Wunderkammer im Schloss Rheydt
Schloss Rheydt vor den Toren von Mönchengladbach ist das einzige vollständig erhaltene Renaissance-Schloss am Niederrhein. Schon häufig war ich in dem umgebenden Park unterwegs, aber noch nie im Schloss selbst. Otto von Bylandt, Rat am Hofe Herzog Wilhelms von Jülich, ließ es zwischen 1558 und 1591 durch den Baumeister Maximilian von Pasqualini errichten.
Die dreiteilige Anlage besteht aus Torburg, Vorburg und Herrenhaus mit Arkadengang. Außen herum befinden sich fünf Bastionen und ein Wassergraben, der von der Niers gespeist wird. Darunter im Boden versteckte Kasematten.Zur Finanzierung des aufwändigen Schlossbaus presste Otto von Byland seine untertänigen Rheydter Bürger dermaßen aus, dass diese sich mehrfach Hilfe suchend an den übergeordneten Landesherrn wandten. In der Folge verweigerten die Untertanen Bylandt bei seiner Bestattung im Jahr 1591 das letzte Geleit.
Auf dem zentralen Platz der Anlage vor dem Herrenhaus tummeln sich bis heute Pfauen, die derzeit noch mit ihrem Frühjahrsnachwuchs herumstolzieren. Die kleinen Küken folgen ihren Müttern auf Schritt und Tritt. Wo die Mama etwas vom Boden aufliest, da picken auch die Kleinen hin.
Die prächtige Schlossanlage wurde über die Jahrhunderte wenig zerstört. Sie beherbergt heute ein umfangreiches Museum zur Geschichte der Renaissance, zur Baugeschichte des Schlosses und zu ihren Besitzern, das ich nun endlich einmal besucht habe.
Die Ausstellung ist liebevoll aufbereitet und multimedial hervorragend erschlossen: Es gibt eine App fürs Smartphone mit Audio-Guides zu vielen Ausstellungsstücken, sowie eine Augmented-Realitiy-Funktion. Sobald man mit dem Smartphone auf ein entsprechend gekennzeichnetes Exponat zeigt, erscheint auf dem Bildschirm ein virtueller Museumsführer:in, der kompetent vielfältige Informationen und Hintergrundwissen vermittelt.
Die Ausstellung präsentiert Gemälde und Objekte aus der Zeit, in der das Schloss seine Blüte erlebte: Alltagsgegenstände, Prunkstücke, Waffen, Tapisserie. Besonders beeindruckend: Die für diese Zeit typische Wunderkammer mit Objekten aus aller Welt, die dem Schlossherrn zur Zierde gereichen sollte.