Blick von Rembrand’s früherem Geburtshaus zur Mühle „de Valk“
Komm, eine Stadt geht noch. Nachdem sich der Himmel am späten Nachmittag aufgeklart hat, fahren wir von Haarlem weiter in das quirlige Leiden. Es wird das erste Mal auf dieser Reise, dass wir über Nacht frei und kostenlos stehen können, auf einem Parkplatz am Fußballstadion, keine zwei Kilometer von der Altstadt entfernt.
Leiden ist Sitz der ältesten Universität der Niederlande. Entsprechend viele junge Menschen sind an diesem Sonntagabend im Zentrum unterwegs. Die Stimmung ist ausgelassen, vielleicht auch, weil ordentlich gekifft wird. In vielen Gassen riecht es intensiv nach Gras.
Leiden ist bekannt für seine schöne Altstadt und die zahlreichen Grachten, die von teils prächtigen Patrizierhäusern gesäumt werden. Vor allem in der Innenstadt ist Wasser ein wichtiger Bestandteil des Straßenbildes.
Auch das Hauptgebäude der Universität in einer ehemaligen Klosterkirche liegt an einer Gracht. Es ist die vielleicht bekannteste Gracht in ganz Holland: die Rapenburg.
Ein berühmter Sohn der Stadt ist der Künstler Rembrandt. Dort, wo früher sein Geburtshaus stand, erinnert heute ein Denkmal an den großen Maler. Von dort blickt man über das Wasser zur traditionsreichen Mühle „de Valk“. Ein im wahrsten Sinne des Wortes malerischer Anblick.
Der drittgrößte Hafenumschlagplatz der Niederlande nach Rotterdam und Amsterdam ist Ijmuiden. Hier beginnt der Nordseekanal, den alle großen Seeschiffe auf ihren Weg nach Amsterdam passieren müssen. Die Stadt gibt es erst seit der Errichtung des Kanals im Jahre 1876, als sich zunächst Kanalarbeiter und Fischer hier ansiedelten.
Die älteren Stadtteile von Ijmuiden wirken heute etwas heruntergekommen, die jüngeren Teile haben den Charme einer sozialistischen Musterstadt – nur nicht aus DDR-Platte, sondern aus rotbraunem Backstein.
Wir stehen mit dem Wohnmobil auf einem kleinen kostenlosen Parkplatz neben der Fähre direkt am Nordseekanal. Immer wieder ziehen riesige Frachtschiffe an uns vorüber. Später mache ich mich mit dem Fahrrad auf, um die Stadt und den Hafen mit seiner riesigen Schleusenanlage zu erkunden.
Die Schleusen wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrmals erweitert und der Nordseekanal vertieft, um immer größeren Schiffen die Passage zwischen Nordsee und Amsterdam zu ermöglichen. Ein neuer Superlativ wurde 2022 mit der „Neuen Seeschleuse Ijmuiden“ erreicht, die mit einer Schleusenkammer von 500 Meter Länge und 70 Meter Breite die größte der Welt ist.
Hinter den Schleusen erheben sich die Schlote des 1918 errichteten Stahlwerks „Koninklijke Hoogovens“, das heute zur indischen Tata-Gruppe gehört. Aus dem Werksgelände dampft es gewaltig in den Himmel – ein Zeichen, dass die Hochöfen nicht stillstehen.
Blick aus dem Womo auf den Nordseekanal
Der Alte Wasserturm
Kriegerdenkmal am Marktplatz
Irgendetwas stimmt hier nicht!?
Relikt aus alter Zeit: Häuschen an der ersten Schleuse
Die erste und älteste Schleuse direkt am Hafen
Im Hintergrund das Stahlwerk von 1918
Steuerzentrale der Neuen Seeschleuse von 2002
Ein Schiff befindet sich bereits in der Neuen Seeschleuse
Ein zweites Schiff folgt
Modernisierte Steuerzentrale der Alten Schleuse
Schiff in der Alten Seeschleuse
Fähre nach Newcastle in England, dahinter der Leuchtturm
Wahrzeichen der Stadt: die historische Windmühle „De Adriaan“
Harlem hat bessere Fotos verdient!Ich erwische die Provinzhauptstadt von Nordholland am Nachmittag zwischen zwei Regenschauern bei ganz schlechten Lichtverhältnissen. In Wirklichkeit sieht die Stadt mit ihren zahlreichen Grachten und historischen Bauten viel hübscher aus.
