Archiv der Kategorie: Unterwegs

Am Nevigeser Wallfahrtsdom

Am Nevigeser Wallfahrtsdom
Neviges, 27. Mai 2018

Vorplatz des Doms mit den Pilgerhäusern, dahinter der Dom

Sie ist ein herausragendes Werk des Brutalismus, jenem neuzeitlichen Architekturstil, der sich vom französischen Begriff des „béton brut“ (roher Beton) herleitet: Die Wallfahrtskirche Maria, Königin des Friedens, auf dem Hardenberg im Velberter Ortsteil Neviges.

Die Marienwallfahrt nach Neviges geht auf eine Erscheinung des Dorstener Franziskaners Antonius Schirley zurück, der im Jahre 1676 beim Beten eine Stimme vernommen haben will.  „Bring mich nach dem Hardenberg, da will ich verehret sein“, soll die Jungfrau Maria zu ihm gesprochen haben.

Als der Fürstbischof von Paderborn und Münster, Ferdinand von Fürstenberg, 1688 nach schwerer Krankheit unerwartet genesen war, unternahm er zum Dank eine Pilgerfahrt nach Neviges. Anschließend finanzierte er die Fertigstellung des dort bereits im Bau befindlichen Franziskanerklosters.

Im selben Jahr wurde die Pilgerfahrt durch den Kölner Generalvikar offiziell genehmigt. Papst Clemens XII. versprach allen Hardenberg-Pilgern völligen Ablass der Sündenstrafen.

Besonders in Krisenzeiten kamen viele Pilger nach Neviges. So wurden vor dem Ersten Weltkrieg jährlich 100.000 Pilger, im Jahr 1935 rund 340.000 Pilger und 1954 fast 300.000 Pilger gezählt.

Die Wallfahrt wird bis heute von Franziskanern betreut. die die ursprüngliche Wallfahrtskirche St. Mariä Empfängnis auch weiterhin nutzen. Daneben steht seit 1968 der imposante Nevigeser Dom.

Er wurde vom Architekten Gottfried Böhm entworfen, der sich bei einem Architekturwettbewerb unter Vorsitz des damaligen Kölner Erzbischofs Joseph Kardinal Frings durchgesetzt hatte. Das Kirchengebäude ist mit mehr als 6.000 Plätzen nach dem Kölner Dom das zweitgrößte im Erzbistum Köln.

Am Nevigeser Wallfahrtsdom

Hauptfenster mit der Rose als Mariensymbol

Die äußere Form des Doms erinnert an ein großes Zelt mit glatten Flächen aus Sichtbeton. Im Innern scheint der Hauptaltar im Zentrum eines weiten Marktplatzes zu stehen. Die großen Lampenpfeiler wirken wie Straßenlaternen und die Emporen erinnern an fensterreiche Häuser.

Ein häufig wiederkehrendes Symbol ist die Rose, das Zeichen der Gottesmutter Maria. Es dominiert die großen Fensterverglasungen.

Das sehr kleine ursprüngliche Gnadenbild, das im Mittelpunkt der Verehrung steht, ist in eine große Marienstele eingelassen. Aus dieser Stele wächst Maria mit dem Kind wie aus einem Lebensbaum heraus.

Im September 1978 besuchte Kardinal Karol Wojtyla, ein großer Verehrer der Gottesmutter, mit einer Krakauer Pilgergruppe die Kirche, drei Wochen vor seiner Wahl zum Papst. An diese Begebenheit erinnert eine Gedenktafel nahe der Marienstele.

Ich bin ganz ergriffen von diesem Bauwerk und seiner markanten Architektur. Das ist wirklich ein ganz besonderer Ort zum Beten. Spontan zünde ich ein Kerzlein für meine Mutti und meinen kürzlich verstorbenen Schwager an. Möge er in Frieden ruhen.

( MITI )

Rund um den Wülfrather Kalksteinbruch

Rund um den Wülfrather Kalksteinbruch
Wülfrath, 27. Mai 2018

Luftbild des Kalksteinbruchs Rohdenhaus bei Wülfrath (Foto Teta | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)

Heute war ich mit Doxi rund um den größten Kalksteinbruch in Europa am Rande von Wülfrath unterwegs. Die Stadt liegt im Niederbergischen Land zwischen Rhein, Ruhr und Wupper. Am Stadtrand verlief im Mittelalter der bedeutende Höhenweg der Kölnischen Straße von der Werdener Ruhrbrücke über Velbert und entlang der Düssel weiter in Richtung Köln.

