Osterspaier Langhalsweg

Osterspaier Langhalsweg
Osterspai, 10.03.2024

Blick auf den „Ritt im Rhein“

Vor einer Woche wollte ich mit dem Womo von Koblenz kommend nach Osterspai im Oberen Mittelrheintal. Damals hatte ich auf dem Weg eine Panne (Kupplungsseil gerissen) und kam nicht weiter. Nun ist das Fahrzeug repariert und ich bin endlich am Ziel. Diesmal von Wiesbaden kommend.

Osterspai hat einen schönen Womo-Stellplatz mit Blick auf den Rhein.  Doch wie überall im Mittelrheintal ist zwischen dem Fluss und den steil aufsteigenden Hängen wenig Platz.

Der reicht hier gerade einmal für die Bahnstrecke, einige Häuserzeilen, die Bundesstraße und das Rheinufer. So richtig leise ist es auf dem Stellplatz deshalb nicht. Und das wunderbare Wetter von gestern und vorgestern hat sich auch verzogen, aber egal.

Am Nachmittag wandere ich mit Doxi den Osterspaier Langhalsweg, einen 8 km langen und mit viel Liebe ausgestalteten Wanderpfad durch die Rheinhänge. Von verschiedenen Punkten des Weges hat man einen fantastischen Blick auf den Rhein, der hier eine Schleife macht.

Markant ist der knapp 2 Kilometer lange „Ritt“ im Rhein, eine schmale Landzunge, die mit Bäumen bewachsen ist. Der Ritt grenzt eine dahinter gelegene Sandbank „Auf der Schottel“ ab, die den im 19. Jahrhundert immer größer werdenden Rheinschiffen Probleme bereitete.

Deshalb wurde zwischen 1868 und 1875 der Ritt errichtet, um jenseits der Sandbank eine sichere Fahrrinne in der Flussmitte zu schaffen. Doch erst einhundert Jahre später wurde eine 300 Meter lange Verbindung zum Ort hergestellt, damit man den Ritt von Osterspai trockenen Fußes betreten kann – sofern die Landzunge nicht gerade vom Hochwasser überspült ist.

( MITI )

Eine Prise Rheinromantik, bitte

Eine Prise Rheinromantik, bitte
Mittelrheintal, 10. März 2024

Der berühmte Binger Mäuseturm, früher eine Zollstation im Rhein

Ich bin auf dem Weg von Wiesbaden nach Osterspai am oberen Mittelrhein. Der direkte Weg führt über die Höhen des Taunaus, doch ich bevorzuge den etwas längeren Weg entlang der B42 durch das Rheintal.

In westlicher Richtung geht es dem Rhein folgend zunächst vorbei an Eltville, Oestrich-Winkel und Rüdesheim – alles Wein-Orte im Hessen- Gau, an deren Besuch ich schöne Erinnerungen habe.

Dann macht der Rhein einen Knick Richtung Norden und schlägt den Weg in das enge Mittelrheintal ein.

Das ist der Abschnitt, in denen die Orte zwischen dem Fluss und den steilen Hängen ganz schmal werden. Und oben auf den Bergen thronen viele romantische Burgen und Burgruinen.

So passieren wir u.a. Sankt Goarshausen und die berühmte Loreley. Es folgt Kamp-Borhnhofen, Bingen und Boppard (beides linksrheinisch) und schließlich unser Zielort Osterspai, rund 20 km vor Koblenz. Schade, dass das Wetter heute nicht so schön ist, sonst wären auf dieser Fahrt sicher noch eindrucksvollere Fotos entstanden.

( MITI )

Sonntagmorgen in Wiesbaden

Sonntagmorgen in Wiesbaden
Wiesbaden, 10. März 2024

Blick aus dem Park „Warmer Damm“ auf das Hessische Staatstheater

Wenn man städtische Architektur fotografieren will, ist der Sonntagmorgen nach meiner Erfahrung bestens geeignet. Einfach, weil dann ganz wenige Menschen auf der Straße sind. Es muss nur das Licht stimmen, und das war heute Morgen bei meinem Besuch in Wiesbaden leider nicht durchgängig der Fall. Aber das kann man sich ja nicht aussuchen.

Die hessische Landeshauptstadt ist eines der ältesten Kurbäder Europas. Sie liegt am Rhein, unmittelbar gegenüber vom Mainz und gilt als ein der wohlhabendsten Städte Deutschlands.

Das schlägt sich im Stadtbild unmittelbar nieder: Die Mehrzahl der Gebäude ist zwischen 1850 und 1914 in einer Zeitspanne von nur etwa 60 Jahren errichtet worden.

In dieser Zeit zog Wiesbaden neben dem Kaiser und seinem Hofstaat zahlreiche einkommensstarke Gäste und Neu-Einwohner an, die ihrem Wunsch nach Repräsentation Rechnung verleien wollten.

Und weil die Wiesbadener Innenstadt während des Zweiten Weltkrieges nur wenig zerstört worden, präsentiert sie bis heute ein sehr homogenes Erscheinungsbild. Die meisten Bauten sind dem Klassizismus, dem Historismus oder dem Jugendstil zuzurechnen.

Ich parke mit Doxi etwas außerhalb und laufe rund 2,5 km entlang der Liebricher Allee ins Zentrum, einer Prachtstraße mit vielen noblen Gründerzeitvillen. Im Stadtkern fallen u.a. die Großbauten rund um die Kuranlagen auf. In den Nebenstraßen blühen vor vielen Villen bereits die ersten rosa Zierkirschen. Toll sieht das aus.

