Archiv der Kategorie: Unterwegs

Haus Lange/Haus Esters Krefeld

Haus Lange/Haus Esters Krefeld
Krefeld, 14. März 2018

Haus Lange, erbaut im Jahre 1928 von Ludwig Mies van der Rohe für einen Krefelder Seidenfabrikanten

Mit großer Begeisterung habe ich vor zwei Jahren die Häuser aus der Bauhaus-Zeit in Dessau besucht. Damals war ich mit dem Wohnmobil auf großer Elbe-Tour von der Sächsischen Schweiz bis zur Nordsee.

Allerdings hätte ich gar nicht so weit reisen müssen, um herausragende Architektur aus dieser Epoche zu entdecken. Auch bei uns am Niederrhein stehen zwei bemerkenswerte Bauten im Bauhaus-Stil: Der berühmte Architekt Ludwig Mies van der Rohe hat diese Bauten zwischen 1928 und 1930 als Wohnhäuser für reiche Unternehmer aus Krefeld errichtet.

Haus Lange und Haus Esters an der noblen Wilhelmshofallee sind heute im Besitz der Stadt Krefeld und werden als Lokation für Wechselaustellungen genutzt. Zwischen 1998 und 2000 sind beide Häuser umfassend saniert worden. Zwei Jahre später wurden auch die Gärten dem ursprünglichen Zustand wieder angenähert. Die beiden Häuser sind selbst als Museum für Baugeschichte anzusehen.

Ihr Urheber Mies van der Rohe gilt als einer der bedeutendsten und prägendsten Architekten der Moderne. Seine Baukunst gilt dem Ausdruck konstruktiver Logik und räumlicher Freiheit in klassischer Form. Dafür entwickelte er moderne Tragstrukturen aus Stahl, die eine hohe Variabilität der Nutzflächen und eine großflächige Verglasung der Fassaden ermöglichten.

Dieses Konzept war so rational und universal, dass es auf viele zeitgenössische Architekten einen außerordentlich großen Einfluss ausübte und bis heute immer weiterentwickelt wurde. Berühmt wurde er auch als Vertreter des Minimalismus in der Architektur, ausgedrückt durch die Formel „Weniger ist mehr“.

Neben Haus Lange und Haus Esters steht in Krefeld auch das einzige Industriegebäude, das van der Rohe zu seinen Lebzeiten entworfen hat. Das Verwaltungs- und Produktionsgebäude der Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag) Krefeld wurde 1931 errichtet und steht seit 1999 unter Denkmalschutz. Es beherbergt heute den Business-Parke Krefeld, der unter dem Slogan „Business trifft Bauhaus“ auftritt.

Die Konstruktion der klaren kubischen Baukörper ist offen ablesbar. Durch sorgfältig ausgewogene Proportionierung der Wand- und Fensterflächen erzielen sie eine besondere Wirkung. Beispielhaft zeigt dieses Ensemble die grundlegende Idee einer neuen Industriearchitektur, die richtungsweisend für das 20. Jahrhundert geworden ist. Wenn man sich diese Bauten anschaut, mag man gar nicht glauben, dass sie vor bald einhundert Jahren entstanden sind. Wirklich beeindruckend.

( MITI )

Durch die Leucht

Durch die Leucht
Kamp-Lintfort, 14. März 2018

Unterwegs in der Leucht. Links erhebt sich aus der flachen Landschaft eine Stauchmoräne, die in der Saale-Eiszeit entstanden ist.

Die Leucht ist ein etwa 12.000 ha großes Waldgebiet am linken Niederrhein zwischen dem Norden von Kamp-Lintfort und Alpen. Sie bildet den südlichen Teil der Bönninghardt, dem Niederrheinischen Höhenzug, der sich von Krefeld bis Kleve erstreckt. Hier bin ich heute mit Doxi auf einer 12 Kilometer langen Runde unterwegs.

Geologisch ist die Leucht eine Stauchmoräne aus der Saale-Eiszeit vor rund 250.000 Jahren. Typisch für diese Formation ist die steile Nord-Ost-Seite. Hier haben die Gletscher mit einer Eishöhe von bis zu 300 m Gesteine vor sich her geschoben.

