Blick vom Kettwiger Mühlengraben hinauf zur evangelischen Marktkirche
Auf unserer Wanderung in den Sarn-Mintarder-Ruhrauen folgen wir der Ruhr bis nach Kettwig, heute der größte Stadtteil von Essen, gelegen im äußersten Südwesten des Stadtgebiets.
Historisch gehörte Kettwig, zusammen mit Werden und Mülheim an der Ruhr zu den nördlichsten Teilen des Herzogtums Berg, die heute als Niederbergisches Land bezeichnet werden.
Doch im Jahr 1975 wurde die Stadt Kettwig im Rahmen der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen in die Stadt Essen eingemeindet – gegen den massiven Widerstand ihrer Einwohner.
Gleich unterhalb der historischen Altstadt existiert seit dem 12. Jahrhundert die Kettwiger Ruhrbrücke als wichtiger Übergang über den Fluss. Die Brücke war im Dreißigjährigen Krieg hart umkämpft.
Im Zweiten Weltkrieg blieb die Brücke, genau wie die Altstadt, jedoch weitgehend von Schäden verschont.
Die historische Altstadt mit der Marktkirche und zahlreichen Fachwerkhäusern entlang des Mühlengrabens ist richtig hübsch. Schade, dass die vielen Restaurants und Bierterrassen oberhalb der Ruhr derzeit wegen der Corona-Krise geschlossen sind. Sonst wären wir hier gerne eingekehrt.
Blick zur Kettwiger Ruhrbrücke
Turbinenhaus der früheren Tuchfabrik am Mühlengraben
Zwischen Mühlheim und Essen-Kettwig erstrecken sich entlang der Ruhr die Sarn-Mintarder-Ruhrauen. Das Schutzgebiet umfasst einen etwa 1.600 m langen Streifen Brachfläche am südlichen Ruhrufer. Dort waren Heike und ich heute bei herrlichem Sonnenschein unterwegs.
Ruhr ist in diesem Bereich bis kurz vor Kettwig schiffbar, doch außer den Ausflugsbooten der Weißen Flotte sind hier vor allem Ruderer, Paddler und kleine Motorboote unterwegs.
Gleich hinter dem Naturschutzgebiet befinden sich Feldflächen und einige prächtige Bauernhöfe. Mehrere Bäche, die von den Ruhrhängen herabströmen, münden hier in den Fluss.
Und als ikonisches Bauwerküberquert die mit 1.830 Meter längste deutsche Straßenbrücke aus Stahl in 65 Meter Höhe das Ruhrtal: Die Mintarder Ruhrtalbrücke.
Darauf verbindet die Autobahn 52 die Städte Düsseldorf und Essen. Von unten betrachtet ein wirklich beeindruckend hohes Bauwerk, das noch heute zu den wichtigsten Brückenbauprojekten Europas nach dem Zweiten Weltkrieg zählt.
Wanderkarte unserer Tour
Unter der Mintarder-Ruhrtalbrücke
Infotafel in den Ruhrauen
Wildblumenwiese in den Ruhrauen
Teich am Staader Bach neben der Ruhr
Landschaft an der Ruhr
Blick über die Ruhr auf Ratinger Gebiet
Mini-Wasserfall am Icktener Bach kurz vor der Mündung in die Ruhr
„Eifelturm“ des Ruhrgebiets: Der ikonische Förderturm der Zeche Zollverein
Ich bin weiterhin auf Tagestouren im Ruhrgebiet unterwegs. Als Teil einer Wanderung durch die Parks und Grünflächen von Essen-Altenessen habe ich heute die Zeche Zollverein besucht.
Das von 1851 bis 1986 betriebene Steinkohlebergwerk in Essen ist nach dem 1834 gegründeten Deutschen Zollverein benannt. Es ist heute ein Architektur- und Industriedenkmal und zählt seit 2001 zum Welterbe der UNESCO.
Zollverein ist Ankerpunkt der europäischen Route der Industriekultur und Standort verschiedener Kultureinrichtungen sowie der Folkwang Universität der Künste.
Das riesige Gelände am Rande von Essen-Altenessen umfasst die Schachtanlagen 12 und 1/2/8 der Zeche, sowie die angrenzende Kokerei, einst eine der modernsten in Europa.
Die Gründung der Zeche ging von dem Industriellen Franz Haniel aus. Zur Produktion des Brennstoffs Koks, der für die Stahlerzeugung benötigt wurde, war er auf der Suche nach geeigneten Kokskohlevorkommen. Im Jahr 1834 gelang es ihm in Essen-Schönebeck zum ersten Mal, die Mergelschicht zu durchstoßen, unter der sich die Steinkohle befindet.
