Böhm-Kirche St. Konrad

Böhm-Kirche St. Konrad
Neuss-Gnadental, 29. August 2025

Kirchenschiff von St. Konrad mit leuchtender Glasfassade, entworfen von Gottfried Böhm

Vergangene Woche habe ich entdeckt, dass der von mir sehr geschätzte Architekt Gottfried Böhm (1920-2021) auch in Neuss einen für ihn typischen Kirchenbau hinterlassen hat: die Kirche St. Konrad in Gnadental, keine acht Kilometer Luftlinie von meinem Heimatort entfernt. Da war ich doch ein wenig baff, dass ich das erst jetzt mitbekommen habe.

Böhm kam mir zum ersten Mal ins Bewusstsein, als ich vor einigen Jahren den Mariendom zu Neviges besucht habe, ein wirklich herausragendes Werk moderner Kirchenarchitektur (Link). Später habe ich weitere Böhm-Bauten besichtigt, etwa das markante Bensberger Rathaus (Link).

Böhm war die letzte Persönlichkeit jener Generation junger Architekten, die den Wiederaufbau nach 1945 und die westdeutsche Nachkriegsmoderne maßgeblich geprägt hat. Bauten von ihm finden sich in der gesamten Republik. Von 1963 bis 1985 war Böhm Professor an der RWTH-Aachen. Als erster deutscher Architekt wurde er 1986 mit dem angesehenen Pritzker-Preis für Architektur ausgezeichnet.

Sein vergleichsweise kleiner Kirchenbau St. Konrad in Neuss wurde 1958 eingeweiht. In der katholisch geprägten und eng mit dem Kölner Domkapitel verbundenen Stadt hatte man sich für den markant-reduzierten Entwurf Böhms entschieden, weil man den geistigen Neuanfang der Nachkriegszeit auch architektonisch in Szene setzen wollte.

Die Kirche St. Konrad ist in gewisser Weise typisch für Böhms Kirchenbauten zwischen 1950 und 1965: Sie wird von einem schlanken Stahlbetonskelett getragen und das schlichte, annähernd quadratische Hauptschiff von vier Betonrahmen überragt. Die aus Sichtbeton gegossene Chorapsis hat Böhm baldachinartig in dieses Rahmenwerk eingefügt und sie an drei Seiten mit großen Glasfenstern umrahmt, die er selbst entworfen hat.

Auch die breiten Lichtfenster im Zugang zur Kirche, der als Tauf- und Tageskapelle dient, gehen auf ihn zurück. In diesen abstrakt-ornamentalen, an Blumengärten erinnernden Motiven zeigt sich Böhms Liebe zur bildenden Kunst. Tatsächlich hatte er als junger Mann neben Architektur auch Bildhauerei studiert. Ganz wunderbar sehen diese großen, bunten und lichtdurchfluteten Glasfenster aus, finde ich. Mir kommen sie vor, wie eine Einladung ins himmlische Paradies.

( MITI )