Kuh auf zwei Beinen
Schon beim Besuch von Schloss Benrath waren mir merkwürdige Wesen aufgefallen, die dort an einigen Stellen fast ein wenig versteckt in den fürstlichen Räumen herumlungern. Beim genauen Hinsehen war zu erkennen, dass es sich um Tierpräparate von Mischwesen handelt, beispielsweise ein bulliger Hundekopf auf dem Körper eines zarten Rehs.
Tatsächlich dienen diese Exponate als Teaser für eine Sonderausstellung in einem Seitenflügel des Schlosses mit dem Titel „Freaks of Natur“. Gezeigt werden dort alte wie neue Mischwesen, die die menschliche Kultur und Mythologie seit Jahrtausenden begleiten: Sphinx, Minotauros und Pegasos.Dazu gesellen sich Drachen, Einhörner oder der berühmte bayerische Wolpertinger, die unsere Fantasie immer schon beflügeln. Dabei geht die Bewunderung für Mischwesen über das Spekulative hinaus – sie findet eine wissenschaftliche Entsprechung in der Natur.
Hybride, also Lebewesen, die aus der Kreuzung zweier Arten entstehen, spielen eine bedeutende Rolle in der Evolution. Sie vereinen nicht selten die besten Eigenschaften beider Eltern und liefern damit wertvolle Erkenntnisse für Biologie und Züchtung.
Bekannte Beispiele sind Maultiere, die die Kraft eines Pferdes mit der Ausdauer und Trittsicherheit eines Esels kombinieren. Aber auch kuriose Naturwunder wie das Schnabeltier, das Merkmale verschiedenster Tierarten in sich vereint, faszinieren die Wissenschaft bis heute. Bei manchen dieser Exponante meint man auf den ersten Blick, die menschliche Phantasie hätte sie hervorgebracht, dabei sind sie ein Produkt der Natur, wie etwa der neuseeländische Kiwi.
Auf eine ganz verblüffende Weise hat sich der Künstler Thomas Grünfeld diesem Thema angenommen: Er kombiniert sehr gegensätzliche Tierpräparate und schafft so völlig neue Kreaturen wie die Kuh auf den zwei Beinen eines Vogel-Strauß. Wie so vieles, was unser Gehirn noch nicht kennt, lässt uns das erst einmal ein wenig staunend und ratlos zurück. Eine Ausstellung, die nicht nur Kinder zu faszinieren vermag, finde ich.