Sommerzeit, Ferienzeit: Still ruht die Stadt, es wogt die Flur …
von Erich Kästner, 1955
Still ruht die Stadt. Es wogt die Flur.
Die Menschheit geht auf Reisen
oder wandert sehr oder wandelt nur.
Und die Bauern vermieten die Natur
zu sehenswerten Preisen.
Sie vermieten den Himmel, den Sand am Meer,
die Platzmusik der Ortsfeuerwehr
und den Blick auf die Kuh auf der Wiese.
Limousinen rasen hin und her
und finden und finden den Weg nicht mehr
zum Verlorenen Paradiese.
Im Feld wächst Brot. Und es wachsen dort
auch die zukünftigen Brötchen und Brezeln.
Eidechsen zucken von Ort zu Ort.
Und die Wolken führen Regen an Bord
und den spitzen Blitz und das Donnerwort.
Der Mensch treibt Berg- und Wassersport
und hält nicht viel von Rätseln.
Er hält die Welt für ein Bilderbuch
mit Ansichtskartenserien.
Die Landschaft belächelt den lauten Besuch.
Sie weiß Bescheid.
Sie weiß, die Zeit
überdauert sogar die Ferien.
Sie weiß auch: Einen Steinwurf schon
von hier beginnt das Märchen.
Verborgen im Korn, auf zerdrücktem Mohn,
ruht ein zerzaustes Pärchen.
Hier steigt kein Preis, hier sinkt kein Lohn.
Hier steigen und sinken die Lerchen.
Das Mädchen schläft entzückten Gesichts.
Die Bienen summen zufrieden.
Der Jüngling heißt, immer noch, Taugenichts.
Er tritt durch das Gitter des Schattens und Lichts
in den Wald und zieht, durch den Schluß des Gedichts,
wie in alten Zeiten gen Süden.
Kunststudenten wissen, warum sie sich gegen totalitäre Ideologien engagieren. Wieder einmal fallen mir beim diesjährigen Rundgang in der Kunstakademie zum Abschluss des Sommersemesters 2025 die vielen Plakate gegen Rechts auf. Und es stimmt ja auch: Mit der Freiheit der Kunst kann es schnell vorbei sein, wie wir in Deutschland bereits bitter erfahren haben.
Ich hatte mir von diesem Rundgang nicht so viel erwartet, weil ich von der letzten Präsentation vor sechs Monaten nur mäßig angetan war. Doch es kam anders. Diesmal haben mir viele der gezeigten Arbeiten ausgesprochen gut gefallen. Insbesondere im Bereich Bildhauerei waren für mich einige beeindruckende Werke dabei.
Aber auch in den Klassen zur Malerei scheinen mir einige vielversprechende Talente am Start zu sein. Schon beim letzten Rundgang war mir ins Auge gesprungen, wie viele junge Koreaner an der Kunstakademie Düsseldorf eingeschrieben sind. Diesmal habe ich das noch intensiver wahrgenommen. Ob es da eine Verbindung gibt?
Die Kunst fordert: Haltung zeigen.
Studentenplakat
Studentenplakat
Blick von der Kunstakademie zur Tonhalle
Blick von der Kunstakadamie zur Rheinkirmes Oberkassel
Kornstaub, den der Mähdrescher bei der Arbeit auswirft
Zwölf Tage war ich nicht zu Hause, da muss ich erst einmal schauen, was gerade rund um mein Heimatdorf abgeht und was sich verändert hat.
Überall wird jetzt das Korn gemäht, vielfach bis tief in den Abend hinein. In der untergehenden Sonne wirkt der aufgewirbelte Kornstaub wie gelber Nebel. Aber Achtung, wenn man zu nahe herankommt, besser ein Tuch vor den Mund halten.
In den nicht bewirtschafteten Blühstreifen zwischen den Feldern verblüht so langsam der Klatschmohn, und die Skihalle Neuss hat eine neue Attraktion eröffnet: die Abenteuer Alm.
