Boomtown Hoyerswerda ;-)

Boomtown Hoyerswerda ;-)
Hoyerswerda, 15.03.2025

Sanierte Plattenbauten in Hoyerswerda-Neustadt

Hoyerswerda, Moment mal, war da nicht was? Es ist bald 25 Jahre her, dass rassistisch motivierte Ausschreitungen eines rechten Mobs gegen Asylanten und ehemalige DDR-Vertragsarbeiter für Aufsehen sorgten. Seither ist viel geschehen, doch es ist nicht leicht, ein solches Stigma hinter sich zu lassen.

Ich bin in die drittgrößte Stadt der Oberlausitz gekommen, um das Konrad-Zuse-Museum zu besuchen. Aber natürlich schaue ich mir auch ein wenig die Stadt an, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine wechselvolle Geschichte durchgemacht hat.

Hoyerswerda befindet sich im Herzen des sorbischen Siedlungsgebiet und blieb bis in die 1950er Jahre eine ländlich geprägte Kleinstadt. Erst mit dem Ausbau des Braunkohleabbaus, der Braunkohleverarbeitung und -veredelung durch das Energiekombinat „Schwarze Pumpe“ erlebte die Stadt einen beispiellosen Strukturwandel.

Die Bevölkerung verzehnfachte sich von etwa 7000 Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg auf über 70.000 in der Mitte der 1970er Jahre. Die meisten Neubürger, die größtenteils für die Schwarze Pumpe arbeiteten, wurden in Wohnkomplexen aus Plattenbauten untergebracht.

Aber ebenso rapide ging es nach der Wende und dem Zusammenbruch des Energiekombinats abwärts. Die Stadt hat seitdem fast 60 Prozent an Einwohnern verloren, viele Plattenbauten mussten aufgrund des anhaltenden Leerstands abgerissen werden.

Seit einigen Jahren hat sich der Bevölkerungsrückgang abgeschwächt, jedoch nicht stabilisiert. Die Stadt hat zu kämpfen, das spürt man, wenn man durch das Zentrum läuft. Aber man gibt sich Mühe.

( MITI )

Mit Zuse fing alles an

Mit Zuse fing alles an
Hoyerswerda, 15. März 2025

Konrad Zuse vor einem seiner frühen Computer, einer Z3

Konrad Zuse (1910-1995) ist der Erfinder und Erbauer des ersten elektronischen Computers der Menschheitsgeschichte im Jahre 1941. Mit Zuse begann das programmierte Rechnen, weil er es als gelernter Bauingenieur leid war, ständig hochkomplexe statische Berechnungen in mühevoller Handarbeit auszuführen. Das spornte ihn an.

Zuse ging in Hoyerswerda auf das Gymnasium und machte dort seine ersten Erfindungen („Zuses Mandarinenautomat“). Deshalb ist ihm in Hoyerswerda ein Museum gewidmet, das ich heute mit großer Freude und auch ein klein wenig Schrecken besucht habe (siehe der Beitrag unten).

Das Konrad-Zuse-Computermuseum zeichnet mit zahlreichen Ausstellungstücken und einer gelungenen, multimedialen Präsentation die Geschichte von den ersten Rechenmonstern bis zu unseren modernen Handies und Computern nach.

Die Ausstellung macht deutlich, mit welch Riesenschritten wir in den letzten 80 Jahren vorangekommen sind. Nicht nur die frühen, schwergewichtigen Dinos aus West-Produktion werden gezeigt, sondern auch ihre sozialistischen Pendants aus dem DDR-Kombinat Robotron. Wer ein Herz für Informatik hat, der kommt in dieser Ausstellung voll auf seine Kosten.

( MITI )

Gefangen in der Computer-Welt

Gefangen in der Computer-Welt
Hoyerswerda, 15. März 2025

Hier wäre ich fast hängen geblieben

Als Teenie bin ich vom Computer kaum losgekommen, weil ich die ganze Zeit nur programmieren wollte. Vierzig Jahre später bin ich erneut in der Computer-Welt gefangen, aber auf ganz andere Art und Weise.

