SLUDZABP, verstehst?

SLUDZABP, verstehst?
Büttgen, 19. August 2025

Links die Rubinette, rechts der Wellant

SLUDZABP – So lasst uns denn zwei Apfelbäumchen pflanzen, lautet die Langform dieses zugegeben etwas sperrigen Akronyms. Der Satz klingt wohlbekannt und wird gemeinhin Luther zugeschrieben, was aber wohl nicht richtig ist.

Im Original: „Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“. Sprachforscher glauben, dass der Satz dem Lutherbild des 19. Jahrhunderts entstammt und größere Verbreitung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg gefunden hat.

So soll etwa der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann das Zitat in Reden und Schriften immer wieder verwendet haben. Hoimar von Ditfurth veröffentlichte 1985 einen Sachbuch-Bestseller unter dem Titel „So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen“, in dem er sich mit der unsicheren Zukunft der Menschheit befasst.

Der Satz drückt eine Haltung der Zuversicht und des Handelns trotz widriger Umstände aus. Ich bin tatsächlich ein wenig gerührt, dass meine Mom mit ihren zarten 83 Lebensjahren noch ein Apfelbäumchen bei uns im Garten großziehen will.

Und weil ein Apfelbäumchen allein befruchtungstechnisch wenig Sinn macht, bekomme auch ich in meinem Gartenteil so einen „Malus domestica“, wie die Botaniker sagen. Sie eine Rubinette, ich einen Wellant. Auf dass die Bäumchen gut gedeihen und uns noch zu Lebzeiten süße Ernte bringen mögen.

( MITI )

Broichbach, Tierpark, Zeche Anna

Broichbach, Tierpark, Zeche Anna
Alsdorf, 18. August 2025

Der NABU engagiert sich im Broichbachtal

Ich beginne die neue Woche mit einer schönen 10 km Wanderung am südlichen Rand von Alsdorf nordöstlich von Aachen. Es geht zunächst durch das naturbelassene mittlere Broichbachtal, wo sich der Broicher Bach lieblich durch die Landschaft schlängelt.

Der Bach ist ein rechter Nebenfluss der Wurm, der in diesem Bereich mehrere kleine Seen aufstaut, darunter auch den Alsdorfer Weiher. In diesem Bereich befanden sich früher zahlreiche Wassermühlen, die zum Lebensunterhalt der Bevölkerung beitrugen.

Heute ist dort das Naherholungsgebiet Broichbachtal mit dem Tierpark Alsdorf angesiedelt, den ich im zweiten Teil meiner Wanderung durchstreife. Der kostenlos zugängliche Park ist ein beliebtes Ausflugsziel für Jung und Alt. Neben den Tiergehegen mit Dammwild, Eseln, Lamas, Emus, Waschbären und Erdmännchen gibt es dort auch vielfältige Spielmöglichkeiten für Kinder.

Die Freizeitanlage grenzt an die renaturierten Abraumhalden Anna und Noppenberg, denn ganz in der Nähe befand sich mehr als 130 Jahre lang die größte Steinkohlenzeche im Aachener Revier: die Grube Anna.

Broichbach, Tierpark, Zeche Anna

Ehemaliger Wasserturm der Zeche Anna

Unterhalb des Wurmtals erstreckt sich eine Steinkohlenschicht mit einer Mächtigkeit von bis zu 2.000 Metern, die in den 1840er Jahren entdeckt wurde. Der industrielle Abbau begann 1854.

Die Zeche wurde schnell zu einem der wichtigsten Arbeitgeber in der Region. 1930 ereignete sich dort unter Tage das bislang größte Grubenunglück Westdeutschlands, bei dem 299 Bergleute starben. Anlässlich ihrer Beerdigung kamen mehr als 150.000 Menschen zusammen.

In den Hochzeiten nach dem Zweiten Weltkrieg waren auf der Zeche mehr als 6.000 Menschen beschäftigt. Bis zu 2 Millionen Tonnen Steinkohle wurden pro Jahr gefördert.

Doch in den frühen 1980er Jahren endete die Epoche des Steinkohleabbaus im Aachener Revier. Zurück blieb ein riesiges Gelände, auf dem einige historische Gebäude der Zeche erhalten wurden. Der größte Teil der Fläche wurde in Freizeitanlagen, Wohnbebauung, einen Gewerbepark und ein Einkaufszentrum umgewandelt.

