Wahrzeichen der Stadt: die historische Windmühle „De Adriaan“
Harlem hat bessere Fotos verdient!Ich erwische die Provinzhauptstadt von Nordholland am Nachmittag zwischen zwei Regenschauern bei ganz schlechten Lichtverhältnissen. In Wirklichkeit sieht die Stadt mit ihren zahlreichen Grachten und historischen Bauten viel hübscher aus.
Haarlem liegt zwischen Ijmuiden im Norden und Amsterdam im Osten. Der Amsterdamer Flughafen Schiphol ist nur 13 km entfernt.
Die Stadt entwickelte sich im frühen Mittelalter auf dem Verbindungsweg zwischen Nordholland und Südholland und prosperierte durch Textilherstellung, Schiffbau und das Brauereiwesen.
Doch der Wohlstand mündete in einer Art Bürgerkrieg, angeführt von den Gilden der Bäcker, der Käsemacher und der Kabeljau-Fischer. Von inneren Konflikten geschwächt, konnte die Stadt der spanischen Belagerung im Achtzigjährigen Krieg nicht standhalten und fiel im Jahr 1573.
Haarlem hat eine lange Tradition als Druckereistandort. Die erste Tageszeitung der Welt erschien 1656 in Haarlem und existiert als Haarlems Dagblad bis heute.
Was der Stadt nur schwer nachzumachen ist: Haarlem hat sich selbst zum Exportgut erhoben. 1658 gründete der Holländer Petrus Stuyvesant Nieuw Haarlem, das neue Haarlem, an der Ostküste Nordamerikas. Heute ist die kleine Siedlung als New Yorker-Stadtteil Harlem weltbekannt.
Das prächtigste Gebäude der Stadt: „De Waag“ am Käsemarkt
Immer wieder lohnt es sich, früh aufzustehen. Bereits um halb acht bin ich an diesem Morgen in Alkmaar unterwegs, der drittgrößten Stadt von Nordholland (nach Haarlem und Amsterdam).
Noch sind die Straßen in der historischen Altstadt nahezu menschenleer, bis auf die Händler, die sich gerade schon die besten Plätze für den heute anstehenden Sonntagsmarkt sichern.
Eine halbe Stunde später und ich hätte viele Sehenswürdigkeiten kaum noch fotografieren können, vor lauter Verkaufsständen.
Im Achtzigjährigen Krieg gegen die Spanier wurde Alkmaar 1573 zum Symbol des erfolgreichen niederländischen Freiheitskampfs und erhielt ihr Motto: „Die Siegreiche“, Alcmaria victrix.
Heute ist die Stadt vor allem für den seit 1365 abgehaltenen Käsemarkt berühmt, der im Sommerhalbjahr jeden Freitag tausende von Besuchern in die sehenswerte Altstadt lockt.
Vor einhundert Jahren wurden an jedem Markttag noch rund 300 Tonnen Käse umgeschlagen und von den in Weiß gekleideten „Käseträgern“ über den Marktplatz bugsiert. Heute sind es nur noch ein Zehntel davon und der Markt hat vor allem touristischen Charakter, auch wenn er jedes Mal ein Großereignis für die Stadt darstellt.
Morgens wird zunächst der gesamte Marktplatz gründlich gesäubert. Anschließend werden die Käselaibe von sogenannten „Setzern“ in lange Reihen über- und nebeneinander gestapelt. Um Punkt 10 Uhr ertönt die Glocke als Startsignal.
Dann laufen die Käseträger – häufig ausgestattet mit großen Tragegestellen aus Holz – eifrig kreuz und quer über den Marktplatz. Die Käselaibe werden ausgiebig getestet und darauf geboten.Feilschen ist ein wichtiger Bestandteil des Kaufs, der immer per Handschlag besiegelt wird. So das uralte Ritual.
Den Markttag am Freitag habe ich zwar verpasst, aber auch ohne dieses Schauspiel gefällt mir Alkmaar mit seinen vielen Grachten und historischen Gebäuden sehr gut.
Wir stehen auf einem kostenlosen Parkplatz außerhalb der Stadt mitten zwischen Windmühlen, die früher der Entwässerung der Polder dienten. Sie sind das Markenzeichen von Nordholland, der großen Landzunge zwischen Nordsee und Zuidersee, dem heutigen Ijsselmeer. Schön ist es hier.
