Archiv der Kategorie: Unterwegs

Der Kiekkaaste am Dollart

Der Kiekkaaste am Dollart
Wymeerer Sieltief, 21.08.2017

Am Übergang zwischen Schilfgürtel und Watt: der Kiekkaaste. Unter der Holzdecke im Obergeschoss brüten jede Menge Schwalben.

Ich möchte so gerne mal den Dollart sehen, die große Meeresbucht an der Mündung der Ems in die Nordsee.

Nach dem Besuch der Mühle am Wynhamster Kolk suche ich nach einem passenden Fußweg. Doch es erweist sich als gar nicht so einfach, an die vorderste Meereslinie heranzukommen.

Also setzen wir uns wieder mit dem Womo in Bewegung und halten Ausschau nach einem Aussichtspunkt. Schon nach wenigen Minuten erscheint ein entsprechendes Hinweisschild. Über schmale Straßen fahren wir an den Deich heran.

Die Infotafel am Parkplatz ist noch auf Deutsch gehalten, doch als wir wenige Meter weiter den Deich erklimmen, sind die Schilder bereits alle in niederländischer Sprache. Offensichtlich haben wir unbemerkt die Landesgrenze überschritten.

Hier auf holländischer Seite gibt es einen Aussichtspunkt zur Vogelbeobachtung. Er befindet sich hinter dem Schilfgürtel an der vordersten Wasserlinie, die bei Flut erreicht wird. Über schmale Stege geht es mehrere hundert Meter durch das Schilf zu diesem „Kiekkaaste“, der erhöht auf stählernen Beinen im Watt steht.

Unter die Holzdecke im Obergeschoss des Aussichtspunktes haben zahlreiche Schwalben ihre Nester geklebt. Ich wundere mich erst noch, wo denn der ganze Vogelkot am Boden wohl herkommen mag, aber dann sehe ich sie und höre auch schon das Rufen der Jungvögel in ihren Nestern: Mama, Papa, kommt zurück und bringt endlich Futter…

( MITI )

Niedersachsen ganz unten

Niedersachsen ganz unten
Wynhamster Kolk, 21.08.2017

Mahlt kein Mehl, sondern pumpt Wasser von einem Tief hinauf zu einem Abfluss in den Dollart: Die Windmühle am Wynhamster Kolk

Wir beginnen den Tag mit einer schönen Wanderung über Wiesen und entlang hübscher Kanäle zum tiefsten Punkt von Niedersachsen: Der Wynhamster Kolk, ein ehemaliger Binnensee, befindet sich zwei Kilometer vom Dollart entfernt und liegt rund zweieinhalb Meter unter dem Meeresspiegel.

Nur die mächtigen Deiche am Dollart verhindern, dass die gesamte Gegend bei Nordseehochwasser vollläuft und sich in eine riesige Badewanne verwandelt.

Damit das Wasser die Felder auch bei großen Regenereignissen nicht überflutet, müssen die Polder ausgepumpt und das Wasser zum Meer abgeleitet werden.

Heute werden dafür elektrische Pumpen eingesetzt. Früher verrichteten Windmühlen diese Aufgabe. Mit der Kraft des Windes trieben sei mehrere archimedische Schnecken an, die das Wasser von tiefer gelegenen Kanälen in höhergelegene pumpten.

Die letzte noch intakte Windmühle dieser Art an der gesamten niedersächsischen Nordseeküste steht hier im Wynhamster Kolk. Sie ist das Ziel unserer heutigen Wanderung, die auf dem Womo-Stellplatz im Dorf Ditzumverlaat beginnt.

Wir laufen dabei die meiste Zeit am Ditzum-Bunde-Sieltief entlang, einem schönen Kanal, an den sich links und rechts Kuhweiden reihen.

An einer der Weiden kommt eine junge Holsteiner Kuh auf uns zu, die sich ganz offensichtlich für Doxi interessiert. Schon bald stoßen zwei weitere Kühe dazu und schließlich steht die halbe Herde am Zaun und bestaunt uns.

Doxi ist das alles nicht so ganz geheuer, aber außer gegenseitigem Begucken passiert eigentlich gar nichts. Und als wir weitergehen, trabt die ganze Truppe entlang des Weidezaunes munter hinter uns her. Das ist so süß …

( MITI )

In Leer/Ostfriesland

In Leer/Ostfriesland
Leer, 20.08.2017

Der Hafen am Rande der Altstadt von Leer. Im Hintergrund: Die „Alte Waage“, heute ein Restaurant.

Viel haben wir von Deutschland schon gesehen, aber Ostfriesland fehlt noch. Jetzt hat sich eine günstige Gelegenheit für einen Besuch der Region ergeben.

Ich habe mich für einige Tage in einem Yoga-Zentrum nördlich von Wilhelmshaven eingebucht. Auf dem Weg dorthin machen wir mit dem Wohnmobil als Erstes in Leer Station.

Die Stadt an der Leda und der Ems ist durch ihren Seehafen seit Jahrhunderten vom Handel und der Seefahrt geprägt. Sie ist einer der größten deutschen Reederei-Standorte und bezeichnet sich selbst als „Tor Ostfrieslands“.

Ihre Altstadt gilt aufgrund des guten Erhaltungszustands der historischen Bauten und der geringen Beschädigungen durch den Zweiten Weltkrieg als eindrucksvollste der Region.

Vier Burgen, prächtige Kirchen und stilvolle Bürgerhäuser aus mehreren Jahrhunderten prägen das Bild der Altstadt, die direkt an die Leda grenzt.

