Wenn das Korn fällt

Wenn das Korn fällt
Rund um Büttgen, 14. Juli 2025

Kornstaub, den der Mähdrescher bei der Arbeit auswirft

Zwölf Tage war ich nicht zu Hause, da muss ich erst einmal schauen, was gerade rund um mein Heimatdorf abgeht und was sich verändert hat.

Überall wird jetzt das Korn gemäht, vielfach bis tief in den Abend hinein. In der untergehenden Sonne wirkt der aufgewirbelte Kornstaub wie gelber Nebel. Aber Achtung, wenn man zu nahe herankommt, besser ein Tuch vor den Mund halten.

In den nicht bewirtschafteten Blühstreifen zwischen den Feldern verblüht so langsam der Klatschmohn, und die Skihalle Neuss hat eine neue Attraktion eröffnet: die Abenteuer Alm.

Auf kleine und große Entdecker wartet dort ein 13 Meter hohen Kraxelberg in Murmel’s Dorf, eine Kletteralm, ein Adlerturm oder der Falkenflug in luftigen Höhen. Alles gut gesichert, will ich doch hoffen. Die Vorfreude der Kids am Einlass ist jedenfalls riesig.

Auf dem Rittergut Birkhof werden die Classic Days vorbereitet. Das Oldtimer-Festival fand viele Jahre auf Schloss Dyck statt und hat nun eine neue Heimat gefunden. In drei Wochen, am ersten August-Wochenende ist es soweit. Der Aufbau hat bereits begonnen.

Soweit also alles okay, in meiner Home-Zone, zumindest was ich auf meiner 17 km Runde ausmachen konnte. Weitere Überraschungen nicht ausgeschlossen 🙂

( MITI )

1.000 Drohnen über Düsseldorf

1.000 Drohnen über Düsseldorf
Düsseldorf, 13. Juli 2025

Ein Herz für Düsseldorf

Am zweiten Tag der Düsseldorfer Rheinkirmes begeistert eine Lichter- und Animationsshow mit eintausend Drohnen in der Luft hunderttausende von Besuchern.

Wahnsinn, was an diesem Abend in Düsseldorf los ist. Ich bin froh, dass ich es dank Motorrad noch rechtzeitig zum Beginn des Schauspiels geschafft habe, vor Ort zu sein.

Vielen Autofahrern ist das nicht vergönnt – sie bleiben im Anreisestau stecken. Auch fleißig Hupen nützt da nichts.

Die Drohnen werden bei diesem Spektakel wie die Pixel eines dreidimensionalen Bildschirms eingesetzt. Jede kann in vielen verschiedenen Farben leuchten.

Gemeinsam formen sie Bilder, Animationen, steigen auf, steigen ab, drehen sich und sorgen mit dieser Choreografie für atemloses Staunen und viel Beifall.

Wie viele Drohnen es tatsächlich sind, kann man in dem bunten Gewimmel kaum ermessen. Aber man kann es erahnen, als die Drohnen am Ende der Show in kleinen Gruppen wie bunte Sternschnuppen auf die Erde herabschweben. Minuten dauert es, bis alle sicher gelandet sind.

Die Düsseldorfer Kirmesgesellschaft will auf das traditionelle Feuerwerk zum Ende der Rheinkirmes in einer Woche nicht verzichten. Doch man spürt: mit den Drohenshows bricht eine neue Ära an.

In der Ukraine bringen Drohnen jede Nacht Tod und Verderben. Über Düsseldorf bringen sie an diesem lauen Sommerabend eine neue Qualität des Entertainments. Das lässt mich nach dieser wirklich tollen Show doch etwas nachdenklich zurück. So unterschiedlich kann man Technik einsetzen.

( MITI )

Elf Tage Texel und Holland

Elf Tage Texel und Holland
Holland, 12. Juli 2025

Strand im Naturschutzgebiet „De Slufter“

Sechs Wochen vor der Semesterabschlussklausur habe ich mir ein paar Tage Zeit genommen für eine kleine Tour durch Nord- und Süd-Holland. Das permanente Lernen die ganze Zeit über, da musste ich einfach mal wieder raus.