Die Süd-West-Seite ist abgeflachter und besteht aus Sander. In diesem Bereich stößt man häufig auf Taleinschnitte, die von Bachläufen ausgewaschen wurden, die sich einst aus den Gletschern speisten.

Es gibt in der Leucht eine geologische Besonderheit, die sich östlich des sogenannten Leichenwegs befindet. Hier senkt sich der Boden plötzlich um ein bis anderthalb Meter ab. Diese Erscheinung verläuft über mehrere hundert Meter in Nord-südlicher Richtung. Darunter verbirgt sich eine Sanddüne, die sich nach dem Rückzug der Gletscher auf dem Höhenzug abgelagert hat.

Die ältesten Hinweise auf die Besiedlung der Bönninghardt liegen im Norden der Leucht. Hier befinden sich nach dem Befund von Archäologen rund 50 Hügelgräber aus der Bronzezeit, die etwa 800 v. Chr. durch die aus dem Süden zuwandernden Nachkommen der Becherkultur angelegt wurden.

Auch Räuberbanden soll es in dieser Gegend noch bis in preußische und französische Zeit gegeben haben. Legendär ist die Geschichte des Wilhelm Brinkhoff, der als „Schinderhannes vom Niederrhein“ von der armen Landbevölkerung als Kämpfer gegen Behördenwillkür und Bevormundung bewundert wurde und sich immer wieder in der Leucht versteckte.

Nach seiner Ergreifung und Verurteilung gelang ihm die Flucht aus dem Gefängnis, woraufhin er über die Niederlande nach Amerika auswanderte und dort als Pelzhändler zu einem gewissen Reichtum gelangte.

Doch heute muss sich hier niemand mehr vor Räubern fürchten. Ich sowieso nicht, denn schließlich habe ich ja immer meinen Schutzhund Doxi dabei … 😉

( MITI )

An der Niers bei Goch

An der Niers bei Goch
Goch, 12. März 2018

Doxi an der Niers

Heute haben wir eine sehr schöne Wanderung durch die flache Landschaft an der Niers bei Goch unternommen. Die 16 km lange Runde startet am Hundeplatz von Goch und folgt zunächst mehrere Kilometer dem Nierswanderweg auf der Westseite des Flusses.

Bald passieren wir das ehemalige Kloster Graefenthal, das 1248 von Graf Otto II. von Geldern als Jungfrauenkonvent des Zisterzienserordens gegründet wurde und bis zu seiner Säkularisation im Jahre 1802 Bestand hatte.

Die einstige Klosterkirche diente als Grablege für Grafen, Adelige und Nonnen. Bis 1376 fanden dort 10 Grafen, Gräfinnen und Herzöge von Geldern ihre letzte Ruhestätte.

Mit 6300 Morgen Land und 36 Bauernhöfen war Graefenthal einstmals noch reicher als das Stift in Xanten. Das kostbare Archiv des Klosters wird heute in der Klosterbibliothek des Collegium Augustinianum Gaesdonck aufbewahrt.

Hinter dem Kloster kommen wir in das Gebiet der Kesseler Seen, die durch Auskiesung entstanden sind und bereits zu einem großen Teil renaturiert wurden. Dahinter stoßen wir wieder auf die Niers, die wir auf der Fußgängerbrücke beim Spargeldorf Kessel queren. Auf der anderen Flussseite erreichen wir die westlichen Ausläufer des Reichswalds, durch den wir nun unseren Rückweg antreten.

Wir laufen bis zur kleinen Siedlung Aspermühle und dann weiter auf einem asphaltierten Feldweg bis zum Eyckhof, hinter dem wir wieder zur Niers abbiegen. An der Kläranlage von Goch wechseln wir über eine schmale Fußgängerbrücke zurück auf die Westseite der Niers und erreichen nach etwas mehr als drei Stunden wieder unseren Startpunkt am Rande des Gewerbegebiets. Wenn ich bedenke, dass wir vor zwei Wochen noch bei minus 9 Grad unterwegs waren … Heute waren es satte 15 Grad plus. Ein ganz schöner Unterschied.

