Winzerdorf Riegel

Winzerdorf Riegel
Riegel am Kaiserstuhl, 30.04.2025

Rathaus von Riegel im typisch badischen Stil des 19. Jahrhunderts

Wir haben die Nacht vor den Toren des Kaiserstuhls an einem Baggersee verbracht. Am folgenden Morgen schauen wir uns auf dem Weg zum Aussichtsturm Eichelspitz zunächst das kleine Winzerdorf Riegel mit rund 4.000 Einwohnern an.

Riegel liegt am Nordostrand des Kaiserstuhls, wo die Glotter in die Dreisam mündet. Die fruchtbare Gegend ist nachweislich seit mehr als 7.000 Jahren besiedelt.

Die Häuser im historischen Zentrum und das Rathaus zeugen von einem gewissen Wohlstand durch den WeinanbauAuf der hübschen Dorfkirche brüten mehrere Storchenpaare, die jetzt bereits Nachwuchs haben. Ich zähle mindestens sieben Nester.

Am Ortsrand befand sie einst eine bedeutende Brauerei, die zweitgrößte in Baden. Doch seit 2003 wird das Riegler Bier in Donaueschingen gebraut. Auf dem großen ehemaligen Brauereigelände ist nun die Kunstsammlung Messmer und hochwertige Wohnungen beheimatet.

Mir wird Riegel lange in Erinnerung bleiben, weil ich hier in der Dorfkonditorei den besten Mohnkuchen meines Lebens gegessen habe: verfeinert mit Rum und Marzipan, ein unglaublicher Gaumenschmaus. Sollte ich in diesem Leben noch Mal ans Backen kommen, diesen Kuchen würde ich unbedingt nachbacken wollen.

( MITI )

Landau, die Wohlhabende

Landau, die Wohlhabende
Landau in der Pfalz, 29.04.2025

Das Zentrum ist geprägt von prächtigen Gründerzeitbauten

Der Pfälzerwald wird von mehreren größeren Städten eingerahmt. Im Norden liegt Kaiserslautern, im Südwesten Pirmasens und im Südosten Landau in der Pfalz. Dort habe ich heute als letzte Station meiner kleinen Tour durch den Pfälzerwald halt gemacht.

Landau liegt an der Queich, die vom Pfälzerwald kommend dem Rhein zustrebt. Die Stadt verbindet eine lange und wechselvolle Geschichte mit Frankreich. Seit dem Westfälischen Frieden von 1648 war Landau mit kurzen Unterbrechungen eine Exklave des Königreichs Frankreich im Gebiet des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die Stadt wurde zwischen 1688 und 1691 vom berühmten Festungsbaumeister Vauban zur französischen Festung ausgebaut. Dabei wurde das mittelalterliche Zentrum zum großen Teil niedergebrannt.

Später wurde Landau wieder kaiserlich (Deutsch), dann in der Revolutionszeit ab 1789 wieder französisch und schließlich nach dem Ende Napoleons und dem Wiener Kongress 1815 bayerisch. So kam die Stadt 1871 mit der Reichsgründung ins Deutsche Reich.

In dieser Zeit entwickelte sich Landau zum Zentrum des pfälzischen Weinhandels und galt bald als wohlhabendste Stadt der Pfalz. Die Stadt blühte auf, die alten Festungsanlagen wurden geschleift, es wurde Platz für Parks und neuen Wohnraum geschaffen. Aus dieser Epoche stammen noch zahlreiche prächtige Gründerzeitbauten im Zentrum, denn im Zweiten Weltkrieg wurde Landau nur verhältnismäßig wenig zerstört.

Bei mir hat die Stadt einen lebendigen Eindruck hinterlassen, auch wenn ich mir heute nur die Hälfte des Zentrums anschauen konnte. Am Nachmittag war es einfach schon viel zu warm für Doxi, auch wenn ich immer die Schattenseite der Straße gesucht habe. Na, vielleicht gibt es einmal ein Wiedersehen.

( MITI )

Wo Richard Löwenherz einsaß

Wo Richard Löwenherz einsaß
Annweiler, 29. April 2025

Burg Trifels

Die ehemalige Reichsburg Trifels gehört zu den meistbesuchten historischen Sehenswürdigkeiten in Rheinland-Pfalz. Die heute wenn auch nicht originalgetreu, aber doch vollständig restaurierte Burganlage, spielte eine wichtige Rolle in der Geschichte der Adelsgeschlechter der Salier, der Staufer, der Wittelsbacher und des Hauses Pfalz-Zweibrücken.

Bekannt ist sie, weil dort der englische König Richard Löwenherz eine Zeit lang gefangen gehalten wurde. Auf seiner Rückreise von einem Kreuzzeug im heiligen Land war er nach einem Schiffbruch gezwungen, den Landweg über die Alpen zu nehmen.

Im Herrschaftsgebiet seines Intimfeindes Herzog Leopold V. von Österreich wurde er trotz Verkleidung erkannt und gefangen genommen. Erst nach zweijähriger Haft und Zahlung eines Lösegelds von 100.000 Mark in Reinsilber konnte Richard die Heimreise antreten.

