Annähernd die Hälfte des Tourismus auf Texel konzentriert sich auf den Badeort De Koog in der Mitte der Westküste. Hier gibt es eine große Zahl an Hotels, Campingparks und Bungalow-Siedlungen.
Der Nordseestrand ist lang, breit und schön, doch für mich fühlt sich der Ort zu sehr nach Tourismus an. Keine gewachsene Geschichte, keine Sehenswürdigkeiten, zu viele Läden mit Souvenirs und Plastikschäufelchen. Ich würde hier keinen Urlaub verbringen wollen. Schnell weiter.
Ortsübersicht
Kirche von De Koog
Souvenirs überall
Restaurant in der Fußgängerzone
Camping-Park in den Dünen
Blick von den Dünen auf den Strand Richtung Norden
Die einzige richtige Stadt auf Texel ist Den Burg, in der Inselmitte fernab der Sturm- und Hochwassergefährdeten Küsten gelegen. Fast die Hälfte der Inselbevölkerung, rund 7.000 Einwohner, lebt in Den Burg. Die zentralen Verwaltungseinrichtungen von Texel sind hier beheimatet, es gibt ein Schwimmbad, eine Bibliothek, eine weiterführende Schule, mehrere Kirchen und eine Vielzahl an Geschäften.
Einige historische Gebäude rund um den alten Marktplatz zeugen von der langen Geschichte des Ortes, der etwa seit dem 7. Jahrhundert besiedelt ist.
Die kreisförmig rund um das Zentrum angeordneten Straßen gehen auf den Burgcharakter von Den Burg („die Burg“) zurück. 1356 hatte man begonnen, die Siedlung mit einem Burgwall und einer Burggracht zu umgeben. Schon damals gab es in Den Burg ein Kloster.
Traditionell findet jeden Montagmorgen ein Wochenmarkt statt. Früher kamen die Bauern aus allen Teilen der Insel mit ihren Wagen nach Den Burg, um auf dem Markt ihre Lämmer zu verkaufen. Noch heute werden einmal pro Jahr, am ersten Montag im September, die besten texel’schen Zuchtbuchschafe zur Schau gestellt.
Im Zweiten Weltkrieg hatte Den Burg während des Georgischen Aufstands auf Texel stark zu leiden. Bei den Beschießungen durch die deutsche Artillerie wurden viele Gebäude, darunter auch Baudenkmäler, stark beschädigt. Doch das sieht man dem Ort heute nicht mehr an. Dank der vielen Touristen pulsiert im Zentrum das Leben.
Haus am Marktplatz in Den Burg
Altes Bauernhaus in Den Burg
Historische Häuser in Den Burg
Historische Häuser in Den Burg
Prächtige Gartenblüte
Prächtige Gartenblüte
Anthroposophisch angehaucht: Gesundheitszentrum in Den Burg
Am Marsdiep, der 4 km breiten Meerenge zwischen der Ostseite von Texel und dem niederländischen Festland, gibt es nur eine größere Siedlung: Oudeschild.
Man geht heute davon aus, dass das Marsdiep durch die Allerheiligenflut von 1170 entstand, als die Nordsee zwischen Texel und Den Helder durchbrach und Texel zur Insel machte. Bis dahin hatte die Region über Jahrtausende zum Festland gehört und war auch von dort besiedelt worden.
Oudeschild ist ein Zentrum für die Schifffahrt auf Texel. Dabei gibt es den Hafen erst seit 1780. Davor lagen die Schiffe jahrhundertelang vor dem Deich auf Reede, auch die großen Segler der Niederländischen Ostindienkompanie, die sich auf ihrem Weg von Amsterdam in die weite Welt hier mit Wasser und Proviant versorgten.
Heute leben kaum mehr als 1.000 Einwohner in Oudeschild. Im Ortszentrum am Hafen gibt es ein Meeresmuseum mit einer großen historischen Turmwindmühle.
Zwei Kilometer weiter südlich liegen an der Küste die Reste des ehemaligen Fort De Schans, mit dem ab 1574 Wilhelm von Oranien und später Napoleon Bonaparte den Schiffsverkehr im Marsdiep kontrollierte.
Etwas weiter nördlich an der Küste gibt es ein Denkmal für die kanadischen Flieger, die bei der Befreiung Texels im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen und dahinter am Oostkaap einen großen Friedensturm. Ein durchaus geschichtsträchtiger Ort also im Osten von Texel.
Treppe über den Deich zum Hafen
Fischkutter im Hafen von Oudeschild
Alter Hafenkontor
Das Wahrzeichen von Oudehschild
Häuser auf dem Museumsgelände
Relikte der Strandräuberei am Museum in Oudeschild
Mensch oder Schaf?