Auf kleine und große Entdecker wartet dort ein 13 Meter hohen Kraxelberg in Murmel’s Dorf, eine Kletteralm, ein Adlerturm oder der Falkenflug in luftigen Höhen. Alles gut gesichert, will ich doch hoffen. Die Vorfreude der Kids am Einlass ist jedenfalls riesig.
Auf dem Rittergut Birkhof werden die Classic Days vorbereitet. Das Oldtimer-Festival fand viele Jahre auf Schloss Dyck statt und hat nun eine neue Heimat gefunden. In drei Wochen, am ersten August-Wochenende ist es soweit. Der Aufbau hat bereits begonnen.
Soweit also alles okay, in meiner Home-Zone, zumindest was ich auf meiner 17 km Runde ausmachen konnte. Weitere Überraschungen nicht ausgeschlossen 🙂
Am zweiten Tag der Düsseldorfer Rheinkirmesbegeistert eine Lichter- und Animationsshow mit eintausend Drohnen in der Luft hunderttausende von Besuchern.
Wahnsinn, was an diesem Abend in Düsseldorf los ist. Ich bin froh, dass ich es dank Motorrad noch rechtzeitig zum Beginn des Schauspiels geschafft habe, vor Ort zu sein.
VielenAutofahrern ist das nicht vergönnt – sie bleiben im Anreisestau stecken. Auch fleißig Hupen nützt da nichts.
Die Drohnen werden bei diesem Spektakel wie die Pixel eines dreidimensionalen Bildschirms eingesetzt. Jede kann in vielen verschiedenen Farben leuchten.
Gemeinsam formen sie Bilder, Animationen, steigen auf, steigen ab, drehen sich und sorgen mit dieser Choreografie für atemloses Staunen und viel Beifall.
Wie viele Drohnen es tatsächlich sind, kann man in dem bunten Gewimmel kaum ermessen. Aber man kann es erahnen, als die Drohnen am Ende der Show in kleinen Gruppen wie bunte Sternschnuppen auf die Erde herabschweben. Minuten dauert es, bis alle sicher gelandet sind.
Die Düsseldorfer Kirmesgesellschaft will auf das traditionelle Feuerwerk zum Ende der Rheinkirmes in einer Woche nicht verzichten. Doch man spürt: mit den Drohenshows bricht eine neue Ära an.
In der Ukraine bringen Drohnen jede Nacht Tod und Verderben. Über Düsseldorf bringen sie an diesem lauen Sommerabend eine neue Qualität des Entertainments. Das lässt mich nach dieser wirklich tollen Show doch etwas nachdenklich zurück. So unterschiedlich kann man Technik einsetzen.
Sechs Wochen vor der Semesterabschlussklausur habe ich mir ein paar Tage Zeit genommen für eine kleine Tour durch Nord- und Süd-Holland. Das permanente Lernen die ganze Zeit über, da musste ich einfach mal wieder raus.
Doxi und ich haben zunächst drei Tage auf der schönen Insel Texel verbracht. So viel Strand und Dünen bei perfektem Badewetter, das hatten wir lange nicht mehr. Und auch keinen so teuren Camping-Platz, aber das ist ein anderes Kapitel.
Anschließend sind wir durch mehrere Städte am westlichen Ijsselmeer getourt: Den Helder, Den Hoever, Enkhuizen, Medemblik und Hoorn. Zum ersten Mal bin ich über den fast 30 km langen Deich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Er hat dafür gesorgt, dass die ehemals stürmische Zuiderzee heute ein riesiger Süßwassersee ist.
Weiter ging es in südlicher Richtung zu den traditionsreichen Städten Alkmaar, Haarlem, Leiden, Gouda und Delft. In den pittoresken Altstädten kann man das Holland des Mittelalters noch heute hautnah erleben: Grachten, stolze Kirchen, prächtige Rathäuser, wehrhafte Stadttore und flämische Backsteingotik an jeder Ecke.
Nicht zu vergessen die zahlreichen historischen Windmühlen, häufig nicht zum Kornmahlen erbaut, sondern zur Entwässerung der Polder. Denn dieser Teil der Niederlande liegt teils deutlich unter dem Meeresspiegel.
