Acht Jahre ist es bereits her, dass ich zuletzt am Nordostsee-Kanal die dicken Pötte bestaunt habe. Nun stehe ich erneut in Schacht-Audorf direkt am Kanal und habe das Glück, einen Platz in der ersten Reihe auf dem beliebten Womo-Stellplatz ergattert zu haben.
Im Viertelstunden-Rhythmus kommen Schiffe vorbei, manchmal gleich mehrere hintereinander. Aber hier immer nur in einer Richtung, weil der Kanal nicht breit genug ist, damit sich die ganz großen Schiffe kreuzen könnten.
Man hört die Frachtschiffe bereits von weitem tuckern und blubbern, auch wenn sie auf dem Kanal bei weitem nicht mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs sein dürfen.
Ihre Positionen lassen sich außerdem auf diversen Seiten im Internet verfolgen. So weiß man immer schon im Voraus, wer wann am Womo-Fenster vorüberziehen wird.
Denn Fracht- und Passagierschiffe müssen ihre Positionen über ein automatisiertes System regelmäßig melden, und diese Daten sind öffentlich verfügbar.
Ich genieße es, einmal nicht den gesamten Tag zu laufen, sondern ein wenig am Laptop zu arbeiten und regelmäßig aufzuschauen, wenn wieder ein großes Schiff vorüberzieht.
Von Flensburg fahren wir am Morgen weiter ins beschauliche Ostseebad Eckernförde in der gleichnamigen Bucht, auf halber Strecke zwischen Kiel und Schleswig.
Wir parken am Stadtrand und laufen drei Kilometer am schmalen Ostseestrand und durch den hübschen Kurpark entlang ins Zentrum und zum Hafen.
Der Morgen ist bedeckt und deshalb ist am Strand nichts los – außer am 500 Meter langen Hundestrand, wo sich die Vierbeiner vergnügt ins Wasser werfen.
Die Ostsee liegt ganz ruhig da, und so möchte man kaum glauben, dass die gesamte Innenstadt bei Sturmhochwasser bereits mehrfach überschwemmt wurde. Am schlimmsten beim Ostseesturmhochwasser 1872, das das gesamte Stadtgebiet unter Wasser setzte. Mehr als 100 Familien wurden damals obdachlos.
Interessant finde ich, dass in der Stadt über Jahrhunderte auch dänisch gesprochen wurde. Historisch reichte der Sprachraum des Südjütischen bis an die Linie Eckernförde-Treene-Husum.
Die Stadt lebt heute überwiegend vom Tourismus, getrieben durch den vier Kilometer langen Sandstrand, eine sehenswerte Innenstadt und den Jacht- und Fischereihafen.
Ein wichtiger Arbeitgeber vor Ort ist die Bundeswehr. Das Kommando Spezialkräfte der Marine und das Seebataillon der Deutschen Marine sind in Eckernförde stationiert. Auch eine Wehrtechnische Dienststelle der Bundeswehr für Schiffe und Marinewaffen befindet sich in der Stadt. Aus der Ferne kann ich am Rande der Bucht zwei Fregatten ausmachen. Alles wirklich ganz schön maritim, hier.
Blick vom Museumsberg hinunter zur Flensburger Förde im Licht der untergehenden Sonne
Wie unterschiedlich man eine Stadt doch erleben kann.Vor sechs Jahren war ich schon einmal mit dem Womo und Doxi in Flensburg.
Damals standen wir unten auf Meeresniveau an der Flensburger Förde und waren vor allem in der Altstadt und rund um den Hafen unterwegs.
Das war schon beeindruckend. Aber den Museumsberg und die vielen Straßenzüge mit prächtigen Villen und Bürgerhäusern aus preußischer Zeit am Hang oberhalb der Förde habe ich damals verpasst, wie ich nun entdeckt habe.
Diesmal stehen wir mit dem Womo etwas außerhalb des Zentrums. Deshalb bin ich mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs und dabei noch einmal auf ganze andere Viertel gestoßen. Und da ich mich für Architektur sehr begeistern kann, war das höchst spannend.
Vor allem habe ich entdeckt, dass der Jugendstil für die Stadtentwicklung zwischen 1902 und 1910 eine wichtige Rolle gespielt hat. Auf dem Museumsberg gibt es extra eine kleine Stadtroute zu diesem Thema.
