Die Szene feiert sich gerne selbst
Das wunderschöne Wetter und die Ruhe des Feiertags auf den Straßen habe ich heute für eine mehrstündige Motorrad-Kreuzfahrt durch die vielen Stadtteile von Düsseldorf genutzt – immer auf der Suche nach sehenswerter Streetart.
Wohin soll die Reise gehen?
Von Rath im Norden über die Mitte bis Eller, Lierenfeld und Reisholz ganz im Süden der Landeshauptstadt ging meine Tour. Einige Adressen hatte ich vorher im Internet recherchiert, andere Werke sind mir überraschend ins Netz gegangen.
Was tief in Hinterhöfen versteckt liegt, entdeckt man natürlich nur nach Hinweisen. Doch was an den Straßen auf freiliegenden Häuserwänden an Baulücken oder unter Brücken und Überführungen zu sehen ist, dafür entwickelt man nach einer Weile ein gewisses Gespür.
Freilich, nicht alles, was aus Farbe entsteht, ist automatisch Kunst. Ich habe deshalb bei weitem nicht jede Arbeit fotografiert, die mir begegnet ist. Doch vor allem bei meterhohen Gemälden, die nicht ohne Kran oder Gerüst und damit als Auftragsarbeiten entstanden sein können, war viel Sehenswertes dabei.
Streetart ist häufig witzig, kreativ, politisch, ironisch oder einfach nur fett. Sie kann aber auch Teil der Erinnerungskultur sein. Etwa am ehemaligen Güterbahnhof in Derendorf, wo mehrere Murals auf die Deportation tausender Düsseldorfer Juden in die NS-Vernichtungslager verweisen, die hier ihren schrecklichen Anfang nahm.
Nicht großformatig, aber dennoch spektakulär empfand ich einen rosa Flamingo, dem ich unweit des Düsseldorfer Polizeipräsidiums fast über die Füße gerollt wäre. Die reduzierte, filigrane Linienführung erinnert mich stark an Harald Neagli. Ob hier tatsächlich der berühmte Sprüher von Zürich aktiv war, will ich noch herausfinden. Aber für mich sah es so aus. Auf jeden Fall eines der Highlights meiner heutigen Schatzsuche. Teil II und III folgen.