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Abendrunde zum Tiefen See

Abendrunde zum Tiefen See
Maulbronn, 5. Oktober 2023

Einsam und verlassen: der Tiefe See oberhalb des Klosters bei Sonnenuntergang

Dass das Kloster Maulbronn in den Rang eines UNESCO-Welterbes erhoben wurde, hat es u.a. seinem ausgeklügeltem und vollständig erhaltenen Wasserbewirtschaftungssystem zu verdanken.

Hauptquelle für das Wasser, den Mühlenbetrieb und die Fischzucht ist die Salzach, deren Wasseraufkommen die Mönche erhöhten, indem sie am nahe gelegenen Scheuelberg mehrere Bäche umleiteten, damit deren Wasser der Salzach zuströmt.

Um die Wasserentnahme aus der Salzach zu verstetigen, wurden mehrere Stauseen angelegt, darunter der Roßweiher und der Tiefe See, die bis heute existieren.

Den Bach selbst leiteten sie unter dem Kloster hindurch, damit sie dort ohne Geruchsbelästigung und Angst vor Hochwasser ihr benutztes Brauchwasser und ihre Abwässer ableiten konnten. Ihr Trinkwasser entnahmen sie über separate Kanäle den aufgestauten Seen.

Am Abend laufe ich mit Doxi zum Tiefen See oberhalb des Klosters hinauf, der heute als Bade- und Erholungssee für den Ort dient. Auf dem Weg dorthin passieren wir den Schafhof, etwas oberhalb des Klosters auf dem Plateau des früheren klösterlichen Steinbruchs.

Die gut erhaltenen mittelalterlichen Gebäude dort dienten einst der klösterlichen Schaf- und Ochsenzucht, durch die die Zisterzienser zu den wichtigsten Wollproduzenten Europas aufstiegen.

Nachdem das Kloster Maulbronn 1504 Württemberg einverleibt und Mitte des 16. Jahrhunderts aufgelöst wurde, diente der Schafhof weiterhin vor allem der Schäferei auf den zum einstigen Klostergut gehörenden Weiden.

Barocke Fachwerkgehöfte, steinerne Scheunenbauten und ein Laufbrunnen mit neugotischem Brunnenstock prägen das heutige Erscheinungsbild des idyllischen Schafhofs. Und im Licht der untergehenden Sonne sieht das ganze Ensemble noch einmal besonders pittoresk aus.

( MITI )

Kloster Maulbronn

Kloster Maulbronn
Maulbronn, 5.10.2023

Brunnen im Klosterhof vor dem Cellarium (Mitte) und der Klosterkirche (rechts)

Das Kloster Maulbronn ist eine ehemalige Zisterzienserabtei in der Ortsmitte von Maulbronn. Es gilt als die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen und zählt seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.

In der Anlage, die von hohen einer Mauer umschlossen ist, sind alle Stilrichtungen von der Romanik bis zur Spätgotik vertreten.

Die Klosteranlage beheimatete ursprünglich Zisterzienser und existiert vermutlich seit 1174. Sie stand ab 1156 unter der Schirmvogtei des Kaisers Barbarossa.

Durch zahlreiche Schenkungen entwickelte sie sich schnell zu einem wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zentrum der Region.

Im Deutschen Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster von aufständischen Bauern geplündert und wäre beinahe von diesen niedergebrannt worden.

Einen starken Bruch gab es im Zuge der Reformation. Als das Herzogtum Württemberg 1537 protestantisch wurde, mussten die Mönche das Kloster verlassen und die Anlage wurde säkularisiert. Nach dem 1555 beschlossene Augsburger Religionsfrieden wurde das Kloster wie viele andere in Württemberg in eine Schule (Seminar) umgewandelt.

Zwischen 1630 und 1649 kehrten die Zisterzienser noch einmal zurück, doch danach blieb die Anlage protestantisch. Heute werden die zahlreichen Bauten innerhalb der Anlage auch für weltliche Aufgaben genutzt. So befindet sich darin u.a. das Rathaus von Maulbronn, die lokale Polizeistation, die Stadthalle, mehrere Restaurants und Wohnhäuser.

Außerdem ist dort ein evangelisches Gymnasium mit Internat beheimatet, das auf das 1555 entstandene Seminar zurückgeht. Namhafte Persönlichkeiten wurden dort ausgebildet, u.a. Johannes Kepler, Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse. Mit seinen Werken „Narziß und Goldmund „und „Unterm Rad“ hat Hesse dieser berühmten Bildungseinrichtung ein literarisches Denkmal gesetzt.

( MITI )

Eppinger Linien am Scheuelberg

Eppinger Linien am Scheuelberg
Maulbronn, 5. Oktober 2023

Weinstöcke und weite Blicke am Scheuelberg

Von Vaihingen fahren wir am Morgen in das 11 km entfernte Maulbronn weiter, um dort das berühmte ehemalige Zisterzienserkloster zu besuchen. Doch zuvor unternehme ich mit Doxi eine Wanderung durch die Wälder nördlich von Maulbronn.

Wir starten am Kloster und wandern zunächst den Klosterberg mit den traditionsreichen Weinstöcken hinauf. Dahinter beginnt der Wald, dem wir bis auf den Grad des Scheuelbergs folgen. Von dort hat man einen tollen Blick in die Landschaft.

Im Wald begegnen wir den Resten der Eppinger Linien, die ab 1695 unter dem Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden als „Landesdefensionslinie“ gegen französische Raubzüge im Pfälzischen Erbfolgekrieg errichtet wurden.

Das Bollwerk bestand aus einem etwa 40 Meter breiten Verhack, einem Verhau aus Ästen und Baumstämmen, dem ein etwa 2,5 Meter tiefer Graben folgte. Der Bodenaushub des Grabens wurde zu einem dahinterliegenden Wall aufgeschüttet. Gesichert wurde das rund 80 km lange Wall-Graben-System durch Wachtürme, sogenannten „Chartaques“.

Mit diesem Wissen kann man die Linien noch heute im Wald erahnen, ansonsten würde man sie einfach für einen natürlichen Graben oder Wasserablauf halten.

Hinter dem Scheuelberg laufen wir durch den schönen Wald Schartau und hinunter in den Ort Friedenstein, an dessen Nordflanke sich steile Weinberge erheben. Über den Ort Hohenklingen geht es dann erneut hinauf in den Wald und zurück zum Kloster, das wir nach 13 Wanderkilometern und gut drei Stunden wieder erreichen.

( MITI )