Bouquet der Herbstfarben. Im Hintergrund das Kloster Marienthal.
Jetzt ist es uns doch noch geglückt, die wunderbaren Herbstfarben bei Sonnenschein zu erhaschen: in den Weinbergenan der Ahr. In den vergangenen zwei Wochen herrschte bei uns im Rheinland durchgängig graues, tristes Herbstwetter. Von Sonne keine Spur. Und nun sollen mit einem abrupten Wetterwechsel für zehn Tage Regen und Sturm Einzug halten. Na, prima.
Doch im Übergang zwischen den zwei Wetterphasen haben wir heute völlig unerwartet für drei Stunden die Sonne gesehen. Und zufälligerweise waren wir genau an der richtigen Stelle, um den Herbst für diesen kurzen Moment zu genießen. Herrlich, wie die Bäume und die Weinstöcke an der Ahr in Rot, Gelb, Orange, Grün und Violett erstrahlen. Könnten wir doch nur etwas mehr davon bekommen (please, please).
Eines der touristischen Highlights an der Ahr ist der ehemalige Regierungsbunker. Er wurde in den 1960er Jahren rund 20 km westlich der Bundeshauptstadt Bonn zum Schutz der Bundesregierung und zum Fortbestand der legislativen Ordnung im Falle eines Atomkriegs errichtet.
Die 17 km lange Anlage, die 3.000 Personen für bis zu 30 Tage Schutz vor Atombomben und radioaktiver Strahlung bieten sollte, war eines der geheimsten Projekte der Bundesrepublik Deutschland. Alle Unterlagen dazu liegen weiterhin im Bundesarchiv noch für mehrere Jahrzehnte unter Verschluss.
Doch im Stasi-Unterlagenarchiv lassen sich längst eine Vielzahl dieser Dokumente einsehen, weil die DDR-Auslandsspionage frühzeitig ihre Agenten unter den Handwerkern und Hausmeistern der Anlage platziert hatte. Ein Treppenwitz der Geschichte.
Die Bunkeranlage mit eigener Strom-, Wasser- und Luftversorgung, Krankenhaus, Großküchen, Materiallager und Dekontaminationseinrichtungen wurden in zwei Eisenbahnstollen des Ahrgebirges errichtet, die vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, aber nie für den Eisenbahnverkehr genutzt wurden.
Spartanisch: Schlafzimmer des Bundespräsidenten
Mit ihren 25 Tonnen schweren Sperrtoren waren die Bunker gegen nahe Explosionen von Atombomben in der Größe einer Hiroshima-Bombe geschützt. Doch im Kalten Krieg waren die Atombomben bereits einhundert mal so stark. Der tatsächliche Schutz im Ernstfall wäre also höchst fraglich gewesen.
Dennoch wurden die Bunker alle zwei Jahren im Rahmen von NATO-Übungen bezogen und dort für ein bis zwei Wochen gelebt. Die Spitzenbeamten der Bonner Ministerien mussten mit, Bundeskanzler, Bundespräsident und Bundestagspräsident ließen sich gerne vertreten. Unter Tage war man in der riesigen Anlage per Fahrrad oder mit einer Art Grubenbahn unterwegs.
Nach der Wiedervereinigung beschloss der Bundestag, die Anlage stillzulegen und aufgrund brandschutztechnischer Mängel und der hohen Unterhaltungskosten zurückzubauen. Von den 17 km blieben nur rund 230 Meter im Originalzustand zurück, in denen ein Museumsverein heute Führungen anbietet. Der Rest der Anlage ist nun wieder nackter Eisenbahntunnel.
Grundriss der Anlage
Querschnitt durch den Eisenbahnstollen
25 Tonnen schwere Schutztore
Dreifach-Verriegelung der Tor: elektrisch, hydraulisch oder manuell per Handkurbel
Dokontaminationsschleuse
Einer von zahlreichen Dieselgeneratoren
Steuerzentrale
Lüftungssteuerung
Basaltstollen für die Säuberung der Außenlust
Lorenbahn
Eine von mehreren Kommunikationszentralen
Senderaum
Laborraum
Bürozimmer für Ministerialbeamte
Plenarsaal von Rumpf-Bundestag und -Bundesrat
Empfangszimmer der Regierungsspitzen
Friseursalon
Mobiles zahnärzliches Behandlungszimmer
Küche des Sanitätstraktes
Tischgedeck
ABC-Schutzausrüstung für den Brandfall
Nur ein ganz kleiner Teil des riesigen Materiallagers
Für den unterirdischen Behördenverkehr
Rohrpoststelle
Obergeschoss des Tunnels mit Schlaf- und Waschräumen
Bis auf die Staatsführung kamen alle in Mehrbettschlafräumen unter
Wenn man sich Ahrweiler von Westen nähert, sieht man schon von weitem einen imposanten Gebäudekomplex etwas oberhalb der Stadt. Am frühen Abend laufe ich mit Doxi zu der Anlage zwischen Weinbergen am Rande des Ortes.
Es ist das ehemalige Kloster auf dem Kalvarienberg, das im Jahre 1630 von den Franziskanern errichtet wurde und ab 1838 von Ursulinen geführt wurde.
2017 musste das Kloster aus Altersgründen, Nachwuchsmangel und wegen seiner schlechten wirtschaftlichen Lage geschlossen werden. Die an das Kloster angeschlossene Realschule und das Gymnasium wurden in Stiftungen überführt und bestehen weiterhin.