Als ich beim Besuch des Konrad-Zuse-Museums in Hoyerswerda im hintersten Saal durch eine Glastür in einen Nebentrakt trete, schließt sich die Tür hinter mir automatisch und will partout nicht mehr aufgehen. Da hilft auch kein Rütteln.

Als einziger Museumsbesucher zu diesem Zeitpunkt kann ich niemanden auf meine missliche Lage aufmerksam machen. Auch nicht per Handy, denn vom Personal geht keiner ans Telefon. Was also tun? Die Feuerwehr rufen?

Nachdem ich mich kurz gesammelt habe, stoße ich bei der Inspektion des Raumes hinter einem Stoffvorhang glücklicherweise auf eine Notfalltür nach draußen. Beim Heraustreten durch diese Tür löse ich zwar im gesamten Haus Alarm aus, aber immerhin bin ich nicht mehr gefangen.

Anschließend bin ich einmal um das Gebäude gelaufen, am Haupteingang wieder rein und habe die Situation aufgeklärt. Puh, noch mal Glück gehabt. Was Doxi im Wohnmobil wohl gemacht hätte, wenn ich nicht so schnell wiedergekommen wäre?

( MITI )

Kloster Sankt Marienstern

Kloster Sankt Marienstern
Panschwitz-Kuckau, 14. März 2025

Klosterkirche und Klosterpforte

In der Lausitz gibt es zwei bedeutende Klöster. Beide werden von Nonnen betrieben und gehören zu den Zisterzienserinnen: Kloster St. Marienstern und Kloster St. Marienthal. Seit 2002 sind die beiden traditionsreichen Abteien mit dem Männerkloster Langwaden in der Zisterzienserkongregation der heiligen Gertrud der Großen verbunden.

Weil Langwaden in meiner Heimatregion liegt und ich dort regelmäßig mit Doxi spazieren gehe, finde ich das natürlich ganz spannend.

Sankt Marienstern gehört zu den wenigen Klöstern, die seit ihrer Gründung ohne Unterbrechung bestehen.

Durch diese Kontinuität, die relativ abgeschiedene Lage und glückliche geschichtliche Fügungen blieb im Kloster eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Ausstattung (Reliquien und Handschriften) erhalten, deren Erwerb sich teilweise bis auf die Stifterfamilie und das Jahr 1248 zurückverfolgen lässt.

Die heute noch zehn Schwestern widmen sich neben dem feierlichen Stundengebet der Seelsorge, den Arbeiten in Haus und Garten sowie der Betreuung, Ausbildung und Beschäftigung behinderter Menschen, die teilweise auch in der großzügigen Anlage leben.

Teile des Klosters sind öffentlich zugänglich, was ich heute für einen Besuch und einige Geschenkeinkäufe im Klosterladen genutzt habe. Anschließend bin ich mit Doxi auf einer vier Kilometer langen Runde durch die Felder und Weiler rund um das Kloster gelaufen.

Die Landschaft ist fruchtbar und nur leicht hügelig, was den Ackerbau erleichtert. Sie wird von mehreren Bächen durchzogen, darunter auch dem „Klosterwasser“, der das Kloster mit Wasser versorgt und auch die Fischteiche zur Karpfenzucht speist. Eine liebliche Gegend.

( MITI )

Wo die süßen Sternlein wachsen

Wo die süßen Sternlein wachsen
Herrnhut, 14. März 2025

Bekannt in aller Welt: Die Herrnhuter Sterne

Ich wusste gar nicht, dass die berühmten Herrnhuter Sterne aus der Oberlauasitz stammen. Aber als ich jetzt von Obercunersdorf Richtung Bautzen fuhr und einen Wegweiser „Herrnhut 5 km“ am Straßenrand erblickte, bin ich einfach mal auf Verdacht hin abgebogen.

Und richtig, hier werden sie hergestellt, und hier stammen sie her: Von der Herrnhuter Brüdergemeine, den Nachfahren der Evangelischen Brüderunität Mähren, die sich hier 1727 als Glaubensflüchtlinge niederließen und dem Ort ihren Namen gaben.

