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Kriegsende in Düsseldorf 1945

Kriegsende in Düsseldorf 1945
Düsseldorf, 13. Juni 2025

Bild aus dem halb zerstörten Düsseldorf

Die Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zeigt derzeit eine bewegende Ausstellung über das Ende des Zweiten Weltkriegs in der Landeshauptstadt Düsseldorf vor achtzig Jahren – passenderweise im ehemaligen Luftschutzbunker unter dem Gebäude mitten in der Altstadt.

Es sind traurige Geschichten von Bürgern, die sich nach dem Ende des Krieges sehnten und von überzeugten Nazis, die fanatischen Widerstand bis zum letzten Atemzug forderten.

Tatsächlich hatten sich die Menschen nach den verheerenden Bombenangriffen der Jahre 1940 bis 1943 im Frühling ’45 bereits auf das Leben in einer halb zerstörten Stadt eingestellt.

Im März der Jahres hatten die Alliierten fast ganz Westdeutschland besetzt und einen Kessel um das Ruhrgebiet gebildet. Düsseldorf lag ganz im Westen des noch unbesetzten Gebiets. Es war klar, dass Nazi-Deutschland bald würde kapitulieren müssen, deshalb hielten die Alliierten kurz inne, um nur noch möglichst wenige Soldaten bis zum absehbaren Kriegsende zu verlieren.

Je näher die Front rückte, desto rigoroser entfaltete sich in einem letzten Aufbäumen das ganze Terrorregime des NS-Staats. Russische Zwangsarbeiter wurden auf offener Straße vom Polizeipräsidenten persönlich exekutiert, Standgerichte gegen jeden abgehalten, der sich für die kampflose Übergabe der Stadt einsetzte. Mehrere Bürger wurden deshalb verurteilt und erschossen, darunter auch der Leiter der Schutzpolizei.

Es sind diese und weitere Schicksale, die noch einmal die ganze Widerwärtigkeit des NS-Systems deutlich machen. Etwa von dem 18-jährigen Sinti-Jungen, der noch wenige Wochen vor Kriegsende zwangssterilisiert und dann mit offenen Wunden sich selbst überlassen wurde. Oder die tapfere Ehefrau, die ihren jüdischen Mann unter anhaltendem Druck der Gestapo bis zum Kriegsende versteckte und dadurch vor dem sicheren Tod bewahrte. Wer glaubt, am Rhein sei doch alles nicht so schlimm gewesen, der wird in dieser Ausstellung eines Besseren belehrt.

( MITI )

Beste Pommes in Town

Beste Pommes in Town
Düsseldorf, 12. Juni 2025

Poutine mit Champignonsauce und geschmolzenem Mozzarella-Käse

Ich liebe Pommes, und die Besten gibt es in Düsseldorf meiner Meinung nach im Frittenwerk auf der Bolkerstraße in der Altstadt. Nicht irgendwelche Pommes, sondern auf die kanadische Art, als Poutine (gesprochen wie unser aller Lieblingsrusse). Das sind doppelt-frittierte Pommes mit ganz speziellen Toppings.

In der Original-Version, die Mitte der 1950er Jahre im ländlichen Québec erfunden wurde, kommen Käsebruchstücke und Bratensauce auf die Pommes. Doch es gibt auch zahlreiche andere Varianten. Ich kann mich besonders für „Montreal-Style“ mit Champignon-Sauce und geschmolzenen Mozzarella-Käse erwärmen. Yum yum yum!

( MITI )

Freaks of Nature

Freaks of Nature
Düsseldorf, 8. Juni 2025

Kuh auf zwei Beinen

Schon beim Besuch von Schloss Benrath waren mir merkwürdige Wesen aufgefallen, die dort an einigen Stellen fast ein wenig versteckt in den fürstlichen Räumen herumlungern. Beim genauen Hinsehen war zu erkennen, dass es sich um Tierpräparate von Mischwesen handelt, beispielsweise ein bulliger Hundekopf auf dem Körper eines zarten Rehs.

Tatsächlich dienen diese Exponate als Teaser für eine Sonderausstellung in einem Seitenflügel des Schlosses mit dem Titel „Freaks of Natur“. Gezeigt werden dort alte wie neue Mischwesen, die die menschliche Kultur und Mythologie seit Jahrtausenden begleiten: Sphinx, Minotauros und Pegasos.

Dazu gesellen sich Drachen, Einhörner oder der berühmte bayerische Wolpertinger, die unsere Fantasie immer schon beflügeln. Dabei geht die Bewunderung für Mischwesen über das Spekulative hinaus – sie findet eine wissenschaftliche Entsprechung in der Natur.

Hybride, also Lebewesen, die aus der Kreuzung zweier Arten entstehen, spielen eine bedeutende Rolle in der Evolution. Sie vereinen nicht selten die besten Eigenschaften beider Eltern und liefern damit wertvolle Erkenntnisse für Biologie und Züchtung.

Bekannte Beispiele sind Maultiere, die die Kraft eines Pferdes mit der Ausdauer und Trittsicherheit eines Esels kombinieren. Aber auch kuriose Naturwunder wie das Schnabeltier, das Merkmale verschiedenster Tierarten in sich vereint, faszinieren die Wissenschaft bis heute. Bei manchen dieser Exponante meint man auf den ersten Blick, die menschliche Phantasie hätte sie hervorgebracht, dabei sind sie ein Produkt der Natur, wie etwa der neuseeländische Kiwi.

