Neu aus der KI auf meiner Festplatte: Frisch imaginierte kybernetische Maschinen in der Art von Jean Tinguely (1925.-1991).
Der Schweizer gilt als einer der Hauptvertreter der kinetischen Kunst. Er wurde vor allem durch seine beweglichen, maschinenartigen Skulpturen bekannt, die ich bereits 2015 im Tinguely Museum in Basel bestaunen durfte.
Für Aufsehen sorgte Tinguely erstmals 1960 mit einer gigantischen Maschine, die aus Schrott zusammengesetzt und in der Lage war, sich selbst zu zerstören.
In den folgenden Jahren entwickelte er viele große und bewegliche Installationen, häufig aus Schotteilenen. Diese wurden als kreativer Umgang mit dem Industriematerial und als zeitgemäßer künstlerischer Ausdruck des Maschinenzeitalters verstanden,
In den Augen des Künstlers waren sie gleichzeitig eine Kritik an der Gleichförmigkeit industrieller Vorgänge und der Produktion unnützer Dinge.
Jetzt habe ich Tinguely-ähnliche Maschinen mithilfe der Bilder-KI Midjourney erzeugen lassen. Es darf bezweifelt werden, ob diese Maschinen tatsächlich funktionsfähig wären, aber sie sehen durchaus so aus, als wären sie von Tinguely geschaffen.
Ich war ja schon einige Mal in München, aber noch nie im Lenbachhaus im großen Kunstareal in der Maxvorstadt. Da habe ich echt was verpasst, wie ich nun weiß.
In der wunderschönen Villa mit einem architektonisch prämierten zeitgenössischen Anbau aus dem Jahr 2009 ist die „Städtische Galerie im Lenbachhaus“ untergebracht.
Dort werden u.a. Werke der Künstlervereinigung Der Blaue Reiter, Arbeiten von Josef Beuys, moderne Kunst und Wechselausstellungen gezeigt.
Im Garten der ganz in einem warmen Gelbton gehaltenen Villa fühlt man sich an einen italienischen Palazzo erinnert. Der denkmalgeschützte Wohnsitz des „Malerfürsten“ Franz von Lenbach wurde zwischen 1887 und 1891 errichtet und seitdem mehrmals erweitert.
Das Lenbachhaus besitzt 28 000 Kunstwerke, von denen nur ein ganz kleiner Teil ständig gezeigt werden kann. Seinen Weltruhm verdankt es der einmaligen Sammlung von Werken der Gruppe Der Blaue Reiter mit zahlreichen Bildern von Alexej Jawlensky, Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, August Macke, Marianne von Werefkin und Paul Klee.
Von Kandinsky habe ich jüngst in der aktuellen Düsseldorfer Ausstellung schon viel gesehen, von Klee, Marc, Macke und den rheinischen Impressionen in der Kunstsammlung Bonn ebenfalls, dennoch ist diese Zusammenstellung hier wirklich einmalig. Ein ganz tolles Kunsterlebnis!
Nachdem ich in München angekommen bin, mache ich mich gleich auf den Weg zur Pinakothek der Moderne. Das 2002 eröffnete Museum im Kunstareal München wollte ich schon lange einmal besuchen.
Beim Betreten des modernen, lichtdurfluteten Baus aus Sichtbeton erwarten mich zwei Überraschungen: Zum einen ist der Eintritt für die ersten 500 Gäste an diesem Tag frei, wozu auch ich gehöre.
Und zweitens schweben im großen Foyer sich bewegende Medusen von der Decke auf und ab – eine Kunstinstallation, die mich im Herbst 2022 auf dem Lichtfestival Glow in Eindhoven schon total begeistert hat. Dort seilten sich die aus lichtdurchlässigen, aus Stoff gefertigten Wesen von einer Kirchendecke auf die Besucher herab.
Die Pinakothek der Moderne ist ein sehr großzügiger Bau, der viel Raum auch für großformatige Kunst bietet. Zwei Ausstellungsschwerpunkte bilden die Sammlung Moderne Kunst und die Sammlung Modernes Design mit Produkten vom Eierbecher über Möbel bis zu Sportwagen, Motorrädern und Fahrrädern (wovon ziemlich viele im Bestand sind).
