Stahlträgerviadukt der 1906 errichteten Hülsbachtalbrücke
Heute mal eine kleine Rundreise durch den Oberen Westerwald nahe der Landesgrenze zwischen Rheinland-Pfalz und Hessen. Unsere erste Station ist Westerburg an der Mündung des Schafbachs in den Hülsbach.
Das markante Bauwerk am Ortseingang ist das große stählerne Eisenbahnviadukt von 1906, welches das Hülsbachtal überspannt. Dahinter der im Tal liegende Ortskern mit leider nur wenig erhaltenen Fachwerkhäusern. Und das ist kein Zufall, denn 1814 brannte das Unterdorf vollständig ab.
Über dem Ortszentrum erhebt sich der Schlossberg, der vom Brand weitgehend verschont bliebt. Oben thront das Schloss Westerburg, das als Burg wohl im 12. Jahrhundert entstanden ist.
Die Burg war über mehrere Jahrhunderte die Residenz eines Zweiges der Grafen zu Leiningen-Westerburg. Heute befindet sie sich in Privatbesitz. Sie beherbergt ein Restaurant und eine Zahnarztpraxis für Menschen mit blauem Geblüt (nur Spaß).
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 22.05.2025)
Zusatzinfo:
Schön gelegener Parkplatz nahe des Dreifelder Weihers neben dem Parkplatz des Golfplatzes. Keine Infrastruktur.
Das Schöne, aber zuweilen auch herausfordernde beim Womo-Reisen ist ja, dass man ständig neu entscheiden muss, wohin man sich als Nächstes wenden will. Nach meinem Besuch in Montabaur stand ich heute vor der Frage, soll mich der Weg nun nach Westen hinunter ins Rheintal führen, oder nach Osten in den Westerwald.
Ich habe mich nach einigem Hin und Her für den Westerwald entscheiden. Einfach weil ich dort mehr Schatten vermute, als im engen Rheintal, wo der Platz häufig knapp ist und Bäume auf den Stellplätzen deshalb eher die Ausnahme. Und Schatten ist bei der aktuellen Wetterlage (viel Sonne) für uns wichtig.
Gelandet bin ich im kleinen Ort Dreifelden auf einem kostenlosen Wanderparkplatz in unmittelbarer Nähe des Dreifelder Weihers. Er ist der größteSee der im Mittelalter künstlich geschaffenen Westerwälder Seenplatte.
Der etwa zwei Kilometer lange und ein Kilometer breite Teich entstand am Ende des Dreißigjährigen Kriegs im Auftrage des Grafen Friedrich III. zu Wied (1634–1698) zum Zwecke der Fischzucht. Wie auch die anderen Teiche kann er deshalb für die Fischernte abgelassen werden, was auch regelmäßig im Herbst geschieht.
Weite Teile des Dreifelder Weihers und seiner Umgebung sind aufgrund ihrer Verlandungszonen mit seltenen Pflanzen- und Tierarten als Naturschutzgebiete ausgewiesen. Sie befinden sich seit 2019 im Besitz der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe. Nur rund ein Drittel des Uferbereichs ist deshalb frei zugänglich. Dort residiert auch ein beliebter Campingplatz.
Am Abend laufe ich mit Doxi auf einer sieben Kilometer langen Wanderung einmal um den See. Passenderweise ist die Runde durch Schilder mit der Aufschrift 7 ausgewiesen. Nicht überall kommt man direkt an den See heran, aber dafür geht es auch durch schönen Wald.
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 22.05.2025)
Zusatzinfo:
Großer Schotterparkplatz unterhalb der Altstadt, wird einmal im Jahr auch als Festplatz genutzt. Keine Infrastruktur.
Von Flacht bei Limburg fahren wir in nördlicher Richtung nach Montbauer im Herzen des Westerwaldkreises. Die Stadt liegt rund 20 km nordöstlich des Rheintals bei Koblenz in einer Senke des Westerwalds.
Die Geschichte von Montabaur lässt sich bis in das Jahr 959 zurückverfolgen, als das heutige Schloss als „Kastell auf dem Humbacher Hügel“ erstmals urkundlich erwähnt wurde.
Als der Trierer Erzbischof Dietrich von Wied um 1217 von einem Kreuzzug aus dem Heiligen Land zurückkehrte, war das Kastell zerstört. Er ließ die Burg wieder errichten und nannte die zugehörige Siedlung aufgrund der Ähnlichkeit des Humbacher Hügels mit dem Berg Tabor im heutigen Israel,Mons Tabor. Daraus wurde Montabaur.
Heute ist Montabaur u.a. bekannt für seine hübsche und gut erhaltene Altstadt, ein überregional bedeutsames Outlet-Center und als Sitz des Telekommunikationsanbieters 1&1.
Das Schloss im Herzen der Stadt befindet sich seit 1969 im Besitz der Deutschen Genossenschaftskasse und dient heute als bundesweites Tagungs- und Ausbildungszentrum für die Führungskräfte von Raiffeisen- und Genossenschaftsbanken. Es ist perfekt in Schuss und das Wahrzeichen von Montabaur, das man schon aus der Ferne von der Autobahn A3 aus wahrnimmt.
Unterwegs in den Feldflächen oberhalb unseres Stellplatzes
Hier haben wir gestanden:
Stellplatz:
Parkplatz am alten Sportplatz (kein offizieller SP)
Ort:
Flacht
Adresse:
Bahnhofsweg
65558 Flacht
Geo-Koordinate:
50.3436N, 8.0557E
Preis pro Nacht:
kostenlos / kein Strom verfügbar (Daten vom 22.05.2025)
Zusatzinfo:
Einfacher, aber ruhiger Großparkplatz auf Schotter am Rande von Flacht.