Ein weiterer Anziehungspunkt für viele Besucher bildet die Ausstellung von Nachbildungen der Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reichs. Dazu gehören u.a. die Reichskrone, die Heilige Lanze, das Reichsschwert und der Krönungsmantel.

Vom Hochmittelalter bis 1792 waren sie ein unverzichtbarer Bestandteil bei allen Krönungen der römisch-deutschen Könige und Kaiser in Aachen und Frankfurt am Main. Ihr Besitz galt als wichtiges Kennzeichen der Legitimität des Herrschers. Die Originale befinden sich heute in Wien, wohin sie zu ihrem Schutz während der Wirren der napoleonischen Freiheitskriege gebracht wurden.

( MITI )

Annweiler am Trifels

Annweiler am Trifels
Annweiler am Trifels, 29. April 2025

Hübsches Plätzchen am Brunnen

Das erste Mal, dass ich heute dem Fluss Queich begegne, ist im beschaulichen Ort Annweiler am Trifels. Der Ort liegt im Queichtal unterhalb des Bergmassivs mit dem Trifels und der gleichnamigen Burg.

Aufgrund seiner Nähe zur Reichsburg Trifels war Annweiler im 18. Jahrhundert die kleinste aller Reichsstädte im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.

Die Queich ist ein linker Nebenfluss des Rheins, der später auch durch Landau fließt. Im Stadtgebiet münden einige Nebenbäche in die Queich, wodurch der Fluss hier bereits genügend Wasser führt, um im Mittelalter mehrere Wassermühlen anzutreiben.

Diese befanden sich früher im Herzen der hübschen Altstadt und gehören heute zu den Sehenswürdigkeiten des sehenswerten kleinen Orts.

( MITI )

Sieben Ecken hat mein Bergfried

Sieben Ecken hat mein Bergfried
Merzalben, 29. April 2025

Blick vom Bergfried auf den Palas

Na, komm, eine Pfälzer Burgruine geht noch. Weil es doch so viele davon gibt 🙂 Aber diese hier ist wirklich etwas Besonders. Als eine von ganz wenigen Burgen in Westeuropa hat Burg Gräfenstein einen siebeneckigen Bergfried.

Die Felsenburg bei Merzalben gehört zu den bedeutendsten stauferzeitlichen Burganlagen in Rheinland-Pfalz.

Ihre Länge beträgt etwa 80 m, ihre Breite rund 60 m. Sie liegt auf 436 m Höhe und wurde auf einem 12 m hohen Felsplateau auf der Kuppe des Schloßbergs errichtet. Von oben hat man wie immer einen wunderbaren Rundumblick in den Pfälzerwald.

Die zentrale Anlage mit Bergfried und Palas stammt vermutlich aus dem 12. Jahrhundert. Die erste Zerstörung erfolgte 1525 im Bauernkrieg. Nach dem Wiederaufbau wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg durch Feuer zerstört und blieb seitdem eine Ruine. Aber eine ganz besonders ansehnliche.

( MITI )

Burg Berwartstein

Burg Berwartstein
Erlenbach bei Dahn, 28. April 2025

Blick vom Vorhof mit der Kapelle hinauf zur Burg

Der südliche Teil des Pfälzerwaldes ist reich an Burgen und Burgruinen, doch nur eine Anlage ist heute noch bewohnt und nach ihrem Wiederaufbau am Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend intakt geblieben: Burg Berwartstein.

Die Anlage befindet sich in Privatbesitz und kann gegen Gebühr besichtigt werden – sogar mit Hund.

Wie viele andere Burgen im Wasgau ist auch Berwartstein eine weitgehend in den gewachsenen Sandstein gehauene Felsenburg. Das merkt man bei der Besichtigung immer wieder, wenn einem auf der einen Seite eines Raumes oder Ganges verputztes Mauerwerk entgegenkommt, auf der anderen Seite der rohe behauene Buntsandsteinfels.

Die Burg beinhaltet viele Original-Elemente wie den mehr als einhundert Meter senkrecht nach unten in den Stein getriebenen Brunnen oder den Aufstiegskamin an der Südostseite des Burgfelsens. Dieser ist in seiner geologischen Beschaffenheit einmalig und stellte einst einen leicht zu verteidigenden Zugang dar.

Denn an dem steil aufragenden und teilweise überhängenden Felsen, der sich über 50 m in die Höhe erhebt, bot die enge, steile und glatte Naturröhre im Mittelalter die einzige Möglichkeit, nach oben zum Burgeingang zu gelangen. Darin unterscheidet sich  Berwartstein von allen anderen Burgen im Dahner Felsenland.

Andererseits ist die Anlage aber auch eine Inszenierung der Burgenidealisierung vom Ende des 19. Jahrhunderts, mit Folterkammer und Waffenkammer, mittelalterlicher Küche und Jagdzimmer. Es ist sozusagen von allem etwas dabei, und dazu zählt auch eine Aussichtsplattform unterhalb der Spitze des Bergfrieds. Bei schönem Wetter ermöglicht sie einen wunderbaren Blick über den gesamten südwestlichen Wasgau bis hinein ins Elsass. Mein Urteil zu Berwartstein: Trotz Burgenkitsch eindeutig sehenswert.

( MITI )