( MITI )

Zwischen Piwipp und Zons

Zwischen Piwipp und Zons
Piwipp, 9. März 2018

An der Piwipper Fähre gegenüber von Monheim

Eigentlich dachte ich ja, ich kenne das gesamte Rheinufer zwischen Düsseldorf und Köln, aber an diesem Abschnitt bei Dormagen war ich irgendwie noch nie. Eine Wandertour aus dem Internet hat mich an den Rheindeich bei Piwipp geführt, wo sich im Mittelalter ein Kloster befunden haben soll. Auf der anderen Rheinseite liegt Monheim, wo wohl schon ab 1257 eine Rheinfähre mit angeschlossener Landzollstelle existierte.

Spätestens ab 1374 ist der Fährbetrieb zwischen Monheim und „ahm Wittenberg aufem Cöllnischen“ urkundlich belegt. Zu dieser Zeit gehörte Piwipp zu Worringen und damit zum Einflussbereich von Köln.

Im Jahre 1566 wurde die Fähre von der Monheimer Kirche verpachtet. 1666 gehörte die Piwipper Fähre dem St. Pantaleonkloster zu Köln. Seit 1809 beförderte der Pächter der Piwipp auch Personen und Vieh von der linken Seite zum rechten Rheinufer. 1977 wurde der Fährverkehr eingestellt, jedoch ab 2013 vom Verein „Piwipper Böötchen e.V.“ an Wochenenden und Feiertagen zwischen April und Oktober wieder aufgenommen.

Wir laufen am Rhein entlang in südlicher Richtung auf Zons zu, dessen charakteristisches Stadtbild mit Wehrturm, Stadtmauer und Mühle sich alsbald zeigt. In den Bäumen am Rheinufer sind noch die Hinterlassenschaften des letzten Hochwassers zu sehen. Doxi genießt es, aus dem Rhein zu trinken und sich von mir Stöckchen ins Wasser werfen zu lassen.

An Wochenenden ist hier bestimmt eine Menge los, aber an diesem Freitagmittag sind wir fast allein am Ufer unterwegs. Habe ich wieder ein bis dato unbekanntes Stück meiner Heimatregion kennengelernt. Das finde ich gut.

( MITI )

Von Bad Münstereifel zum Astropeiler Stockert

Von Bad Münstereifel zum Astropeiler Stockert
Bad Münstereifel, 7. März 2018

Blick zum Steinbruch im Eschweiler Tal. Doxi rollt sich auf der Wiese erste einmal ab.

Schenkt man den Wettervorhersagen Glauben, sollen zehn Tage Dauerregen vor uns liegen. Deshalb habe ich den halbwegs regenfreien Tag heute noch einmal für eine ausgiebige Wanderung in der Eifel genutzt. Mit Doxi war ich westlich von Bad Münstereifel unterwegs.

Vom Wanderparkplatz „Am Uhlenberg“ an der apostolischen Schule der Legionäre Christi ging es hinunter in das Eschweiler Tal mit herrlichem Fernblick auf den Steinbruch am Eschweiler Bach und das Dorf Eschweiler oberhalb des Tals.

Der Steinbruch mit seinem 40 Meter hohen Gesteinsaufschluss ermöglicht einen Blick zurück auf 5 Millionen Jahre der Erdgeschichte und führt uns zurück in die Zeit des Devon, als die Eifel am Grund eines tropischen Meeres lag. Fachleute machen hier acht Schichten aus, die unterschiedliche Phasen der erdgeschichtlichen Entwicklung widerspiegeln.

Ganz unten findet man als älteste Elemente die Spuren meeresbewohnender Würmer und muschelartiger Tiere. Darüber trifft man auf Stromatoporen – kleine schwammartige Organismen. Es folgen die Versteinerungen der Schalen von Brachiopoden, die zu den häufigsten Versteinerungen in der Eifel gehören.

Erst darüber treten zum ersten Mal Korallen auf, und so geht es Schicht für Schicht weiter. Ganz oben findet sich eine rote Tonschicht, die keine erkennbaren Fossilien enthält und für deren Entstehung die Geologen bis dato noch keine Erklärung gefunden haben.

Wir steigen aus dem Tal am Ohlesberg vorbei hinauf nach Eschweiler und laufen am Ortsrand durch den Golfplatz des Golfclubs Bad Münstereifel Stockert auf den Astropeiler an der Spitze des Bergs Stockert zu. Rückblickend ergibt sich ein toller Fernblick in die Voreifel am Dorf Eschweiler vorbei. Leider ist der Himmel jedoch stark bewölkt.