Doxi und ich haben zunächst drei Tage auf der schönen Insel Texel verbracht. So viel Strand und Dünen bei perfektem Badewetter, das hatten wir lange nicht mehr. Und auch keinen so teuren Camping-Platz, aber das ist ein anderes Kapitel.

Anschließend sind wir durch mehrere Städte am westlichen Ijsselmeer getourt: Den Helder, Den Hoever, Enkhuizen, Medemblik und Hoorn. Zum ersten Mal bin ich über den fast 30 km langen Deich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Er hat dafür gesorgt, dass die ehemals stürmische Zuiderzee heute ein riesiger Süßwassersee ist.

Weiter ging es in südlicher Richtung zu den traditionsreichen Städten Alkmaar, Haarlem, Leiden, Gouda und Delft. In den pittoresken Altstädten kann man das Holland des Mittelalters noch heute hautnah erleben: Grachten, stolze Kirchen, prächtige Rathäuser, wehrhafte Stadttore und flämische Backsteingotik an jeder Ecke.

Nicht zu vergessen die zahlreichen historischen Windmühlen, häufig nicht zum Kornmahlen erbaut, sondern zur Entwässerung der Polder. Denn dieser Teil der Niederlande liegt teils deutlich unter dem Meeresspiegel.

Das alles hat mir sehr gut gefallen, auch die Kultur des Radfahrens in den Innenstädten. Nur, dass man in den Niederlanden selten mit dem Wohnmobil frei stehen darf und immer Camping-Plätze aufsuchen muss, passt nicht wirklich zu mir. Aber so ist es dann halt, das muss man in Kauf nehmen. Sonst vertreibt einen die meist freundliche Polizei, gerne auch mitten in der Nacht.

In Erinnerung bleiben wird mir diese Tour auch deshalb, weil ich mir beim Besuch des niederländischen Marinemuseums in Den Helder an dem Rohr einer ausgestellten Kanone das Dach meines Wohnmobils ein wenig aufgerissen habe. Echt dämlich, ist aber passiert. Obwohl ich den Riss ordentlich abgeklebt hatte, ist beim ersten heftigen Regen richtig viel Wasser eingedrungen. Werde ich wohl aufwändig reparieren lassen müssen …

Alle Fotos und Beiträge von dieser ereignisreichen Tour gibt es hier.

 

Tour-Kalender

Impressionen von dieser Reise

( MITI )

Der Schöne aus Boskoop

Der Schöne aus Boskoop
Boskoop (NL), 11. Juli 2025

Boskop-Äpfel, reif für die Ernte

Ich beende meine kleine Holland-Tour auf einem süßen Womo-Stellplatz im Ort Boskoop am Fluss Gauwe. In der Gemeinde zwischen Gouda und Alphen am Rhijn wurde 1856 als Zufallssämling der berühmte Boskop-Apfel entdeckt, genauer gesagt „Der Schöne aus Boskoop“, wie die Sorte offiziell heißt.

Aus der Luft kann man erkennen, dass die Gegend ein ganz markante, vom Menschen geschaffene Struktur aufweist: Überall gleichförmig lange und relativ schmale Grundstücke, die links und rechts von Kanälen eingefasst sind. Und das auf einer Fläche von mehr als 1.000 Hektar, also riesengroß.

Auf den Grundstücken existierten seit dem Mittelalter hunderte von Gartenbaubetrieben und Bamschulen, früher mit dem Schwerpunkt auf Apfelbäumen. Denn der torfhaltige Boden der Region eignet sich dafür besonders gut. Damals spielten die vielen Kanäle für die Bewässerung und den Transport eine entscheidende Rolle.