Haarlem liegt zwischen Ijmuiden im Norden und Amsterdam im Osten. Der Amsterdamer Flughafen Schiphol ist nur 13 km entfernt.
Die Stadt entwickelte sich im frühen Mittelalter auf dem Verbindungsweg zwischen Nordholland und Südholland und prosperierte durch Textilherstellung, Schiffbau und das Brauereiwesen.
Doch der Wohlstand mündete in einer Art Bürgerkrieg, angeführt von den Gilden der Bäcker, der Käsemacher und der Kabeljau-Fischer. Von inneren Konflikten geschwächt, konnte die Stadt der spanischen Belagerung im Achtzigjährigen Krieg nicht standhalten und fiel im Jahr 1573.
Haarlem hat eine lange Tradition als Druckereistandort. Die erste Tageszeitung der Welt erschien 1656 in Haarlem und existiert als Haarlems Dagblad bis heute.
Was der Stadt nur schwer nachzumachen ist: Haarlem hat sich selbst zum Exportgut erhoben. 1658 gründete der Holländer Petrus Stuyvesant Nieuw Haarlem, das neue Haarlem, an der Ostküste Nordamerikas. Heute ist die kleine Siedlung als New Yorker-Stadtteil Harlem weltbekannt.
Das prächtigste Gebäude der Stadt: „De Waag“ am Käsemarkt
Immer wieder lohnt es sich, früh aufzustehen. Bereits um halb acht bin ich an diesem Morgen in Alkmaar unterwegs, der drittgrößten Stadt von Nordholland (nach Haarlem und Amsterdam).
Noch sind die Straßen in der historischen Altstadt nahezu menschenleer, bis auf die Händler, die sich gerade schon die besten Plätze für den heute anstehenden Sonntagsmarkt sichern.
Eine halbe Stunde später und ich hätte viele Sehenswürdigkeiten kaum noch fotografieren können, vor lauter Verkaufsständen.
Im Achtzigjährigen Krieg gegen die Spanier wurde Alkmaar 1573 zum Symbol des erfolgreichen niederländischen Freiheitskampfs und erhielt ihr Motto: „Die Siegreiche“, Alcmaria victrix.
Heute ist die Stadt vor allem für den seit 1365 abgehaltenen Käsemarkt berühmt, der im Sommerhalbjahr jeden Freitag tausende von Besuchern in die sehenswerte Altstadt lockt.
Vor einhundert Jahren wurden an jedem Markttag noch rund 300 Tonnen Käse umgeschlagen und von den in Weiß gekleideten „Käseträgern“ über den Marktplatz bugsiert. Heute sind es nur noch ein Zehntel davon und der Markt hat vor allem touristischen Charakter, auch wenn er jedes Mal ein Großereignis für die Stadt darstellt.
Morgens wird zunächst der gesamte Marktplatz gründlich gesäubert. Anschließend werden die Käselaibe von sogenannten „Setzern“ in lange Reihen über- und nebeneinander gestapelt. Um Punkt 10 Uhr ertönt die Glocke als Startsignal.
Dann laufen die Käseträger – häufig ausgestattet mit großen Tragegestellen aus Holz – eifrig kreuz und quer über den Marktplatz. Die Käselaibe werden ausgiebig getestet und darauf geboten.Feilschen ist ein wichtiger Bestandteil des Kaufs, der immer per Handschlag besiegelt wird. So das uralte Ritual.
Den Markttag am Freitag habe ich zwar verpasst, aber auch ohne dieses Schauspiel gefällt mir Alkmaar mit seinen vielen Grachten und historischen Gebäuden sehr gut.
Wir stehen auf einem kostenlosen Parkplatz außerhalb der Stadt mitten zwischen Windmühlen, die früher der Entwässerung der Polder dienten. Sie sind das Markenzeichen von Nordholland, der großen Landzunge zwischen Nordsee und Zuidersee, dem heutigen Ijsselmeer. Schön ist es hier.