( MITI )

Blick in den Öcher Kessel

Blick in den Öcher Kessel
Aachen-Haaren, 17. August 2025

Blick von Haarberg über den Aachener Kessel zum Vaalser Berg mit dem Dreiländereck D/NL/B

Nach vielen heißen Tagen heute endlich wieder milde Temperaturen. Das nutze ich für eine kleine Wanderung am Ostrand von Aachen bzw. „Öcher“, wie man hier sagt. Ich starte am Marktplatz von Haaren, wo der Haarbach und die Wurm zusammenfließen. Dort überquerte einst die mittelalterliche Handels- und Heerstraße Via Regia die Wurm.

Heute gehört Haaren zu Aachen und liegt ein wenig eingezwängt im Tal des Haarbachs und der Wurm zwischen den Autobahnen A4 und A544. Vier Kilometer weiter westlich befindet sich das Zentrum von Aachen mit dem Aachener Dom.

Ich erreiche zunächst die Welche Mühle aus dem 15. Jahrhundert, heute die einzige Wassermühle im Stadtgebiet von Aachen, deren Mühlrad sich noch dreht. Weiter geht es flussaufwärts durch das Tal des Haarbachs.

Dort wird seit 2024 eine neue Autobahnbrücke über das Haarbachtal errichtet, nachdem die alte Brücke wegen Bauschäden abgerissen werden musste. Dann erfolgt der Aufstieg in den Aachener Stadtteil Verlautenheide, der zu Haaren gehört und an den Haarberg grenzt.

Ich steige auf bis zum höchsten Punkt des Berges, wo ein großes Gipfelkreuz einen wunderbaren Blick in den Aachener Kessel bietet. Am Horizont erkennt man den Vaalsberg auf der gegenüberliegenden Westseite des Talkessels. Dort befindet sich das Dreiländereck von Deutschland, Belgien und den Niederlanden.

Etwas unterhalb des Gipfels stoße ich auf die ganz in weiß gehaltene Friedenskapelle. Ihr Name soll an die Geschehnisse am Ende des Zweiten Weltkriegs erinnern, als das Gebiet um den Haarberg besonders intensiv umkämpft war.

An der Kapelle beginnt mein Abstieg hinunter zum Marktplatz von Haaren, den ich nach 100 Minuten und knapp sieben Wanderkilometern wieder erreiche. Ich bin in der letzten Zeit so viel gelaufen, dass mir die Strecke fast wie ein kleiner Spaziergang vorkommt. Aber macht nichts, war trotzdem schön.

( MITI )

Malen wie Mark Rothko

Malen wie Mark Rothko
16. August 2025

Alle Werke erstellt nach meinen Vorgaben

Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Frisch imaginierte Kunstwerke im Stile von Mark Rothko (1903-1970). Der aus Russland stammende und in den USA aufgewachsene Künstler war ein Maler des Abstrakten Expressionismus. Er gilt als Wegbereiter der Farbfeldmalerei.

Rothko gehört seit der Jahrtausendwende zu den teuersten Künstlern der Gegenwart. Auf der Liste der Werke mit den höchsten Auktionspreisen ist Rothko gleich sechsmal vertreten, mit einem Spitzenwert von 85 Millionen US-Dollar.

Und das, obwohl seine Bilder im Grunde genommen nichts darstellen. Es sind großformatige Ölgemälde mit gestapelten, ineinander verschwimmenden, monochromen Farbflächen. Einige dieser Werke erreichen eine Höhe von mehr als 3 Metern.

Ein zentrales Anliegen von Rothko’s Kunst war die intensive Betrachter-Bild-Beziehung, die durch eine rein auf die Wirkung der Farbe ausgerichtete, nicht figurative Malerei erreicht werden sollte. Rothko kommentierte sein eigenes Werk fast nie und lehnte insbesondere nach 1950 jeden interpretatorischen Hinweis ab. Stattdessen bekannte er: „Bilder müssen geheimnisvoll sein.“

Rothko galt als manisch-depressiv und war in seinen späten Jahren Alkoholiker. Psychologen glauben, in den Farben seiner Bilder seine jeweiligen Stimmungen ablesen zu können. 1970 beging er Selbstmord. 