Auf eine ganz verblüffende Weise hat sich der Künstler Thomas Grünfeld diesem Thema angenommen: Er kombiniert sehr gegensätzliche Tierpräparate und schafft so völlig neue Kreaturen wie die Kuh auf den zwei Beinen eines Vogel-Strauß. Wie so vieles, was unser Gehirn noch nicht kennt, lässt uns das erst einmal ein wenig staunend und ratlos zurück. Eine Ausstellung, die nicht nur Kinder zu faszinieren vermag, finde ich.

( MITI )

Schloss und Park Benrath

Schloss und Park Benrath
Düsseldorf, 5. Juni 2025

Kuppelsaal im Herzen von Schloss Benrath

Schloss Benrath im Süden der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf ist eine ehemalige Residenz der Kurfürsten von der Pfalz. Ursprünglich diente das zwischen 1755 und 1771 erbaute Schloss als Sommer- und Jagdresidenz. Es entspricht der zeitgenössischen Vorstellung eines adeligen Lustschlosses (Maison de plaisance) und verknüpft über Blick- und Wegachsen Architektur und Landschaft.

Bei der Annäherung an den Komplex geht der Blick über den großen Schlossweiher zu der barocken Dreiflügelanlage, Dahinter, auf der Gartenseite, erstreckt sich ein riesiger Park mit dem großen Spiegelweiher als zentrale Sichtachse.

In der Mitte des fünfteiligen Gebäudeensembles befindet sich das Corps de Logis als Wohnsitz des Herrschers. Dieses Hauptgebäude mit knapp 80 Räumen bildet eine formale und funktionale Einheit mit den Gärten, den Gewässern und dem sich bis zum Rhein erstreckenden Park.

Die innere Struktur des Schlosses war für seine Zeit modern und effektiv auf eine reiche Hofhaltung eingestellt. In den dicken Innenmauern verläuft ein ausgeklügeltes Gangsystem für die Dienstboten mit eigenen Treppenhäusern, sodass der Fürst mit seinen Gästen möglichst wenig durch das Personal gestört wurde. Ein Regenauffangsystem sorgte dafür, dass stets genug Wasser für die gespülten Aborte zur Verfügung stand.

Heute ist das Corps de Logis öffentlich zugänglich, während sich in den Seitenflügeln ein großes Naturkundemuseum und das einzigartige Museum für europäische Gartenkunst befinden.

( MITI )

Marc Chagall im K20

Marc Chagall im K20
Düsseldorf, 22. April 2025

Die Ausstellung präsentiert mehr als 100 Werke

Die Kunstsammlung NRW zeigt im K20 Düsseldorf noch bis August eine sehr sehenswerte Ausstellung mit Werken des russisch-französisch Malers, die in Kooperation mit der ALBERTINA, Wien, entstanden ist.

Der als ältestes Kind einer jüdisch-orthodoxen Familie im heutigen Belarus aufgewachsene Chagall reflektierte Chagall zeitlebens seine Herkunft aus einem jüdischen Schtetl. Seine Bilder erzählen vom jüdischen Alltag und Gebräuchen, aber auch von Ausgrenzung und Pogromen. Sie handeln vom Trauma der Verfolgung, aber auch vom Traum eines besseren Lebens.

Chagalls fantastisch-poetischen Bildwelten sind von leuchtend intensiver Farbigkeit, seine Motive bleiben teilweise rätselhaft. Als junger Künstler in Paris experimentierte Chagall mit Fauvismus und Kubismus und verband die neuen stilistischen Tendenzen mit jüdischen Motiven und russischer Folklore.

Das war einzigartig in seiner Zeit und machte ihn zum „Wunderkind der Moderne“. In der Ausstellung werden nicht nur die malerischen Einflüsse auf das Frühwerk Chagalls nachvollziehbar. Zu entdecken ist ebenso die weniger bekannte gesellschaftskritische Seite des Künstlers, der lange mit der russischen Revolution sympathisierte und versuchte am revolutionären Umbruch mitzuwirken.

( MITI )

Weihnachten in den Fünfzigern

Weihnachten in den Fünfzigern
Düsseldorf, 11. Dezember 2024

Bundesdeutsche Wohnwelt in den 1950er Jahren

Als Babyboomer bin ich zu jung, um die 1950er Jahre leibhaftig und in voller Farbe miterlebt zu haben. Aber ich war schon als Kind immer wieder erstaunt, wenn ich bei uns zu Hause im Keller abgelegte Rest-Möbel oder Design-Objekte aus dieser Zeit entdeckt habe.

So bunt, organisch, exotisch, das konnte ich gar nicht mit meiner Vorstellung zusammenbringen, dass vor den Fünfzigerjahren die fürchterliche Nazi-Zeit gelegen hatte. Dabei ist genau das vielleicht die Erklärung und der Grund, warum plötzlich alles nicht mehr einfach nur rechtwinklig, monumental und braun sein sollte.

Ein Wiedersehen mit diesen Kindheitserinnerungen gab es für mich nun im Hetjens Keramikmuseum Düsseldorf, das gerade eine Sonderausstellung mit Keramik-Designs der 1950er Jahre präsentiert, und zwar Ostdeutsch, wie Westdeutsch. Der Unterschied in den Desginvorstellungen war damals noch gar nicht so groß.

Und weil gerade Advent ist, hat man die Ausstellungsstücke mit weihnachtlichen Asccesoires aus dieser Epoche umrahmt. Ein krasser Flashback.

( MITI )