Der südliche Pfälzerwald – das sogenannte Wasgau – ist für seine bizarren Buntsandsteinformationen bekannt, die sich vielerorts über die zerklüftete Landschaft erheben. Im Herzen dieser Region liegt der Ort Dahn und das Dahner Felsenland.
Die höchste Erhebung bildet hier der Große Eyberg mit einer Höhe von 513 m ü. NHN. Rund um Dahn und diesen Berg war ich heute mit Doxi auf einer zehn Kilometer langen Wanderung unterwegs.
In der waldreichen Gegend reiht sich eine markante Felsformation an die nächste, habe ich nach dieser herrlichen Tour den Eindruck. Viele davon tragen klangvolle Namen wie Ungeheuerfelsen, Lämmerfelsen oder Durstigfelsen.
Doch nicht alle sind wandertechnisch so gut erschlossen und bereits aus der Ferne weithin sichtbar wie der Jungfernsprung, ein mächtiger Felsvorsprung, der den Ortskern von Dahn teilt. Der Name geht auf eine Sage zurück, wonach ein junges Mädchen beim Beerensammeln im Wald von einem Unhold verfolgt wurde.
Auf ihrer Flucht kam sie an den Rand des 40 Meter hohen Felsens und stürzte sich aus Angst in die Tiefe. Doch wie durch ein Wunder fand sie nicht den Tod, weil sich ihr Rock wie ein Fallschirm aufblähte und den Sturz entscheidend abbremste. Also alles ganz schön pittoresk hier, nicht nur die Sagen 🙂
Der Grenzüberschreitende Wasgau
Der Jungfernsprung von Westen aus dem Womo gesehen
Manche hier haben die Felsnadel gleich hinterm Haus
Hier leutet der Buntsandstein richtiggehend rot
Jetzt blüht wieder der Ginster
Steil geht es über Stufen auf den Wachtfelsen hinauf.
Ausblick vom Wachtfelsen
Ausblick vom Wachtfelsen
Immer wieder tun sich mächtige Felswände auf
Immer wieder tun sich mächtige Felswände auf
Sagenfigur, aus einem Baumstamm geschnitzt
Der Ungeheuerfelsen …
… und das Ungeheuer ist sogar anwesend
Auf so manchen Felsnadeln wachsen Bäume
Hier sieht man gut die verschiedenen Schichten des Buntsandsteins
Man wähnt sich tief im Wald fernab der Zivilsation, und dann …
Panoramabild westlich von Dahn. Aufnahme vom Wachtfelsen.
Unterirdische Kapelle im Stollensystem der Gerstfeldhöhe
Den Westwall, das angebliche „Verteidigungsbollwerk“ der Nazis gegen den Erbfeind Frankreich, habe ich bei Familienausflügen in die Nordeifel schon als Kind kennengelernt. Dort sieht man die Panzersperren aus aufgerichteten Betondreiecken („Drachenzähne“) noch heute an ausgewählten Stellen, wie sie sich als markantes drei- oder vierreihiges Banddurch die hügelige Landschaft ziehen.
Bei Kriegsbeginn 1939 erstreckte sich der Westwall von der französischen Grenze bei Weil am Oberrhein bis hinauf nach Kleve am Niederrhein.
Auch alle Durchstöße – Straßen, Bäche und Flüsse – waren gegen das Anrennen feindlicher Panzerarmeen gesichert. Dabei waren es doch die Nazis, die längst den Angriffskrieg Richtung Westen geplant hatten.
Was ich bislang nicht wusste: Neben den Panzersperren umfasste der Westwall auch eine Vielzahl von Bunkern und unterirdischen Verteidigungsstellungen, vergleichbar mit der französischen Maginot-Linie.
Das meiste davon wurde von den alliierten Siegermächten zerstört, doch einige wenige Großanlagen sind erhalten geblieben, wie das Festungswerk Gerstfeldhöhe bei Pirmasens.
Dort sollten im Endausbau bis zu drei Wehrmachts-Kompanien tief unter der Erde stationiert und auch unterirdisch mit einer Lorenbahn schnell zur französischen Grenze befördert werden. Doch dazu kam es nie.
In einem Teil der kilometerlangen Anlage ist heute das Westwallmuseum untergebracht. Bei konstant 8 Grad Celsius und hoher Luftfeuchte werden im Berg neben Informationen zum Westwall und zur Stellung Gerstfeldhöhe auch Kriegsmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg präsentiert. Dabei versteht sich die Ausstellung ausdrücklich als Mahnmal gegen den Krieg, wie die Betreiber – ein öffentlicher Verein – immer wieder betonen.
Alles sehr interessant, sofern man geschichtlich interessiert ist, aber irgendwie auch ein wenig beklemmend und spooky. Hier möchte man nicht für Wochen oder Monate eingesperrt sein.
