Archiv der Kategorie: Unterwegs

Kemnader See und Ruhr-Uni

Kemnader See und Ruhr-Uni
Bochum, 31. Oktober 2018

Herbstromanitk am Kemnader See

Vor sechs Wochen war ich schon einmal mit Jutta und Doxi am Kemnader See zwischen Bochum, Witten und Hattingen. Damals sind wir vom Südrand des Sees ruhrabwärts zum Haus Kemnade und zur Burg Blankenstein gewandert. Heute bin ich mit Doxi auf einer 18 km langen Wanderung in der Gegenrichtung ruhraufwärts unterwegs.

Der Kemnader See staut die Ruhr auf ihrem Weg Richtung Essen, Mühlheim, Duisburg und der Mündung in den Rhein. Am Südrand des Sees überqueren wir zunächst auf dem großen Sperrwerk die Ruhr und laufen dann am Nordrand des Sees in Richtung Bochum. Wir passieren das Freizeitgelände Oveney und erreichen bald den Segelhafen Heveney. Dann biegen wir in das Lottetal ab und steigen auf die Kammhöhen über dem See auf.

Nach einer Passage durch schönen alten Laubwald am „Berg“ Kalwes erreichen wir den botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum. Einen besonders eindrucksvollen Abschnitt bildet der chinesische Qian Yuan Garten, der Garten der Dichter und Gelehrten, der 1990 als Ausdruck der Partnerschaft mit der Tongji-Universität in Shanghai entstand.

Spiegelnde Wasserflächen, eingebettet in kleine Felslandschaften, ausgewählte, solitär stehende Pflanzen, Kunstobjekte und lauschige Gänge verwandeln das Areal in ein wahres Kleinod.

Kemnader See und Ruhr-UniDie Philosophie des Gartens geht auf die „Sage vom Pfirsichblütenquell“ des berühmten chinesischen Dichters Tag Yuan Ming zurück. Darin gelangt ein Fischer durch Zufall in eine ideale Welt, in der die Menschen ein glückliches und zufriedenes Leben führen. Und genauso fühlt es sich dort, am Rande der Universität, auch an. Ein wunderbarer Ort.

Weiter geht es durch das riesige Universitätsgelände. Nur unter Mühen gelingt es mir, dem vorgegebenen Wandertrack aus dem Jahre 2014 zu folgen, denn viele der dort ausgewiesenen Wege sind mittlerweile mit neu hinzugekommenen Universitätsgebäuden, Parkhäusern und Studentenwohnheimen überbaut.

Nachdem wir das Universitätsgelände hinunter uns gelassen haben, geht es durch das hübsche Königsbuscher Wäldchen hinunter zur Ruhr und dann ruhrabwärts wieder zum Kemnader See. Diesmal laufen wir am Südrand des Sees mehrere Kilometer in westlicher Richtung am Seeufer entlang zurück zu unserem Startplatz, den wir nach etwas mehr als vier Stunden wieder erreichen.

Der Kemnader See ist wirklich schön, doch ganz besonders wird mir von dieser Tour der Besuch des chinesischen Gartens in Erinnerung bleiben. Das war wirklich ein tolles, unvorhergesehenes Erlebnis.

( MITI )

Wallfahrtsort Kevelaer

Wallfahrtsort Kevelaer
Kevelaer, 28. Oktober 2018

Hochaltar in der Kerzenkapelle, der alten Wallfahrtskirche

Nach unserer Wanderung bei Walbeck fahren wir weiter zu dem rund zehn Kilometer entfernten Wallfahrtsort Kevelaer. Der Ort ist das Ziel zahlreicher Pilgerreisen aus dem In- und Ausland. Bis zu 800.000 Gläubige besuchen jährlich die Gnadenkapelle im Zentrum von Kevelaer, um ein Bild der Gottesmutter Maria zu verehren.

Die Wallfahrt geht auf den niederländischen Handelsmann Hendrick Busman zurück. In der Weihnachtszeit des Jahres 1641 will er beim Gebet an einem Hagelkreuz eine geheimnisvolle Stimme vernommen haben, die ihm befahl: „An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!“.

