An der Saalemündung

An der Saalemündung
Barby, 11.04.2023

Von rechts kommend mündet die Saale nach 413 Flusskilometern in die Elbe

Ich will auf dieser Womo-Tour ein wenig dem Lauf der (fränkischen) Saale folgen und habe mich entschlossen, das Pferd von hinten aufzuzäumen. Deshalb beginnen wir an der Saalemündung in die Elbe bei Barby in Sachsen-Anhalt.

Wir stehen mit dem Wohnmobil mitten in der Natur an der Elbe, keine zweihundert Meter von der Elbfähre „Saalhorn“ entfernt. Etwa einen Kilometer weiter mündet die Saale in die Elbe.

Die Fähre ist eine unmotorisierte Gierseilfähre und wird nur von der Strömung des Flusses angetrieben. Dazu stellt sie der Fährmann mal in die eine, mal in die andere Richtung diagonal zur Strömung.

Auf der anderen Seite des Flusses liegt in einiger Entfernung die Stadt Zerbst/Anhalt.

Ruhig und ländlich ist es hier. Auf den Elbwiesen stolzieren Störche umher. Kaum ein Laut ist zu vernehmen. Zwischendurch mal ein Vogelgezwitscher oder das Klappern der Storchenpaare. Herrlich!

Die Saale hat bis hierhin mehr als 400 Kilometer von ihrer Quelle in Oberfranken zurückgelegt. Sie bildet – nach der Moldau – den zweitlängsten Nebenfluss der Elbe und entwässert ein Gebiet von 24 .000 km².

Ich bin gespannt, wie sich der Fluss auf dieser Reise präsentieren wird und was wir an ihren Ufern alles erleben werden.

( MITI )

1.700 Quadratmeter Leinwand

1.700 Quadratmeter Leinwand
Bad Frankenhausen, 11.04.2023

Aufstieg in den Gemäldesaal

Ich bin nach Bad Frankenhausen am Kyffhäuser gekommen, weil ich unbedingt einmal eines der größten Leinwandbilder unserer Zeit sehen wollte.

Das Bauernkriegspanorama des Leipziger Malers und Kunstprofessors Werner Tübke ist ein monumentales Panoramabild über den Bauernkrieg mit dem Titel „Frühbürgerliche Revolution in Deutschland“.

Es entstand noch zu DDR-Zeiten im Auftrag der Staatsführung und wird in einem eigens dafür geschaffenen Museum gezeigt.

Die DRR wollte damit den Bauernführer Thomas Müntzer ehren, dessen Heer hier vor den Toren des Kyffhäusers von kaiserlichen Truppen 1525 vernichtend geschlagen wurde. Das war das Ende der ersten Revolution auf deutschem Boden.

Der Künstler, der sich seine Kunstfreiheit vertraglich hatte zusichern lassen, wich jedoch deutlich von der Parteilinie ab. Und zwar sowohl inhaltlich, als auch beim Stil des zwischen 1976 und 1987 geschaffenen Gemäldes. Erich Honecker strafte ihn dafür durch seine Abwesenheit bei der Eröffnung.

Das Bild ist 123 m lang und 14 m hoch. Die Leinwand mit einem Gewicht von mehr als einer Tonne, wie auch die Farben, wurden in der Sowjetuntion hergestellt. Der damalige Kulturminister der DDR, Hans-Joachim Hoffmann, dem das Projekt sehr am Herzen lag, kümmerte sich persönlich darum.

In dem Bild sind mehr als 3.000 Menschen und Fabelwesen abgebildet, darunter viele historische Persönlichkeiten. Die größte Abbildung misst mehr als drei Meter.

Entgegen den Intentionen der SED schuf Tübke das Abbild einer ganzen Epoche, der Renaissance. Er beschränkte sich dabei keineswegs auf eine zeitlich oder räumlich genau bestimmbare Momentaufnahme.

In Anlehnung an Breughel und Bosch zeigt das Bild eine Vielzahl allegorischer Anspielungen auf Ereignisse und menschliche Ängste, Aberglauben, apokalyptische Visionen und biblische Themen in einer gewaltigen suggestiven Bildersprache.

Heute, zwanzig Jahre nach dem Tod des Künstlers, gibt es zwei unterschiedliche Interpretationsansätze für dieses schwer deutbare Monumentalgemälde. Die eine geht davon aus, dass Tübke durch seine Darstellung eine Allegorie auf die zum Scheitern verurteilte DDR schaffen wollte.

Die zweite Deutungshypothese, die auch Gerd Lindner, Direktor des Panorama Museums, vertritt, sieht in Bild vor allem die grundsätzliche Vergänglichkeit allen Seins betont.

