädten an Nord- und Ostsee, sowie nach Italien möglich.

Heute ist Augsburg die einzige deutsche Stadt mit einem auf das Stadtgebiet beschränkten gesetzlichen Feiertag, dem Augsburger „Hohen Friedensfest“, das jedes Jahr am 8. August gefeiert wird.

Auf meinem dreistündigen Spaziergang durch die Innenstadt begegnen mir viele prächtige historische Profanbauten, Kirchen und Brunnen, deren Errichtung teilweise durch die großen Patrizierfamilien der Fugger und der Welser (mit-) finanziert wurde. Mehr als fünf Jahrhunderte nach dem Niedergang dieser ehemals so erfolgreichen Handelshäuser ist deren Präsenz noch immer spürbar. Eine faszinierende Stadt.

( MITI )