Der gesamte Westwall – von Weil am Rhein bis Kleve
Infos zur Anlage Gerstfeldhöhe
Plan der Anlage im Endausbau (nie vollendet)
Es sollte tief hinabin die Erde gehen
Die typischen Drachenzähne
Modell der oberirdischen Sperren des Westwalls
Alle Bestandteile des Westwalls waren standardisiert, wie diese Bunkerstellung
Auf dem alten Exerzierplatz geht der Markttag langsam zu Ende
Mein erstes Ziel auf dieser Reise ist der Pfälzerwald, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Ich bin vom Rheinland über die Vulkaneifel und den Hunsrück aus Richtung Nordwesten angereist und stoße am Westrand des Pfälzerwaldes zunächst auf die Stadt Pirmasens mit rund 40.000 Einwohnern.
Einem geflügelten Wort zufolge sei Pirmasens – ähnlich wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut worden. Tatsächlich zählt man sieben Erhebungen im Bereich der Kernstadt, es geht fast ständig rauf und runter, die Straßen sind vielfach steil.
Bei meinem Stadtbummel mit Doxi entdecke ich schnell: Der Stadt geht es aktuell nicht so gut – viel Leerstand und vor sich hin gammelnde Ecken. Die goldenen Zeiten sind definitiv vorbei.
Dabei erlebte Pirmasens als Garnison- und Residenzstadt im 18. Jahrhundert und später als deutsche Schuhmetropole im 19. und 20. Jahrhundert eine Blütezeit. Davon zeugen eine Reihe schöner Altbauten und Plätze, die zwischen 1870 und 1914 entstanden. Bis zu seiner großflächigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bestand das Stadtbild deshalb fast ausschließlich aus Bauten der Gründerzeit.
Zwischen den Blütephasen gab es immer wieder tiefgreifende wirtschaftliche Krisen. Auch heute befindet sich die Stadt nach der weitgehenden Verlagerung der Schuhproduktion ins Ausland noch in einem anhaltenden Strukturwandel.
Geblieben sind einige prächtige Bürgerhäuser und die alten Schuhfabriken, die in der Zeit des Wohlstands als regelrechte Prachtbauten des Modernismus errichtet wurden. Wenn man sich auf diese Stadtelemente fokussiert, macht Pirmasens einen richtig netten Eindruck.
Altes Rathaus am Schlossplatz
Aufgang vom Schlossplatz zur Pirminiuskirche
Oben der Stier, das Symobl der Stadt
Blick hinunter auf den Schlossplatz
Pirminiuskirche
Museum „Alte Post“
Der Carolinensaal am Alten Friedhof (Foto Felix König | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Lutherkirche und ehemalige Garnisonsschule
Bürgerhäuser aus der Gründerzeit
Bürgerhäuser aus der Gründerzeit
Prächtige Portale an erhaltenen Bürgerhäusern
Prächtige Portale an erhaltenen Bürgerhäusern
Prächtige Portale an erhaltenen Bürgerhäusern
Fassade nahe der Pirminiuskirche
Aufwändig gestaltetes Mosaik am Aufgang in der Schäferstraße
Das Günflächenamt gibt sich auf jeden Fall Mühe
Und immer wieder das Symbol der Stadt: Der Stier
Und immer wieder das Symbol der Stadt: Der Stier
Die ehemalige Schuhfabrik Rheinberger
Portal der Schuhfabrik
Heute ist in der Schuhfabrik das „Dynamikum“ untergebracht
Ehemalige Schuhfabrik Ludwig Kopp oberhalb der Schäferstraße
Panoramabild vom Exerzierplatz (Foto LoKiLeCh | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Heute habe ich einen bemerkenswerten Ort im Hunsrücker Hochwald nahe der Landesgrenze zwischen dem Saarland und Rheinland-Pfalz besucht: das privat betriebene Eisenbahnmuseum Hermeskeil. Die Ausstellung auf dem Gelände eines ehemaligen DB-Betriebswerks ist der Rost-gewordene Traum des Eisenbahnenthusiasten Bernd Falz.
50 Großdampfloks sowie einige Diesel- und E-Loks ruhen auf dem Gelände neben dem früheren Bahnhof. Viele rotten im Freien dicht an dicht auf den Gleisen vor sich hin, werden von Regen und Pflanzen langsam zersetzt. Moose und Flechten wuchern, Löcher klaffen, die Stahlhaut wirft Schuppen.
Man fragt sich unwillkürlich: Ist das jetzt ein Museum oder doch eher ein Friedhof? Wohl etwas von Beidem, denn selbst der Verfall kann das Majestätische der schweren Zugmaschinen mit ihren riesigen Kesseln und Motoren nicht überdecken. Die rostigen Riesen tragen ihre Patina mit Würde.
Außerdem stehen die größten Schätze des Museums gut erhalten und geschützt im Lokschuppen hinter der noch immer funktionstüchtigen Drehscheibe. Die älteste Zugmaschine ist eine preußische T3 aus dem Jahr 1913, eine der jüngsten eine Diesellok aus sowjetischer Produktion, die ab 1975 bei der Deutschen Reichsbahn in der DDR im Einsatz war. Spitzname der viel gefahrenen Baureihe 132/232: Ludmilla.
