An Bord der Peking

An Bord der Peking
Deutsches Hafenmuseum Hamburg, 20.06.24

So groß, dass man sie kaum aufs Bild bekommt: die Peking

Bevor wir Hamburg verlassen, habe ich noch eine ganz besondere Verabredung: Mit der Peking, einer 1911 in Dienst gestellten Viermast-Stahlbark, die zwischen Hamburg und Chile verkehrte und vor allem Salpeter transportierte.

Die Peking gehörte zu den berühmten Flying P-Linern der Reederei F. Laeisz und gilt als eines der schnellsten Segelfrachtschiffe, die je auf den Meeren verkehrt sind. Das Schiff liegt heute am Deutschen Hafenmuseum im Hamburger Hafen vor Anker.

Der Bund hat für die Errichtung und Ausstattung dieses neu gegründeten Museums rund 130 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon entfallen allein 28 Millionen auf den Ankauf und die vollständige Restauration der Peking.

Wir sind an diesem Morgen eine kleine Gruppe von drei Besuchern, die von einem altgedienten Seemann rund 90 Minuten durch das Schiff geführt werden.

Es ist wirklich faszinierend zu sehen, welch hohes Niveau der Schiffbau vor mehr als 100 Jahren erreicht hatte und wie ein solch großes Schiff komplett ohne Motoren nur mit Wind- und Muskelkraft über die Ozeane schipperte. Die technischen Daten sprechen für sich:

  • Genieteter Stahlrumpf mit einer Länge von 106 m
  • Raumtiefe: 8,08 m
  • Schiffsmasse 1.500 t, Ladung 4.775 t
  • Segelfläche: 4.100 m² verteilt auf 34 Segel
  • Masthöhe: 62 m über Kiel; 51 m über Deck
  • Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h (schneller als jedes Dampfschiff seiner Zeit)
  • Maximale Neigung im Wind: 30 Grad
  • Besatzung: 31 Seeleute

Das Schwesterschiff der Peking ist die berühmte und baugleiche Passat, die heute als Museumsschiff in Lübeck-Travemünde liegt. Die beiden Schiffe haben 1911 jeweils 680.000 Reichsmark gekostet und diese Summe bereits nach den ersten beiden erfolgreichen Fahrten über den Atlantik wieder eingespielt. Daneben existieren heute nur noch elf weitere Viermaster, die an die stolze Geschichte dieser Seefahrtepoche erinnern.

( MITI )

Rudelgucken am Millerntor

Rudelgucken am Millerntor
Hamburg, 19. Juni 2024

Menschenmassen auf dem Heiligen-Geist-Feld vor dem Millerntor-Stadium

Wenn ich schon mal in der Region bin, kann ich doch auch einen Tag Station in Hamburg machen, oder? Obwohl ich die Stadt eigentlich schon kenne.

Doch heute läuft das Vorrundenspiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Ungarn und da gibt es ein gigantisches Public Viewung auf dem Heiligen-Geist-Feld neben dem Millerntor-Stadium in St. Pauli. Das möchte ich mir gerne ansehen.

Tatsächlich war ich in den vergangenen 15 Jahren bereits dreimal auf dem einzigen Womo-Stellplatz in Hamburg-Mitte im Stadtteil Hammerbrook.

Dass es hier zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen und unter einer Hochtrasse der S-Bahn ziemlich laut ist, hatte ich noch in Erinnerung. Aber jetzt ist unmittelbar daneben auch noch eine Großbaustelle hinzubekommen. Brutal ist das.

Eigentlich wollte ich zwei Tage bleiben, aber bei dem Lärm reicht vielleicht auch einer. Mal sehen.

( MITI )

Fliesenstadt Boizenburg

Fliesenstadt Boizenburg
Boizenburg, 19.06.2024

Fliesenmuseum am Marktplatz

Meine letzte Station in Mecklenburg-Vorpommern ist die westlichste Stadt des Landes: Boizenburg an der Elbe, rund 50 km östlich von Hamburg. Tatsächlich war ich auf dieser Reise schon einmal in Boitzenburg, aber mit T, und mehr als 150 km weiter östlich.

