Paula Rego: Das Private und das Politische

Paula Rego: Das Private und das Politische
Essen, 3. Juni 2025

Paula Rego, Oratorio, 2009, Holzschrank mit Seitenteilen, bestehend aus acht Bildern

In einer großen Ausstellung zeigt das Folkwang-Museum Essen rund 130 Werke aus allen Schaffensperioden der 2022 verstorbenen portugiesischen Künstlerin Paula Rego (*1938).

Die Motive und ihre Ausführung sind teils drastisch, weil sich die in England lebende Rego zeitlebens mit Machtstrukturen, Geschlechterrollen und sozialen Ungerechtigkeiten in ihrem Heimatland Portugal auseinandersetzte.

Was hierzulande fast schon in Vergessenheit geraten ist: Portugal war bis 1974 eine autoritäre Diktatur, die stark vom konservativen Katholizismus geprägt war. Und dies wirkt bei einigen gesellschaftlichen Themen noch bis in die Jetztzeit nach.

Internationale Aufmerksamkeit erlangte Rego beispielsweise in den 1990er-Jahren mit ihrer „Abortion-Serie“, die sie als Beitrag zur öffentlichen Debatte um die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Portugal verstand.

Die Bilder besitzen eine für Rego typische Brisanz, die nur wenigen Künstler:innen zu eigen ist. Es ist eine unverwechselbare, schonungslose Kunst, die vielfach schön gezeichnet daherkommt.

Dabei variierte Rego im Laufe ihres langen Künstlerlebens immer wieder ihre Stile und Motive. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Werkreihen, in denen sich intime, scheinbar persönliche Momente in Bilder kollektiver Erfahrung verwandeln. Diese Politisierung des Privaten ist typisch für Regos Blick auf die Gesellschaft. In meinen Augen ein faszinierendes und absolut sehenswertes Schaffenswerk.

( MITI )