Ich habe mich vor allem auf die Moderne Kunst konzentriert und bin relativ zügig durch die Designausstellung gehuscht, weil ich Doxi nicht ewig im Wohnmobil auf dem Campingplatz allein lassen wollte.
Aber der Museumsbesuch hat sich dennoch voll gelohnt. Ein tolles Haus und viel zeitgenössische Kunst, für die ich mich begeistern kann.
Eingangshalle der Pinakothek (Rondell)
Medusen schweben von der Decke
Cafe-Bereich im Foyer
Gerhard Richter, Abstraktes Bild, 1984
Paul Jenkins, Phenomena Chinese Light Wall, 1974
Jörg Immendorff, Bilder wie schlafende Kinder, 1995
Willem de Kooning, Untitled Xl VII, 1983
Tschabalala Self, Lady, 2019
Olaf Metzel, Lampedusa, 2015
Potse, 2023
Andy Warhol, Self-Portrait, 1967
Otto Freundlich, Ascension, 1926
Imi Knoebel, Roter Ritter, 1981
Morris Louis, Pillars II, 1962
Laszlo Moholy-Nagy, Komposition K IV, 1922
Katharina Gaenssler, 13 (HDT) 129 / 248, 2013
Fritz Winter, K 35, 1934
Georg Baselitz, Zwei Meißener Waldarbeiter, 1967
Neo Rauch, Kalimuna, 2010
Sigmar Polke, Konstruktivistisch, 1968
Oskar Schlemmer, Tänzerin (Die Geste), 1922
Paul Klee, Der Vollmond, 1919
Franz Marc, Tirol, 1914
Sigmar Polke, Akt mit Geige, 1968
Francis Bacon, Crucifixion, 1965
Pablo Picasso, Le peintre et son modele, 1963
Max Beckmann, Versuchung des hl. Antonius, 1936
Robert Delauny, L’Equipe de Cardiff, 1913
Max Beckmann, Vor dem Maskenball, 1922
Georg Baselitz, Straßenbauarbeiter, 1973
Lionel Feininger, Marktkirche von Halle, 1930
Carl Grossberg, Laderampe, 1933
Carl Grossberg, Weiße Röhren / Weiße Tanks, 1933
Pablo Picasso, Femme aussise au fauteil: Dora Maar, 1941
Henri Matisse, Nature morte au geranium, 1910
Max Ernst, Totem und Tabu, 1941
Max Ernst, Die Sirenen schlafen ein, wenn die Vernunft erwacht, 1960
Linz verfügt mit dem Lentos über eines der wichtigsten Museen moderner und zeitgenössischer Kunst in Österreich. Der markante, 130 m lange Museumsbau am Donaupark ist ein Blickfang, wenn man vom gegenüberliegenden Ufer auf die Innenstadt schaut. Sein Erscheinungsbild wird durch eine transparente, nachts beleuchtete Glashülle geprägt.
Der Name Lentos leitet sich von dem gleichnamigen keltischen Wort ab, das für biegsam oder gekrümmt steht. Angeblich war dies der ursprüngliche Name für Linz, weil die Donau im östlichen Stadtgebiet einen stark gebogenen Verlauf nimmt.
Im Bereich der klassischen Moderne verfügt das Lentos über bedeutende Gemälde von Gustav Klimt, Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Lovis Corinth und Max Pechstein. Im Bereich der Gegenwartskunst sind viele österreichische Künstler vertreten.
Aktuell wird unter dem Titel „die Reise der Bilder“ außerdem eine Ausstellung gezeigt, die Hitlers Kulturpolitik, dem Bilderraub der Nazis und den Kunst-Einlagerungen im Salzkammergut gewidmet ist.
Da Hitler in Linz zur Schule gegangen war, hatte er eine ganz besondere Beziehung zur Stadt. Er wollte dort seinen Ruhestand verbringen und Linz bis dahin zu einer pompösen Führerstadt mit bedeutenden Bauten und Kunstsammlungen ausbauen.
Dass es soweit nicht kam, ist bekannt. Doch durch die Entrechtung der Juden im Reich und die Feldzüge in ganz Europa, hatten die Nazis beträchtliche Kunstschätze angehäuft, die das Ende des Krieges in Bergwerken und Stollen größtenteils unversehrt überstanden.