Im darauffolgenden Jahr hatte seine Frau Mechel Schrouse im Monat vor Pfingsten eine nächtliche Erscheinung. Sie sah in einem großen glänzenden Licht ein Heiligenhäuschen mit einem Bildnis der Gottesmutter Maria „Consolatrix Afflictorum“ (Trösterin der Betrübten) von Luxemburg.

Dieses Bild war ihr einige Zeit zuvor von zwei Soldaten zum Kauf angeboten worden. Mechel traf in Kempen einen Leutnant, der das angebotene Bildchen besaß und kaufte es diesem zur Verehrung in der von ihrem Mann errichteten Kapelle ab.

In den darauffolgenden Jahren ereigneten sich mehre Wunderheilungen bei Kranken, die zu diesem Marienbild gepilgert waren. Im Jahr 1647 wurde Kevelaer daraufhin von der Synode zu Venlo als Wallfahrtsort anerkannt. Nach Auffassung der katholischen Kirche haben sich dort seitdem mindestens vier weitere Wunder ereignet.

Durch die Jahrhunderte wuchs die Anzahl der Prozessionen und der Pilger nach Kevelaer immer weiter an. Schon im 18. Jahrhundert sollen an manchen Tagen mehr als 15.000 Menschen den Wallfahrtsort besucht haben. Es wurden neue Kirchen und Unterbringungsmöglichkeiten für die Pilger errichtet. Mit Johannes Paul II war im Jahre 1982 sogar ein Papst zu Besuch in Kevelaer. Ein wirklich beeindruckender und spirituell aufgeladener Ort. Wie schön, dass ich das alles einmal gesehen habe.

( MITI )

Rund um das Spargeldorf Walbeck

Rund um das Spargeldorf Walbeck
Walbeck, 27. Oktober 2018

Rapsfelder kurz vor Walbeck

Walbeck ist ein kleines Dorf westlich von Geldern, das für seinen Spargelanbau bekannt ist. In der Spargelsaison zwischen Mitte April und Ende Juni pilgern tausende Menschen in das Dorf an der Deutsch-Niederländischen Grenze, um dort den originalen Walbecker-Spargel zu genießen.

Neben dem Spargelanbau werden in der Region vor allem Gartenpflanzen gezüchtet, wie ich heute bei einer rund 20 Kilometer langen Wanderung rund um Walbeck feststellen konnte. Stellenweise reiht sich über Kilometer ein Gartenbaubetrieb an den nächsten. Jetzt, zum Ende der Saison, werden in den Treibhäusern und Freiflächen vor allem Heidesträucher kultiviert.

Wir starten unsere Wanderung im Ortszentrum von Walbeck und laufen zunächst an der Pfarrkirche St. Nikolaus und der Steprather Mühle vorbei, einer der ältesten noch vollkommen funktionsfähigen Windmühlen in Deutschland. Die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichtete Mühle war jahrhundertelang der wichtigste Gewerbebetrieb in Walbeck.

Sie trägt ihren Namen nach dem Haus Steprath, einem ehemaligen Adelssitz nördlich von Walbeck mitten im Wald. Bevor wir Haus Steprath erreichen, kommen wir hinter Walbeck zunächst am ehemaligen Schloss Walbeck vorbei, einer Wasserburg, die 1403 erstmalig erwähnt wurde und sich heute im Besitz des Christlichen Jugenddorfwerkes befindet.

Wir laufen in nördlicher Richtung durch den herbstlich bunten Wald an der Deutsch-Niederländischen Grenze, bis wir bei Lüllingen den Nierskanal erreichen. Der um 1777 errichtete Kanal dient als Hochwasserentlastung für die untere Niers und mündet auf niederländischer Seite bei Arcen in die Maas.

Rund um das Spargeldorf Walbeck

Infotafel zur Fossa Eugenia, einem nie fertiggestellten Kanalbauprojekt aus dem 17. Jahrhundert

Der Nierskanal benutzt teilweise das ehemalige Bett der Fossa Eugenia, einem 1626 begonnenen und niemals fertiggestellten Wasserbauprojekt. Der rund 50 km lange Kanal sollte eine Verbindung zwischen Rhein und Maas schaffen, um die damals von Spanien abtrünnigen nördlichen Provinzen der Niederlande vom gewinnbringenden Handel an diesen Flüssen abzuschneiden.

