Es gibt Kunstausstellungen, die erschlagen einen regelrecht durch die Anzahl der Exponate und die Intensität der Objekte. So ist es uns ein wenig mit der Ausstellung von Tim Berresheim im Forum NRW gegangen. Hinterher mussten wir erst einmal eine Runde durch den angrenzenden Stadtpark drehen, um die Vielzahl der Reize zu verarbeiten.
Tim Berresheim (*1975) hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und gilt heute als einer der Pioniere computerunterstützten Kunst. Seine Arbeiten sind schwer zu beschreiben und teilweise auch nicht einfach zu fassen.
Beim Rundgang durch die Ausstellung fragt man sich eingangs vielleicht „was soll das?“. Aber dann entdeckt man nach und nach in den Bildern einen roten Faden aus Elementen der Kunstgeschichte, Technologie, Wissenschaft und Natur. Berresheim selbst spricht von „Künstlerischer Gegenwartsarchäologie“.
Der gebürtige Aachener ist ein äußerst produktiver Künstler. Seine neuesten Arbeiten bezeichnet er als „Fundleere Schicht“ – ein Begriff aus der Archäologie, wenn zwei aufeinandertreffende Epochen keine gemeinsamen Artefakte hinterlassen. Berresheims will mit seinen Werken diese Lücke schließen.
Immerhin hat er es damit bereits in die Sammlungen des Museum of Modern Art (New York), und die Sammlung zeitgenössischer Kunst der Bundesrepublik Deutschland (Bonn) geschafft. Vielleicht gefallen seine Werke nicht auf den ersten Blick, aber sie sind in jedem Fall beeindruckend.
Bei unseren jüngsten Museumsbesuchen sind einige lustige Aufnahmen entstanden, auf denen wir mit Kunstwerken interagieren: Verzerrte Räume, irre Spiegelungen, Video-Installationen zum Hineinspringen … da sind wir immer gerne dabei 😉
Eine große Kunstausstellung, bei der wir zu den ersten Besuchern gehören, das gibt es nicht oft. Noch seltener ist, dass wir die Exponate ausdrücklich anfassen dürfen, wie bei der neuen Ausstellung von Tony Cragg im Düsseldorfer Kunstpalast.
„Please Touch“, heißt es hier, und das ist wirklich etwas Besonderes, denn Cragg’s Skulpturen aus Metall, Holz oder Plastik laden mit ihren bionischen Formen geradezu ein, berührt zu werden.
Im physischen Kontakt entsteht eine Dinglichkeit und Nähe zu den Werken, die man sonst nicht hat. Das schafft ein ganz berührendes Kunsterlebnis, im wahrsten Sinne des Wortes. Besonders die Arbeiten aus Holz und poliertem Marmor fühlen sich toll an, finde ich.
Vor wenigen Monaten haben wir noch Cragg’s Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal besucht. Dort wären wir aus Ehrfurcht gar nicht auf die Idee gekommen, die Plastiken anzufassen. Aber hier, da möchte man sich an so manchen Augen- und Handschmeichler gleich rankuscheln 😉 Eine tolle Ausstellung!
Wieder geht ein Semester der Kunstakademie Düsseldorf dem Ende entgegen und erneut öffnen die Studierenden ihre Atelierräume für alle Kunstinteressierten zum legendären „Rundgang“.
Im letzten Jahr waren Heike und ich hier getrennt unterwegs, heuer wandeln wir wieder gemeinsam durch die endlos langen Flure am Rheinufer.
Der Akademie feiert in diesem Jahr ihr 250. Jubiläum, der heutige Bau ist allerdings jüngeren Datums und stammt aus dem Jahr1875.
Wie gewohnt wird vor allem Malerei gezeigt, außerdem Plastiken, ein wenig Architektur und Videokunst. Performances waren nach unserem Eindruck in diesem Jahr rar gesät, aber vielleicht haben wir da auch nicht aufmerksam genug hingeschaut.
Denn es sind einfach wahnsinnig viele Reize, denen man dort ausgesetzt ist. Nach zwei Stunden Rundgang auf den drei Etagen waren wir schon ein wenig k.o. und hatten absolut das Gefühl, für heute hätten wir erst einmal genug gesehen.
Pablo Picasso, Zwei Kaufende Frauen am Strand, 1922
Jetzt haben wir es kurz vor Torschloss doch noch geschafft, die große Picasso-Beckmann-Ausstellung im Von der Heydt-Museum in Wuppertal zu besuchen. Was für ein Glück, denn sonst hätten wir richtig was verpasst.