Doch heute sind die Grundstücke zu schmal für den modernen, quasi industriellen Obst- und Gemüseanbau. Viele Kanalgrundstücke wurden deshalb umgewandelt oder liegen brach. Auch mein heutiger Übernachtungsort hat als Womo-Stellplatz eine neue Verwendung gefunden. Richtig nett ist es hier.

( MITI )

Wo der gelbe Gouda wächst

Wo der gelbe Gouda wächst
Gouda (NL), 11. Juli 2025

Blick über die Hafengracht zur Kirche

Willkommen in der Käsemetropole Gouda. Mit dem Käse ging der Name um die Welt. Dabei wird das Milchprodukt traditionell gar nicht in der Stadt hergestellt, sondern auf den Milchhöfen im Umland. Doch in Gouda wurden die zehn bis zwölf Kilogramm schweren Käselaibe seit dem Mittelalter wöchentlich gehandelt. Das machte die Stadt berühmt.

Bis heute findet von April bis August jeden Donnerstag Vormittag der Käsemarkt statt. Weil sich die Handelsströme längst verlagert haben, wird das traditionelle Handelsgeschehen aber mittlerweile von Freiwilligen nachgespielt.

In den restlichen Niederlanden werden die Bewohner von Gouda deshalb gerne als Kaaskoppen (Käseköpfe) verspottet.

Andere bekannte Produkte aus Gouda sind Tabakspfeifen aus Ton, Kerzen und die in den Niederlanden sehr beliebten Sirupwaffeln.

Gouda verdankt seinen Namen dem angrenzenden Fluss Geuwe. Die Stadt wirkt wohlhabend, hat aber eine enorme finanzielle Last zu tragen, weil sie auf Sumpfland errichtet wurde. Der Untergrund rund um die Altstadt sackt immer weiter ab – bis heute. Die erforderlichen Gegenmaßnahmen haben bereits Millionensummen verschlungen.

( MITI )

Vermeer-Stadt Delft

Vermeer-Stadt Delft
Delft (NL), 10. Juli 2025

Am Marktplatz: Blick auf das historische Rathaus

Delft vor den Toren von Den Haag gehört zu den ältesten niederländischen Städten. Und heute auch zu den meistbesuchten. Das hat sie nicht nur der berühmten blauweißen Delfter Keramik zu verdanken, sondern auch dem bekanntesten Sohn der Stadt: Jan Vermeer van Delft, dem Maler des Lichts, geboren 1632.

Wir parken im Grünen vor den Toren der Stadt am Naherholungsgebiet Delftse Hout. Von dort sind es mit dem Fahrrad nur zehn Minuten bis in die historische Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Sie zeugen von Delfts Vergangenheit als blühende Handelsstadt im Goldenen Zeitalter.

Die Stadt wurde im 16. Jahrhundert von einem schweren Stadtbrand und im 17. Jahrhundert von der gewaltigen Explosion des Waffenmagazins heimgesucht, die nur wenige Gebäude verschonte. Doch das sieht man der Stadt heute nicht mehr an.

Delft verfügt über ein gut erhaltenes, von Grachten durchzogenes historisches Stadtbild, das von Brabanter Gotik und Patrizierhäusern der Renaissance geprägt ist und den typischen Charakter altholländischer Städte bewahrt hat.

Die Stadt liegt auf einem Polder zwei Meter unter dem Meeresspiegel und muss deshalb seit ihrer Gründung ständig entwässert werden. Das sorgt für eine gewisse Instabilität des Untergrunds. Schon von weitem ist der schiefe Turm der Kirche Oude Kerk erkennbar, der sich markant vom Kirchenschiff wegneigt.

Am Alten Markt steht gegenüber des prächtigen Rathauses die Nieuwe Kerk, in der seit der Zeit des Wilhelm von Oranien die Mitglieder der königlichen Familie beigesetzt werden. Weil Wilhelm vor seinen gewaltsamen Tod im Jahre 1584 Delft zu seiner Residenzstadt gekürt hatte, trägt sie heute den Beinamen Prinzenstadt, und das passt auch irgendwie zu ihrer Schönheit.

( MITI )