Entlang des schnurgeraden Nierskanals wandern wir mehrere Kilometer an zahllosen Gartenbaubetrieben vorbei in Richtung des Dorfes Veert. Dann drehen wir Richtung Walbeck ab und laufen durch eine uralte Allee mit schönen Bäumen an der Grift entlang, einem Reststück der ehemaligen Fossa Eugenia.

Nach viereinhalb Stunden erreichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt in Walbeck, ein wenig durchgefroren und erschöpft von der langen Wanderung, aber auch erfüllt von vielen schönen Eindrücken dieser reichen Kulturlandschaft am linken Niederrhein.

( MITI )

Rotweinwanderweg bei Dernau

Rotweinwanderweg bei Dernau
Dernau / Ahr, 21. Oktober 2018

Blick durch die Weinberge am Morgen auf Dernau

Heute waren wir mit der Familie meiner Schwiegereltern bei Dernau an der Ahr unterwegs. Wir starten an der Ruine des ehemaligen Klosters Marienthal und steigen auf dem beliebten Rotweinwanderweg in die Weinberge auf.

Es ist der letzte Tag des „goldenen Oktobers“ mit ganz viel Sonne und einem strahlend blauen Himmel. Entsprechend viele Menschen sind an diesem Sonntag vor der herrlichen Kulisse der herbstlich bunten Weinberge unterwegs.

Oben auf dem Rotweinwanderweg lädt alle paar hundert Meter eine improvisierte Straußwirtschaft zur Rast ein. Unter freiem Himmel schenken die Winzer Federweißer, Traubensaft und Wein aus eigener Produktion aus. Auch wir lassen uns diese Gelegenheit nicht entgehen. Der frische rote Traubensaft schmeckt wirklich köstlich.

Weiter geht es durch die Weinberge. Bei Rech steigen wir hinunter zur Ahr und wechseln auf der historischen Ahrbrücke die Flussseite. Nun geht es entlang der Ahr zurück in Richtung Dernau. Nach gut drei Stunden erreichen wir wieder das Kloster Marienthal, wo wir einkehren und uns leckeren Flammkuchen schmecken lassen.

Schon morgen soll in ganz NRW herbstlich graues Regenwetter Einzug halten. Wir schön, dass wir den letzten prächtigen Tag noch einmal so richtig genutzt haben.

( MITI )

Zwischenstop in Bad Camberg

Zwischenstop in Bad Camberg
Bad Camberg, 13.10.2018

Der historische Amtshof von Bad Camberg am Obertorturm

Wir sind auf dem Rückweg von Nürnberg ins Rheinland. Auf zwei Drittel der Strecke machen wir am Mittag in Bad Camberg halt. Dort gibt es einen kleinen Womo-Stellplatz, der zurzeit allerdings von Fahrgeschäften belegt ist, denn im Dorf findet die jährliche Kirmes statt. Kein Problem, stellen wir uns einfach vor das Freibad, gleich nebenan.

Bad Camberg liegt im Hintertaunus an der A3, nördlich von Wiesbaden und von Limburg an der Lahn. Die Gemeinde ist einer der ältesten Kneippkurorte Deutschlands und der Zentralort des „Goldenen Grunds“, der vom Emsbach durchflossen wird. Rund um den Ort sind mehrere Kurkliniken angesiedelt.

Bad Cambach verfügt über eine hübsche historische Altstadt mit zahlreichen Fachwerkhäusern, die größtenteils zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert errichtet wurden. Viele dieser Häuser gruppieren sich um den Marktplatz, der eine Handelsstation auf der Hohen Straße von Köln nach Frankfurt war. Einige dieser Häuser verfügen auf der Straßenseite über aufwändige Holzornamentik. Besonders auffällig sind sie am großen Amtshof gleich neben dem Stadttor.

Nach einem Streifzug durch die Altstadt wandere ich mit Doxi zur Kreuzkapelle, dem Wahrzeichen von Bad Camberg. Die Kapelle liegt weithin sichtbar auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Von dort steigen wir in den schönen Wald zwischen Bad Camberg und Dombach hinab. Wir folgen dem Dombach in östlicher Richtung und steigen dann wieder nach Bad Camberg hinauf.