Wir erreichen die Stadt am frühen Sonntagabend, gerade als sich der anhaltende Regen des Wochenendes verzogen hat. Mit Doxi unternehme ich einen ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt, den Hafen und die Deiche entlang der Leda bis zur Ems. Das fühlt sich für mich schon alles ganz schön nordisch und wassermäßig an, hier. Sehr schön!

( MITI )

Zurück in Völklingen

Zurück in Völklingen
Völklingen, 16.08.2017

Nach und nach erobert die Natur das Gelände zurück

Die Völklinger Hütte im Saarland, 1994 von der UNESCO in den Rang eines Weltkulturerbes der Menschheit erhoben, ist immer einen Besuch wert. Das ehemalige Stahlwerk mit seinen fast 50 Meter in den Himmel aufragenden Hochöfen beeindruckt durch die Größe der Einrichtungen und den morbiden Charme einer verfallenden Industrieanlage.

An vielen Stellen hat die Natur das Gelände bereits zurückerobert. Sogar ganz oben auf den stählernen Kaminen, aus denen einst die giftigen Abgase der schmelzenden Erze in die Umwelt entlassen wurden, wachsen bereits Farne, Flieder und Birken.

Rund vier Stunden war ich heute mit Jutta auf dem Gelände unterwegs, um die technischen Anlagen und die dort gerade stattfindende Urban-Art-Biennale zu erkunden.

Über mehr als 7 Kilometer erstreckt sich der ausführlich beschilderte Rundweg: von der Sinteranlage, über die Erzhalle, die Möllerhalle, die Hochöfen, die Koksöfen, die Schrägaufzüge für den Kohletransport in die Hochöfen, bis zur Gebläsehalle. Alles dort ist gigantisch.

Wenn man bedenkt, dass auf der Hütte einmal 17.000 Menschen gearbeitet haben, wie viel Ingenierkunst in den Anlagen steckt und welch unvorstellbaren Mengen an Erzen, Schlacke und Stahl hier innerhalb von einhundert Jahren verarbeitet wurden, das ist wirklich imposant.

( MITI )

Urban Art Biennale 2017

Urban Art Biennale 2017
Völklingen, 16. August 2017

Eines von mehr als 150 Ausstellungsstücken der Urban-Art-Biennale 2017

Vor zwei Jahren habe ich mit großer Begeisterung von der Urban-Art-Biennale 2015 in der Völklinger Hütte berichtet. Jetzt bin ich wieder hier zur Urban-Art-Biennale 2017.

Diesmal werden in dem ehemaligen Stahlwerk 150 Werke von 100 Künstlern aus 17 Ländern präsentiert. Sogar ein echter „Banksy“ ist darunter, gut bewacht von einer Videokamera.

Einen Schwerpunkt der Ausstellung bilden diesmal UrbanArt-Werke aus Südamerika und der interventionalen „UrbanArt 2.0“. Die meisten Bilder und Objekte sind in der 10.000 Quadratmeter großen Möllerhalle ausgestellt. In den halboffenen Betonbunkern wurden früher die Erze für die Verhüttung gelagert.

Darüber hinaus sind auf dem Hüttengelände mehr als 20 ortsfeste Installationen geschaffen worden, die man bei einem Rundgang über das riesige Areal entdecken kann.

Beim letzten Mal war ich mit Doxi und dem Wohnmobil im Rahmen einer ausgedehnten Saarland-Reise hier. Diesmal sind Jutta und ich extra für diese Ausstellung 300 Kilometer aus dem Rheinland angereist.

Die Anfahrt war recht lang, hat sich aber absolut gelohnt. Viele der ausgestellten Werke gefallen uns ausnehmend gut und ihre Präsentation im Rahmen der Völklinger Hütte ist absolut gelungen. Mein Ausstellungs-Highlight 2017!

( MITI )

Im Bentheimer Forst

Im Bentheimer Forst
Bentheim, 14. August 2017

Der Bentheimer Forst

Ich bin mit Doxi unterwegs auf einer Tagestour durch die Grafschaft Bentheim am Südwestrand von Niedersachsen, rund 150 Kilometer von unserem Zuhause entfernt. Damit es für Doxi nicht langweilig wird, beginnen wir unseren Ausflug mit einer Wanderung durch den Bentheimer Forst.

Wir starten an der Therme Bad Bentheim und kommen gleich in einen eingezäunten Bereich des Waldes, der traditionell als Hutewald für Rinder und Schweine genutzt wird.

Die zahlreichen uralten Eichen in diesem Wald spenden im Spätsommer und Herbst viel Futter für das Nutzvieh. Doch an diesem späten Vormittag ist von den Rindern und Schafen nicht viel zu sehen.

Der große Wald diente früher als Jagdforst für die Grafen von Bentheim und Steinfurt und wird noch heute für diese Zwecke genutzt. Abseits der großen Hauptachsen sind deshalb viele Wege als „Wildschutzgebiet“ für Wanderer gesperrt.

Tatsächlich höre ich in der Ferne bereits einen Hirsch röhren. Und Greifvögel sind hier auch jede Menge unterwegs.

Von der großen Bedeutung des Waldes bis in die Neuzeit zeugt auch der „Höltingstuhl“, früher ein Ort der Waldgerichtsbarkeit für alle Streitigkeiten rund um die Jagd und den Holzeinschlag. In der Nähe des heutigen Waldrandes stoßen wir auf dieses Monument, das in seiner heutigen Form in der Zeit des Barocks von den Grafen errichtet wurde.

( MITI )