Erich Kästner: Der Juni

Erich Kästner: Der Juni
4. Juni 2025

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.

von Erich Kästner, 1955

Die Zeit geht mit der Zeit: Sie fliegt.
Kaum schrieb man sechs Gedichte,
ist schon ein halbes Jahr herum
und fühlt sich als Geschichte.

Die Kirschen werden reif und rot,
die süßen wie die sauern.
Auf zartes Laub fällt Staub, fällt Staub,
so sehr wir es bedauern.

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

Es wird und war. Es war und wird.
Aus Kälbern werden Rinder
Und weil’s zur Jahreszeit gehört,
aus Küssen kleine Kinder.

Die Vögel füttern ihre Brut
und singen nur noch selten.
So ist’s bestellt in unsrer Welt,
der besten aller Welten.

Spät tritt der Abend in den Park,
mit Sternen auf der Weste.
Glühwürmchen ziehn mit Lampions
zu einem Gartenfeste.

Dort wird getrunken und gelacht.
In vorgerückter Stunde
tanzt dann der Abend mit der Nacht
die kurze Ehrenrunde.

Am letzten Tische streiten sich
ein Heide und ein Frommer,
ob’s Wunder oder keine gibt.
Und nächstens wird es Sommer.

( MITI )

Paula Rego: Das Private und das Politische

Paula Rego: Das Private und das Politische
Essen, 3. Juni 2025

Paula Rego, Oratorio, 2009, Holzschrank mit Seitenteilen, bestehend aus acht Bildern

In einer großen Ausstellung zeigt das Folkwang-Museum Essen rund 130 Werke aus allen Schaffensperioden der 2022 verstorbenen portugiesischen Künstlerin Paula Rego (*1938).

Die Motive und ihre Ausführung sind teils drastisch, weil sich die in England lebende Rego zeitlebens mit Machtstrukturen, Geschlechterrollen und sozialen Ungerechtigkeiten in ihrem Heimatland Portugal auseinandersetzte.

Was hierzulande fast schon in Vergessenheit geraten ist: Portugal war bis 1974 eine autoritäre Diktatur, die stark vom konservativen Katholizismus geprägt war. Und dies wirkt bei einigen gesellschaftlichen Themen noch bis in die Jetztzeit nach.

Internationale Aufmerksamkeit erlangte Rego beispielsweise in den 1990er-Jahren mit ihrer „Abortion-Serie“, die sie als Beitrag zur öffentlichen Debatte um die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs in Portugal verstand.

Die Bilder besitzen eine für Rego typische Brisanz, die nur wenigen Künstler:innen zu eigen ist. Es ist eine unverwechselbare, schonungslose Kunst, die vielfach schön gezeichnet daherkommt.

Dabei variierte Rego im Laufe ihres langen Künstlerlebens immer wieder ihre Stile und Motive. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Werkreihen, in denen sich intime, scheinbar persönliche Momente in Bilder kollektiver Erfahrung verwandeln. Diese Politisierung des Privaten ist typisch für Regos Blick auf die Gesellschaft. In meinen Augen ein faszinierendes und absolut sehenswertes Schaffenswerk.

( MITI )

Grüner Spargel mit Garnelen

Grüner Spargel mit Garnelen
2. Juni 2025

Garnelen und grüner Spargel, eine spannende Kombination

Noch läuft die Spargelsaison, doch so langsam bin ich mit meinen bewährten Rezepten durch. Zeit, etwas Neues auszuprobieren.

Heute gibt es bei mir zum ersten Mal Spaghetti mit einer Sauce aus grünem Spargel und Garnelen, die ich mit gehackten Zwiebeln, Knoblauch, Kräuterschmelzkäse und halbtrockenem Weißwein angesetzt habe.

Den Spargel habe ich zuvor in der Pfanne mit neutralem Öl angebraten, und zwar so, dass er noch ein wenig bissfest bleibt. Ich bin selbst überrascht, wie köstlich diese Kombination schmeckt. Habe ich für das kommende Jahr ein Spargel-Rezept mehr in meinem Kochbuch 🙂

Grüner Spargel mit Garnelen

Die Sauce habe ich noch ein wenig mit Speisestärke angedickt, weil sie mir zu flüssig war

( MITI )

Alles Mutti, oder was?

Alles Mutti, oder was?
Kunstpalast Düsseldorf, 1. Juni 2025

Publikum bei einer Wahlkampfveranstaltung der CDU 2016 in Nürtingen

„Mama – von Maria bis Merkel“ lautet die Überschrift einer Themenausstellung, die derzeit im Düsseldorfer Kunstpalast läuft. Sie beleuchtet unser Verhältnis zu Müttern und zum Muttersein im Spiegel der Zeit anhand der Bildenden Kunst.