Was all diese Loks vereint, ist ihre ungeheure Größe. Man ist wirklich erstaunt, wenn man neben diesen riesigen Ungetümen steht oder einen der Führerstände erklimmt. Einige der Loks sind deutlich über 20 Meter lang und teilweise mehr als vier Meter hoch. Und sie wiegen bis zu 180 Tonnen.
Ihr Standort, das aufgegebene und heute zum Museum umfunktionierte Bahnbetriebswerk in Hermeskeil, wurde im Jahr 1888 errichtet. Einrichtungen wie diese waren im Zeitalter der Dampflokomotiven weit verbreitet und für den reibungslosen Eisenbahnbetrieb enorm wichtig. Die Dampfloks wurden hier gewartet und für den Betrieb vorbereitet. Dazu wurden die stählernen Ungetüme mit Wasser, Kohle und Bremssand befüllt, die Schlacke wurde entfernt, die Rauchkammern gereinigt, kleinere Reparaturen durchgeführt.
Durch den Traktionswechsel auf Diesel- und Elektroloks verloren die Bahnbetriebswerke immer mehr an Bedeutung. Ab 1956 löste die Deutsche Bundesbahn die meisten von ihnen auf.
Im Jahre 1976 begann Bernd Falz, Lokomotiven zu sammeln – keine Modelleisenbahnen, sondern echte. Zunächst von der Deutschen Bundesbahn ausgemusterte Dampfloks. Nach der Wende kamen Zugmaschinen aus den Beständen der Deutschen Reichsbahn hinzu, ebenso Loks der rumänischen und bulgarischen Eisenbahnen.
50 Exemplare stehen in Hermeskeil, 100 weitere Zugmaschinen aus seiner privaten Sammlung sind im brandenburgischen Falkenberg/Elster deponiert, 90 Kilometer südlich von Berlin. Beide Sammlungen können in den Sommermonaten besichtigt werden. Für Eisenbahnfans eine echte Augenweide.
Ehemaliger Bahnhof Hermeskeil
Ein echtes Liebhabermuseum
Im Lokschuppen stehen die größten Schätze
Ein Ungetüm neben dem anderen
Allein diese Laufräder sind fast zwei Meter hoch
Kessel und Instrumente einer Damplok
Ausblick des Lokführers
Blick in den Kohlentender
Der Stolz sozialistischer Lokproduktion – eine Ludmilla
Fast 20 Meter ist diese Lokomotive lang
Produktionsschild der russischen (tatsächlich ukrainischen) Erbauer
Er zählt zu den drei schönsten Wasserfällen der Eifel und er ist der einzige, der beständig wächst: Der Wasserfall Dreimühlen in der Gemarkung Üxheim-Ahütte fällt auf einer Breite von rund 12 Metern über zwei Stufen 6 m tief zum Ahbach hinab. Er wird vom kaltem, äußerst kalkhaltigen Wasser des Mühlenbachs gespeist und ist nach der benachbarten Ruine Dreimühlen benannt.
Wo das Wasser die Felsstufe hinunter zum Ahbach passiert, wächst ein Vorsprung, der Jahr für Jahr rund 10 cm in Richtung des Ahbachs voranrückt. Die Ursache dafür ist der starke Felchsbewuchs mit Laubmoosen, insbesondere Cratoneuron commutatum.
Gemeinsam mit Kieselalgen treiben die Moose die Felsbildung voran, weil dadurch die Oberfläche vergrößert und ausfallender Kalk gebunden wird. Pro Stunde sind dies etwa 0,5 kg, woraus sich eine Jahresmenge von etwa 4.500 kg ergibt.
Durch ihr ständiges Wachstumentgehen die äußeren Moosschichten der Überkrustung mit Kalk. Jedoch sterben die untersten Schichten direkt am Felsgestein nach und nach ab, werden überkrustet und bilden so fortlaufend neues, poröses Sintergestein. Daraus ergibt sich der beschriebene „Vortrieb“ des Felsens unter dem Wasserfall von rund 10 cm pro Jahr. Was es nicht alles gibt.
Erst mal Abrollen auf der Wiese vor der Nohner Mühle
Erst mal Abrollen auf der Wiese vor der Nohner Mühle
Erst mal Abrollen auf der Wiese vor der Nohner Mühle
Kapelle an der Nohner Mühle
Felsgestein an der Nohner Mühle
Der Ahbach windet sich durch das Tal unterhalb von Nohn
Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Noch einmal frisch imaginierte Skulpturen in der Art von Niki de Saint Phalle (1930-2002).
Meine Begeisterung für die Kunst und den Stil der französisch-schweizerischen Malerin und Bildhauerin ist ungebrochen. Bereits vor einigen Monaten hatte ich an dieser Stelle imaginierte Werke von ihr präsentiert (Link).
Jetzt habe ich noch einmal Objekte in ihrem Stil erstellen lassen, diesmal auch aus dem Bereich Architektur. Die Ergebnisse finde ich sehr spannend. Schade nur, dass es so ungleich viel mehr Aufwand braucht, ein solches Objekt/Gebäude zu erbauen, als mit der KI zu imaginieren 🙂
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