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Farbexplosion in den Weinbergen

Farbexplosion in den Weinbergen
Ahrweiler, 20. Oktober 2025

Bouquet der Herbstfarben. Im Hintergrund das Kloster Marienthal.

Jetzt ist es uns doch noch geglückt, die wunderbaren Herbstfarben bei Sonnenschein zu erhaschen: in den Weinbergen an der Ahr. In den vergangenen zwei Wochen herrschte bei uns im Rheinland durchgängig graues, tristes Herbstwetter. Von Sonne keine Spur. Und nun sollen mit einem abrupten Wetterwechsel für zehn Tage Regen und Sturm Einzug halten. Na, prima.

Doch im Übergang zwischen den zwei Wetterphasen haben wir heute völlig unerwartet für drei Stunden die Sonne gesehen. Und zufälligerweise waren wir genau an der richtigen Stelle, um den Herbst für diesen kurzen Moment zu genießen. Herrlich, wie die Bäume und die Weinstöcke an der Ahr in Rot, Gelb, Orange, Grün und Violett erstrahlen. Könnten wir doch nur etwas mehr davon bekommen (please, please).

( MITI )

Regierungsbunker an der Ahr

Regierungsbunker an der Ahr
Bad Neuenahr-Ahrweiler, 19.10.2025

Eingang zum ehemaligen Bundesbunker

Eines der touristischen Highlights an der Ahr ist der ehemalige Regierungsbunker. Er wurde in den 1960er Jahren rund 20 km westlich der Bundeshauptstadt Bonn zum Schutz der Bundesregierung und zum Fortbestand der legislativen Ordnung im Falle eines Atomkriegs errichtet.

Die 17 km lange Anlage, die 3.000 Personen für bis zu 30 Tage Schutz vor Atombomben und radioaktiver Strahlung bieten sollte, war eines der geheimsten Projekte der Bundesrepublik Deutschland. Alle Unterlagen dazu liegen weiterhin im Bundesarchiv noch für mehrere Jahrzehnte unter Verschluss.

Doch im Stasi-Unterlagenarchiv lassen sich längst eine Vielzahl dieser Dokumente einsehen, weil die DDR-Auslandsspionage frühzeitig ihre Agenten unter den Handwerkern und Hausmeistern der Anlage platziert hatte. Ein Treppenwitz der Geschichte.

Die Bunkeranlage mit eigener Strom-, Wasser- und Luftversorgung, Krankenhaus, Großküchen, Materiallager und Dekontaminationseinrichtungen wurden in zwei Eisenbahnstollen des Ahrgebirges errichtet, die vor dem Ersten Weltkrieg erbaut, aber nie für den Eisenbahnverkehr genutzt wurden.

Regierungsbunker an der Ahr

Spartanisch: Schlafzimmer des Bundespräsidenten

Mit ihren 25 Tonnen schweren Sperrtoren waren die Bunker gegen nahe Explosionen von Atombomben in der Größe einer Hiroshima-Bombe geschützt. Doch im Kalten Krieg waren die Atombomben bereits einhundert mal so stark. Der tatsächliche Schutz im Ernstfall wäre also höchst fraglich gewesen.

Dennoch wurden die Bunker alle zwei Jahren im Rahmen von NATO-Übungen bezogen und dort für ein bis zwei Wochen gelebt. Die Spitzenbeamten der Bonner Ministerien mussten mit, Bundeskanzler, Bundespräsident und Bundestagspräsident ließen sich gerne vertreten. Unter Tage war man in der riesigen Anlage per Fahrrad oder mit einer Art Grubenbahn unterwegs.

Nach der Wiedervereinigung beschloss der Bundestag, die Anlage stillzulegen und aufgrund brandschutztechnischer Mängel und der hohen Unterhaltungskosten zurückzubauen. Von den 17 km blieben nur rund 230 Meter im Originalzustand zurück, in denen ein Museumsverein heute Führungen anbietet. Der Rest der Anlage ist nun wieder nackter Eisenbahntunnel.

( MITI )

Stadtwald und Baldeneysteig

Stadtwald und Baldeneysteig
Essen, 18. Oktober 2025

Immer wieder bin ich überrascht, welch interessante Wanderungen das Stadtgebiet von Essen und sein Umland zu bieten haben. Heute waren wir auf einer 10 km langen Tour rund um die Essener Stadtteile Stadtwald und Baldeney unterwegs, ein gutes Stück davon auf dem Baldeneysteig.

Eigentlich hatten wir auf schönes Wetter gehofft, doch die Sonne kam nur bis ins Münsterland. Nachdem wir bereits einen halben Tag vergebens auf Lichtblicke gewartet hatten, sind wir doch noch spontan in den Essener Süden aufgebrochen. Ein wenig spät, wie sich später herausstellen sollte, dann am Ende unserer Tour hat uns die Dunkelheit auf holprigen Waldwegen eingeholt. Ist aber nichts passiert.

Obwohl die Tour durch einen dicht bebauten Siedlungsraum führt, ist man vor allem auf ruhigen Waldwegen unterwegs und überwindet dabei mehr als 200 Höhenmeter. Vom Starpunkt bei Rüttenscheid geht es zunächst steil hinab ins Walpurgistal und weiter auf breiten Pfaden durch den Stadtwald.

Am Rande von Baldeney treffen wir auf die Klusenkapelle St. Aegidius, die hier bereits seit etwa 1.300 n.Chr. steht. Dahinter erreichen wir den Baldeneysteig. Bald geht es oberhalb des Baldenaysees regelmäßig steil auf und ab, immer wieder vorbei an beliebten Ausflugslokalen mit schönen Fernblicken über den größten der sechs Ruhrstauseen.

