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Amiens, Hauptstadt der Picardie

Amiens, Hauptstadt der Picardie
Amiens (F), 27.02.2023

Palais Picardi, heute ein Museum

Ich bin wegen der Kathedrale nach Amiens gekommen, doch auf meinem zweistündigen Stadtspaziergang mit Doxi entdecke ich viele weitere sehenswerte Gebäude. Nur die Hortillonnages, ein von Kanälen durchzogenes, jahrhundertealtes Obst- und Gemüseanbaugebiet im Osten der Stadt haben wir leider verpasst.

Amiens war und ist die Hauptstadt der Region Picardie im Norden Frankreichs, die rund 2 Millionen Einwohner umfasst. Die Stadt liegt an der Einmündung der Flüsse Selle und Avre in die Somme, rund 120 km von Paris entfernt.

Bevor die Römer sich in dieser Region festsetzten, hatten dort die keltischen Ambiani gelebt. Auf deren Stammesnamen geht die Bezeichnung „Amiens“ zurück. Die ältesten Siedlungsspuren in der Region weisen allerdings bereits 700.000 Jahr zurück, wie die Funde von Faustkeilen zeigen.

Bereits in römischer Zeit war Amiens ein wichtiger Knotenpunkt auf dem Weg von Südfrankreich an die nordfranzösische Küste und weiter nach Brittanien.

Die Stadt prosperierte im Mittelalter als Handelszentrum, was den Bau der berühmten Kathedrale Notre Dame d’Amiens möglich machte – bis heute der größte Sakralbau Frankreichs.

Bei der Annäherung an die Stadt von Norden ist die Kathedrale bereits aus einer Entfernung von mehr als 30 km sichtbar.

Daneben erscheint ein zweiter hoher Turm, der auf den Wiederaufbau der Stadt zurückgeht, nachdem das Zentrum im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde: Der 1952 fertiggestellte Tour Perret des gleichnamigen Architekten und Wiedererbauers von Le Havre. Er überragt mit 104 Metern Höhe die Kathedrale und ist ein prägendes Element der Stadtsilhouette.

Wir stehen mit dem Womo rund 15 Fußminuten von der Kathedrale entfernt nicht schlecht auf einem kostenlosen Parkplatz am Zoo. Doch es ist nach früh am Nachmittag und deshalb beschließe ich, weiterzufahren. Das war auf jeden Fall schon einmal das zweite A an diesem Tag. Nun kommt das dritte.

( MITI )

Die Kathedrale von Amiens

Die Kathedrale von Amiens
Amiens (F), 27. Februar 2023

Seitlicher Blick auf die Katehdrale von Amiens von Norden

Ich habe auf dieser Reise bereits einige mächtige und prunkvolle Kirchen, Döme und Kathedralen gesehen, in Metz, Nancy, Rouen, Reims und Paris. Aber ein Bauwerk fehlt noch, der größte Sakralbau Frankreichs: die gotische Kathedrale von Amiens.

Der Grundstein für die Errichtung vonNotre Dame d’Amiens“ wurde im Jahre 1220 gelegt. Erstmals in der Bautradition der damaligen Zeit sollte nach einem gezeichneten und detailliert ausgearbeiteten Plan gearbeitet werden.

Die Länge der Kathedrale beträgt 145 Meter, die Höhe 42 Meter. Die Grundpfeiler ragen bis zu neun Meter in die Tiefe und sind als eine Art Raster verbunden, um dem Bau mehr Stabilität zu verleihen.

Zu ihrer Zeit war dies der höchste Kirchenraum der christlichen Welt, was den Bischof von Beauvais herausforderte. Er initiierte der Errichtung einer noch höheren Kirche, die dann 1284 – noch im Bau befindlich – aufgrund statischer Mängel einstürzte.

Die Kathedrale von Amiens weist eine Fläche von 7700 Quadratmetern auf, das Volumen beträgt 200.000 Kubikmeter. Das entspricht dem Doppelten von Notre-Dame de Paris und lässt sie im Inneren wirklich gewaltig wirken, vor allem in der Höhe. Der Bau strebt dem Himmel entgegen.

Die Kathedrale von AmiensIch hatte das Glück, dass bei meinem Besuch die Sonne schien und den Kirchenraum durch die vielen Fenster auch in den oberen Bereichen in ein magisches Licht tauchte.

Der Innenraum ist mit viel Gold, prunkvollen Figuren und aufwändig gestalteten Gittern ausgestattet, die die zahlreichen Seitenkapellen und auch den Chor abgrenzen.

Der Fußboden ist ornamental mit hellen und dunklen Steinfliesen belegt. Berühmt wurde das 12 Meter mal 5 Meter messende Bodenlabyrinth. Gläubige, die sich eine Pilgerfahrt nach Jerusalem nicht leisten konnten, wurde nach dem Abgehen und Beten auf dem Labyrinth ein Ablass ihrer Sünden gewährt.

Ich war zwar schon im heiligen Land, aber das Labyrinth bin ich dennoch abgeschritten. Man weiß ja nie … 🙂

( MITI )