Picasso war in seinem künstlerischen Schaffen ja unglaublich produktiv, doch so viele Picasso-Gemälde und Zeichnungen habe ich noch nirgendwo gesehen. Und von Max Beckmann ebenfalls nicht.
Besonders spannend ist den Ausstellungsmachern die Gegenüberstellung der beiden Künstler geglückt. Beiden waren Kinder einer Epoche des Aufbruchs und der Zerstörung. und wurden in ihrer Zeit zu Schlüsselfiguren der Moderne.
Für die Ausstellung haben sich das Von-der-Heydt-Museum Wuppertal und das Sprengel-Museum Hannover mit ihren umfangreichen Beständen zusammengetan.
Das Von-der-Heydt-Museum war das erste Museum weltweit, das bereits 1911 ein Gemälde von Pablo Picasso erworben hat. Und das „Selbstbildnis als Krankenpfleger“, eines der Schlüsselwerke Max Beckmanns von 1915, wurde schon 1925 für den öffentlichen Kunstbesitz in Wupertal angekauft.
Pablo Picasso (1881 – 1973) und Max Beckmann (1884 – 1950) stehen für die Neudefinition der Möglichkeiten und der Aufgaben gegenständlicher Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Trotz unterschiedlicher künstlerischer Auffassungenberühren sich die Sichtweisen der beiden Künstler auf die bewegte Zeit vor und zwischen den Weltkriegern immer wieder. Und das, obwohl sich Beckmann und Picasso niemals persönlich begegnet sind.
Doch in ihrem Bestreben, der gegenständlichen, auf den Menschen und sein Weltverhältnis ausgerichteten Malerei eine neue Richtung zu geben, agierten sie Schulter an Schulter und kamen zu parallelen Auffassungen. Das zeigt die Ausstellung auf bislang einmalige Weise.
Tatsächlich fühlte Beckmann sich von Picassos beispiellosem Erfolg in der internationalen Kunstwelt lebenslang herausgefordert und angespornt. Von Picasso wiederum ist überliefert, dass er Beckmanns Werk schätzte. Beide schufen Werke, die in ihrer Intensität noch heute berühren, auch wenn sich die Kunstvorstellungen seitdem stark weiterentwickelt haben.
Aufgang zur Ausstellung
Pablo Picasso, Stilleben mit Stierschädel, 1942
Max Beckmann, Mittelalterliches Paar, 1903
Max Beckmann, Folge „Stadtnacht“, 1922
Max Beckmann, Folge „Stadtnacht“, 1922
Pablo Picasso, Sitzende Frau mit gefalteten Händen, 1960
Pablo Picasso, Die Erschrockene, 1947
Max Beckmann, Bad im August, 1937
Pablo Picasso, Das Atelier, 1956
Pablo Picasso, Mann zwei Pferde führend, 1939
Pablo Picasso, Der Maler bei der Arbeit, 1969
Max Beckmann, Fastnacht, 1922
Max Beckmann, Prometheus (Der Hängengebliebene), 1942
Pablo Picasso, Frau im Lehnstuhl I, 1949
Pablo Picasso, Venus und Amor, 1967
Pablo Picasso, Liegender Akt, 1934
Max Beckmann, Der Brief: Liegender Halbakt, 1945
Pablo Picasso, Gemälde (Guitarre, Flasche und Obstschale), 1921
Pablo Picasso, Aus der Suite „Vollard“, 1930
Pablo Picasso, Schlafende und Skulpturen, 1933
Pablo Picasso, ohne Titel, 1971
Max Beckmann, Messingstadt, 1944
Max Beckmann, Großes Variete mit Zauberer und Tänzerin, 1942
Pablo Picasso, Der Maler bei der Arbeit, 1964
Max Beckmann, Der verlorene Sohn, 1949
Pablo Picasso, Der Raub der Sabinerinnen (nach Davic), 1962
Max Beckmann, Golden Arrow: Blick aus dem D-Zug-Fenster, 1930
Max Beckmann, In der Eisenbahn: Nordfrankreich, 1938
Pablo Picasso, Hummer und Siphon, 1948
Max Beckmann, Aus der Folge „Die Hölle“, 1919
Max Beckmann, Aus der Folge „Die Hölle“, 1919
Max Beckmann, Aus der Folge „Die Hölle“, 1919
Max Beckmann, Aus der Folge „Die Hölle“, 1919
Pablo Picasso, Die weinende Frau, 1937
Pablo Picasso, Bacchantische Szene mit Minotaurus, 1933
Max Backmann, Auferstehung, 1918
Max Beckmann, Mann im Dunkeln, 1931
Pablo Picasso, Mann mit Zeitung in einem Sessel sitzend, 1916
Pablo Picasso, Die Frau mit dem Haarnetz, 1949
Max Beckmann, Luftakrobaten, 1928
Pablo Picasso, Frau mit Tamburin, 1938
Pablo Picasso, Liegender Frauenakt mit Katze, 1964
Max Beckman, Siesta, 1924
Pablo Picasso, Aus dem Fenster blickende Frau, 1959
Pulsierende Videoinstallation in einem der vier Sonderräume
Mit der Renovierung des Westflügels wurde auch die Dauerausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast völlig neu gestaltet. Dort werden nun rund 800 Werke aus der umfangreichen Gemälde-, Skulpturen- und Neue Medien-Sammlung des Museums ständig gezeigt.
