Mein lieber Daddy, wir werden an Dich denken, so lange wir leben.
Heute haben wir das Grab meines viel zu früh verstorbenen Vaters abgeräumt.35 Jahre hat sein Leichnam bei uns im Dorf auf dem Friedhof geruht. Meine Mom hat das Grab immer liebevoll gepflegt, aber jetzt, mit 83 Jahren, wird ihr das langsam zu viel.
Der Sarg ist schon vor vielen Jahren eingebrochen, die Erde darüber damals spürbar eingesackt. Und von den sterblichen Überresten dürfte auch nicht mehr viel übrig sein, wie ich nun erfahren habe. In guter, wasserdurchlässiger Erde sind in der Regel sogar die Knochen nach 20 bis 30 Jahren komplett zersetzt,
Außerdem sehen die Gräber drumherum alle nicht mehr schön aus. Die Friedhofskultur wandelt sich. Auch meine Mom möchte dereinst in einem Urnengrab bestattet werden, doch so weit ist es hoffentlich lange noch nicht. Bevor wir mit dem Auspflanzen gestartet sind, haben wir auf jeden Fall noch ein gemeinsames Gebet für unseren Vater und Ehemann gesprochen. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen an anderer Stelle im Universum. Das wäre schön.
Sitz des Ludwig-Forums in der ehemaligen Schirmfabrik Brauer von 1928
Heute habe ich zum ersten Mal das Ludwig Forum für Internationale Kunst besucht, das auf die Sammlung des Aachener Unternehmerpaars Irene und Peter Ludwig zurückgeht.
Der Bestand umfasste zum Zeitpunkt des Todes Peter Ludwigs 1996 circa 14.000 Werke, die sich heute als Dauerleihgaben und Schenkungen in über 30 Institutionen auf drei Kontinenten befinden.
In der Sammlung finden sich Arbeiten der modernen Kunst aus allen Stilrichtungen und vielen Ländern. Besonders bekannt ist sie für ihre Pop-Art-Bestände und den Schwerpunkt auf US-amerikanischer Kunst seit den 1960er Jahren.
1970 entstand in Aachen das städtische Museum „Neue Galerie – Sammlung Ludwig“, eines der ersten Museen für Gegenwartskunst in Deutschland. 1988 zog die Sammlung in die Räumlichkeiten der 1928 im Bauhausstil erbauten ehemaligen Schirmfabrik Brauer um.
Dort zeigt das Ludwig Forum für Internationale Kunst seitdem regelmäßig Wechselausstellungen etablierter und aufstrebender Künstler, sowie Werke aus dem eigenen Bestand. Aktuell präsentiert die Sammlung unter dem Titel „Oh, Clock!“ die erste große Einzelausstellung der New Yorker Malerin Amy Sillman (*1955) im deutschsprachigen Raum.
Im ersten Teil der Ausstellung ist eine konzentrierte Auswahl von Sillmans Arbeiten der letzten zehn Jahre zu sehen, darunter 24 Malereien, über 300 Zeichnungen, Grafiken und Collagen, mehrere große Installationen und digitale Animationen.
Beim zweiten Teil handelt es sich um eine kuratorische Sammlungsintervention der Künstlerin: An diagonal verlaufenden, von ihr bemalten Wänden, präsentiert sie mehrere Dutzend, von ihr ausgewählte Werke aus der Sammlung Ludwig. Dies folgt einem Konzept, welches sie 2019 im New Yorker MoMa erstmals umgesetzt hat, und dieser Teil der aktuellen Ausstellung hat mich tatsächlich am meisten fasziniert.
SLUDZABP – So Lasst Uns Denn Zwei Apfelbäumchen Pflanzen, lautet die Langform dieses zugegeben etwas sperrigen Akronyms. Der Satz klingt wohlbekannt und wird gemeinhin Luther zugeschrieben, was aber wohl nicht richtig ist.
Im Original: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Sprachforscher glauben, dass der Satz dem Lutherbild des 19. Jahrhunderts entstammt und größere Verbreitung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden hat.