Aufgrund ihrer strategischen Lage war Boizenburg an der Elbe im Mittelalter ein wichtiges Bindeglied im Salzhandel zwischen Wismar und Lüneburg. Anfang des 20. Jahrhunderts entstand hier eine bedeutende Fliesenmanufaktur, an deren Geschichte heute im „Ersten Deutschen Fliesenmuseum“ erinnert wird.

Die Stadt liegt an der Mündung des Flusses Boize in die Elbe und war im Mittelalter von einer ringförmigen Wallanlage umgeben. Der im 18. Jahrhundert abgetragene Wall ist auf ganzer Länge beidseitig von Wassergräben umschlossen.

Die vielen kleinen Fachwerkhäuser, die unmittelbar an den Wassergraben grenzen und das gesamte Stadtbild maßgeblich prägen, sind über 45 Brücken mit dem Wall verbunden. Das hat der Elbestadt auch den Namen „Klein Venedig des Nordens“ eingetragen.

Während der Teilung Deutschlands war Boizenburg eine isolierte Grenzstadt. Die Einwohner unterlagen starken Kontrollen der DDR-Behörden. Zum Einreisen in die Fünf-Kilometer-Sperrzone war ein Passierschein erfroderlich. Hafen- und Grenzbesichtigungen waren nicht gestattet. Entsprechend groß war die Erleichterung der Menschen, als 1989 die Mauer fiel. Für die Boizenburger waren es tatsächlich nur ein paar Schritte in den Westen.

( MITI )

Schöner Schaalsee

Schöner Schaalsee
Zarrentin, 18.06.2024

Doxi testet die Wasserqualität des Schaalsees

Wir beenden den Tag in der Gemeinde Zarrentin am Schaalsee. Der 24 km² große Schaalsee ist einer der tiefsten deutschen Seen und befindet sich auf der Landesgrenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

In den Jahrzehnten der deutschen Teilung verlief die Staatsgrenze der DDR durch den See, weshalb der gesamte See für DDR-Bürger zum Sperrgebiet erklärt wurde. Einwohner der angrenzenden Ortschaften wurden teilweise in andere Städte und Gemeinden der DDR zwangsumgesiedelt.

Die Fauna und Flora im See konnte sich dadurch über viele Jahrzehnte weitgehend ungestört entwickeln. Zahlreich sind heute Hechte mit einer Länge von bis zu 90 Zentimetern, außerdem kapitale Flussbarsche, Karpfen, Schleien und Brassen.

Größter Ort der Region ist Zarrentin leicht oberhalb des Sees. Das um 1250 gegründete Zisterzienserinnenkloster verfiel zu DDR-Zeiten, wurde nach der Wiedervereinigung aber liebevoll restauriert und wird heute u.a. von der Stadtverwaltung genutzt. Von der ehemaligen Klosterkirche hat man einen tollen Blick auf den See.

( MITI )

Eulenspiegelstadt Mölln

Eulenspiegelstadt Mölln
Mölln, 18.06.2024

Marktplatz mit Pranger

Von Ratzeburg geht es weiter in die Eulenspiegelstadt Mölln. Auch Mölln liegt im Gebiet des Naturparks Lauenburgische Seen, etwa 30 Kilometer südlich von Lübeck.

Der Stadthügel mit der historischen Altstadt befindet sich auf einer von der letzten Eiszeit gebildeten Endmoränenzunge. Um das Stadtgebiet gruppieren sich mehrere Seen: Drüsensee, Lüttauer See, Schmalsee, Hegesee, Schulsee, Stadtsee und Ziegelsee.

Die Verbindung zu Till Eulenspiegel entstand, weil 1350 in Mölln eine historische verbriefte Person namens „Tilo dictus Ulenspegel“ verstorben ist, die als Vorlage für die Romanfigur gedient haben soll.

