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Westwallmuseum Gerstfeldhöhe

Westwallmuseum Gerstfeldhöhe
Pirmasens, 26. April 2025

Unterirdische Kapelle im Stollensystem der Gerstfeldhöhe

Den Westwall, das angebliche „Verteidigungsbollwerk“ der Nazis gegen den Erbfeind Frankreich, habe ich bei Familienausflügen in die Nordeifel schon als Kind kennengelernt. Dort sieht man die Panzersperren aus aufgerichteten Betondreiecken („Drachenzähne“) noch heute an ausgewählten Stellen, wie sie sich als markantes drei- oder vierreihiges Band durch die hügelige Landschaft ziehen.

Bei Kriegsbeginn 1939 erstreckte sich der Westwall von der französischen Grenze bei Weil am Oberrhein bis hinauf nach Kleve am Niederrhein.

Auch alle Durchstöße – Straßen, Bäche und Flüsse – waren gegen das Anrennen feindlicher Panzerarmeen gesichert. Dabei waren es doch die Nazis, die längst den Angriffskrieg Richtung Westen geplant hatten.

Was ich bislang nicht wusste: Neben den Panzersperren umfasste der Westwall auch eine Vielzahl von Bunkern und unterirdischen Verteidigungsstellungen, vergleichbar mit der französischen Maginot-Linie.

Das meiste davon wurde von den alliierten Siegermächten zerstört, doch einige wenige Großanlagen sind erhalten geblieben, wie das Festungswerk Gerstfeldhöhe bei Pirmasens.

Dort sollten im Endausbau bis zu drei Wehrmachts-Kompanien tief unter der Erde stationiert und auch unterirdisch mit einer Lorenbahn schnell zur französischen Grenze befördert werden. Doch dazu kam es nie.

In einem Teil der kilometerlangen Anlage ist heute das Westwallmuseum untergebracht. Bei konstant 8 Grad Celsius und hoher Luftfeuchte werden im Berg neben Informationen zum Westwall und zur Stellung Gerstfeldhöhe auch Kriegsmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg präsentiert. Dabei versteht sich die Ausstellung ausdrücklich als Mahnmal gegen den Krieg, wie die Betreiber – ein öffentlicher Verein – immer wieder betonen.

Alles sehr interessant, sofern man geschichtlich interessiert ist, aber irgendwie auch ein wenig beklemmend und spooky. Hier möchte man nicht für Wochen oder Monate eingesperrt sein.

( MITI )

Pirmasens am Pfälzerwald

Pirmasens am Pfälzerwald
Pirmasens, 26. April 2025

Auf dem alten Exerzierplatz geht der Markttag langsam zu Ende

Mein erstes Ziel auf dieser Reise ist der Pfälzerwald, eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands. Ich bin vom Rheinland über die Vulkaneifel und den Hunsrück aus Richtung Nordwesten angereist und stoße am Westrand des Pfälzerwaldes zunächst auf die Stadt Pirmasens mit rund 40.000 Einwohnern.

Einem geflügelten Wort zufolge sei Pirmasens – ähnlich wie Rom – auf sieben Hügeln erbaut worden. Tatsächlich zählt man sieben Erhebungen im Bereich der Kernstadt, es geht fast ständig rauf und runter, die Straßen sind vielfach steil.

Bei meinem Stadtbummel mit Doxi entdecke ich schnell: Der Stadt geht es aktuell nicht so gut –  viel Leerstand und vor sich hin gammelnde Ecken. Die goldenen Zeiten sind definitiv vorbei.

Dabei erlebte Pirmasens als Garnison- und Residenzstadt im 18. Jahrhundert und später als deutsche Schuhmetropole im 19. und 20. Jahrhundert eine Blütezeit. Davon zeugen eine Reihe schöner Altbauten und Plätze, die zwischen 1870 und 1914 entstanden. Bis zu seiner großflächigen Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bestand das Stadtbild deshalb fast ausschließlich aus Bauten der Gründerzeit.

Zwischen den Blütephasen gab es immer wieder tiefgreifende wirtschaftliche Krisen. Auch heute befindet sich die Stadt nach der weitgehenden Verlagerung der Schuhproduktion ins Ausland noch in einem anhaltenden Strukturwandel.

Geblieben sind einige prächtige Bürgerhäuser und die alten Schuhfabriken, die in der Zeit des Wohlstands als regelrechte Prachtbauten des Modernismus errichtet wurden. Wenn man sich auf diese Stadtelemente fokussiert, macht Pirmasens einen richtig netten Eindruck.

( MITI )