Im Stasi-Knast von Bautzen

Im Stasi-Knast von Bautzen
Bautzen, 11. März 2025

Haftblock in Bautzen II

„Seil still, oder willst Du nach Bautzen?“ lautete ein geflügeltes Wort in der DDR, das wohl jeder DDR-Bürger kannte. Es bezog sich auf die beiden großen Gefängnisse in der ostsächsischen Stadt, in denen niemand gerne einsitzen wollte.

Im Stasi-Knast von Bautzen

Bautzen I, das „Gelbe Elend“

Bautzen I, das „Gelbe Elend“, war eine bereits in der Kaiserzeit errichtete Haftanstalt. Überregionale Bekanntheit erlangte Bautzen I als „Speziallager Nr. 4“ der Sowjetischen Militäradministration nach dem Zweiten Weltkrieg und als Synonym für politische Verfolgung in der DDR.

Auch meine Familie aus dem Westen kannte über zwei Ecken entfernte Verwandte aus dem Osten, die dort wegen Republikflucht eingesessen haben.

Aufgrund der unzumutbaren Haftbedingungen brachen dort im März 1950 zwei Häftlingsaufstände aus, die von der Deutschen Volkspolizei brutalst niedergeschlagen wurden.

Im Zuge dieses Aufstandes gelangten zwei Briefe der Häftlinge als Hilferuf in die Bundesrepublik, wo sie von Herbert Wehner beim Parteitag der SPD vorgelesen wurden. Durch diese Briefe wurde die Öffentlichkeit auf Bautzen als Ort politischer Verfolgung aufmerksam.

Bautzen II unterstand ab 1956 bis zum Ende der DDR als Sonderhaftanstalt dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) und wurde zu einem Hochsicherheitstrakt mit 200 Haftplätzen für politische Sondergefangene („Stasi-Knast“) ausgebaut.

Bekannt wurde Bautzen II durch die Unterbringung von Regimekritikern, westdeutschen, ausländischen und prominenten DDR-Häftlingen. Gefangene wurden dabei teilweise nur mit ihrer Nummer angesprochen. 1963 wurde die Anstalt organisatorisch von der Haftanstalt Bautzen I abgetrennt und als eigenständige Strafvollzugsanstalt geführt. Zur Tarnung blieb die Haftanstalt Bautzen II nominell eine Einrichtung des Innenministeriums.

Heute ist in den Gebäuden von Bautzen II die Gedenkstätte Bautzen untergebracht. Sie berichtet über die Geschichte der beiden Gefängnisse, über den Gefangenenalltag dort, die Praktiken und Verhörmethoden der Stasi und lässt Zeitzeugen und ehemalige Inhaftierte zu Wort kommen. Ganz schön gruselig ist das, wenn man heute durch das leere Gefängnis streift.

( MITI )

Hauptstadt der Oberlausitz

Hauptstadt der Oberlausitz
Bautzen, 11.03.2025

Blick vom Spreeufer hinauf zur Stadt

Nach sechsstündiger Fahrt bin ich wohlbehalten in Bautzen angekommen, der historischen Hauptstadt der heute sächsischen Oberlausitz mit knapp 40.000 Einwohnern.

Die Stadt an der noch jungen Spree ist das politische und kulturelle Zentrum der Sorben, einer westslawischen Ethnie mit eigener Sprache und Kultur. Die zumeist deutschen Staatsbürger machen etwa 5 bis 10 % der Bevölkerung aus. Alle Straßenschilder in Bautzen sind deshalb seit 1991 zweisprachig gehalten: in Deutsch und Sorbisch.

Die zweitgrößte Stadt der Oberlausitz (nach Görlitz) verfügt über einen sehenswerten historischen Stadtkern, der sich um die Ortenburg bildete, die bereits im Jahr 1002 urkundlich erwähnt wurde. 1635 kam das seit der Reformation überwiegend protestantische Bautzen gemeinsam mit dem Markgraftum Oberlausitz zum Herzogtum Sachsen.

Das Stadtbild wird durch mehrere historische Türme und Kirchen geprägt, die Bautzen schon im 19. Jahrhundert den Beinamen „sächsisches Nürnberg“ eintrugen. Einer der bekanntesten Türme ist der Reichenturm, der auch als „Schiefer Turm von Bautzen“ bezeichnet wird.

Wie man hier tief im Südosten der Republik politisch denkt, erlebe ich schon am ersten Abend. Und das gleich doppelt. Erst gelingt es mir nur nach aufwändiger Suche einen Zeitschriftenhandel ausfindig zu machen, der auch den SPIEGEL führt.

Als ich das Heft auf den Tresen lege, zieht die Verkäuferin markant die Augenbrauen hoch und murmelt sarkastisch etwas von Qualitätsjournalismus. Spontan erwidere ich: „Ein Hoch auf die Lügenpresse“, was sie aber gar nicht komisch findet.

Fünf Minuten später gerate ich in eine der letzten Montagsdemos auf deutschem Boden. Die Versammlungen der „Mahnwache Bautzen“ sind Treffpunkt für Rechtsextremisten aus ganz Ostsachsen, wie jüngst das sächsische Landesamt für Verfassungsschutz berichtete.

Ich erkenne in der Dunkelheit nicht viel von den engagierten Volksgenossen, aber die mitgeführten Nationalflaggen des Kaiserreichs und des Dritten Reichs in Schwarz, Rot, Weiß sprechen für sich. Die AfD-Sachsen sieht in den wiederkehrenden Versammlungen einen anhaltenden Friedensappell. Ist klar!

