Schlagwort-Archive: Lüttich

Lüttich im Sonnenschein

Lüttich im Sonnenschein
Lüttich (B), 30. April 2023

Maasarm im Herzen der Stadt

Bei meinem ersten Besuch in Lüttich vor fünf Jahren bin ich ohne Plan einfach ein wenig durch die Stadt geschlendert.

Heute war ich auf meiner Urban-Art-Tour etwas gezielter unterwegs. Ich habe vieles von damals wiedererkannt, aber auch neue Ecken der Stadt kennengelernt.

Man spürt, wie religiös geprägt die Stadt früher war. Es gibt so viele Kirchen, ehemalige Kloster und Prachtbauten der kirchlichen Verwaltung.

Eine wirkliche städtische Autonomie konnte sich erst nach dem Machtverlust der Kirche im Zuge der französischen Revolutionskriege entwickeln.

Lüttich ist eine echte Großstadt. Deshalb gibt es auch viele Sozial-Schwache. Im Stadtzentrum vor der Oper wurde ich Zeuge des Straßen-Drogenhandels.

Ein Dealer lotst seinen Kunden zu einem etwas zurückgesetzten Hauseingang, spuckt ein kleines Plastikpäckchen (Bubble) mit Drogen aus, das er in seinem Mund „aufbewahrt“ hat und reicht es dem Kunden gegen Bargeld. Tja, so läuft das Geschäft wohl. Auch schon am frühen Sonntagmorgen.

( MITI )

Ein irrer Bahnhof

Ein irrer Bahnhof
Lüttich (B), 30. April 2023

Vor fünf Jahren war ich schon einmal für eine Stadtwanderung mit Doxi in Lüttich. Damals war ich total geflasht vom hypermodernen Bahnhof Liege-Guillemins mit seiner offenen und filigranen Architektur aus weißem Sichtbeton mit ganz viel Glas.

Elegant wie ein Rochen über einem kargen Meeresgrund, titelte ein Architekturmagazin anlässlich der Eröffnung 2009.

Jetzt bin ich vollkommen überrascht, den nach allen Seiten offenen und fassadenlosen Bahnhof total bunt zu erleben. Und zwar vom Dach bis zu den Gleisanlagen. Irre sieht das aus!

Ich frage mich, ob ich damals vielleicht eine Schwarz-Weiß-Brille auf hatte, dass ich das Farbenwunder gar nicht wahrgenommen habe.

Doch ein Blick ins Internet löst das Rätsel: Dies ist eine einmalige Kunstaktion, die noch bis zum 15. Oktober 2023 läuft.

Daniel Buren (*1938), ein international bekannter französischer Konzeptkünstler, hat viele Glasflächen im organisch geschwungenen Bahnhofsdach mit bunter Folie überziehen lassen und dadurch eine beinahe psychedelische Anmutung geschaffen.

Wie schon bei vorherigen Installationen hat Buren die von ihm gewählten Farben nach ihrer alphabetischen Reihenfolge in der jeweiligen Landessprache angeordnet. „Bleu“ macht im französischsprachigen Lüttich den Anfang, „Vert“ beendet die Farbenfolge.

Die Installation wurde terminlich mit einer ohnehin fälligen Reinigung der Glasdachflächen ab­gestimmt. Für die Projektkosten von rund 600.000 Euro kamen Sponsoren auf.

Zwei Monate haben die Arbeiten mit den selbstklebenden, lichtdurchlässigen Vinylfolien in Anspruch genommen. Und heute, wo die Sonne ungetrübt scheint, entfaltet das Werk einmal mehr seine ganze Farbenpracht. Eine moderne Kathedrale des Lichts. Toll, dass ich das erleben durfte.

( MITI )

Urban-Art Lüttich

Urban-Art Lüttich
Lüttich (B), 30. April 2023

Ich bin nach Lüttich gekommen, um einer Urban-Art Route zu folgen, die ich im Internet entdeckt hatte. Die Tour verspricht viele sehenswerte Motive und bietet genau das.

