Umtoapft is‘

Umtoapft is‘
Büttgen, 29. September 2025

Alter 250-Liter-Kübel (links) vs. neuer 500-Liter-Kübel (rechts). Im Hintergrund: der zweite umgetopfte Olivenbaum.

Während mein Schatz auf dem Münchner Oktoberfest das „O’zapft is’“ feiert, bin ich zu Hause mit dem „Umtoapft is’“ beschäftigt. Mit der Unterstützung von Freunden will ich die beiden großen Olivenbäume in meinem Garten umtopfen: von 250-Liter-Kübel in 500-Liter-Kübel.

Die neuen voluminösen Bottiche schlucken neben den beiden Bäumen so viel Blumenerde, wie zehn Bierzelt-Tischgesellschaften an einem Abend wegtrinken: insgesamt rund 650 Liter. „Oans, zwoa g’schütta“ lautet deshalb unser Motto, aber nicht in die Kehle, sondern in die durstigen Pflanzkübel.

Es ist schon ein Kampf, die beiden Bäume aus ihren alten, zu klein gewordenen Behältnissen zu befreien. Überall Wurzeln, die sich bis in die letzten Ecken gepresst haben, und mit aller Kraft Widerstand leisten. Fast so, wie eine zu enge Lederhose über dem prall gefüllten Bierbauch.

Noch anstrengender ist es, die beiden Bäume in ihre neuen Kübel zu hieven. Uns kommen sie so gewaltig vor, wie ein Wiesn-Ochse am Spieß. Doch mit vereinten Kräften schaffen wir es. Aufgabe bewältigt. Sogar ohne Starkbier 🙂

( MITI )

Rund um Merkstein

Rund um Merkstein
Herzogenrath, 28. September 2025

Blick von der Halde im Graf-Adolf-Park

Bei herrlichem Sonnenschein bin ich heute einen 17 km langen Rundweg im früheren Aachener Kohlerevier gelaufen. Die Tour startet am Haldenpark der Grube Adolf, in der von 1913 bis 1972 unterirdisch Steinkohle abgebaut wurde.

Im Bereich der ehemaligen Maschinenhalle erkennt man noch die trichterförmigen Auslässe der Wetterschächte für die Be- und Entlüftung der Stollen. Daneben die renaturierte Berghalde der Zeche, von der man einen schönen Blick in die umliegende, leicht hügelige Landschaft hat.

Entlang des nördlichen Ortsrandes von Merkstein geht es anschließend hinunter ins Wurmtal, wo der mäandernde Fluss die Staatsgrenze zu den Niederlanden bildet. Schon die historische Via Belgica aus der Römerzeit nutzte die östlichen Pfade entlang des Flusses. Auf der westlichen Seite liegt heute Kerkrade.

Ich folge dem Fluss in nördlicher Richtung entlang des Rimburger Waldes bis zum Schloss Rimburg auf der deutschen Seite der Wurm. Der zugehörige Ortskern befindet sich hinter der historischen, steinernen Wurm-Brücke und gehört zu den Niederlanden. Dort besuche ich die Drievuldigheidskerk und zünde ein Kerzlein für meine schwer erkrankte Wanderfreundin Gabi an.

Ein Stück weiter flussaufwärts endet in einem spitzen, nach Osten ausschlagenden Zacken das niederländische Staatsgebiet. Genau dorthin haben die Niederländer ein Klärwerk gesetzt.

Die Wurm schlängelt sich weiter durch die Landschaft und erreicht bald Übach-Palenberg, wo sie mehrere Seen im großen Wurm-Park speist. Der Park ist mein Wendepunkt, von dem ich in südlicher Richtung wieder zurück zum Rimbuger Wald laufe und dort auf die Höhen Richtung Gut Ophoven aufsteige. Anschließend geht es durch das hübsche Naturschutzgebiet am Heidberg zurück nach Merkstein, wo ich meinen Startpunkt am Graf-Adolf-Park nach dreieinhalb Stunden wieder erreiche. Eine landschaftlich bezaubernde und abwechslungsreiche Tour geht damit zu Ende.

( MITI )

Französische Jazz-Power

Französische Jazz-Power
Düsseldorf, 27. September 2025

Camille Bertault mit Band auf der Bühne der Jazz-Schmiede

Anlässlich der Feiern zu ihrem 30-jährigen Bestehen hat sich die Jazz-Schmiede einen aktuellen Shooting-Star der europäischen Jazz-Szene gegönnt: die französische Sängerin und Performerin Camille Bertault mit ihrer hochkarätigen Band. An der Trompete und am Flügelhorn der spielfreudige Julien Alour, daneben Fady Farah, ein libanesischer Klaviervirtuose, außerdem Sylvain Romano am Bass und Minino Garay am Schlagzeug.

