Für Schiffe, die von der Nordsee kommend zur Ostsee wollen, beginnt in Brunsbüttel der Einstieg in den Nordostsee-Kanal. Das wollte ich gerne einmal sehen.
Historisch gibt es in Brunsbüttel vier Schleusen am Übergang zwischen der Elbe und dem Kanal: zwei kleine aus dem Jahr 1895 und zwei große aus dem Jahr 1914.
Doch selbst die großen Schleusen mit einer Länge von 320 m einer Breite von 42 m sind längst nicht mehr ausreichend für die riesigen Schiffe, die heute auf den Weltmeeren verkehren.
Deshalb baut man auf der Schleuseninsel von Brunsbüttel zwischen den kleinen und den großen Schleusen seit 2014 an einer fünften Schleuse.
Statt der veranschlagten sieben Baujahre bei 485 Millionen Euro Kosten ist man mittlerweile bei mindestens zehn Baujahren und 800 Millionen Euro angekommen. Aber 2024/205 solle die neue Schleuse tatsächlich in Betrieb gehen, so sieht es derzeit aus. Man darf gespannt sein.
In der Mitte zwischen den alten Schleusen entsteht die neue
Projekttafel an der fünften Schleuse
Kaiserliches Wappen an der Schleuseninsel
Noch ist die große Schleuse #1 leer
Das erste Schiff fährt von der Elbe in die Schleuse
Das zweite Schiff kommt hinterher
Dann schließt sich das Schleusentor
die Beiden Schiffe in der Schleuse, gleich beginnt der Anstieg
Selbst die hässlichsten Städte haben schöne Ecken. Man muss sie nur finden, auch wenn das manchmal etwas dauert.
In Itzehoe bin ich eine halbe Stunde durch die wirklich trostlose Haupteinkaufstraße im 1950er Jahre-Look geirrt,bis ich hinter der St. Laurenti Kirche den alten Klosterhof entdeckt habe.
Und der ist wirklich bezaubernd, auch einige Häuser drumherum. Die Anlage geht auf ein 1256 gegründetes Zisterzienserinnenkloster zurück, das innerhalb der Stadt ein eigenes Recht besaß.
1541 wurde das Kloster im Zuge der Reformation in ein adliges evangelisches Damenstift umgewandelt, das noch heute existiert.
Der noch bestehende Klosterhof gehört zu den ältesten erhaltenen Bereichen in Itzehoe. Die übrige mittelalterliche Bausubstanz wurde 1657 von schwedischen Soldaten fast völlig zerstört.
Als komplettes Ensemble vermittelt der Bereich einen sehr schönen Eindruck davon, wie es im (spät-) mittelalterlichen Itzehoe wohl ausgesehen haben mag.
Die Stadt am Fluss Stör in einer hügeligen und stark bewaldeten Umgebung war damals eine der reichsten in Holstein. Schön, dass ich das noch entdeckt habe.
Die Schwebefähre von Rendsdorf ist etwas ganz Besonderes: Als einzige von nur acht Schwebefähren weltweit hängt sie unter einer Eisenbahnbrücke.
12 Steilseile verbinden die Fähre mit einer elektrisch angetriebenen Rollkonstruktion, die den Untergurt der Brücke U-förmig umfasst. Pro Fahrt kann die Fähre bis zu vier Fahrzeuge und 100 Fußgänger/Radfahrer über den Nordostsee-Kanal befördern.
Seit der Eröffnung am 2. Dezember 1913 gilt der gleiche Fahrplan: Von 5 Uhr bis 23 Uhr wird viertelstündlich gefahren. Das Übersetzen ist kostenlos, so hat es der Kaiser bestimmt!?
Als ich vor acht Jahren schon einmal Rendsburg besuchte, war der Betrieb eingestellt, nachdem die alte Fähre bei einer Kollision mit einem Schiff schwer beschädigt worden war. Nach einigen zwischenzeitlichen Pannen und Defekten ist die neue Fähre erst seit Januar 2023 wieder im dauerhaften, regulären Betrieb.