Einer der Pioniere und Vordenker des Jugendstils, der Maler und Kunsthandwerker Hans Christiansen (1866-1945), kam aus Flensburg und hat hier bleibende Spuren hinterlassen. Es wird sogar von einem „Flensburger Jugendstil“ gesprochen, der noch einmal etwas andere Nuancen gesetzt hat, als das, was später unter dem Begriff Jugendstil im deutschsprachigen Raum in Mode kam.
Bei meinem ersten Flensburg-Besuch vor sechs Jahren war mir vollkommen entgangen, wie viele prächtige Bürgerhäuser und Villen aus der preußischen Zeit und im Stil des Historismus es in der Stadt gibt. Insbesondere in den Stadtteilen, die sich westlich der Förde am Hang befinden, also Neustadt und Westliche Höhen. Dort war ich heute, bei meinem zweiten Flensburg-Besuch, unterwegs und habe reiche „Beute“ gemacht.
Nun bin ich ein kleiner Dänemark-Kenner.14 Tage war ich mit dem Wohnmobil und Doxi in Jütland unterwegs.
An mehr als 40 Stationen haben wir Halt gemacht, sind gewandert und haben interessante Städte und ganz viel Natur entdeckt. Und das alles bei vollem Sonnenschein und zumeist 16 bis 19 Grad. Lediglich zweimal hat es geregnet. Das war einfach nur herrlich.
Von Sylt aus sind wir mit der Fähre auf die Insel Römö übergesetzt und haben uns dann Schritt für Schritt entlang der Westküste bis zum nördlichsten Punkt von Dänemark voran gearbeitet. Daneben immer wieder Abstecher ins Landesinnere, um Städte zu entdecken oder in Naturschutzgebieten zu wandern.
Auf dem Rückweg ging es entlang der Ostseeküste, die etwas weniger zum Wandern einlädt, dafür aber die größten Städte von Dänemark beheimatet. Insbesondere Aalborg, Aarhus und Odense sind wirklich sehenswert und mit hoher Lebensqualität verwöhnt.
Nur bis Kopenhagen, ganz im Osten, direkt vor Schweden, haben wir es diesmal nicht geschafft. Das holen wir im Rahmen einer zukünftigen Schweden-Tour nach.
Die Dänen haben wir als freundliches und kultiviertes Volk mit hervorragenden Englischkenntnissen und guten Manieren kennengelernt. Niemand geht bei Rot über die Straße, ganz viele tragen Fahrradhelme, man nimmt Rücksicht im Straßenverkehr und kaum jemand lässt Müll oder Hundekot einfach so liegen. Nur, wenn man mit dem Womo einfach so über Nacht in der Gegend herumsteht, werden sie ganz schnell fuchsig.
Die Natur ist im Westen geprägt vom Meer, mit Kiefernwäldern, Dünen, teilweise Salzwiesen und endlosen Stränden. In der Mitte wird es hügelig, mit Mischwäldern und viel Wasser an Seen und Fjorden. Im Osten ist die Küste nicht ganz so einladend, dafür ist es dort urbaner.
Nur schade, dass Dänemark vom Rheinland doch ganz schön weit entfernt ist. Sonst wäre ich gerne öfters dort, auch wenn ich nun einen guten Teil des Landes auf dieser tollen Tour bereits gesehen habe.
Alle Fotos und Beiträge von dieser ereignisreichen Tour gibt es hier.
Auf dem Weg von Odense zur deutschen Grenze besuchen wir noch die Stadt Kolding. Es ist unsere letzte Station auf dieser zweiwöchigen Womo-Tour durch Jütland.
Mehr als 40 kleine und größere Ort haben wir in dieser Zeit gesehen und uns erwandert – auch viel Natur.
Markant an der 60.000-Einwohner-Stadt Kolding ist besonders das Schloss, das sich auf einem kleinen Hügel zwischen der Altstadt und einem See erhebt.
Schloss Koldinghus stammt im Kern aus dem 13. Jahrhundert, brannte jedoch 1808 fast komplett nieder. Im Verlauf von fast zwei Jahrhundert wurde es danach Schritt für Schritt rekonstruiert.
In der Altstadt gefällt mir besonders gut das historische Rathaus am Marktplatz mit einer Brunnenskulptur im Hinterhof, die mich an das belgische „Männeken-Pis“ erinnert.
Kolding boomt seit einigen Jahren, weil es am Schnittpunkt der dänischen Nord-Süd- und Ost-West-Autobahnen liegt. Das Zentrum wirkt liebevoll gepflegt, mit viel Grün und Wasser und großen Spielplätzen. Ein angenehmer Ort.
Wanderkarte unserer Tour
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