Camille Bertault begeistert als Vokalartistin, aber auch durch ihre energetische Bühnenpräsenz. Ihr Scat-Gesang oder wie sie in dem pulsierenden Song „Nouvelle York“ eine herannahende Polizeisirene intoniert, sind wirklich großartig.

Ihre französischen Texte kommen bissig, roh, prägnant, melancholisch und witzig herüber. Sie greifen aktuelle Themen auf: Enge, Ökologie, Mobbing, Beziehungen, toxische Liebhaber, Bildschirmabhängigkeit.

Ich hatte mich im Vorfeld sehr auf dieses Konzert gefreut, nachdem ich auf Youtube einen Mitschnitt ihrer aktuellen Tour „Bonjour mon amour“ (link) aus der Unterfahrt, München gesehen hatte. Und ich wurde nicht enttäuscht: Auch das Konzert in Düsseldorf war einfach großartig, das Publikum hin- und mitgerissen von der Energie und der treibenden Impulsivität von Sängerin und Band. Schön, dass man so etwas in Düsseldorf erleben kann. Großes Kino in der Jazz-Schmiede.

( MITI )

Rochelle Feinstein: The Today Show

Rochelle Feinstein: The Today Show
Aachen, 26. September 2025

Rochelle Feinstein, Tagged, 2019

Das Ludwig Forum Aachen zeigt derzeit eine Ausstellung mit rund 30 Werken der New Yorker Künstlerin Rochelle Feinstein (*1947), die zwischen 2021 und 2024 entstanden sind.

Feinstein ist keine gestische Malerin im klassischen Sinne. Sie interessiert sich für die malerische Geste innerhalb des Vokabulars der Abstraktion.  Ihre Kompositionen entstehen durch komplexe, additive und technisch-basierte Verfahren: UVDrucke, Collagen oder digitalisierte Skizzen, die malerische Spontaneität vortäuschen, tatsächlich aber wohldurchdacht und komponiert sind.

Die Künstlerin sagt: „Meine Arbeiten haben ebenso viel mit Malerei zu tun wie mit den sozialen und politischen Umbrüchen, die wir aktuell erleben.“  Blickt man auf die jüngsten Geschehnisse in ihrem Heimatland USA, darf man vermuten, dass ihr die Themen vorerst nicht ausgehen werden.

( MITI )

Vom Feld in die Pfanne

Vom Feld in die Pfanne
Büttgen, 25. September 2025

Frischer geht’s nicht

Jetzt rollen die Erntewagen wieder durchs Feld: Die Herbstkartoffeln werden eingebracht. Und was zurückbleibt, das darf man aufsammeln. Eben schlummerten die braunen Knollen noch in der Erde, nun brutzeln sie als Kartoffelpuffer fröhlich vor sich hin. Lecker!

Vom Feld in die Pfanne

Auf der Suche nach den abgeernteten Kartoffelfeldern

( MITI )

Kindheitsrätsel gelüftet

Kindheitsrätsel gelüftet
Büttgen, 24. September 2025

In den Siebzigern prangten auf dem geheimnisvollen Häuschen noch keine Graffitis.

Als Kind habe ich mich oft gefragt, was sich wohl in dem fensterlosen Klinkerbau verbirgt, vor dem wir regelmäßig gespielt haben. Ständig drang ein merkwürdiges Brummen aus dem geheimnisvollen Klotz, dessen massive Stahltüren immer verschlossen blieben.

Nun, kaum ein halbes Jahrhundert später, bin ich dem Rätsel endlich auf die Spur gekommen: Es handelt sich um eine Trafostation, die die ankommende Spannung von 10.000 Volt für die angrenzenden Straßen und Haushalte auf 220 Volt herunterbricht. Etwas in der Art hatte ich in späteren Jahren schon vermutet. Aber hineinblicken in das geheimnisvolle Häuschen durfte ich tatsächlich erst jetzt, als ich die Türen offen stehen sah und bei den gerade dort beschäftigten Handwerkern freundlich nachgefragt habe.

Mehr als einen knappen Schritt in das Innere wurde mir allerdings verwehrt: zu gefährlich für Unautorisierte angesichts der lebensbedrohlichen Hochspannung. Die Unterverteilungen für die einzelnen Straßen sind deshalb auch in separierten Metallkäfigen untergebracht, die ein wenig an Arrestzellen erinnern. Damit man nur ja nicht zu nah herankommt. Und in der Ecke brummt ein großer Transformator, der Lautgeber, den wir als Kinder immer gehört haben. Spannend, dass ich das doch einmal in Erfahrung bringen konnte. Geheimnis gelüftet 🙂

( MITI )