Dahinter erreichen wir den Schellenberger Wald und streben anschließend zwischen den Stadtteilen Stadtwald und Rellinghausen wieder auf das Walpurgistal zu. Der steile Wiederaufstieg zu unserem Startpunkt ist etwas mühsam, weil der Weg unbeleuchtet und es mittlerweile stockdunkel ist. Doch nach knapp drei Stunden und einer wirklich schönen Wanderung erreichen wir wieder wohlbehalten unser Fahrzeug.

( MITI )

Wunderwesen aus Porzellan

Wunderwesen aus Porzellan
Düsseldorf, 5. Oktober 2025

Sphinx, Entwurf: Johann Gottlieb Kirchner, 1732 Ausformung um 1870, Meissen

Das Deutsche Keramikmuseum Düsseldorf zeigt aktuell eine Ausstellung mit Bestandsobjekten, die dem Thema „Mystische Kreaturen in Porzellan und Keramik“ gewidmet ist. In der Kulturgeschichte der Menschheit haben Fantasiewesen wie Drachen, Meerjungfrauen und Zwerge ihren festen Platz und waren deshalb seit jeher ein beliebtes Motiv in der Kunst – auch in der Keramik.

Schon in der antiken Sagenwelt von Griechen und Römern nehmen Mischwesen wie Sphinx und Faun zentrale Rollen ein. Während Drachen in der fernöstlichen Mythologie als Himmelsboten und Glücksbringer angesehen werden, galten sie im Westen das Sinnbild des Bösen. Im Gegensatz dazu genießt das Einhorn spätestens seit dem Mittelalter in unserem Kulturkreis besondere Beliebtheit. Es steht für Reinheit und große Zauberkraft.

Die Ausstellung zeigt einen historischen, kulturellen und thematischen Querschnitt dieser Figuren aus dem Bereich der Keramik. Nicht alles muss einem gefallen, aber die große Handwerkskunst, die hinter vielen dieser Objekte steckt, kann schon faszinieren, finde ich.

( MITI )

Lichtfestival Schloss Dyck 2025

Lichtfestival Schloss Dyck 2025
Jüchen, 20. September 2025

Projektion auf den Ostflügel von Schloss Dyck

Auf den letzten Drücker haben wir es doch noch zum alljährlichen Lichtfestival auf Schloss Dyck geschafft. Am letzten Abend der zweiwöchigen Veranstaltung ist dort noch einmal richtig viel los: Alle Parkplätze gut gefüllt mit Besuchern aus nah und fern.

Auch das Wetter spielt mit: Um 22:00 ist es noch spätsommerlich warm und gleichzeitig bereits herbstlich dunkel. Ein passendes Setting für den Übergang in die nun anstehende dunkle Jahreszeit.

Wir haben den Eindruck, dass in diesem Jahr weniger zahlreiche und auch weniger spektakuläre Lichtinstallation im großen Schlosspark zu sehen sind. Aber da mag auch ein gewisser Gewöhnungseffekt im Spiele sein, wenn man die Veranstaltung Jahr für Jahr besucht. Vielleicht ist man da auch schon ein wenig verwöhnt.

Dennoch ist es wie immer schön, zu später Stunde auf den spärlich beleuchteten Parkwegen zu flanieren und zu erkunden, was den Besuchern an den verschiedenen Stationen geboten wird.

( MITI )

SEX NOW im NRW-Forum

SEX NOW im NRW-Forum
Düsseldorf, 17. September 2025

Ausstellungsraum im NRW-Forum

Nach den Sommerferien starten in vielen Museen die neuen Ausstellungen für den Herbst und Winter. In Düsseldorf macht das NRW-Forum den Auftakt mit einer Ausstellung, die dem Thema Sexualität in der Gegenwart gewidmet ist.

Viele der gezeigten Bilder und Installationen sind durchaus explizit, die Ausstellung daher erst ab 18 Jahren zugänglich. Dabei macht sie u. a. deutlich, wie das früher Verdrängte, Verheimlichte und Verborgene durch die Medien spätestens ab dem Ende der 1960er Jahre ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wurde.

In zehn thematischen Räumen mit rund 400 Objekten inszeniert die Schau einen intimen Dialog über Sexualität und Gesellschaft. Sie erzählt von erotischen Fantasien, queeren Perspektiven und neuen Realitäten – frei von Tabus und Stigmata. Von Latexmode, Möbeldesign, Fotografie und Medienkunst bis hin zu Puppen und Toys wird eine Menge gezeigt – was heute meiner Meinung nach aber niemanden mehr schocken kann und vermutlich auch gar nicht soll.

Interaktive Stationen laden dazu ein, eigene Erfahrungen, Vorstellungen und Mythen spielerisch zu hinterfragen. Dabei präsentiert die Ausstellung Künstlerinnen, Designerinnen und Aktivistinnen, die mit ihren Arbeiten zur sexuellen Emanzipation beitragen. Sie verhelfen Minderheiten zu mehr Sichtbarkeit und fungieren als Aufklärerinnen in einem Bereich, der trotz sexueller Revolution und Kommerzialisierung noch immer von Ungleichheit und Scham geprägt ist.

Ich stelle mir vor, dass es gar nicht einfach ist, eine solche Ausstellung zwischen Kunst, Aufklärung, Dokumentation und Sensationslust zu kuratieren. Schließlich berührt das Thema uns alle auf die intimste Art und Weise. Ich finde, dass das den Machern gut gelungen ist. Begleitet wird die Ausstellung von einem kostenlosen Digitalguide, erreichbar unter (Link)

( MITI )