Elf Kilometer sind wir auf dieser Tour unterwegs. Das soll für heute genügen. Weiter geht’s in Richtung Heimat.

( MITI )

20 km barfuß durch Nürnberg

20 km barfuß durch Nürnberg
Nürnberg, 12.10.2018

Das mittelalterliche Heilig-Geist.Spital, in dem früher auch die Reichsinsignien aufbewahrt wuren

Nach zweieinhalb Wochen im südlichen Bayern geht es für Doxi und mich so langsam wieder in Richtung Heimat. Als letzte große Stadt südlich des Mains besuchen wir Nürnberg. Mit dem Wohnmobil stehen wir an einem kostenlosen Stellplatz in der Nähe des innerstädtischen Wöhrder See, rund drei Kilometer von der historischen Altstadt entfernt.

Von dort unternehmen wir am Morgen und am Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein zwei ausgedehnte Stadtwanderungen durch Nürnberg. Bei unserer ersten Tour lasse ich mich ein wenig durch die Stadt treiben, bei unserer zweiten Tour versuche ich dann, der sogenannten „historischen Meile“ zu folgen, was mir jedoch nur teilweise gelingt. Barfuß war bei diesen beiden Touren übrigens nur Doxi unterwegs, ich hatte meine geliebten Wanderschuhe an  🙂

Mit mehr als einer halben Million Einwohner ist das moderne Nürnberg hinter München die zweitgrößte Stadt im Freistaat Bayern. Sie erstreckt sich in einem flachen Tal auf beiden Seiten der Pegnitz, die die Stadt von Ost nach West durchquert.

Erstmalige urkundliche Erwähnung fand die Stadt bereits in der Sigena-Urkunde aus dem Jahr 1050. Die erste anhaltende Wachstumsphase erlebte sie als eigenständige Reichsstadt des Heiligen Römischen Reichs ab 1219.

Von 1424 bis 1796 wurden im Heilig-Geist-Spital zu Nürnberg die Reichsinsignien bestehend aus Reichskrone, Heiliger Lanze und das Reichsschwert aufbewahrt. Alle deutschen Könige und Kaiser weilten in diesen Jahrhunderten zumindest zeitweilig in Nürnberg, darunter auch Karl IV., der 1356 in Nürnberg die Goldene Bulle erließ.

Die Jahre zwischen 1470 und 1530 gelten als die Blütezeit von Nürnberg. Der Reichtum der Stadt kam durch das ausgezeichnete Handwerk sowie die günstige Lage als Handelsplatz in der Mitte Europas zustande. Gemeinsam mit Köln und Prag zählte Nürnberg in dieser Zeit zu den größten Städten des Heiligen Römischen Reiches.

20 km barfuß durch Nürnberg

Der Adler, Deutschlands erste Eisenbahnlokomotive für den Personenverkehr

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Nürnberg zu einem der industriellen Zentren in Bayern. So fuhr 1835 als erste Eisenbahn für den Personenverkehr in Deutschland der „Adler“ von Nürnberg nach Fürth.

Unrühmliche Zeiten erlebe die Stadt im Nationalsozialismus als Stätte der NS-Reichsparteitage, durch die „Nürnberger Rassengesetze“ und der NS-Kriegsverbrecherprozesse der Alliierten Siegermächte.

Heute ist Nürnberg unter anderem für seine nach starken Kriegszerstörungen in Teilen wiederaufgebaute mittelalterliche Altstadt, den weihnachtlichen Christkindlesmarkt und die einzigartigen Nürnberger Lebkuchen bekannt.

Als wir die Stadt am nächsten Morgen wieder verlassen, mache ich erst einmal am Fabrikverkauf eines namhaften Lebkuchenherstellers halt. Dort decke ich mich für die kommende Weihnachtszeit ordentlich mit Lebkuchen ein. Ob meine Einkäufe das Weihnachtsfest aber tatsächlich erleben werden, da bin ich nicht ganz sicher. Denn dafür lachen sie mich einfach zu verlockend an  …

( MITI )