An unserem Parkplatz vor den Toren der Stadt
Keine zwei Kilometer außerhalb des Zentrums ist es total ländlich
Mühlen, Mühlen, Mühlen
Grachten durchziehen das historische Zentrum
Alle Blicke führen zur Käsewaage
De Waag aus der Nähe betrachtet
It´s all about Cheese
St.-Laurens-Kirche
Historisches Rathaus
Die Stände für den Sonntagsmarkt werden gerade aufgebaut
Häuser an der Noordgracht
Keine Gracht ohne Klappbrücke
Prächtiges Stadthaus an der Hauptgracht
„Mühle die Große“ von 1769
Alkmaar Streetart
Niederländischer Jugendstil von 1908
Mittelalterlicher Hof
Fatbike OUXI V8: Das E-Bike der Wahl für junge Leute in ganz Holland
Doxi stärkt sich vor dem Leuchtturm an der Hafenausfahrt
Als ich am Abend noch eine Runde mit Doxi drehe, entdecke ich einen Skulpturenpark auf der 2 km langen seeseitigen Mole des Yachthafens. Diese grenzt das Hafengebiet vom Markermeer ab, das zu dieser Stunde ganz schön aufgepeitscht wirkt.
Ganz am Ende der Mole befindet sich auch der kleine hölzerne Leuchtturm von Hoorn, der auf die Hafeneinfahrt verweist. Dort wagt sich Doxi kurz in das Hafenbecken, um einen Schluck zu trinken.
Der sehenswerte Skulpturenpark wurde durch die niederländische Stiftung „In den Beginne“ errichtet. Erst als ich Hoorn verlasse, stelle ich fest, dass sich der Ausstellungsbereich noch ein ganzes Stück weit entlang der Küstenlinie in die Stadt zieht. Habe ich also nur einen Teil gesehen. Muss ich wohl irgendwann noch einmal wiederkommen 🙂
Links das Womo auf dem Stellplatz des Yachthafens, rechts der Skulpturenpfad auf der Mole
Die letzte Stadt, die wir am westlichen Ijsselmeer besuchen, ist auch die größte: Hoorn mit heute 67.000 Einwohnern. Tatsächlich befindet sich Hoorn bereits im Maarkermeer, wie der südliche Teil des Ijsselmeers genannt wird. Von dort hat man freie Fahrt bis Amsterdam.
Hoorn hat eine lange Geschichte als See- und Fischereistadt. Nach Gründung der Vereinigten Ostindischen Kompanie im Jahre 1602 wuchs Hoorn zu einer Hafenstadt internationaler Bedeutung heran.
Viele Seefahrer und Entdecker kamen aus Hoorn, so zum Beispiel die Holländer Willem Cornelisz Schouten und Jakob Le Maire. Nach Schoutens Geburtsort ist der südlichste Punkt des amerikanischen Kontinents benannt: Das Kap Hoorn.
Als der Fisch- und Seehandel ab der Mitte des 17. Jahrhundert unter anderem durch die Konkurrenz Amsterdams und Englands zurückging, blieb Hoorn Fischereihafen und Marktstadt von regionaler Bedeutung.
Heute profitiert die Stadt u. a. vom Wassersporttourismus. Wir stehen mit dem Wohnmobil am großen Yachthafen, der gut mit Segelyachten gefüllt ist. Gleich um die Ecke, im Alten Hafen mit dem pittoresken Hauptturm von 1532, liegen einige große historische Segelschiffe vor Anker.
Die Altstadt rund um den zentralen Platz mit der historischen Käsewaage hat viel Sehenswertes zu bieten. Es ist vielleicht nicht alles so perfekt romantisch wie in Enkhuizen, aber dafür ist Hoorn eine richtige moderne Stadt.
Blick vom Stadthafen auf den Hauptturm
Nachbau einer Kogge im Alten Hafen
Leuchtturm an der Hafenausfahrt
Hoofdtoren von 1532 – Stadtseite
Der Turm hat eine eigenwillige Form
Der Turm vom Hafen aus gesehen
Haus neben dem Hofdtooren
Marktplatz mit der ehemaligen Käsewaage
Westfriesisches Museum am Marktplatz
Büste des Seefahrers Jan Pieterszoon Coen auf dem Käsemarkt
Kaum bin ich in der vielleicht schönsten Stadt am westlichen Ijsselmeer eingetroffen, da wird das Wetter schlechter. Tja, kann man sich nicht immer aussuchen.