Ich freue mich darauf, jetzt einmal mit der Schwebefähre übersetzen zu können. Mit Doxi laufe ich von unserem Stellplatz am Kanal drei Kilometer zur Fähre, doch die hat gerade Frühstückspause: Täglich von 10:30 bis 11:00, wie seit mehr als einhundert Jahren 🙂
Als wir anschließend auf die andere Kanalseite bei Rendsburg übersetzen, bekomme ich endlich einmal die Begrüßungsanlage zu sehen. Vom Restaurant Brückenterrassen am Ufer unterhalb der Brücke werden seit 1997 ankommende Schiffe täglich von 10 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit durch das Dippen der jeweiligen Nationalflagge und das Anspielen der Nationalhymne begrüßt.
Ich warte, bis das nächste Schiff begrüßt wird,und frage mich, wie man das als Anwohner wohl aushalten kann. Dann laufe ich mit Doxi am Kanal zurück Richtung Schacht-Audorf, wo wir mit der regulären Schiffsfähre wieder zu unserem Stellplatz übersetzen. Acht Kilometer sind wir auf diese Weise unterwegs, und da uns die Sonne ordentlich einheizt, soll das für diesen Morgen auch erst einmal genug sein.
Wanderkarte unserer Tour
Annäherung an die Brücke
Auch tierische Bewohner gibt es an der Brücke
Das nächste Schiff passiert die Hochbrücke
Die Schwebefähre hat Platz für vier Autos und 100 Fußgänger
Auf der Schwebefähre
12 Stahlseile halten die Fähre
Wir schweben in einigen Metern Höhe über dem Kanal
Restaurant mit Begrüßungsanlage
Die Wendeltreppe führt zur einer Aussichtsplattform auf der Brücke
Reste der historischen Bausubstanz findet man in Rendsburg vor allem in der Altstadt, sowie rund um den ehemaligen Paradeplatz im Stadtteil Neuwerk. Dort habe ich auch einige schöne alte Türen entdeckt.
Bevor die Sonne untergeht, setze ich mit der Fähre von Schacht-Audorf über den Nordostsee-Kanal und radel für eine kleine Ortsbesichtigung ins Zentrum von Rendsburg.
Der Ort war mir in der Vergangenheit vor allem durch die zwei Hochbrücken bekannt, die hier den NOK queren: Die der Bundesautobahn A7 sowie die Rendsburger Eisenbahnbrücke, die auch die berühmte Schwebefähre über den Kanal trägt. Beides ein Technikdenkmal.
Hoch müssen die Brücken sein, weil auf dem NOK seegängige Schiffe mit einer Höhe von bis zu 40 Metern über der Wasserlinie verkehren können.
Weil der Bahnhof Rendsburg nur einen Kilometer vom Kanal entfernt liegt, konnte die zu erreichende Höhe nicht auf dieser kurzen Zugwegstrecke realisiert werden.
Deshalb wurde zwischen dem Bahnhof und der Brücke eine Schleife errichtet, in der die Züge auf einem Viadukt aus Stahl an Höhe gewinnen. Der darunter liegende Stadtteil erhielt passenderweise den Namen „Schleife“.
Wie die tonnenschweren Personen- und Güterzüge in lichter Höhe weit über den Dächern der Häuser verkehren, ist sicher einmalig in Deutschland.
Rendsburg erweist sich bei meinem Besuch als historisch interessantes Städtchen, wenngleich insbesondere im Bereich der Altstadt etliche Häuser dem Verfall preisgegeben sind. Dort und rund um den Paradeplatz am ehemaligen Schloss heben sich jedoch auch viele historische Bauten erhalten.
Es gibt ein schönes Theater, ein Kanalmuseum, ein Jüdisches Museum, mehrere Kirchen, einen ausgedehnten Stadtpark und vielerlei gastronomische Angebote. Auf jeden Fall deutlich mehr, als nur zwei Hochbrücken 🙂
Die Fähre bringt mich über den Kanal nach Rendsburg
Die Nordmarkthalle
Stadttheater
Haus am Rathausplatz
Skulptur vor dem Rathaus
Fachwerk in der Haupteinkaufstraße
Historischer Hof
Seitenflügel des ehemaligen Schlosses
Bürgerhäuser in Neuwerk
Bürgerhäuser in Neuwerk
Hof am Paradeplatz
Stelzen der Eisenbahnschleife
Hoch über den Dächern der Häuser gleiten die Züge dahin
Der Damm kurz vor der Brücke
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