Über die Jahrzehnte wuchs die Zeche immer weiter an. Am Höhepunkt der Förderung im Jahr 1937 waren auf der Zeche 6.900 Menschen beschäftigt und es wurden 3,6 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Im Jahr 1972 wurde der tiefste Punkt des Vortriebs erreicht und Kohle aus einer Tiefe von bis zu 1000 Meternunter der Erdoberfläche gefördert.
Zur Zeche gehörten im Laufe ihrer Geschichte auch die im Radius von etwa 2 km um die Anlage gruppierten Schachtanlagen 3/7/10 , 4/5/11 und 6/9. Die meisten Teile dieser Anlagen wurden jedoch nach Aufgabe der Schächte abgerissen und mit Wald und Neubausiedlungen bedeckt.
Ich bin beeindruckt von der Größe der Anlage. Zwar habe ich schon einige Zechen im Ruhrgebiet besucht, doch so imposant wie Zollverein ist keines dieser Relikte aus der industriellen Vergangenheit unseres Bundeslandes. Gerne hätte ich mir auch die verschiedenen Ausstellungen auf Zollverein angeschaut, aber das muss bis nach der Corona-Krise warten.
Eingang zur Ausstellung – in Corona-Zeiten nur mit Maske
Keith Haring habe ich als junger Mensch in den 1980er Jahren sehr bewundert. Der bereits im Alter von 31 Jahren an AIDS verstorbene Künstler hat damals zunächst in New York, später auch in Übersee für Furore gesorgt. Seine oft großformatigen Bilder mit ikonischen Motiven wie tanzende Männchen, bellende Hunde oder fliegende Untertassen gingen um die Welt.
Harings unverkennbarer, spontaner Stil korrespondierte mit der Dynamik einer Zeit, die von der Clubkultur des Undergrounds, von Hip-Hop, Graffiti, aber auch von Raumfahrt, Robotik, Kernkraft und Videospielen geprägt war.
Mit seinen Werken reagierte Haring auf drängende Themen seiner Zeit wie politische Diktaturen, Rassismus, Homophobie, Drogensucht, Aids, Kapitalismus und Umweltzerstörung.
Dabei arbeitete er mit zeitgenössischen Künstlern wie Andy Warhol und Jean-Michel Basquiat zusammen – ebenso wie mit Grace Jones, Madonna und Vivienne Westwood.
Mit großer Freude haben Heike und ich heute die Keith Haring Ausstellung im Essener Folkwang Museum besucht, in der fast 200 Werke aus dem Schaffen des Künstlers zu sehen sind. Erst haben wir mit Doxi eine Runde durch den nahen Essener Stadtpark gedreht, dann sind wir zweimal durch die Ausstellung gelaufen.
Hinterher waren wir richtig beseelt von der Ausdrucksstärke der Bilder und ihrer prägnanten Formensprache, aber auch, weil uns die Motive an unsere Jugendzeit erinnerten. Eine wirklich sehr sehenswerte Ausstellung, wie ich finde.
An der Ruhr zwischen Essen-Kettwig und Mühlheim-Mintard liegen zwei Schlösser im Abstand von weniger als 500 Metern am Fuße der Ruhrhöhen: Schloss Landsberg und Schloss Hugenpoet (gesprochen Hugenpoot). Auf Hinweisschildern hatte ich die beiden Anlagen in der Vergangenheit bereits wahrgenommen, aber heute war ich endlich einmal dort – im Rahmen einer zehn Kilometer langen Wanderung.
Wir starten am Schloss Landsberg, das sich auf einem Bergsporn am äußersten nördlichen Zipfel des Stadtgebiets von Ratingen befindet. Nur tausend Meter weiter, und man steht mitten im Zentrum von Essen-Kettwig auf der anderen Seite der Ruhr.
Das Schloss ist von einem englischen Landschaftspark und einem ausgedehnten Waldgebiet umgeben. Die Anlage geht auf eine mittelalterliche Höhenburg vom Ende des 13. Jahrhunderts zurück, die durch den Grafen Adolf V. von Berg erbaut wurde.
Ihre heutige Gestalt im Stil des Historismus erhielt das Schloss durch den Industriellen August Thyssen, der es 1903 erwarb und als repräsentativen Wohnsitz umgestalten ließ. Seit 1926 gehört die Anlage einer Stiftung der Familie Thyssen und ist heute als Seminar- und Tagungsstätte an die thyssenkrupp AG vermietet.