So soll etwa der spätere Bundespräsident Gustav Heinemanndas Zitat in Reden und Schriften immer wieder verwendet haben. Hoimar von Ditfurth veröffentlichte 1985 einen Sachbuch-Bestseller unter dem Titel „So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“, in dem er sich mit der unsicheren Zukunft der Menschheit befasst.
Der Satz drückteine Haltung der Zuversicht und des Handelns trotz widriger Umstände aus. Ich bin tatsächlich ein wenig gerührt, dass meine Mom mit ihren zarten 83 Lebensjahren noch ein Apfelbäumchen bei uns im Garten großziehen will.
Und weil ein Apfelbäumchen allein befruchtungstechnisch wenig Sinn macht, bekomme auch ich in meinem Gartenteil so einen „Malus domestica“, wie die Botaniker sagen. Sie eine Rubinette, ich einen Wellant. Auf dass die Bäumchen gut gedeihen und uns noch zu Lebzeiten süße Ernte bringen mögen.
Ich beginne die neue Woche mit einer schönen 10 km Wanderung am südlichen Rand von Alsdorf nordöstlich von Aachen. Es geht zunächst durch das naturbelassene mittlere Broichbachtal, wo sich der Broicher Bach lieblich durch die Landschaft schlängelt.
Der Bach ist ein rechter Nebenfluss der Wurm, der in diesem Bereich mehrere kleine Seen aufstaut, darunter auch den Alsdorfer Weiher. In diesem Bereich befanden sich früher zahlreiche Wassermühlen, die zum Lebensunterhalt der Bevölkerung beitrugen.
Heute ist dort das Naherholungsgebiet Broichbachtal mit dem Tierpark Alsdorf angesiedelt, den ich im zweiten Teil meiner Wanderung durchstreife. Der kostenlos zugängliche Park ist ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Neben den Tiergehegen mit Dammwild, Eseln, Lamas, Emus, Waschbären und Erdmännchen gibt es dort auch vielfältige Spielmöglichkeiten für Kinder.
Die Freizeitanlage grenzt an die renaturierten Abraumhalden Anna und Noppenberg, denn ganz in der Nähe befand sich mehr als 130 Jahre lang die größte Steinkohlenzeche im Aachener Revier: die Grube Anna.
Ehemaliger Wasserturm der Zeche Anna
Unterhalb des Wurmtals erstreckt sich eine Steinkohlenschicht mit einer Mächtigkeit von bis zu 2.000 Metern, die in den 1840er Jahren entdeckt wurde. Der industrielle Abbau begann 1854.
Die Zeche wurde schnell zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in der Region.1930 ereignete sich dort unter Tage das bislang größte Grubenunglück Westdeutschlands, bei dem 299 Bergleute starben. Anlässlich ihrer Beerdigung kamen mehr als 150.000 Menschen zusammen.
In den Hochzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg waren auf der Zeche mehr als 6.000 Menschen beschäftigt. Bis zu 2 Millionen Tonnen Steinkohle wurden pro Jahr gefördert.
Doch in den frühen 1980er Jahren endete die Epoche des Steinkohleabbaus im Aachener Revier. Zurück blieb ein riesiges Gelände, auf dem einige historische Gebäude der Zeche erhalten wurden. Der größte Teil der Fläche wurde in Freizeitanlagen, Wohnbebauung, einen Gewerbepark und ein Einkaufszentrum umgewandelt.
Wanderkarte der Tour
Alsdorfer Weiher
Wald im Broichbachtal
An den Hängen blüht die Heide
Verwunschene Teichlandschaft
Hof am Kellersberg
Auf den Hochflächen des Kellersbergs
Ernolungsgebiet Alsdorfer Weiher
Immer eine Attraktion: Die Erdmännchen im Tierpark
Deutsche Riesenrammler, bis zu 12 kg schwer
Eselfütterung im Freigehege
Der Chef vom Dammwild
Pekunia
Wasserflächen im Park
Burg Alsdorf in der Stadtmitte (Foto Sir Garwin | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)
Das Seilscheibenfahrrad des Designers Jörg Bontenbroich
Blick von Haarberg über den Aachener Kessel zum Vaalser Berg mit dem Dreiländereck D/NL/B
Nach vielen heißen Tagen heute endlich wieder milde Temperaturen. Das nutze ich für eine kleine Wanderung am Ostrand von Aachen bzw. „Öcher“, wie man hier sagt. Ich starte am Marktplatz von Haaren, wo der Haarbach und die Wurm zusammenfließen. Dort überquerte einst die mittelalterliche Handels- und Heerstraße Via Regia die Wurm.