Die Möllner bewahrten dessen Hinterlassenschaften und feierten noch Ende des 16. Jahrhunderts sein Jahrgedächtnis. Außerdem gab es eine Grabstätte und einen Vorläufer des heutigen Eulenspiegel Gedenksteins.

Das Buch über Till Eulenspiegel gilt als eines der bedeutendsten literarischen Werke des niedersächsischen Raumes. Der Urheber ist unbekannt. Die erstmals um 1510 publizierte Ausgabe präsentiert Eulenspiegel als umherstreifenden Schalk des 14. Jahrhunderts, der sich dumm stellte, tatsächlich aber gerissen war und seinen Mitmenschen immer neue Streiche spielte.

Das als Schwanksammlung verfasste Werk wurde schnell in viele europäische Sprachen übersetzt und zu einem Weltbestseller. Bis in die Gegenwart wurden die Geschichten immer weiter modifiziert, sodass aus dem ursprünglich derben Charakter ein immer sympathischerer Possenreißer wurde.

Tatsächlich lockt der Name Eulenspiegel täglich Busladungen von Besuchern in die Kleinstadt Mölln. Schließlich soll es Glück bringen, den blank-gewetzten Daumen und die Fußspitze der Eulenspiegel-Figur auf dem Marktplatz gleichzeitig zu reiben.

Neben der historischen Altstadt mit dem Eulenspiegel-Brunnen ist auch der hübsche Kurpark absolut sehenswert. Nach meinen Beobachtungen heute habe ich aber starke Zweifel, ob viele der Bustouristen überhaupt so weit kommen. Mir jedenfalls hat der Park sehr gut gefallen.  🙂

( MITI )

Inseldomstadt Ratzeburg

Inseldomstadt Ratzeburg
Ratzeburg, 18.06.2024

Dom zu Ratzeburg mit dem davor liegenden Friedhof

In Lübeck haben wir die Nacht wunderbar zentrumsnah auf einem Großparkplatz am Stadthafen verbracht. Doch als es am Morgen gegen 4 Uhr hell wird, ist es mit der Ruhe vorbei: Keine 200 Meter weiter wird die große Lübecker Kirmes aufgebaut und offensichtlich zählt dabei heute jede Minute.

Also verlassen wir schon um kurz nach sechs Uhr das schöne Lübeck und machen uns auf den Weg zu unserer nächsten Station, nach Ratzeburg. Die Stadt liegt rund 20 km südlich von Lübeck im Naturpark Lauenburgische Seen.

Das Besondere an Ratzeburg ist die Lage ihrer Altstadt inmitten des Ratzeburger Sees. Lediglich über drei Dämme ist die „Inselstadt“ mit dem Festland verbunden.  Bis zur deutschen Wiedervereinigung lag die Stadt an der innerdeutschen Grenze zur DDR.

Die herausragende Sehenswürdigkeit von Ratzeburg ist der Dom St. Marien und Johannis Evangelistae, ein bedeutendes Zeugnis romanischer Backsteinarchitektur in Norddeutschland. Er ist von mehreren kirchlich genutzten Profanbauten umgeben.

Der ab 1160 erbaute Dom befindet sich auf dem höchsten Punkt an der Nordspitze der Altstadtinsel von Ratzeburg. Es beherbergt die Gebeine des 1066 im Wendenaufstand getöteten hl. Ansverus.

Gestiftet wurde der Dom von Heinrich dem Löwen als Bischofskirche des Bistums Ratzeburg. Der Ratzeburger Dom ist der älteste der vier sogenannten Löwendome, zu denen auch die in Schwerin, Lübeck und Braunschweig gehören. Eine Replik des Braunschweiger Löwen steht seit 1881 auf dem Hof vor dem Dom.

Die Gesamtanlage mit Dom, Kreuzgang und Klosterbauten ist eines der am vollständigsten erhaltenen Ensembles der Spätromanik in Europa.

( MITI )