In jedem Fall zieht das gewaltige Bild den geneigten Betrachter extrem in seinen Bann. Ein wirklich und im wahrsten Sinne des Wortes epochales Werk. Das gesamte Bild kann auf der Internetseite des Museums betrachtet werden.

( MITI )

Schiefer als Pisa

Schiefer als Pisa
Bad Frankenhausen, 11. April 2023

Fast 5 Grad geneigt: Der Schiefe Turm von Bad Frankenhausen

Ich habe die Nacht am Panorama-Museum in Bad Frankenhausen am Südhang des Kyffhäusergebirges verbracht. Bevor das Museum am Morgen öffnet, unternehme ich mit Doxi einen ausgedehnten Spaziergang hinunter in die Stadt.

1525 fand am Stadtrand die letzte große Schlacht des Deutschen Bauernkrieges statt. Die aufständischen Bauern hatten mehr als 6000 Todesopfer zu beklagen.

Der revolutionäre Theologe Thomas Müntzer wurde dabei gefangen genommen und später hingerichtet. Noch heute heißt der Weg hinauf zum Schlachtberg „Blutrinne“.

Dort am Stadtrand steht auch der „schiefe Turm von Frankenhausen“, der Turm der Oberkirche, dessen Neigung bereits im 14. Jahrhundert erwähnt wurde.

Bedingt durch geologische Prozesse im Untergrund hat sich die 56 m hohe Turmspitze inzwischen um fast 5 Grad geneigt. Damit hat der Kirchturm von allen Türmen in Deutschland die größte Schieflage. Er ist stärker geneigt als der Schiefe Turm von Pisa.

Nach dem Einsturz von unterirdischen Hohlräumen drohte im Jahr 1908 erstmals der Abriss. Doch durch eine aufwendige Sicherungskonstruktion konnte der Turm dauerhaft stabilisiert werden.

Er ist das Wahrzeichen der Stadt, die viele hübsche Ecken aufzuweisen hat. Die meisten Häuser wurden in den letzten dreißig Jahren liebevoll restauriert. Von der „grauen“ DDR-Vergangenheit ist kaum noch etwas sichtbar.

( MITI )

Bad Lauterberg im Harz

Bad Lauterberg im Harz
Bad Lauterberg, 10.04.2023

Vor sechs Jahren war ich schon einmal im Harz. Damals stand es bereits nicht so gut um den Zustand des Kiefernwaldes, und seither ist die Situation noch schlimmer geworden. Große Flächen wurden bereits abgeholzt und müssen rekultiviert werden. Vielen weiteren Flächen steht es noch bevor.

Das tut den zahlreichen Heilbädern am Fuße des Harzes natürlich nicht gut. Ich hatte schon wieder vergessen, wie wenig mich das Ambiente dieser ehemals prosperierenden Orte anspricht.

Sonst wäre ich vermutlich nicht in Bad Lauterberg gelandet, einer früheren Bergbaustadt, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ganz auf den Bäder- und Heiltourismus setzt.

Die Stadt ist etwa 40 km von Göttingen und 70 km von Braunschweig entfernt und liegt an der Oder, die hier aus dem Herzen des Harzes in das Vorland strömt.

Eigentlich wollte ich in Bad Lauterberg die Nacht verbringen, doch nach einem Rundgang durch den Kurpark und das Ortszentrum fahre ich schnell weiter. Alles nicht so mein Fall, hier.

( MITI )

Bad Gandersheim

Bad Gandersheim
Bad Gandersheim, 10.04.2023

Rathaus von Bad Gandersheim

Von Holzminden geht es weiter nach Osten in Richtung des Harzes. Zehn Kilometer westlich davon liegt im Harzvorland Bad Gandersheim mit einer sehenswerten Altstadt und der prächtigen evangelischen Stiftskirche St. Anastasius und St. Innocentius.

Die um das Jahr 830 gegründete Stadt erlebte eine Blütezeit unter den Liudolfingern im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit lebte auch die Dichterin Roswitha von Gandersheim, in deren Gedenken sich die Stadt bis heute als „Roswithastadt“ bezeichnet.

Im Mittelalter gab es in und bei Gandersheim fünf Klöster: Stift Gandersheim, Kloster Brunshausen, Kloster Clus, Marienkloster und ein Kloster der Franziskaner. Doch mit der Reformation wurde die Stadt protestantisch.

Sehenswert ist auch das historische Rathaus im Stil der Renaissance und ehemalige Burg der Braunschweiger Herzöge.

Der hübsche kleine Womo-Stellplatz liegt einige hundert Meter vom Zentrum entfernt am Flüsschen Gande und der mittelalterlichen Georgskirche.

Der gotische Bau mit romanischem Turm wirkt alt, gedrungen und wehrhaft. Dort befand sich das ursprüngliche Siedlungszentrum vor der Stadtgründung und damit außerhalb der späteren Wehrmauern.

( MITI )