Ein paar hundert Meter vom früheren Stammsitz der Brüdergemeinde entfernt existiert mittlerweile eine moderne Produktionsstätte mit Ausstellungsflächen, Show-Rooms und Gastronomie. Denn die Produktion und das Interesse an den Sternen wächst Jahr für Jahr.

Und noch immer fließt ein Großteil des Gewinns der Herrenhuter Brüdergemeine zu, die damit ihre Missionstätigkeit in fernen Ländern finanzieren.

Längst werden die Sterne in alle Welt verkauft und mittlerweile mehr als 780.000 Stück pro Jahr in Herrnhut produziert. Es gibt sie in vielen unterschiedlichen Farben und Größen, aber immer basierend auf einem mathematischen Rhombenkuboktaeder als Grundkörper.

Dessen Oberfläche besteht aus 26 Flächen, die aus 18 Quadraten und acht gleichseitigen Dreiecken gebildet wird. Daran sind jeweils pyramiden- bzw. tetraederförmige Zacken mit entsprechend quadratischer und dreieckiger Grundfläche angesetzt. Die achtzehnte quadratische Spitze an der Oberseite wird in der Regel für Beleuchtung und Aufhängung weggelassen, sodass der Stern tatsächlich nur 25 Spitzen hat. Spannend, spannend. Habe ich wieder etwas gelernt 🙂

( MITI )

Die Architektur der Oberlausitz

Die Architektur der Oberlausitz
Obercunnersdorf / Kottmar, 14.03.2025

Das Straßenbild von Obercunnersdorf wird bestimmt durch das außerordentlich dichte Ensemble von über 250 schiefergedeckten Umgebindehäusern.

Wer wissen möchte, wie in der Oberlausitz früher gebaut wurde, muss nach Obercunnersdorf bei Löbau kommen. Das Ortsbild wird von über 250 gut erhaltenen Oberlausitzer Umgebindehäuser geprägt. Die kleine Gemeinde trägt deshalb auch den Titel „Denkmalort“. Unmittelbar südlich des Ortes erhebt sich der 583 m hohe Kottmar, wo eine der 3 Spreequellen entspringt.

Das Umgebindehaus ist ein traditioneller Haustyp, der Blockbau-, Fachwerk- und Massivbauweise miteinander verbindet. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Niederschlesien über die Oberlausitz und Nordböhmen bis ins Elbsandsteingebirge.

Ein wesentliches Merkmal ist die bauliche Trennung von Stubenkörper und Dach (bzw. Stubenkörper und Obergeschoss) aus. Das Hauptkennzeichen des Normaltyps ist ein hölzernes Stützensystem, welches auf zwei oder drei Seiten um eine Block- oder Bohlenstube des Hauses herumgeführt wird.

Ende des 18. Jahrhunderts entstand der typische Umgebindebogen, der den Häusern ihren Namen gibt. Hierdurch wurden Funktionalität und Haltbarkeit mit Schönheit verbunden.

Die Architektur der OberlausitzUmgebindehäuser sind quererschlossene Ernhäuser. Der Hausflur verläuft quer durch das Haus und trennt das Erdgeschoss in Wohn- und Wirtschaftsbereich. Die Blockstube (Wohnbereich) ist meist an der östlichen oder südlichen Giebelseite angesiedelt, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen.

Der Wirtschaftsbereich in Massivbauweise (meist aus Feldsteinmauerwerk) befindet sich der Blockstube gegenüber. Hier sind Stall-, Speicher- und Gewölberäume untergebracht. Gebäude, bei denen man statt des Massivteils eine zweite Blockstube einbaute, bezeichnet man als Doppelstubenhäuser.

Über der Blockstube ruhen das Obergeschoss und/oder Dach auf Holzsäulen, die im Dreiecksverbund mittels Knagge oder Kopfband stabilisiert sind. Die Stube liegt unabhängig von den tragenden Elementen unter dieser Konstruktion und kann frei arbeiten. Das Obergeschoss ist häufig mit Schiefer verkleidet, wobei unterschiedliche Ziermuster zum Einsatz kommen. Alles sehr pittoresk, hier.

( MITI )