Treppenhaus im Lentos
Keith Haring, Rot – Gelb – Blau Kein Portrait von Martin, 1987
Tony Cragg, Neue Wellen (Frühe Formel), 2001
Stephan Balkenhol, Mann mit grauer Hose und blauem Hemd, 1983
Helga Phillip, Kinetisches Objekt, 1971
Helga Phillip, Kinetisches Objekt, 1971
Baltasar Lobo, Buste Contemplative, 1952
Maria Lassnig, Der nicht empanzipierte Mensch, 1967
Hermann Painitz, Portrait der Neuen Galerie der Stadt Linz, 1976
Tina Lechner, Izumaki, 2019
Maria Lassnig, Nebeneinander Linien, 1993
Leopold Forstner, Schwimmende, 1908
Herbert Brandl, Ohne Titel, 1986
Alan Davie, Farmer’s Wife No. 1, 1957
Hans Staudacher, Spuren, 1959
Isa Schmidlehner, Ceasars Pace, 2013
Karel Appel, Prozession zweier Köpfe unter der Sonne, 1957
Johan Jascha, Ritualraum Schöner-Wohnen, 1967-1975
Hildegard und Harol Joos, Reduktion Nr. 15, 1975
Helmo Zobernig, Ohne Titel, 2017
Georges Mathieu, Das Massaker der Bertholomäusnacht, 1959
Marita Jungwirth, Indesit, 1976
Führererlass zur Beschlagnahme von Kunst in ganz Europa
In einer großen Doppelausstellung präsentiert die Kunstsammlung NRW noch bis August 2024 die Werke von Wassily Kandinsky (1866-1944) und Hilma af Klint (1862-1944). Beide gelten als Wegbereiter der Abstraktion in der westlichen Malerei und schufen beinahe zeitgleich ein visionäres Werk.
So wie Klint und Kandinsky hatte zuvor noch niemand gemalt. Doch den beiden Künstlern ging es um viel mehr, als einfach einen neuen Malstil zu erschaffen und mit Traditin zu brechen. Sie träumten von einer progressiven Zukunft, zu der die Kunst den Weg weisen sollte.
Der Russe Kandinsky ist bis heute berühmt als Maler, Mitbegründer des „Blauen Reiter“ in München und als Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau. Seine Werke hängen in den großen Museen der Welt.
Die Schwedin Hilma af Klint war lange vergessen. Ihr visionäres Werk wurde erst in den letzten Jahrzehnten wiederentdeckt und wird hier einem großen Publikum u. a. mit einer VR-Installation vorgestellt.
Irgendwie scheint es gerade ein Trend zu sein, dass sich renommierte KunsteinrichtungenAspekten der zeitgenössischen Massenkultur zuwenden, um auch junge Leute ins Museum zu locken. So zeigt die Schirn Kunsthalle noch bis Mai unter dem Titel „The Culture“ den tiefgreifenden Einfluss von Hip-Hop auf die zeitgenössische Kunst und Kultur der Gegenwart.
Den Anlass dazu liefert der 50. Geburtstag dieses Genres, das in der New Yorker Bronx in den 1970er-Jahre als kulturelle Bewegung unter Schwarzen und Lateinamerikanischen Jugendlichen begann.
Es fing mit DJ-ing, Graffiti und Breakdance an. Von Beginn an verstand sich die Bewegung auch als Kritik an vorherrschenden Strukturen und weißen kulturellen Normen.
Heute hat sich Hip-Hop zu einem globalen Phänomen entwickelt, das zahlreiche Innovationen in Musik, Mode, Technologie sowie bildender und darstellender Kunst angeregt hat. Und auf diesem langen Weg hat der Kommerz den Widerstand längst besiegt, scheint mir.
Die Schirn legt den Fokus auf Kunst und Musik der letzten 20 Jahre und zeigt mehr als 100 Gemälde, Fotografien, Skulpturen und Videos sowie Fashion und Vinyl von international bekannten Künstler*innen der Gegenwart. Zudem werden zeitgenössische Themen und Debatten wie Identität, Rassismus, Feminismus und Empowerment aufgegriffen.
Unter den Besuchern an diesem Morgen zählte ich eindeutig zu den Ältesten. Ich würde deshalb meinen: Das Konzept geht auf.
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