Molli meets Zappa

Molli meets Zappa
Bad Doberan, 16. Juni 2024

Molli, die sympathische Bäderbahn

Welche Stadt kann das schon bieten: Eine Dampfeisenbahn, die auf der Haupteinkaufstraße verkehrt und dabei fröhlich pfeifend an einem Frank-Zappa-Denkmal vorüberzieht? Bad Doberan!

Es ist die Bäderbahn Molli, die Bad Doberan mit seinen Stadtteil Heiligendamm an der Ostsee verbindet.

Das Seebad Heiligendamm wurde 1793 gegründet und gilt als das älteste Seebad Europas. Internationale Aufmerksamkeit erfuhr es zuletzt als Austragungsort des G8-Gipfels der führenden Industrienationen im Juni 2007.

Bad Doberan liegt zwischen Rostock und Wismar, rund 6 km von der Ostseeküste entfernt. Die Stadt wuchs um das Kloster herum, das um 1170 n. Chr.  gegründet wurde und als Doberaner Münster bis heute existiert.

Durch seine wirtschaftlichen Unternehmungen war das Doberaner Kloster im Mittelalter sehr wohlhabend. Bis zu seiner Auflösung im Zuge der Reformation 1552 bestimmte es die Entwicklung des Ortes Doberan.

Im 18. Jahrhundert war es der mecklenburgische Herzog Friedrich Franz I., der Doberan zum Erholungs- und Vergnügungsort des mecklenburgischen Adels und später des wohlhabenden Bürgertums bestimmte.

Aus England kam zu dieser Zeit der Ruf, dass Baden in der See äußerst gesundheitsfördernd sei. Auf Anraten seines Leibarztes badete der Herzog im Jahr 1793 deshalb selbst am „Heiligen Damm“ und begründete damit die Geburtsstunde des ersten deutschen Seebades Heiligendamm.

In Doberan wohnten die Badegäste und vergnügten sich mit Glücksspiel, Tanz und Pferderennen. Auf der noch heute bestehenden Galopprennbahn von Doberan wurde im August 1822 das erste öffentliche Galopprennen in Deutschland ausgetragen.

Heute findet dort jährllich das Musikfestival Zappanale in Erinnerung und Verehrung des Rockmusikes Frank Zappa (1940 – 1993) statt. Und genau so ist Bad Doberan auch zu der Zappa Büste im Kopfbereich seiner Haupteinkaufstraße gekommen. Was für ein Kreisschluss.

( MITI )

Die Mutigen von Ribnitz

Die Mutigen von Ribnitz
Ribnitz-Damgarten, 16. Juni 2024

Erinnerungstafel am Rathaus

Ich verlasse den Darß und durchquere das Fischland in Richtung Westen, um die Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten östlich von Rostock am Südrand des Saaler Bodden zu besuchen.

Im ehemaligen Kloster im Ortszentrum ist das größte deutsche Bernsteinmuseum untergebracht, und das nicht von ungefähr.

Denn in Ribnitz war der VEB Ostseeschmuck ansässig, der in der DDR bedeutendste Produzent und Exporteur von in Silber eingefasstem Bernsteinschmuck.

Mehr als dieses Thema fasziniert mich jedoch die oben abgebildete Tafel, die ich am Rathaus entdecke.

Als die Front im Osten zusammenbrach, sollten kurz vor Kriegsende Anfang Mai 1945 800 verbliebene Insassen aus Ravensbrück, dem größten KZ für weibliche Häftlinge, auf einem Todesmarsch nach  Westen getrieben werden.

Wer nicht mehr weiterkonnte, wurde am Wegesrand erschossen oder erschlagen. Doch beim Durchqueren von Ribnitz stellten sich die Bürger den SS-Kommandos entgegen und bewogen die bereits demoralisierten Restverbände zum Abzug ohne ihre Geiseln. Die Frauen wurden dadurch gerettet. Was für eine Heldentat.