Nur wenige hundert Meter weiter erreichen wir das Wasserschloss Hugenpoet, das sich bereits auf dem Stadtgebiet von Essen-Kettwig befindet. Der Name verweist auf die ursprünglich sumpfige Auenlandschaft im Ruhrtal und bedeutet so viel wie „Krötenpfuhl“.
Um 1509 errichteten die Ritter von Hugenpoet dort eine Burg als Ersatz für ein früheres Königsgut Karls des Großen, das im Jahr 778 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Nachkommen dieser Ritter veräußerten das Schlossgut Hugenpoet im Jahr 1831 an den Freiherrn Friedrich Leopold von Fürstenberg. Dessen Nachfahren sind noch heute Besitzer des Schlosses und betreiben dort ein bekanntes Luxushotel mit angeschlossener Gastronomie.
Die Liegenschaft präsentiert sich als rechtwinklige Schlossanlage im Stile der westfälischen Renaissance mit innerer und äußerer Vorburg, Wassergraben und einem ausgedehnten Park, der leider nur für Hotelgäste zugänglich ist.
Wir laufen von dort in Richtung der Ruhr und weiter bis Mintard, wo wir durch den bunten Herbstwald auf die Höhen über dem Ruhrtal aufsteigen. In einer großen Schleife geht es anschließend zurück in Richtung unseres Startpunkts am Schloss Landsberg, den wir nach zweieinhalb Stunden wieder erreichen. Unterwegs sind wir ganz schön nass geworden, aber kein Problem, ich habe Wechselwäsche dabei 🙂
Wir starten am Schloss Landsberg
Modernes Gästehaus im Stile eines mittelalterlichen Bergfrieds
Blick aus dem Park zum Schloss
Bergfried und Herrenhaus des Schlosses
Seitlicher Blick auf das Schloss vom Park aus
Turm auf der Rückseite der Anlage
Die Textur des Herbstes
Nur wenige hundert Meter weiter erreichen wir das Wasserschloss Hugenpoet
Blick auf das Restaurant-Gebäude, dahinter das Herrenhaus
Frontseite des Herrenhauses
Blick zur inneren Vorburg
Park von Schloss Hugenpoet
Herbstbunte Kastanienbäume an der äußeren Vorburg
Rinder auf den Wiesen im Ruhrtal
Blick über die Wiesen im Ruhrtal zur den Ruhrhöhen
Bunter Herbstwald auf den Ruhrhöhen
Abstieg durch den Wald zum Schloss Landsberg
Panoramabild aus dem Wald oberhalb von Schloss Landsberg
Wenn ich mit dem Womo unterwegs war und lange Wanderungen in wunderschöner Umgebung unternommen habe, fühlen sich normale Touren bei uns in der Heimat erst einmal ziemlich „lasch“ und auch ein wenig fad an. So auch heute, als ich mit Doxi 14 Kilometer rund um Essen-Fischlaken im Süden des Baldeneysees gewandert bin.
Von Fischlaken ging es zunächst durch den Volkswald nach Essen-Heldhausen und von dort hinauf in den Langenhorster Wald. Anschließend drehen wir in nördlicher Richtung ab und wandern durch Wald und zwischen Feldlächen hinunter zum Baldeneysee. Ein Stück weit folgen wir dabei dem Baldeneysteig, der einmal rund um den See führt.
Am Seeufer laufen wir auf dem Radweg entlang des Hardenbergufers in westlicher Richtung bis zum Yachthafen am beliebten Ausflugslokal „Haus Schoppen“. Dort beginnt unser Wiederaufstieg in Richtung Fischlaken.
Als wir nach drei Stunden wieder unseren Startpunkt erreichen, habe ich das Gefühl, wir hätten nur einen kleinen Spaziergang unternommen. Wir sind zuletzt an der Mosel so viel gewandert, dass sich die Maßstäbe vielleicht ein wenig in die falsche Richtung verschoben haben. Aber ich bin sicher, bald gewöhne ich mich wieder an das Normalmaß.
Wanderkarte unserer Tour
Am Rande des Langenhorster Waldes: Wohnen in Grünen
Wildpflanzen am Waldrand
Der Baldeneysee: Ein Paradies für Wasservögel
Blick über den See nach Essen-Heisingen
Wasserlilien am See
Mehrmals begegnen uns Wildgänse mit ihrem Nachwuchs
Yachthafen am Haus Schoppen
Infotafel am Baldeneysteig
Panoramablick auf den Baldeneysee
Panoramablick auf den Baldeneysee
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