An unserem Parkplatz vor den Toren der Stadt
Keine zwei Kilometer außerhalb des Zentrums ist es total ländlich
Mühlen, Mühlen, Mühlen
Grachten durchziehen das historische Zentrum
Alle Blicke führen zur Käsewaage
De Waag aus der Nähe betrachtet
It´s all about Cheese
St.-Laurens-Kirche
Historisches Rathaus
Die Stände für den Sonntagsmarkt werden gerade aufgebaut
Häuser an der Noordgracht
Keine Gracht ohne Klappbrücke
Prächtiges Stadthaus an der Hauptgracht
„Mühle die Große“ von 1769
Alkmaar Streetart
Niederländischer Jugendstil von 1908
Mittelalterlicher Hof
Fatbike OUXI V8: Das E-Bike der Wahl für junge Leute in ganz Holland
Doxi stärkt sich vor dem Leuchtturm an der Hafenausfahrt
Als ich am Abend noch eine Runde mit Doxi drehe, entdecke ich einen Skulpturenpark auf der 2 km langen seeseitigen Mole des Yachthafens. Diese grenzt das Hafengebiet vom Markermeer ab, das zu dieser Stunde ganz schön aufgepeitscht wirkt.
Ganz am Ende der Mole befindet sich auch der kleine hölzerne Leuchtturm von Hoorn, der auf die Hafeneinfahrt verweist. Dort wagt sich Doxi kurz in das Hafenbecken, um einen Schluck zu trinken.
Der sehenswerte Skulpturenpark wurde durch die niederländische Stiftung „In den Beginne“ errichtet. Erst als ich Hoorn verlasse, stelle ich fest, dass sich der Ausstellungsbereich noch ein ganzes Stück weit entlang der Küstenlinie in die Stadt zieht. Habe ich also nur einen Teil gesehen. Muss ich wohl irgendwann noch einmal wiederkommen 🙂
Links das Womo auf dem Stellplatz des Yachthafens, rechts der Skulpturenpfad auf der Mole
Die letzte Stadt, die wir am westlichen Ijsselmeer besuchen, ist auch die größte: Hoorn mit heute 67.000 Einwohnern. Tatsächlich befindet sich Hoorn bereits im Maarkermeer, wie der südliche Teil des Ijsselmeers genannt wird. Von dort hat man freie Fahrt bis Amsterdam.
Hoorn hat eine lange Geschichte als See- und Fischereistadt. Nach Gründung der Vereinigten Ostindischen Kompanie im Jahre 1602 wuchs Hoorn zu einer Hafenstadt internationaler Bedeutung heran.
Viele Seefahrer und Entdecker kamen aus Hoorn, so zum Beispiel die Holländer Willem Cornelisz Schouten und Jakob Le Maire. Nach Schoutens Geburtsort ist der südlichste Punkt des amerikanischen Kontinents benannt: Das Kap Hoorn.
Als der Fisch- und Seehandel ab der Mitte des 17. Jahrhundert unter anderem durch die Konkurrenz Amsterdams und Englands zurückging, blieb Hoorn Fischereihafen und Marktstadt von regionaler Bedeutung.
Heute profitiert die Stadt u. a. vom Wassersporttourismus. Wir stehen mit dem Wohnmobil am großen Yachthafen, der gut mit Segelyachten gefüllt ist. Gleich um die Ecke, im Alten Hafen mit dem pittoresken Hauptturm von 1532, liegen einige große historische Segelschiffe vor Anker.
Die Altstadt rund um den zentralen Platz mit der historischen Käsewaage hat viel Sehenswertes zu bieten. Es ist vielleicht nicht alles so perfekt romantisch wie in Enkhuizen, aber dafür ist Hoorn eine richtige moderne Stadt.
Blick vom Stadthafen auf den Hauptturm
Nachbau einer Kogge im Alten Hafen
Leuchtturm an der Hafenausfahrt
Hoofdtoren von 1532 – Stadtseite
Der Turm hat eine eigenwillige Form
Der Turm vom Hafen aus gesehen
Haus neben dem Hofdtooren
Marktplatz mit der ehemaligen Käsewaage
Westfriesisches Museum am Marktplatz
Büste des Seefahrers Jan Pieterszoon Coen auf dem Käsemarkt
Grote Kerk von 1882 mit 60 Meter hohem Turm
Oosterkerk of Sint-Antoniuskerk von 1450
Viele Kirchen hat es hier
Häuser am Stadthafen
Die meisten Stadhäuser sind recht schmal
Nierdländischer Jugendstil
Denkmal für den Stadtchronisten
Historisches Osttor
Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung
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