( MITI )

Die Nacht kommt mir entgegen

Die Nacht kommt mir entgegen
Büttgen, 15. August 2025

Leuchtend am Nachthimmel: ein kleiner Perseide.

Die Tage werden kürzer. Derzeit um fast 25 Minuten pro Woche. Ich spüre das deutlich auf meinen Abendrunden, wenn ich gegen 20:30 Uhr starte und auf meiner 9,5 km langen Lieblingsstrecke unterwegs bin. Vor zwei Wochen erreichte ich gerade noch so im späten Restlicht des Sonnenuntergangs wieder mein Zuhause, jetzt ist es auf den letzten zwei Kilometern bereits komplett dunkel.

Und weil ich auf unbeleuchteten Feldwegen wandele, muss ich zum ersten Mal in diesem Sommer wieder eine Taschenlampe mitnehmen. Krass finde ich, dass es dabei noch so warm ist. Irgendwie bringe ich Wärme immer mit Sonne und Tageslicht in Verbindung, aber derzeit sind es auch im Mondlicht immer noch 25 Grad.

Nur noch wenige Wochen, und ich werde abends um diese Uhrzeit wieder komplett im Dunkeln unterwegs sein. Aber dann ist es auch bestimmt nicht mehr so heiß. Hoffentlich.

( MITI )

Renaissance-Museum Schloss Rheydt

Renaissance-Museum Schloss Rheydt
Mönchengladbach, 14. August 2025

Wunderkammer im Schloss Rheydt

Schloss Rheydt vor den Toren von Mönchengladbach ist das einzige vollständig erhaltene Renaissance-Schloss am Niederrhein. Schon häufig war ich in dem umgebenden Park unterwegs, aber noch nie im Schloss selbst. Otto von Bylandt, Rat am Hofe Herzog Wilhelms von Jülich, ließ es zwischen 1558 und 1591 durch den Baumeister Maximilian von Pasqualini errichten. 

Die dreiteilige Anlage besteht aus Torburg, Vorburg und Herrenhaus mit Arkadengang. Außen herum befinden sich fünf Bastionen und ein Wassergraben, der von der Niers gespeist wird. Darunter im Boden versteckte Kasematten. 

Zur Finanzierung des aufwändigen Schlossbaus presste Otto von Byland seine untertänigen Rheydter Bürger dermaßen aus, dass diese sich mehrfach Hilfe suchend an den übergeordneten Landesherrn wandten. In der Folge verweigerten die Untertanen Bylandt bei seiner Bestattung im Jahr 1591 das letzte Geleit.

Auf dem zentralen Platz der Anlage vor dem Herrenhaus tummeln sich bis heute Pfauen, die derzeit noch mit ihrem Frühjahrsnachwuchs herumstolzieren. Die kleinen Küken folgen ihren Müttern auf Schritt und Tritt. Wo die Mama etwas vom Boden aufliest, da picken auch die Kleinen hin.

Die prächtige Schlossanlage wurde über die Jahrhunderte wenig zerstört. Sie beherbergt heute ein umfangreiches Museum zur Geschichte der Renaissance, zur Baugeschichte des Schlosses und zu ihren Besitzern, das ich nun endlich einmal besucht habe.

Die Ausstellung ist liebevoll aufbereitet und multimedial hervorragend erschlossen: Es gibt eine App fürs Smartphone mit Audio-Guides zu vielen Ausstellungsstücken, sowie eine Augmented-Realitiy-Funktion. Sobald man mit dem Smartphone auf ein entsprechend gekennzeichnetes Exponat zeigt, erscheint auf dem Bildschirm ein virtueller Museumsführer:in, der kompetent vielfältige Informationen und Hintergrundwissen vermittelt.

Die Ausstellung präsentiert Gemälde und Objekte aus der Zeit, in der das Schloss seine Blüte erlebte: Alltagsgegenstände, Prunkstücke, Waffen, Tapisserie. Besonders beeindruckend: Die für diese Zeit typische Wunderkammer mit Objekten aus aller Welt, die dem Schlossherrn zur Zierde gereichen sollte.

( MITI )