Erich Kästner: Der April

Erich Kästner: Der April
Ostermontag, 21. April 2025

Gesehen beim Osterspaziergang in Liedberg auf dem Höhepunkt der Corona-Krise im Jahr 2022

von Erich Kästner, 1955

Der Regen klimpert mit einem Finger
die grüne Ostermelodie.
Das Jahr wird älter und täglich jünger.
Oh Widerspruch voll Harmonie!

Der Mond in seiner goldnen Jacke
versteckt sich hinter dem Wolken-Store.
Der Ärmste hat links eine dicke Backe
und kommt sich ein bisschen lächerlich vor.
Auch diesmal ist es dem März geglückt:
er hat ihn in den April geschickt.

Und schon hoppeln die Hasen,
mit Pinseln und Tuben
und schnuppernden Nasen,
aus Höhlen und Gruben
durch Gärten und Straßen
und über den Rasen
in Ställe und Stuben.

Dort legen sie Eier, als ob’s gar nichts wäre,
aus Nougat, Krokant und Marzipan.
Der Tapferste legt eine Bonbonniere,
er blickt dabei entschlossen ins Leere
Bonbonnieren sind leichter gesagt als getan.

Dann geht es ans Malen. Das dauert Stunden.
Dann werden noch seidene Schleifen gebunden.
Und Verstecke gesucht. Und Verstecke gefunden:
Hinterm Ofen, unterm Sofa,
in der Wanduhr, auf dem Gang,
hinterm Schuppen, unterm Birnbaum,
in der Standuhr, auf dem Schrank.

Da kräht der Hahn den Morgen an!
Schwupp, sind die Hasen verschwunden.
Ein Giebelfenster erglänzt im Gemäuer.
Am Gartentor lehnt und gähnt ein Mann.
Über die Hänge läuft grünes Feuer
die Büsche entlang und die Pappeln hinan.
Der Frühling, denkt er, kommt also auch heuer.
Er spürt nicht Wunder noch Abenteuer,
weil er sich nicht mehr wundern kann.

Liegt dort nicht ein kleiner Pinsel im Grase?
Auch das kommt dem Manne nicht seltsam vor.
Er merkt gar nicht, dass ihn der Osterhase
auf dem Heimweg verlor.

( MITI )

An Wupper, Rhein und Dhünn

An Wupper, Rhein und Dhünn
Leverkusen, 20. April 2025

Die Wupper vor der versiegelten Altdeponie von Bayer Leverkusen

Heute der zweite Versuch für eine interessante Flussrunde bei Leverkusen, an der ich mich im Herbst 2023 schon einmal vergeblich versucht hatte. Die Tour führt von Leverkusen-Bürrig an der Wupper entlang zu deren Mündung in den Rhein, folgt dann dem Rheinufer bis zur Leverkusener Rheinbrücke der A1 und weiter entlang der Dhünn wieder zurück nach LEV-Bürrig.

Damals führten der Rhein und die Wupper starkes Hochwasser, sodass die letzte und weit und breit einzige Fußgängerbrücke über die Wupper komplett unter Wasser stand. Deshalb musste ich auf 40 Prozent der Strecke mit nassen Füssen umkehren.

Doch heute am herrlich sonnigen Ostersonntag führen der Rhein und die Wupper Niedrigwasser und wir können mühelos bis zur Wuppermündung durchlaufen.

Dafür erwarteten uns im weiteren Streckenverlauf drei andere Sperrungen ohne offizielle Umgehungsalternativen: Erst an einem Altarm der Wupper (trockenes Flussbett durchquert), dann an der Großbaustelle unter der neuen Rheinbrücke (auf verschlungenen PFaden durchgemogelt) und der Baustelle am Autobahnkreuz Leverkusen West (1,5 km Umweg durch die Stadt).

Dennoch war es eine sehr schöne, größtenteils naturnahe Tour, die sich fast kreisförmig um die seit 20 Jahren versiegelte Deponie auf der Dhünnaue windet. Auf einer Fläche von 95 Fußballfeldern lagert dort angeblich das Giftigste vom Giftigen, was in Deutschland je produziert wurde – sozusagen das chemische Gedächtnis von Bayer Leverkusen aus fast 75 Jahren Produktion.

Aber, wie gesagt, alles längst versiegelt, und deshalb habe ich Doxi bedenkenlos aus den umgebenden Flüssen trinken lassen, und die lokalen Anwohner, wie ich beobachten konnte, auch.

( MITI )

Ich liebe Frites Goulasch!

Ich liebe Frites Goulasch!
Büttgen, 19. April 2025

Stovfles made in NRW

Pommes mit Frikandel Spezial, die gibt es in Holland an jeder Ecke. Mein Favorit sind jedoch Frites Goulasch – Pommes mit Rinder-Goulasch obendrauf. Diese Kombination wird nur in den etwas besseren Frituren angeboten, wie die niederländischen Pommesbuden heißen. Und eigentlich nennen sie ihr Goulasch auf flämisch auch Stovfles.