Von Bad Münstereifel zum Astropeiler Stockert

Der Astropeiler auf dem Berg Stockert

Die 1955 errichtete Anlage auf dem Stockert war das erste Radioteleskop in Deutschland. Der Teleskopspiegel hat einen Durchmesser von 25 Metern und wiegt 90 Tonnen. Seit 1999 steht die Anlage als Industriedenkmal unter Denkmalschutz.

Aufgrund seiner exponierten Lage ist der Astropeiler weithin sichtbar und wird oft mit dem rund 13 Kilometer entfernten Radioteleskop Effelsberg verwechselt. Das ist zwar wesentlich größer als der Astropeiler, aber aufgrund seiner Tallage im Sahrbachtal aus der Ferne kaum zu erkennen.

Wir umrunden den Wald am Stockert und steigen zur alten Nöthener Mühle herab, wo wir erneut den Eschweiler Bach überqueren. Bald geht es wieder hinein in den Wald in Richtung des Gut Vogelsangs auf den Höhen am Ortsrand von Bad Münstereifel.

Von dort steigt unsere 18 KM lange Tour eigentlich hinunter zur Erft und in das historische Zentrum von Bad Münstereifel, doch diesen Schlenker ersparen wir uns und wandern gleich zurück zu unserem Startpunkt. So werden es am Ende „nur“ 12 Kilometer bei 400 Höhenmetern, doch für heute hat das perfekt ausgereicht.

( MITI )

Groote Heide und Krickenbecker Seen

Groote Heide und Krickenbecker Seen
Venlo, 6. März 2018

In der Groote Heide

Heute war ich mit Doxi im Naturpark Maas-Schwalm-Nette zwischen den Krickenbecker Seen bei Nettetal und Venlo unterwegs. Wir starten auf deutscher Seite am Wanderparkplatz „Groote Heide“ und erreichen nach wenigen Schritten das niederländische Gebiet des ehemaligen Fliegerhorstes Venlo-Herongen im flachen Teil der „Groote Heide“.

Dort befand sich seit 1913 ein Hilfslandeplatz für die niederländische Luftwaffe, der von der deutschen Wehrmacht nach dem Einmarsch in die neutralen Niederlande ab 1940 massiv ausgebaut wurde.

Nach der Befreiung von Venlo im Frühjahr 1945 nutzten die alliierten Streitkräfte das Fluggelände, verließen es aber im Herbst  des gleichen Jahres wieder.

Anschließend wurden Millionen von Backsteinen aus den Start- und Landebahnen abgetragen, um damit Kriegsschäden an Häusern und Gebäuden zu beheben. Vom Flugplatz blieb praktisch nichts übrig. Heute nutzt der Venloer Segelflugverein einen Teil des früheren Rollfeldes als Segelfluggelände.

Wir wandern einmal rund um die Groote Heide und anschließend durch das angrenzende Waldgebiet entlang der Grenze zwischen Deutschland und den Niederlanden. Nach zehn Wanderkilometern erreichen wir wieder unseren Startpunkt, überqueren die Bundesstraße 221 und laufen in südwestlicher Richtung weiter zu den Krickenbecker Seen mit dem angrenzenden Schloss Krickenbeck.

Das lange Zeit dem Verfall ausgesetzte Wasserschloss wurde zwischen Mai 1991 und August 2011 als Tagungsstätte der Westdeutschen Landesbank genutzt. Es beherbergt heute ein Hotel und ein Tagungszentrum. Die das Schloss umgebenden vier Krickenbecker Seen sind durch Austorfung von Niedermooren im Nettetal Anfang des 15. Jahrhunderts entstanden und nach dem Schloss benannt. Sie bilden das älteste Naturschutzgebiet in NRW und wurden bereits 1938 unter Schutz gestellt. Viele seltene Wildvögel sind hier zu Hause.

Noch sind die Seen zugefroren, doch an den Rändern ist das Eis bereits getaut. Doxi tastet sich vorsichtig an das Ufer heran, um einen kräftigen Schluck zu nehmen. Hmmmm, das schmeckt …

( MITI )