( MITI )

Die Türen von Duderstadt

Die Türen von Duderstadt
Duderstadt, 10. März 2025

Prächtiges Portal

Schon lange habe ich nicht mehr so viele historische Türen und Portale zu Gesicht bekommen, wie heute in Duderstadt. Der letzte Beitrag zu diesem Thema liegt bereits mehr als sechs Monate zurück und entstand im luxemburgischen Echternach.

Passend zu dem hervorragenden Erhaltungszustand vieler Fachwerkhäuser von Duderstadt machen auch die Türen richtig was her. Ich bin begeistert.

( MITI )

Fachwerkidylle Duderstadt

Fachwerkidylle Duderstadt
Duderstadt, 10. März 2025

Das historische Rathaus von Duderstadt von 1536

Heute habe ich einen langen Weg vor mir. Von Horn-Bad Meinberg in Ostwestfalen bis in die sächsische Oberlausitz sind es mehr als 500 Kilometer. Ich schaue, ob ich auf dem Weg Richtung Osten eine interessante Stadt ausmachen kann, dich ich noch nicht kenne, und werde tatsächlich fündig.

Meine erste Station heute soll Duderstadt sein, eine Fachwerkidylle im südlichen Harzvorland an der ehemaligen Deutsch-deutschen-Grenze, kurz vor dem Übergang von Niedersachsen nach Thüringen.

Duderstadt liegt im katholisch geprägten Untereichsfeld. Wegen seiner fruchtbaren Böden wird das Umland bereits seit dem Mittelalter auch als Goldene Mark bezeichnet.

Das überwiegend mittelalterliche Stadtbild wird geprägt von rund 600 Bürgerhäusern verschiedener Stilepochen und den beiden großen Stadtkirchen St. Cyriakus und St. Servatius mit ihren mächtigen Türmen.

Unbedingt sehenswert ist auch das prächtige mittelalterliche Rathaus, und der Westerturm an der restaurierten Stadtmauer mit seiner auffällig gedrehten Spitze. Wer historische Kulissen mag, der kommt hier voll auf seine Kosten. Eine wirklich schöne Stadt im Herzen von Deutschland, am Übergang von West nach Ost.

( MITI )

Wo gibt´s denn hier den SPIEGEL?

Wo gibt´s denn hier den SPIEGEL?
Horn-Bad Meinberg, 9. März 2025

Marktplatz von Horn mit dem historischen Rathaus von 1865

Sonntagnachmittag, das Wochenendseminar bei Yoga Vidya ist vorüber. Zeit sich endlich einmal etwas zu entspannen, bevor ich am nächsten Morgen mit dem Womo in Richtung Oberlausitz weiterfahren will.

In der letzten Woche ist weltpolitisch viel geschehen, deshalb würde ich gerne den aktuellen SPIEGEL lesen. Doch das erweist sich als unmöglich, obwohl ich alle Tankstellen in Horn und Bad-Meinberg abklappere. Kioske gibt es auch nicht, und die Supermärkte öffnen erst wieder am Montagmorgen.

Das war also nix, außer vielleicht eine yogische Übung in Demut. Aber immerhin bin ich bei dem schönen Wetter ein wenig mit dem Fahrrad gecruised und habe mir die Gemeinde Horn angeschaut, die ich bislang noch gar nicht kannte.

( MITI )

Yoga für die gute Laune

Yoga für die gute Laune
Bad Meinberg, 8. März 2025

Vorne Heike, hinten links der Bernd, ganz links Seminarleiter Christian Bliedtner

Das Ende meines ersten Studiensemesters feiere ich mit einem Besuch im großen Ashram von Yoga Vidya. Kaum 60 Minuten nach der Semesterabschlussklausur sitze ich im Wohnmobil und breche nach Bad Meinberg in Ostwestfalen auf. Gemeinsam mit Heike und meinem Kumpel Bernd habe ich für dieses Wochenende ein Seminar bei Christian Bliedtner gebucht.

Der Kurs mit dem schönen Titel „Yoga für die gute Laune“ passt wie die Faust aufs Auge. Denn die letzten sieben Wochen mit totalem Fokus auf die Klausurvorbereitung waren echt ein bisschen freudlos. Da gab es nicht viel zu lachen.

Doch das wird jetzt nachgeholt. Z.B. mit Lachyoga, stimmungsvollen Kirtans und ganz viel Yoga-Praxis. Es ist schön mal wieder im Ashram zu sein, dort, wo ich auch meine Yogalehrer-Ausbildung absolviert habe. Und Christian Bliedtner ist ein wirklich netter und sehr versierter Kursleiter.

Die totale Entspannung will sich allerdings nicht unmittelbar einstellen, dafür gibt es bei einem solchen kompakten Wochenendseminar zu viele Termine. Man hetzt ein wenig zwischen Workshop, Yoga-Stunde, Satsang und den Mahlzeiten hin und her. Und Doxi will zwischendurch ja auch noch bewegt werden. Aber egal, zum Erholen habe ich in den kommenden drei Wochen der Semesterferien noch genug Zeit. Jetzt wird erst einmal ausgiebig gelacht, bis das Bauchfell schmerzt, und positive Energie getankt.

( MITI )