Tatsächlich war Kunst im christlichen Abendland über viele Jahrhunderte fast ausschließlich religiöse Kunst, mit der Mutter Gottes als eines der zentralen Motive.

Doch mit der Renaissance befreite sich die Kultur ein Stück weit aus dem Würgegriff der Kirche und wurde freier – auch in der Darstellung und Behandlung des Themas „Mutter“.

Der Blick der Ausstellung richtet sich deshalb auf die gesellschaftlichen Erwartungen, die seit jeher das Muttersein beeinflussen und die sich in Kunst, Kultur und Alltag niedergeschlagen haben. Schließlich, wer hat oder hatte keine Mutter?

Anhand von rund 120 Werken vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart öffnet sich ein vielschichtiges Panorama. Das Spektrum der Schau umfasst neben Malerei und Skulptur, Videoinstallationen und Fotografie auch Dinge des täglichen Gebrauchs sowie Musik und kommerzielle Bildwelten.

Bezüge zwischen den Werken offenbaren Kontinuitäten, aber auch die Wandlungsfähigkeit von Mutterbildern, die immer wieder angeeignet, neu interpretiert, umkämpft und gefeiert werden. So wie Angela Merkel als Mutti der Nation in den 2010er Jahren.

( MITI )

Villa Hügel

Villa Hügel
Essen, 31. Mai 2025

Gartenseite der Villa Hügel mit Blick zum Baldeneysee

Hoch über dem Essener Baldeneysee, einbettet in einen 40 Hektar großen Park, liegt die Villa Hügel, der Stammsitz der Industriellen-Familie Krupp ab 1873. Die Villa ist Ausdruck des unermesslichen Vermögens und der gesellschaftlichen Stellung, welche Alfred Krupp, der „Kanonenkönig“, mit seinen Stahlwerken erworben hatte.

Für seine Hofhaltung in dem 11.000 Quadratmeter großen Komplex mit 399 Räumen beschäftigte Krupp dort ab 1900 mehr als 500 Angestellte.

Die Inneneinrichtung und Baugeschichte der Villa – Krupp verschliss mit seinem Kontrollzwang diverse Architekten – erzählt viel über die Zeit ab der Reichsgründung 1871. Schon oft habe ich Beiträge über die Villa Hügel im Fernsehen gesehen, nun war ich selbst endlich einmal vor Ort.

Die Villa befindet sich heute im Besitz der gemeinnützigen Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die das nach dem Aussterben der Familie verbliebene Familienvermögen von rund 800 Millionen Euro verwaltet.

Das Haus ist öffentlich zugänglich und wird fein instand gehalten. Mit Doxi durfte ich nicht auf das Gelände. Ich musste deshalb etwas außerhalb parken und bin dann durch den schönen Park hinunter zur Villa gelaufen.

Im Haus hat auch die Kulturstiftung Ruhr ihren Sitz. Unter ihrer Ägide finden dort regelmäßig Konzerte und Ausstellungen statt. Außerdem ist die Villa selbst ein Museum und beherbergt in einem Seitenflügel die Historische Ausstellung Krupp. Quasi ein einmaliges, Stein gewordenes Monument deutscher Industrie- und Industriellengeschichte vom 19. bis ins 21. Jahrhundert.

( MITI )

21 x 21: Kunstmuseen im Ruhrgebiet

21 x 21: Kunstmuseen im Ruhrgebiet
Essen, 29. Mai 2025

Alicja Kwad, Selbstportait als Geist, 2019, trifft auf „Wer erobert die Welt“ von Zofia Kilik, 1994

Unter dem Titel 21 x 21 haben sich 21 Kunstmuseen aus der Ruhr-Region zusammengetan, um gemeinsam großartige Werke moderner und zeitgenössischer Kunst aus ihren Beständen im außergewöhnlichen Ambiente der Villa Hügel in Essen zu präsentieren.

21 x 21: Kunstmuseen im Ruhrgebiet

Jessica Stockholder, Things & Things, 200

Thematisch gebündelt treten ca. 100 Werke namhafter Künstler*innen miteinander in Dialog. Hauptwerke aus den beteiligten Sammlungen treffen auf verborgene Schätze und entfalten ein Panorama der vielfältigen Museumslandschaft im Ruhrgebiet.

Von Witten bis Oberhausen, von Duisburg bis Hagen, von Bottrop bis Herne – das heißt auch: Von Gemälden, Grafiken und Fotografien über Skulpturen hin zu Installationen ist die gesamte Bandbreite künstlerischer Techniken vertreten.

Einige Werke erkenne ich von Museumsbesuchen wieder, aber vieles ist neu für mich. Eine wirklich spektakuläre Ausstellung in einem einzigartigen Umfeld.

( MITI )