Die Stadt sitzt auf riesigen Vorkommen aus hellen, dickbankigen oberdevonischen Massenkalken. Die in dem Kalkgebiet aufgefalteten Kalkrücken heißen Wülfrather Sattel, Rohdenhauser Sattel und Rützkauser Sattel.

Um sich die Kalksteinvorkommen für die Stahlproduktion an der Ruhr zu sichern, gründete August Thyssen im Jahre 1903 die Rheinischen Kalksteinwerke Wülfrath. Diese gehören heute als Firma Rheinkalk zur belgischen Lhoist-Gruppe und bilden den Schwerpunkt der Industrie in der Region um Wülfrath.

Obwohl wir auf unserer 14 km langen Wanderung den Steinbruch Rohdenhaus und das angrenzende Rheinkalk-Werk Flandersbach einmal komplett umrunden, bekommen wir von dem riesigen Loch in der Landschaft fast gar nichts zu sehen. Die erhöhten Randbereiche sind wieder renaturiert und der dichte Grüngürtel verhindert jetzt im Frühling einen Blick in die rundum mit Zäunen gesicherte Grube.

Einzig am Start unserer Wanderung können wir einen Blick in das neu erschlossene Abbaugebiet am Silberberg erhaschen. Anders als es der Name vermuten lassen würde, wird dort kein Silber, sondern wiederum Kalk abgebaut. Ein beliebter Wanderweg musste dafür gesperrt und verlegt werden.

Dennoch war es eine schöne Wanderung durch grüne Natur, die uns gut vor der starken Sonne und den hohen Temperaturen an diesem Mai-Sonntag schützte. Auf den offenen Feldflächen fühlte es sich an, wie im Hochsommer, doch unter den Bäumen war es erträglich.

( MITI )

Von Warburg auf den Desenberg

Von Warburg auf den Desenberg
Warburg, 16.05.2018

Der Desenberg, Wahrzeichen der Region (Foto Presse03 (talk)| http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)

Die letzte Station unserer zweiwöchigen Womo-Tour ist Warburg im Kreis Höxter. Die Stadt an der Diemel war im Mittelalter Mitglied der westfälischen Hanse. Das Stadtbild ist durch historische Bauten, Stein- und Fachwerkhäuser und die Lage auf einem Bergrücken geprägt. Aufgrund der größtenteils noch vorhandenen Stadtmauer und der Stadttürme wird die Stadt gerne als „Rothenburg Westfalens“ bezeichnet

Vom Ortsrand im Diemeltal unternehme ich mit Doxi am frühen Morgen eine 17 Kilometer lange Wanderung hinauf zum Desenberg, einem Basaltkegel, der markant aus der flachen Landschaft der fruchtbaren Warburger Börde herausragt. Da es in der Nacht viel geregnet hat, ist der Boden feucht und die Luft sehr dunstig.

Im ersten Teil der Tour müssen wir mehrmals umdrehen, weil die beschriebenen Wege nicht passierbar sind bzw. nicht mehr existieren. Doch dann erreichen wir schließlich die Höhen über dem Diemeltal und erblicken in der Ferne den imposanten Desenberg, der durch Vulkanismus entstanden ist.

Durch das Naturschutzgebiet zu seinem Fuße geht es anschließend steil hinauf zur mittelalterlichen Burgruine auf der Bergspitze. Von dort haben wir einen herrlichen Fernblick in alle Richtungen, nur leider etwas getrübt von viel Feuchtigkeit in der Luft.

Nach dem steilen Abstieg vom Berg laufen wir durch die fruchtbaren Ackerflächen der Warburger Börde in südlicher Richtung zum Rand des Diemeltals. Wir steigen zur Diemel hinab und laufen flussaufwärts zurück nach Warburg.

Ich bin schnellen Schrittes unterwegs, denn hinter uns naht ein großes Regengebiet. Es erreicht uns auf den letzten drei Kilometern vor Warburg. Gut, dass es nicht mehr so weit ist und ich meine Regenjacke dabei habe, denn bald schüttet es wie aus Kübeln.

Eigentlich wollte ich mir im Anschluss an die Wanderung noch das schöne Warburg anschauen, doch das muss aufgrund des Regens heute leider ausfallen. Müssen wir ein anderes Mal wiederkommen, wenn wir erneut in der Region sind.