( MITI )

Leuchtturm am Darßer Ort

Leuchtturm am Darßer Ort
Prerow, 16. Juni 2024

Der Leuchtturm vom Strand aus gesehen

Darß (slawisch „Dornenland“) nennt sich der mittlere Teil der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der südlichen Ostseeküste bei Prerow in Mecklenburg-Vorpommern.

Der Darß hat eine Ausdehnung von zehn bis zwölf Kilometern jeweils in Nord-Süd- und West-Ost-Richtung. Im Norden wird er von der Ostsee und im Süden vom Saaler Bodden und vom Bodstedter Bodden begrenzt.

Er umfasst die Dörfer Born, Prerow und Wieck, ist größtenteils bewaldet und geht an der Küsten über feinen Sandstrand ins Meer über.

Die nördlichste Landzunge dieser Halbinsel bildet der Darßer Ort, der als nationales Geotop geschützt und nur zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad zugänglich ist.

Dort befindet sich ein Leuchtturm und eine Marinefunkstation, sowie ein kleines Naturparkzentrum. In diesem Bereich war ich heute Morgen unterwegs, weil sich dort eine hoch spannende Landbildung quasi in Zeitlupe verfolgen lässt.

Der Darßer Ort ist durch Sand- und Sedimentablagerungen entstanden. Diese wurden durch Westströmung an der Küste der Halbinsel Fischland abgetragen und haben sich am Darßer Ort wieder angelagert. Dieser Prozess setzt sich bereits seit mindestens 250 bis 300 Jahren fort.

Weiterhin kommt es am Darßer Ort zur Entstehung neuen Landes beziehungsweise der Abtrennung von Teilen der Ostsee, aktuell der Ottosee, Libbertsee und Fukareksee, und anschließender Verlandung.

In einem Prozess über mehrere Jahrzehnte wächst auf den verlandeten Flächen dichter Wald. Das lässt sich im Darßer Wald beobachten, wo sich ca. 6 Kilometer weiter südlich von der heutigen Küste mitten im Wald die Abbruchkante das „Altdarß“ befindet, die die ursprüngliche Küstenlinie darstellt. Was für eine Dynamik der Natur.

( MITI )

Am Barther Bodden

Am Barther Bodden
Barth, 15.06.2024

Blick zurück in den Hafen von Barth

Als am Vormittag wie angekündigt ein großes Regengebiet aufzieht, suchen wir uns ein trockenes Plätzchen gegenüber des Darß am südlichen Ufer des Barther Boddens.

Wir stellen uns auf den offiziellen Womo-Stellplatz im Ort Barth und lassen den Regen über uns hinwegziehen. Als am Nachmittag wieder die Sonne erscheint, unternehme ich mit Doxi eine zweistündige Wanderung über die Halbinsel zwischen Barther Strom und Barther Bodden.

Es geht immer am Wasser entlang durch das wildreiche Feuchtgebiet Kuhwiese. An einer Stelle überraschen wir sechs Frischlinge, die gerade im Uferbewuch des Barther Boddens wühlen.

Wo die Frischlinge unterwegs sind, wird die Bache nicht weit sein. Ich leine Doxi an und vorsichtig schleichen wir uns an der Stelle vorbei. Einzelne Wildschweinchen verdrücken sich leise quiekend ins Ufergras, andere bekommen von uns glücklicherweise gar nichts mit.

Auf dieser Landzunge befand sich im Zweiten Weltkrieg das erste permanente Kriegsgefangenenlager für Angehörige der alliierten Luftstreitkräfte. Es wurde von der Deutschen Luftwaffe verwaltet.

Am Ende des Krieges war das Lager mit 9000 Inhaftierten völlig überbelegt. Die Zuständen waren fürchterlich. Insbesondere sowjetische Militärangehöre – ob Mannschafts- oder Offiziersdienstgrade – hatten aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie nur geringe Überlebenschancen.