Das alles hat mir sehr gut gefallen, auch die Kultur des Radfahrens in den Innenstädten. Nur, dass man in den Niederlanden selten mit dem Wohnmobil frei stehen darf und immer Camping-Plätze aufsuchen muss, passt nicht wirklich zu mir. Aber so ist es dann halt, das muss man in Kauf nehmen. Sonst vertreibt einen die meist freundliche Polizei, gerne auch mitten in der Nacht.
In Erinnerung bleiben wird mir diese Tour auch deshalb, weil ich mir beim Besuch des niederländischen Marinemuseums in Den Helder an dem Rohr einer ausgestellten Kanone das Dach meines Wohnmobils ein wenig aufgerissen habe. Echt dämlich, ist aber passiert. Obwohl ich den Riss ordentlich abgeklebt hatte, ist beim ersten heftigen Regen richtig viel Wasser eingedrungen. Werde ich wohl aufwändig reparieren lassen müssen …
Alle Fotos und Beiträge von dieser ereignisreichen Tour gibt es hier.
Tour-Kalender
Impressionen von dieser Reise
Der Leuchtturm am Noord Kaap
Blick von den Dünen auf den Strand Richtung Norden
Texel-Häuser
Souvenirs überall
Perfekter Sand zum Fellabschrubben
1991 außer Dienst gestellt: Die Tonjin, einn U-Boot der könglich niederändischen Marine
Parken zwischen Kriegsgerät – mein Verhängnis
Simulierter Blick aus der Kommandozentrale der „De Ruyter“
Das Rathaus in Lego
Denkmal für den niederländischen Wasserbauingenieur und späteren Minister Dr. Cornelis Lely
Einen Versuch war es wert
Kasteel Radboud direkt an der Hafenausfahrt ins Ijsselmeer
Einfahrt in die Hauptgracht
Westfriesisches Museum am Marktplatz
Nachbau einer Kogge im Alten Hafen
„Mühle die Große“ von 1769
De Waag aus der Nähe betrachtet
Kriegerdenkmal am Marktplatz
Ein Schiff befindet sich bereits in der Neuen Seeschleuse
Käsegeschäft am Marktplatz
Rückseite des Rathaus
Frontseite des Rathaus
Blick vom alten Sanddeich in das 700 ha große Gebiet
Ich beende meine kleine Holland-Tour auf einem süßen Womo-Stellplatz im Ort Boskoop am Fluss Gauwe. In der Gemeinde zwischen Gouda und Alphen am Rhijn wurde 1856 als Zufallssämling der berühmte Boskop-Apfel entdeckt, genauer gesagt „Der Schöne aus Boskoop“, wie die Sorte offiziell heißt.
Aus der Luft kann man erkennen, dass die Gegend ein ganz markante, vom Menschen geschaffene Struktur aufweist: Überall gleichförmig lange und relativ schmale Grundstücke, die links und rechts von Kanälen eingefasst sind. Und das auf einer Fläche von mehr als 1.000 Hektar, also riesengroß.
Auf den Grundstücken existierten seit dem Mittelalter hunderte von Gartenbaubetrieben und Bamschulen, früher mit dem Schwerpunkt auf Apfelbäumen. Denn der torfhaltige Boden der Region eignet sich dafür besonders gut. Damals spielten die vielen Kanäle für die Bewässerung und den Transport eine entscheidende Rolle.
Doch heute sind die Grundstücke zu schmal für den modernen, quasi industriellen Obst- und Gemüseanbau. Viele Kanalgrundstücke wurden deshalb umgewandelt oder liegen brach. Auch mein heutiger Übernachtungsort hat als Womo-Stellplatz eine neue Verwendung gefunden. Richtig nett ist es hier.
Womo-Stellplatz in Boskoop
Hier stehe ich fein an einem kleinen Kanal
Kleine Baumschule im hinteren Teil des Grundstücks
Hebebrücke an der Gouwe in Boskoop (Foto AdriaanRo | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
So viele Kanäle und es geht immer weiter
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