( MITI )

Vom Steinberg auf die Quastholle

Vom Steinberg auf die Quastholle
Wrexen, 15.05.2018

Doxi am Aussichtspunkt oben auf der Quastholle

Nach unserem Besuch in Mühlhausen sind wir weiter in Richtung Nordwesten gefahren, nach Großalmerode im Geo-Naturpark „Frau-Holle-Land“ (Werratal.Meißner.Kaufunger Wald). Eigentlich wollte ich dort auf dem kostenlosen Stellplatz die Nacht verbringen. Ich hatte bereits eine schöne Abendwanderung im angrenzenden Kaufunger Wald herausgesucht.

Doch der Stellplatz liegt auf einer unbefestigten Wiese und da es in der Nacht kräftig und anhaltend regnen soll, war mir das ein wenig zu heikel. Ich wollte nicht Gefahr laufen, am nächsten Morgen in der aufgeweichten Wiese stecken zu bleiben. Deshalb sind wir weiter in Richtung NRW gefahren und haben nahe der A44 bei Diemelstadt haltgemacht.

Der kostenlose Stellplatz im Stadtteil Wrexen liegt am Waldrand gleich neben dem Freibad. Rund einen Kilometer weiter nördlich fließt die Diemel, die in dieser Gegend die Landesgrenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen bildet.

Wir sind heute die einzigen Übernachtungsgäste auf dem Stellplatz und brechen von dort am Abend zu einer längeren Wanderung in den angrenzenden Asseler Wald auf. Darin befindet sich die Quastholle (auch Quast genannt), ein 392,1 m ü.N.N. hoher Berg, auf dem die belgischen Streitkräfte viele Jahre eine HAWK-Raketenstellung für die Flugabwehr betrieben.

Die Stellungen wurden nach der Deutschen Wiedervereinigung an die Bundeswehr übergeben und später aufgelöst. Auf dem ehemaligen Radarhügel befindet sich heute die Aussichtskanzel Quastholle.

Einmal jährlich findet auf dem Berg das Drachenfest statt, ein Live-Rollenspiel mit bis zu 4500 Teilnehmern. Aber davon ist an diesem lauen Frühlingsabend wenig zu spüren. Weit und breit sind wir die einzigen Besucher und können oben auf der Quastholle den wunderbaren Fernblick in alle Himmelsrichtungen ganz ungestört genießen.

( MITI )

Die schönsten Türen von Thüringen

Die schönsten Türen von Thüringen
Erfurt, 15. Mai 2018

Gesehen in Erfurt

Erfurt, Mühlhausen, Bad Langensalza, Gotha – überall in diesen thüringischen Städten sind mir prächtige historische Türen und Portale begegnet. Einflügelige und zweiflügelige, halbrunde und eckige, barocke, mittelalterliche und solche aus dem Biedermeier. Und die fotografiere ich ja alle so gerne. Ob es wirklich die „schönsten Türen von Thüringen“ sind, wie oben verkündet, weiß ich natürlich nicht. Aber mir haben sie auf jeden Fall sehr gut gefallen. Hier eine kleine Auswahl …

( MITI )

Reformationsstadt Mühlhausen

Reformationsstadt Mühlhausen
Mühlhausen, 15.05.2018

Das Frauentor – Eingang zur historischen Altstadt von Mühlhausen

Von Gotha sind wir am Morgen nach Mühlhausen weiter gefahren, unserer letzten Station in Thüringen auf dieser Reise. Im Mittelalter war Mühlhausen nach Erfurt die zweitmächtigste Stadt im Thüringer Raum.

Die Stadt ist bekannt für ihr reichhaltiges historisches Erbe. Hier wirkten Johann Sebastian Bach und Thomas Müntzer, der bedeutende Theologe, Agitator und Revolutionär in der Zeit des Bauernkrieges.

Im Gegensatz zu Luther stand Müntzer für die gewaltsame Befreiung der Bauern. Als Pfarrer an der Marienkirche von Mühlhausen versuchte er, seine Vorstellungen einer gerechten Gesellschaftsordnung umzusetzen: Privilegien wurden aufgehoben, Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen, eine Armenspeisung eingerichtet.

Doch seine Bestrebungen, als Bauernführer verschiedene Thüringer Freibauern zu vereinigen, scheiterten. Nach der Schlacht bei Frankenhausen wurde er im Mai 1525 gefangen genommen, gefoltert, öffentlich enthauptet und aufgespießt. Zu DDR-Zeiten galt er deshalb als Held.

( MITI )