Von den wenigen, die das Kriegsende dennoch überstanden und in die Sowjetunion zurückkehrten, landeten nicht wenige in Straflagern, weil Stalin alle Sowjetsoldaten, die in die Hände des Gegners gefallen waren, als Verräter betrachtete. Wie zynisch.

( MITI )

Künstlerdorf Ahrenshoop

Künstlerdorf Ahrenshoop
Ahrenshoop, 15. Juni 2024

Das Kunstmuseum Ahrenshoop 2013 (Bildquelle: Kunstmuseum Ahrenshoop)

Bald hinter Graal-Müritz verengt sich das Land zu einem schmalen Küstenstreifen. Die enge Passage zwischen Ostsee und Saaler Bodden schafft eine Verbindung zwischen dem Festland und dem Darß. In diesem Bereich liegen die Seebäder Dierhagen, Wustrow und Ahrenshoop.

Mir ist das hier eigentlich alles zu touristisch, doch als wir durch Ahrenshoop kommen, klingelt in mir irgendetwas und ich steuere instinktiv einen Parkplatz an. Richtig, Ahrenshoop, das war doch der Name einer bekannten Künstlerkolonie an der Ostsee, das muss genau hier sein.

Also laufen wir ein wenig herum und stoßen nach wenigen hundert Metern auf das futuristisch wirkende Kunstmuseum Ahrenshoop, das aus dieser Tradition hervorgegangen ist.

Leider sind wir zu früh dran, um das Museum zu besuchen, doch ein Blick in die Wikipedia offenbart die ganze Geschichte dieser einst ruhmreichen Künstlerkolonie.

Das heutige Kunstmuseum Ahrenshoop sieht seine Aufgabe darin, die frühere Künstlerkolonie im Kontext der Zeitgeschichtliche, ihrer Verwerfungen und der deutsch-deutschen Geschichte wiederzuentdecken.

Gezeigt werden u. a. Werke von Elisabeth von Eicken, Paul Müller-Kaempff, Anna Gerresheim, Cesar Klein, Alfred Partikel, Ernst Wilhelm Nay, Karl Hofer, Edmund Kesting und Wolfgang Mattheuer.

Der Museumsbau präsentiert sich als eine Gruppierung von fünf Kuben, die an stilisierte Reetdachhäuser erinnern mögen, und innen zu einem Ausstellungsbau verschmelzen. Als Besonderheit wird Tageslicht durch integrierte Prismen in die Räume projiziert und so ein nahezu schattenfreies Raumlicht geschaffen. Faszinierend, würde Commander Spock vermutlich sagen, und ich kann mich dem nur anschleßen 🙂

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( MITI )

Strandcheck am frühen Morgen

Strandcheck am frühen Morgen
Graal-Müritz, 15. Juni 2024

Blick nach Westen

Folgt man von Rostock der Küstenlinie in östlicher Richtung, kommt erst einmal eine Weile keine Siedlung, sondern die Rostocker Heide, der große Stadtwald von Rostock.

Am Rande des ausgedehnten Waldgebiets habe ich mit Doxi die Nacht verbracht und bin mit ihr dort auch noch ein wenig gewandert.

Östlich der Rostocker Heide erstreckt sich das Ostseeheilbad Graal-Müritz mit seinem kilometerlangen, feinen Ostseestrand. Weil ich ohnehin weiter nach Osten in Richtung Darß möchte, machen wir dort früh am Morgen als erstes Station.

Eigentlich dürfen Hunde dort an den Strand, doch um kurz vor halb Acht am Morgen schert das auch die Einheimischen Hundegänger wenig.

Leider ist kein schönes Wetter, alles ganz grau und bewölkt, doch man kann sich vorstellen, dass sich hier bei Sonnenschein ein wunderschönes Bade- und Wassersportrevier erstreckt.

( MITI )