Ich habe mir heute mein eigenes Stovfles aus einer Dose mit qualitativ hochwertigen Rindergoulasch kreiert: leicht angedickt mit Speisestärke, damit die Sauce nicht über den Pommes zerläuft, ein paar Tropfen Bier (wichtig bei Stovfles) dazu gegeben, etwas süßes Paprikapulver darüber und eine kleine Portion Chili für etwas mehr Schärfe.

Oh, man, wie das mundet. Als wäre man in Holland oder besser noch im flämischen Teil von Belgien. Dazu noch ein feiner Selleriesalat mit Apfel und auf die Pommes ordentlich Mayo, da ist der kleine Michi glücklich – auch wenn es ausnahmsweise einmal Fleisch gibt.

( MITI )

Frühling auf Hombroich

Frühling auf Hombroich
Neuss-Holzheim, 18. April 2025

Grün, weiß, blau – Farben des Lebens

Auf den Tag genau vor drei Monaten war ich zuletzt auf der Museum Insel Hombroich. Damals lag Schnee und die ganze Anlage war winterlich erstarrt. Nun ist der Frühling da und überall grünt und sprießt es. Herrlich ist das, eine echte Augenweide. Oh süßer Moment, bleib doch hier und verweile.

( MITI )

Es tulpt wieder schön

Es tulpt wieder schön
Glehn, 17. April 2025

Tulpen bei Kapellen

Wer große Tulpenbestände sehen möchte, der muss in diesen Tagen nicht in die Niederlande reisen.

Auf halber Strecke von Düsseldorf nach Mönchengladbach gibt es zwischen Büttgen und Kapellen große Feldabschnitte, auf denen jetzt zehntausende von Tulpen ihre bunten Blütenköpfe in die Sonne recken.

Und dabei sind die Bauern gar nicht an den oberirdischen Pflanzenbestandteilen interessiert, die wir uns so gerne in die Vase stellen. Ihnen geht es um die Zwiebeln, die verkauft werden, um im kommenden Jahr irgendwo auf der Welt neue Tulpen hervorzubringen.

 

Es tulpt wieder schön
( MITI )

Dieter Krieg im MKM Duisburg

Dieter Krieg im MKM Duisburg
Duisburg, 16. April 2025

Großformatig, plastisch und oft zunächst rätselhaft: Die Werke von Dieter Krieg.

Es gibt Kunst, die versteht man ohne begleitende Erklärungen gar nicht. Häufig von Künstlern, denen es nicht auf die Wirkung ihrer Werke, auf das Verkaufen, auf den Erfolg ankommt. Sondern einzig und allein um das Schaffen aus sich heraus.

Zu dieser Kategorie von Mensch gehörte wohl auch Dieter Krieg, dem das Museum Küppersmühle in Duisburg jetzt eine große Einzelausstellung gewidmet hat. Sie legt den Schwerpunkt auf das Spätwerk des 2005 verstorbenen Künstler. Ich hatte das Glück, an einer wunderbar kenntnisreichen und informativen Führung zu dieser Ausstellung teilzunehmen, die unter dem Titel „Maler, Diebe und Gesindel“ firmiert.

Krieg erregte bereits in den 1960er Jahren durch seinen radikalen Malstil Aufsehen. 1978 vertrat er Deutschland auf der Biennale in Venedig. Als Professor an der Kunstakademie Düsseldorf beeinflusste er eine ganze Generation jüngerer Künstlerinnen und Künstler.

Dieter Krieg im MKM Duisburg

Das MKM Duisburg

Ein Erkennungsmerkmal seiner expressiven und kraftvollen Kunst sind die extremen Formate seiner in heftiger Malweise ausgeführten Gemälde. Damit nahm Krieg den großen Erfolg der „Neuen Wilden“ in den 1980er-Jahren vorweg.

Heute gilt er als einer der wichtigsten deutschen Maler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Als Vertreter der Neuen Figuration schrieb er Kunstgeschichte. Sein künstlerischer Rang ist in der Fachwelt nach wie vor unumstritten, auch wenn er heute in der Öffentlichkeit weitgehend vergessen ist.

Die Ausstellung demonstriert dies mit Schriftbildern und monumentalen Darstellungen von banalen Alltagsgegenständen wie Spiegeleiern, Koteletts, Duschvorhängen, Kerzen und anderem. In seiner Malerei wird neben ihrer verführerisch-sinnlichen Qualität die Fragwürdigkeit der Darstellbarkeit von Dingen besonders deutlich.

Krieg war ein obsessiver Leser, und seine Malerei ist geprägt durch eine Affinität zur Literatur seiner Zeit von Sartre und Beckett bis zu Peter Handke und den körperlichen Akt des Schreibens, der zu einem weiteren Motiv der Gemälde wird.

( MITI )