( MITI )

Abstecher nach Offenbach

Abstecher nach Offenbach
Offenbach, 9. März 2024

Einfahrt zum Büsing-Palais in Mainnähe

Wenn man mit dem Fahrrad aus der Frankfurter City kommt und dem Main ostwärts folgt, gelangt man schon nach wenigen Kilometern nach Offenbach. Die früher deutlich separierten Städte sind in den letzten Jahrzehnten räumlich zusammengewachsen.

Offenbach mit seinen 130.000 Einwohnern ist heute ein wichtiges Dienstleistungszentrum und ein Hochschulstandort im Designbereich. Außerdem befindet sich in Offenbach der Sitz des Deutschen Wetterdienstes.

Offenbach war die erste Stadt, in der ab 1799 das Verfahren der Lithografie u.a. für die Vervielfältigung von Noten genutzt wurde. Wolfgang Amadeus Mozart besuchte mehrmals die aufstrebende Industriestadt, um hier seine Noten verlegen zu lassen.

Vom historischen Offenbach ist leider nur wenig erhalten geblieben. Dafür sorgten die Bombenangriffe der Alliierten im Zweiten Weltkrieg und später die Verdichtung der einst lockeren Bebauung im Zuge der Stadterneuerung.

Rund um das Zentrum sieht man viele Straßenzüge mit Bebauung aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Die alte Pracht ist längst verblasst, aber die Haustüren und Portale sind teilweise noch gut in Schuss, wie hier zu sehen.

( MITI )

Jüdisches Leben in Frankfurt

Jüdisches Leben in Frankfurt
Frankfurt, 9. März 2024

Modell der ehemaligen großen und von den Nationalsozialisten zerstörten Frankfurter Synagoge

Unter den vielen Frankfurter Museen ist das Jüdische das am besten gesicherte – nicht ohne Grund. Vor dem Gebäude gibt es dauerhaft Polizeipräsenz, man wird von den Museumsmitarbeitern einzeln eingelassen und muss sich einer Taschenkontrolle unterziehen.

Das Museum residiert in einem Neubau am Mainufer und bezieht das ehemalige Palais-Rothschild ein, in dem ein Großteil der Ausstellung untergebracht ist.

Es wurde am 9. November 1988, dem 50. Jahrestag des Novemberpogroms, von Bundeskanzler Helmut Kohl eröffnet und widmet sich religiösen, gesellschaftlichen und sozialen Aspekten der Jüdischen Gemeinde seit dem 18. Jahrhundert.

Frankfurt besaß seit dem Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde, die im Lauf ihrer Geschichte immer wieder Anfeindungen und Pogromen ausgesetzt war.

Zwischen 1462 und 1796 durften sich die Frankfurter Juden ausschließlich in der engen Judengasse an der ehemaligen stauferzeitlichen Stadtmauer ansiedeln. Es war das erste und eines der letzten jüdischen Ghettos in Deutschland vor der Epoche der Emanzipation im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.

Bis zum Beginn des Nationalsozialismus lebte hier die größte jüdische Gemeinde Deutschlands. Im Zuge der NS-Judenverfolgung wurden 11.134 Juden aus Frankfurt deportiert. Nur 367 von ihnen überlebten den Holocaust.

Auch davon berichtet das jüdische Museum, das aber vor allem über eine umfangreiche und herausragende Sammlung an zeremoniellen Objekten und wertvollen Textilien aus dem 17. bis 20. Jahrhundert verfügt.  Außerdem werden zahlreiche Objekte und Dokumente zu jüdischem Alltagsleben und zur jüdischen Wirtschaftsgeschichte Frankfurts präsentiert.

Da ich mich aufgrund unserer Geschichte dem jüdischen Volk verbunden fühle, wollte ich diese Ausstellung unbedingt sehen. Und ich muss sagen, das hat sich absolut gelohnt.

( MITI )

Hip-hop-Culture in der Schirn

Hip-hop-Culture in der Schirn
Frankfurt, 9. März 2024

Black Power, please smile

Irgendwie scheint es gerade ein Trend zu sein, dass sich renommierte Kunsteinrichtungen Aspekten der zeitgenössischen Massenkultur zuwenden, um auch junge Leute ins Museum zu locken. So zeigt die Schirn Kunsthalle noch bis Mai unter dem Titel „The Culture“ den tiefgreifenden Einfluss von Hip-Hop auf die zeitgenössische Kunst und Kultur der Gegenwart.

Den Anlass dazu liefert der 50. Geburts­tag dieses Genres, das in der New Yorker Bronx in den 1970er-Jahre als kultu­relle Bewe­gung unter Schwar­zen und Latein­ame­ri­ka­ni­schen Jugend­li­chen begann.

Es fing mit DJ-ing, Graf­fiti und Break­dance an. Von Beginn an verstand sich die Bewegung auch als Kritik an vorherr­schen­den Struk­tu­ren und weißen kultu­rel­len Normen.

Heute hat sich Hip-Hop zu einem globa­len Phäno­men entwi­ckelt, das zahl­rei­che Inno­va­tio­nen in Musik, Mode, Tech­no­lo­gie sowie bilden­der und darstel­len­der Kunst angeregt hat. Und auf diesem langen Weg hat der Kommerz den Widerstand längst besiegt, scheint mir.

Die Schirn legt den Fokus auf Kunst und Musik der letz­ten 20 Jahre und zeigt mehr als 100 Gemälde, Foto­gra­fien, Skulp­tu­ren und Videos sowie Fashion und Vinyl von inter­na­tio­nal bekann­ten Künst­ler*innen der Gegen­wart. Zudem werden zeit­ge­nös­si­sche Themen und Debat­ten wie Iden­ti­tät, Rassis­mus, Femi­nis­mus und Empower­ment aufgegriffen.

Unter den Besuchern an diesem Morgen zählte ich eindeutig zu den Ältesten. Ich würde deshalb meinen: Das Konzept geht auf.

( MITI )