Am Fort de Schans
Nachbildung historischer Kanone
Früher trennte kein Deich das Fort vom Meer
Panoramabild vom Fort de Schans
Wasserflächen hinter dem Deich mit tausenden kreischender Möwen
Frühere Bunker des deutschen Atlantikwalls am Leuchtturm von Texel
Wenn man den Leuchtturm an der Nordspitze von Texel besteigt, erkennt man von innen, dass die schmucke rote Fassade tatsächlich die zweite Außenmauer des Turms darstellt. Darunter befindet sich das ursprüngliche Mauerwerk, das im Zweiten Weltkrieg beim sogenannten „Georgischen Aufstand auf Texel“ stark beschädigt wurde.
Dahinter verbirgt sich eine kuriose Geschichte. In vielen eroberten Ländern hatte die Deutsche Wehrmacht auf ihrem Siegeszug in den Jahren 1939 bis 1941 Hilfstruppen ausgehoben – auch in Georgien, damals Teil der Sowjetunion.
Das Georgische Infanteriebataillon 822 „Königin Tamar“, kam unter der Aufsicht deutscher Kommandeure auf Texel zum Einsatz, das seit 1940 einen neuralgischen Punkt im deutschen „Atlantikwall“ bildete.
Als das Ende des Krieges bereits absehbar war, erhoben sich die Georgier in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1945 um 1:00 Uhr gegen ihre deutschen Befehlshaber. Viele Wehrmachtssoldaten wurden im Schlaf erstochen.
Den Georgien gelang es jedoch nicht, die Schiffsbatterien im Norden und im Süden der Insel zu übernehmen. Zur deutschen Verstärkung traf das 163. Marine-Schützenregiment ein. Mit Panzern begann vom niederländischen Festland eine Gegenoffensive der Wehrmacht, die über die offizielle deutsche Kapitulation am 8. Mai 1945 hinausreichte.
Große Teile Texels wurden in diesem „Russenkrieg“ in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu 2.000 Wehrmachtssoldaten, 560 Georgier und 120 einheimische Niederländerkamen dabei ums Leben. Am 20. Mai gelang es kanadischen Truppen schließlich, „Europas letztes Schlachtfeld“ zu befrieden. Erst danach schwiegen die Waffen.
Dünenlandschaft unterhalb des Leuchtturm
Schauplatz erbitterter Gefechte am Ende des Zweiten Weltkriegs
Der nördlichste Teil von Texel rund um den Ort de Cocksdorp wird Eijerland (dt: Eierland) genannt, weil hier früher in großem Maßstab Möweneier gesammelt und in Amsterdam als Delikatesse verkauft wurden.
Die Gegend ist ein Beispiel für die dynamische Veränderung der Küstenregionen an der Nordsee durch die Kraft der Natur und die Beharrlichkeit des Menschen.
Noch bis zum 13. Jahrhundert war Eijerland Teil der nördlich von Texel gelegenen Insel Vlieland. Dann trennten Sturmfluten die Gegend von Vlieland ab, sodass sie zu einer eigenständigen Insel wurde.
Das zwischen Eijerland und Texel befindliche Seegatt begann sich im 16. Jahrhundert durch Sandablagerungen zu schließen. Es entstand eine Sandbank, die nur bei Sturmfluten überspült wurde.
Um eine dauerhafte Verbindung nach Eijerland zu schaffen, errichtete man 1630 einen ersten Sanddeich. Aufwändige Landgewinnungsmaßnahmen und Eindeichungsarbeiten begannen 1835. Sie machten Eijerland zu einem Bestandteil von Texel. Heute gehört die Gegend neben Den Koog zu den wichtigsten Tourismuszentren der Insel.
Weil Eijerland unter dem Meeresspiegel liegt, muss der Polder ständig entwässert werden. Heute übernimmt diese Aufgabe eine elektrische Pumpstation am Ortsrand von de Cocksdorp . Sie pumpt Wasser aus dem Eijerlandkanal und dem Roggeslot (dt: Rachengraben) unter dem Deich hindurch ins Wattenmeer. Ohne diese Maßnahmen stünde die gesamte Gegend bald schon unter Wasser. Und dann gäbe es auch keine Eier mehr zu sammeln …
Leuchtturm von Texel im Licht der untergehenden Sonne
Ich stehe auf dem Campingplatz „de Robbenjager“ an der Nordspitze von Texel. Näher kann man dem Ende der Insel mit dem Wohnmobil nicht kommen. 500 Meter weiter befindet sich der große Leuchtturm am Kaap Noord.
Links davon die Nordseeküste mit dem kilometerlangen Sandstrand, rechts davon das Wattenmeer. Die Strömung im Übergangsbereich ist so stark, dass man an dieser exponierten Stelle nicht schwimmen darf. Lebensgefahr!
Als sich die größte Hitze des Tages am späten Abend endlich gelegt hat, laufe ich zum Kaap Noord, um in den Sonnenuntergang zu blicken. Doch mittlerweile sind Wolken aufgezogen, die den kommenden Wetterwechsel ankündigen (sehr willkommen).
Aber noch ist es ganz schön warm. Doxiwill zum ersten Mal in alle den Jahren zum Schlafen partout nicht ins Wohnmobil kommen. Na, gut, darf sie halt im Freien übernachten.
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