Heute gehört Haaren zu Aachen und liegt ein wenig eingezwängt im Tal des Haarbachs und der Wurm zwischen den Autobahnen A4 und A544. Vier Kilometerweiter westlich befindet sich das Zentrum von Aachen mit dem Aachener Dom.
Ich erreiche zunächst die Welche Mühle aus dem 15. Jahrhundert, heute die einzige Wassermühle im Stadtgebiet von Aachen, deren Mühlrad sich noch dreht. Weiter geht es flussaufwärts durch das Tal des Haarbachs.
Dort wird seit 2024 eine neue Autobahnbrücke über das Haarbachtal errichtet, nachdem die alte Brücke wegen Bauschäden abgerissen werden musste. Dann erfolgt der Aufstieg in den Aachener Stadtteil Verlautenheide, der zu Haaren gehört und an den Haarberg grenzt.
Ich steige auf bis zum höchsten Punkt des Berges, wo ein großes Gipfelkreuz einen wunderbaren Blick in den Aachener Kessel bietet. Am Horizont erkennt man den Vaalsberg auf der gegenüberliegenden Westseite des Talkessels. Dort befindet sich das Dreiländereck von Deutschland, Belgien und den Niederlanden.
Etwas unterhalb des Gipfels stoße ich auf die ganz in weiß gehaltene Friedenskapelle. Ihr Name soll an die Geschehnisse am Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern, als das Gebiet um den Haarberg besonders intensiv umkämpft war.
An der Kapelle beginnt mein Abstieg hinunter zum Marktplatzvon Haaren, den ich nach 100 Minuten und knapp sieben Wanderkilometern wieder erreiche. Ich bin in der letzten Zeit so viel gelaufen, dass mir die Strecke fast wie ein kleiner Spaziergang vorkommt. Aber macht nichts, war trotzdem schön.
Wanderkarte der Tour
Infotafel am Haarener Markt
Überquerung des Haarbachs
Mühlenteich an der Welche Mühle
Alte Welche Mühle
Das oberschlächtige Wasserrad mit Wasserzulauf
Neu errichtete Autobahnbrücke über das Haarbachtal
Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Frisch imaginierte Kunstwerke im Stile von Mark Rothko (1903-1970). Der aus Russland stammende und in den USA aufgewachsene Künstler war ein Maler des Abstrakten Expressionismus. Er gilt als Wegbereiter der Farbfeldmalerei.
Rothko gehört seit der Jahrtausendwende zu den teuersten Künstlern der Gegenwart. Auf der Liste der Werke mit den höchsten Auktionspreisen ist Rothko gleich sechsmal vertreten, mit einem Spitzenwert von 85 Millionen US-Dollar.
Und das, obwohl seine Bilder im Grunde genommen nichts darstellen. Es sind großformatige Ölgemälde mit gestapelten, ineinander verschwimmenden, monochromen Farbflächen. Einige dieser Werke erreichen eine Höhe von mehr als 3 Metern.
Ein zentrales Anliegen von Rothko’s Kunst war die intensive Betrachter-Bild-Beziehung, die durch eine rein auf die Wirkung der Farbe ausgerichtete, nicht figurative Malerei erreicht werden sollte. Rothko kommentierte sein eigenes Werk fast nie und lehnte insbesondere nach 1950 jeden interpretatorischen Hinweis ab. Stattdessen bekannte er: „Bilder müssen geheimnisvoll sein.“
Rothko galt als manisch-depressiv und war in seinen späten Jahren Alkoholiker. Psychologen glauben, in den Farben seiner Bilder seine jeweiligen Stimmungen ablesen zu können. 1970 beging er Selbstmord.
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