Man ist das warm heute. Ich brauche einen Stellplatz im Schatten, am besten nicht weit weg von der A3, auf der wir heute Richtung Rheinland unterwegs sind. Doch mein erster Versuch in Bad Camberg scheitert. Auf dem kostenlosen Stellplatz im Ortszentrum stehen wir in der prallen Sonne. Das funktioniert nicht.
Doch 20 km weiter, südlich von Limburg an der Lahn, werde ich fündig. In der kleinen Gemeinde Flacht im flachsten Teil des Aartals (nicht die Ahr mit H) gibt es am Ortsrand einen großen Schotterplatz mit Bäumen.
Wir stehen zwischen einem ehemaligen Fußballplatz und einer stillgelegten Eisenbahnstrecke mit gutem 4G-Empfang und einem schönen Blick aus dem Fahrzeug auf blühende Rapsfelder. Keine Verbotsschilder für Womos weit und breit – hier bleiben wir über Nacht. Wunderbar!
Am Abend erkunde ich mit Doxi die leicht hügelige Umgebung unseres Stellplatzes. Viele Pferdeweiden gibt es hier und Feldflächen mit Weizen. Dazwischen immer wieder einzelne Baumgruppen, aber nur wenige asphaltierte Feldwege. Dafür frisch gemähte Traktorwege und Trampelpfade, denen auf wir auf einer 6 km Runde folgen.
Zwischendurch geht es dabei auch mal ordentlich durch die Brennnesseln, aber dafür werden wir immer wieder mit schönen Fernblicken belohnt. Eine ruhige, in dieser Jahreszeit lieblich wirkende Gegend.
Skulpturen im Innenhof des ehemaligen Jesuitenklosters
Im ehemaligen Jesuitenkloster im Herzen der Altstadt von Aschaffenburg ist neben dem Schad-Museum auch die „Kunsthalle Jesuitenkirche“ untergebracht. In dem komplett renovierten und absolut sehenswerten Bau zeigt die Stadt regelmäßig wechselnde Kunstausstellungen.
Die aktuelle Schau unter dem Titel „Woher – Wohin?“ ist dem Wirken herausragender Aschaffenburger Künstlerpersönlichkeiten nach dem Zweiten Weltkrieg gewidmet.
Die Ausstellung geht der Frage nach, ob die bemerkenswerte kulturelle Entfaltung Aschaffenburgs nach dem Ende der Nazi-Herrschaft das Resultat einer glücklichen Fügung ist oder eine tiefere historische Grundlage hat.
Anlass ist der 100. Geburtstag einiger Maler und Skulpturenkünstler aus diesem Kreis: Walter Helm († 1987), Erwin Rager († 1991), Joachim Schmidt († 2017), Wera Schröner († 2019), Gunter Ullrich († 2018) und Ernst Vollmer († 1991).
Die meisten von ihnen waren Teil einer Künstlergruppe, die sich in den beginnenden 50er-Jahren formiert hat, als allgemein eine Aufbruchstimmung in der westdeutschen Kunstszene aufkam. Ihre Stile und Techniken stehen für ganz unterschiedliche Ansätze, und ich finde es spannend, das alles nebeneinander zu sehen. Viele der ausgestellten Werke wirken auf mich auch heute noch aktuell.
Christian Schad (1894–1982) zählt zu den bedeutenden deutschen Künstlern der Moderne. Er gilt als Leitfigur der Neuen Sachlichkeit der 1920er-Jahre in Europa. Schad lebte nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu seinem Tode lange in Aschaffenburg und hatte eine besondere Beziehung zu der Stadt.
Zwei Jahre vor ihrem Tod im Jahre 2002 vermachte seine Witwe Bettina Schad den gesamten Nachlass ihres Mannes der Stadt Aschaffenburg. Aus diesem unschätzbaren Fundus ging das Christian Schad Museum im Herzen der Altstadt hervor, das 2022 eröffnet wurde und das ich heute besucht habe.
Schads Schaffen reflektiert einen großen Teil der bedeutenden Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts vom Dadaismus und Expressionismus bis hin zu den Experimenten in der Kunst nach 1945, dem Magischen Realismus.
Er wuchs in München auf, lebte einige Jahre in der Italien und in der Schweiz, kam 1925 nach Wien und später nach Berlin und schließlich Aschaffenburg, wohin ihn ein großer Auftrag in der NS-Zeit geführt hatte.
Seine Fotogramme oder „Schadographien“, die er in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte und in den 1960er-Jahren wieder aufgriff, begründen neben seinen modernen Ikonen der Neuen Sachlichkeit heute den Weltruhm Christian Schads.
Gemeinsam mit Otto Dix, George Grosz, Rudolf Schlichter, Karl Hubbuch und Richard Ziegler wird Schad zu den wichtigsten Vertretern des Verismus gezählt.
Das Museum stellt nicht nur eine Vielzahl seiner Werke aus, sondern reflektiert auch sein Leben und die verschiedenen Schaffensperioden auf drei Etagen in einer aufwändig kuratierten Ausstellung. Bilder im Stile der Neuen Sachlichkeit sind mir immer wieder begegnet, aber nun habe ich auch etwas mehr über den Kunst- und Kulturhistorischen Hintergrund dazu erfahren. Eine ganz wunderbare Ausstellung und ein wirklich toll inszeniertes Museum, finde ich.
Aufnahmen aus Schads Leben
Multimediale Inszenierung seiner Werke aus dem Bestand des Museums
Schad als Yogi in den bayerischen Alpen
Schad-Bilder als Cover von Berliner Illustrierten in den 1920-er Jahren
Papst-Portrait im Auftrag des Vatikan
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