Spannend finde ich die Geschichte, wie der Kalvarienberg zu seinem Namen kam: Nach seiner Rückkehr von einer Pilgerfahrt ins heilige Land 1440 fiel einem Ritter eine angebliche landschaftliche Ähnlichkeit von Ahrweiler mit Jerusalem auf. In der Ahr sah der Pilger den Bach Cedron, und der südlich gelegene Hügel schien dem Kalvarienberg in der Heiligen Stadt zu ähneln.
Der Rat und die Bürger von Ahrweiler fühlten sich bald verpflichtet, den Hügel dem gekreuzigten Heiland und seiner Mutter zu weihen. 1505 wurde dort die erste Kapelle errichtet. Darin befand sich bereits eine Kreuzigungsgruppe, die später in die zweite Kapelle und schließlich in die jetzige Klosterkirche übernommen wurde. Hinauf zum Kloster führt seit dieser Zeit ein Kreuzweg, der bis heute existiert.
Blick von Westen auf den Kalvarienberg ((Foto Uwe Rohwedder | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Marktplatz von Ahrweiler mit der St.-Laurentius-Kirche
Hier haben wir gestanden:
Stellplatz:
Wohnmobilstellplatz Bachem
Ort:
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Adresse:
Brückenstraße 6
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler
Geo-Koordinate:
50.53906N 7.09567E
Preis pro Nacht:
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 29.02.2024)
Zusatzinfo:
Ausgewiesene Flächen auf einem Parkplatz unmittelbar am Ahrradweg. Keine Infrastruktur. Für Fahrzeuge länger als 6,5 Meter nicht zu empfehlen. Historische Altstadt von Ahrweiler fußläufig in 5 Minuten.
Vom Kronenburger See bin ich rund 60 km nach Ahrweiler gefahren und dabei lange der Ahr stromabwärts Richtung Osten gefolgt.
Viel ist seit der verheerenden Flut geschehen, aber man sieht überall noch Baustellen und Behelfsbrücken, nicht wiederhergestellte Infrastruktur und Häuser im Abriss.
Auch im historischen Ahrweiler, 10 km vor der Flussmündung in den Rhein, sind noch nicht wieder alle Brücken hergestellt.
Der historische Ortskern mit seiner fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung war ebenfalls betroffen. So stand die Laurentiuskirche beispielsweise 1,5 Meter unter Wasser. Doch äußerlich sieht man in der Altstadt nicht mehr viel davon.
Die Stadtmauer zieht sich kreisförmig um die Stadt und besitzt vier Stadttore: Das Ahrtor, das Niedertor, das Obertor und das Adenbachtor. Idyllisch wirken auch die vielen Fachwerkhäuser am Markt und den beiden Einkaufsstraßen der weitgehend autofreien Altstadt.
Die St.-Laurentius-Kirche am Marktplatz gilt als älteste gotische Hallenkirche des Rheinlandes. Schön anzusehen auch das historische Rathaus und die wiedererrichtete Synagoge. Auf dem Weg nach Dernau, Mayschoß oder Altenahr bin ich schon so oft an Ahrweiler vorbeigefahren. Schön, dass ich hier endlich einmal Station gemacht habe.
Wanderkarte unserer Tour
Ahrtor am Südrand der Innenstadt
Historischer Schütze von Ahrweilwer
Stadtmauer mit Wehrgang
Katholische Pfarrkirche St. Laurentius
Katholische Pfarrkirche St. Laurentius
Pfarrhaus neben St. Laurentius
Fachwerk in der Altstadt
Fachwerk in der Altstadt
Fachwerk in der Altstadt
Fachwerk in der Altstadt
Fachwerk in der Altstadt
Ehemaliges Rathaus
Wiedererrichtete Synagoge
Niedertor
Obertor
Prächtiges Portal an einerm stattlichen Bürgerhaus
Luftbildaufnahme vom herbstlich gefärbten Aremberg
Der Aremberg im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler ist mit einer Höhe von 623,8 m.ü.N. der höchste Berg des Ahrgebirges in der Ahreifel. Sportflieger aus der Region kennen ihn gut.
Auch ich bin während meiner Pilotenausbildung regelmäßig am Aremberg vorbeiund manchmal auch darüber geflogen. Nun waren wir zum ersten Mal zum Wandern dort.
Vom Südhang des gleichnamigen Dorfes Aremberg unterhalb der Bergkuppe hat man bei guter Sicht einen prächtigen Fernblick in die Ahreifel.
Gut konnten wir am Horizont die Nürburg bei Adenau erkennen, wo ein Teilstück des Nürburgrings nach dem Aremberg benannt ist.
Wie uns die Wanderschilder verraten, ist Aremberg auch Etappenort des im November 2012 eröffneten Ahrsteigs, der von der Quelle der Ahr in Blankenheim bis zu ihrer Mündung in den Rhein bei Sinzig führt.
Für uns ging es vom Dorf Aremberg (240 Einw.) zunächst hinauf zu den Überresten der Burg Arenberg, die 1862 von den Franzosen geschleift wurde. Aus den verbliebenen Steinen der ehemaligen Anlagen hat man in jüngerer Zeit einen Aussichtsturm errichtet.
Anschließend ging es durch prächtigen Buchenwald hinunter ins malerische Dorf Eichenbach und von dort in einer langen Schleife wieder hinauf nach Aremberg. Eine sehr schöne Wanderung bei Sonnenschein, allerdings mit ganz schön vielen Höhenmetern.
Wanderkarte unserer Tour
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