Enkhuizen mit seinen hübschen Grachten, den vielen Schiffen und der historischen Altstadt ist heute ein Tourismusmagnet. Doch im Mittelalterprosperierte der Ort vor allem durch die Heringsfischerei.
Um das Jahr 1600 waren 300 der insgesamt 500 Heringsfangschiffe Hollands hier stationiert, um in der Zuiderzee auf Fang zu gehen.
Als 1603 die Niederländische Ostindien-Kompanie gegründet wurde, war auch das reiche Enkhuizen mit Kapital daran beteiligt. Auf dem Höhepunkt des Wohlstands im Jahre 1652 war die Gemeinde mit 25.000 Einwohnern für damalige Verhältnisse eine Großstadt.
Doch dann verlagerten sich die Handelsströme und der Fischfang Richtung Amsterdam und England. Gemeinsam mit Edam, Hoorn und Medemblik ereilte Enkhuizen das Schicksal einer „toten“ Stadt, wie man das damals nannte.
Erst mit dem Aufkommen des Gartenbaus und des Tourismus um 1900 erholte sich die Gemeinde wieder. Heute ist von Niedergang nichts zu spüren. Die Stadt pulsiert, zumindest im Sommerhalbjahr – selbst, wenn es regnet.
Wird gerade renoviert: Das Denkmal für die Erbauer des Ijssel-Deichs
Heute bin ich zum ersten Malüber den Abschlussdeich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Ich war völlig überrascht, dass die Entfernung zwischen den beiden Ufern mehr als 30 km beträgt. Was für ein Wahnsinnsbauwerk!
Der Deich entstand in einer riesigen Kraftanstrengung Anfang der 1930er Jahre, um die Küstengebiete der Meeresbucht Zujiderzee vor Sturmfluten zu bewahren. Alle niederländischen Provinzen mussten für das Projekt Sand und Erde beisteuern, sonst wäre der Bau gar nicht möglich gewesen.
Außerdem erleichterte die Abschottung von der Nordsee die Schaffung mehrerer Polder zur Landgewinnung: das heutige Flevoland. Auf dieser größten künstlich geschaffenen Insel des Planeten leben heute rund 450.000 Menschen.
Die Trockenlegungen gingen zulasten des IJsselmeers, das dadurch entsprechend schrumpfte. Und durch Niederschlag und Flusseinmündungen verwandelte sich das Meerwasser über die Jahrzehnte in Süßwasser. So wurde das Ijsselmeer zu einem bedeutenden Trink- und Nutzwasserreservoir für die gesamten Niederlande.
Nun wollte ich heute aber gar nicht die gesamte Strecke abfahren, weil sie doch relativ eintönig ist: Auf der einen Seite der hohe Damm als Sperrwerk gegen die Nordsee, auf der anderen Seite das Ijsselmeer. Dazwischen die vier Fahrbahnen der A7. Und natürlich ein Fahrradweg, das muss in den Niederlanden sein.
Gut, dass es auf Zweidrittel der Strecke bei einer der beiden Schiffsschleusen für die Durchfahrt von der Nordsee ins Ijsselmeer eine Wendemöglichkeit für Fahrzeuge gibt.
Nach dem Verlassen des Damms haben wir kurz in Den Hoever Station gemacht, das auf der Westseite des Festlands unmittelbar danebenliegt. Am Wohnmobilstellplatz im Hafen habe ich meine ersten Pommes mit Kibbeling auf dieser Reise gegessen, und ich muss sagen: Das Es ha sich nicht wirklich gelohnt. Einfach alles viel zu fettig. Da bleibe ich doch besser bei meinem Lieblingssalat von Albert Heijn, den es hier ja auch überall gibt, genau wie Pommes und Kibbeling 🙂
Denkmal für den niederländischen Wasserbauingenieur und späteren Minister Dr. Cornelis Lely
Großer Windpark im Ijsselmeer
Eine von zwei Schiffschleusen im Abschlussdeich
Aktuelle Landbaumaßnahmen neben dem Deich
Restaurant an der einzigen Wendestelle auf der Strecke
Der Abschlussdeich auf der Seite der Nordsee
Womo-Stellplatz am Hafen von Den Hoever
Blick vom Womo-Stellplaz in Den Hover auf einen Bunker des früheren Atlantikwalls
Fischkutter im Hafen von Den Hoever
Einen Versuch war es wert
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