Rund dreieinhalb Stunden bin ich mit Doxi auf dieser Tour unterwegs. Ich muss aufpassen, keines der Motive zu verpassen, weil sich manche erst im Rückblick offenbaren.

Vielleicht wäre es am besten, ich würde die Tour gleich im Anschluss noch einmal in umgekehrter Richtung laufen. Aber warum, ich habe auch so viele spannende Arbeiten entdeckt.

( MITI )

Die Türen von Lüttich

Die Türen von Lüttich
Lüttich, 30. April 2023

Manche Großstadt bietet mehr schöne Türen, als man an einem Tag einfangen kann. So ist es mir auch in Lüttich ergangen. In den gut erhaltenen Bürgervierteln rund um das Zentrum reiht sich ein prächtiges Portal an das nächste. Hier meine Favoriten.

( MITI )

Auf Pfaden um Chaudfontaine

Auf Pfaden um Chaudfontaine
Chaudfontaine (B), 9. Juni 2018

Installation im sehenswerten Kunstpark von Chaudfontaine

Heute waren wir rund 20 Kilometer südöstlich von Lüttich in Belgiens einzigem Kurort mit Thermalquellen unterwegs. Chaudfontaine liegt an der Vesdre (Werder) im Vorvennland der belgischen Ardennen und lockt schon seit 1676 Gäste mit seinen heißen Quellen.

Wir starten am Kunstpark gegenüber dem Kasino und steigen in engen Serpentinen durch dichten Laubwald auf die vennartige Hochebene oberhalb des Ortes auf. Dabei passieren wir mehrere Bäche, die sich tief ins Kalkgestein eingegraben haben.

Schon bald lassen wir die breiten Waldwege hinter uns. Nun geht es auf schmalen Pfaden durch die Landschaft, vielfach mit Kontakt zum regennassen Gras.

Es ist nicht heiß, aber die Wege sind schwierig zu gehen und die Atmosphäre ist unglaublich feucht. Schnell komme ich so richtig ins Schwitzen. Viele Insekten sind in der Luft unterwegs, und auch am Boden ist eine Menge los. Mehrmals kontrolliere ich Doxi auf Zecken und werde schon bald fündig. Vorsichtshalber behalte ich auch meine halbnackten Beine gut im Auge.

So geht es knapp vier Stunden, bis wir nach 15 Kilometern wieder unseren Startpunkt erreichen. Die Wanderung ist toll geplant, aber das Wetter war heute leider nicht perfekt, um die vielen möglichen Fernblicke auf der Tour richtig genießen zu können. Dafür war es einfach zu diesig. Da müssen wir vielleicht noch ein anderes Mal wiederkommen.

( MITI )

Hoch über Lüttich

Hoch über Lüttich
Lüttich, 2. April 2018

Die 2010 entweihte Kirche Église du Sacré-Cœur auf den Maashöhen im Stadtteil Cointe

Weithin sichtbar erhebt sich ein hoher weißer Turm über Lüttich. Er steht im Stadtteil Cointe auf den Höhen über dem Maastal. Es ist das Ehrenmal für die Gefallenen verschiedener Nationen bei der Verteidigung Belgiens im Ersten Weltkrieg.

Das Mémorial Interallié wurde seit 1921 geplant und ab dem Jahr 1925 aus Spenden errichtet. Neben dem Ehrenmal wurde auch eine große Kirche gebaut. Die Bauten wurden im Jahre 1937/38 fertiggestellt und im Beisein des belgischen Königs Léopold III. eingeweiht.

Im Mai 1944 wurde die Anlage bei alliierten Luftangriffen auf das von deutschen Truppen besetzte Lüttich schwer beschädigt. Es sollten mehr als 20 Jahre vergehen, bis die Bauwerke im Jahre 1968 vollständig rekonstruiert und vom belgischen König Baudoin I. wieder eingeweiht wurden.

Doch in den letzten Jahren ist vor allem die Kirche komplett verfallen. Sie wurde 2010 entweiht und steht seitdem zum Verkauf. Für mich wirkt sie wie ein Sinnbild für den Zustand der Stadt: viel Verfall, wenig Substanz.

( MITI )