Der Sammlungsbestand deckt fast 1.100 Jahre Kunstgeschichteaus sämtlichen Epochen und Gattungen ab. Er reicht von antiken Figuren über christliche Malerei und Skulptur des Mittelalters, bis zur klassischen Moderne und zeitgenössischen Arbeiten u.a. im Bereich der Videoinstallationen.
Bei meinem Besuch hat mich vor allem die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts interessiert, und davon hat die Dauerausstellung im Kunstpalast reichlich zu bieten.
Wichtige Beiträge stammen aus der historischen Sammlung der Düsseldorfer Kunstakademie, sowie aus der Stiftung Willi Kemp und den Schenkungen von Wolfgang Hanck.
Spektakulär auch die vier versteckten Sonderräume, die der Künstler und Illustrator Christoph Niemann entwickelt hat. Eine wirklich sehenswerte Sammlung, die ich bestimmt nicht zum letzten Mal besucht habe.
Thomas Scheibitz, Hunter Douglas, 2007
David Hockney, Flucht nach Italien – Schweizer Landschaft, 1962
Alles Bauhaus, oder was?
Stilikonen des Bauhaus
Joseph Beuys, Er kam und brachte Talg, 1983
Design-Objekte aus den 1980er Jahren
Peter Brüning, Komposition Nr 17/66 „Rhein“, 1966
Arpana Chaur, Bedrohung (Harmoniumspieler), 1989
Daniel Spöri, Fallenbild im Quadrat, 1964
Oskar Schlemmer, Relief JG (K3), 1921
Laszlo Moholy-Nagy, A7, 1922
Franz Wilhelm Seiwert, Die Arbeitsmänner, 1925
Günter Frutrunk, Grüner Hiatus, 1967
Sammlung Willi Kemp
Wassily Kandinsky, Stille Harmonie, 1924
Alte Meister
Peter Sorge, Schwarze Macht, 1970
Norbert Tadeusz, Sakral-Raum mit Flieger, 1971
Tal R, Rosa Tor, 2005
Performance von Eliza Douglas im Ehrenhof am 14.09.2023
Möbel im Pop-Design
A.R. Penck, Schwarz-weiss, 1981
Charles Wilp, ikoniche Werbeanzeige für Afri-Cola, 1968
Josef Scharl, Dreikopf, 1936
Videoinstallation von Nam Jun Paik
Karl Otto-Götz, Huldigung an Melville, 1960
Otto Dix, Krieg, 1914
Michael Morgner, Schreitender Mann, 1987
Christian Rohlfs, Abstratkion (Der blaue Berg), 1912
Dorothy Iannone, Bei uns, 1969
Günther Uecker, Kreis Kreise/Strukturfeld, 1968
Joseph Tilson, Che Guevara, 1969
Emil Nolde, Blumgengarten (Mädchen und Wäsche), 1908
Andy Warhol, Joseph Beuys, 1983
Vivian Greven, Vira VI, 2021
Raum mit Perspektivverzerrung
Der Betrachter von außen betrachtet
Mary Heilmann, M, 1985
Vorne: Alexander Calder, Red Palette, 1947
Merril Wagner, Ohne Titel, 1966
Cy Twombly, Tod des Pompejus, 1962
KAWS. Good Intentions, 2021
Willi Baumeister, Montaru 2C, 1954
Doris Ophorst, Coffee Mill, 1955
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