Kalenderblatt-Beiträge

vor einer Woche:

Europas letztes Schlachtfeld

Europas letztes Schlachtfeld
Texel (NL), 2. Juli 2025

Frühere Bunker des deutschen Atlantikwalls am Leuchtturm von Texel

Wenn man den Leuchtturm an der Nordspitze von Texel besteigt, erkennt man von innen, dass die schmucke rote Fassade tatsächlich die zweite Außenmauer des Turms darstellt. Darunter befindet sich das ursprüngliche Mauerwerk, das im Zweiten Weltkrieg beim sogenannten „Georgischen Aufstand auf Texel“ stark beschädigt wurde.

Dahinter verbirgt sich eine kuriose Geschichte. In vielen eroberten Ländern hatte die Deutsche Wehrmacht auf ihrem Siegeszug in den Jahren 1939 bis 1941 Hilfstruppen ausgehoben – auch in Georgien, damals Teil der Sowjetunion.

Das Georgische Infanteriebataillon 822 „Königin Tamar“, kam unter der Aufsicht deutscher Kommandeure auf Texel zum Einsatz, das seit 1940 einen neuralgischen Punkt im deutschen „Atlantikwall“ bildete.

Als das Ende des Krieges bereits absehbar war, erhoben sich die Georgier in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1945 um 1:00 Uhr gegen ihre deutschen Befehlshaber. Viele Wehrmachtssoldaten wurden im Schlaf erstochen.

Den Georgien gelang es jedoch nicht, die Schiffsbatterien im Norden und im Süden der Insel zu übernehmen. Zur deutschen Verstärkung traf das 163. Marine-Schützenregiment ein. Mit Panzern begann vom niederländischen Festland eine Gegenoffensive der Wehrmacht, die über die offizielle deutsche Kapitulation am 8. Mai 1945 hinausreichte.

Große Teile Texels wurden in diesem „Russenkrieg“ in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu 2.000 Wehrmachtssoldaten, 560 Georgier und 120 einheimische Niederländer kamen dabei ums Leben. Am 20. Mai gelang es kanadischen Truppen schließlich, „Europas letztes Schlachtfeld“ zu befrieden. Erst danach schwiegen die Waffen.

vor einer Woche:

Unterwegs im Eierland

Unterwegs im Eierland
de Cocksdorp (NL), 2. Juli 2025

Blick vom Deich bei de Cocksdorp ins Wattenmeer

Der nördlichste Teil von Texel rund um den Ort de Cocksdorp wird Eijerland (dt: Eierland) genannt, weil hier früher in großem Maßstab Möweneier gesammelt und in Amsterdam als Delikatesse verkauft wurden.

Die Gegend ist ein Beispiel für die dynamische Veränderung der Küstenregionen an der Nordsee durch die Kraft der Natur und die Beharrlichkeit des Menschen.

Noch bis zum 13. Jahrhundert war Eijerland Teil der nördlich von Texel gelegenen Insel Vlieland. Dann trennten Sturmfluten die Gegend von Vlieland ab, sodass sie zu einer eigenständigen Insel wurde.

Das zwischen Eijerland und Texel befindliche Seegatt begann sich im 16. Jahrhundert durch Sandablagerungen zu schließen. Es entstand eine Sandbank, die nur bei Sturmfluten überspült wurde.

Um eine dauerhafte Verbindung nach Eijerland zu schaffen, errichtete man 1630 einen ersten Sanddeich. Aufwändige Landgewinnungsmaßnahmen und Eindeichungsarbeiten begannen 1835. Sie machten Eijerland zu einem Bestandteil von Texel. Heute gehört die Gegend neben Den Koog zu den wichtigsten Tourismuszentren der Insel.

Weil Eijerland unter dem Meeresspiegel liegt, muss der Polder ständig entwässert werden. Heute übernimmt diese Aufgabe eine elektrische Pumpstation am Ortsrand von de Cocksdorp . Sie pumpt Wasser aus dem Eijerlandkanal und dem Roggeslot (dt: Rachengraben) unter dem Deich hindurch ins Wattenmeer. Ohne diese Maßnahmen stünde die gesamte Gegend bald schon unter Wasser. Und dann gäbe es auch keine Eier mehr zu sammeln …

vor zwei Wochen:

Schätze des Lehmbruck Museums

Schätze des Lehmbruck Museums
Duisburg, 25. Juni 2025

Blick über die Sammlung

Das sehr schöne Lehmbruck Museum war ursprünglich exklusiv dem Lebenswerk des aus Duisburg-Meiderich stammenden Bildhauers Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) gewidmet.

Es verfügt über mehr als 1.000 Werke aus Lehmbruck’s Nachlass, darunter Skulpturen, Gemälde und Werke auf Papier. Dazu gesellt sich heute eine hochkarätige Sammlung internationaler Plastiken der Moderne, die ab den 1950er Jahren aufgebaut wurde.

Das Museum wurde von Manfred Lehmbruck entworfen. Der zweite Sohn Wilhelm Lehmbrucks hatte sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Architekt für Museumsneubauten einen Namen gemacht hat.

Die große Glashalle und der Lehmbruck-Trakt entstanden in den frühen 1960er Jahren. In den 1980er Jahren kam ein Erweiterungsbau hinzu, der 1987 eröffnet wurde.

Der junge Wilhelm Lehmbruck besuchte ab 1899 die Kunstgewerbeschule Düsseldorf und wechselte 1901 zur Düsseldorfer Kunstakademie, wo er Meisterschüler bei Karl Janssen wurde. In dem gläsernen Anbau des Lehmbruck Museums, der sich tief in die Erde gräbt, werden seine Werke auf eindrucksvolle Weise präsentiert.

Das bildhauerische Werk Lehmbrucks beschäftigt sich hauptsächlich mit dem menschlichen Körper. Es ist sowohl vom Naturalismus als auch vom Expressionismus beeinflusst. Viele von Lehmbrucks Skulpturen drücken Leid und Elend aus und sind anonymisiert.

Das Museum ist eingebettet in den städtischen Immanuel-Kant-Park und wird von einem öffentlich zugänglichen Skulpturengarten mit über 40 Freiluftskulpturen umrahmt. Wer sich für moderne Plastik interessiert, kommt an dieser einzigartigen Sammlung nicht vorbei.

vor drei Wochen:

Julie Mehretu im K21

Julie Mehretu im K21
Düsseldorf, 18. Juni 2025

Ausstellungsplakat im Foyer des K21

Gleich mehrere Serien von Arbeiten der äthiopisch-amerikanischen Künstlerin Julie Mehretu (*1970) werden derzeit in der Kunstsammlung NRW präsentiert.

Diese bislang größte Überblicksausstellung in Deutschland zeigt mit rund 100 Werken die ganze Bandbreite von Mehretus Schaffen: von frühen, urbanistisch geprägten Linienzeichnungen der 1990er Jahre bis zu ihren jüngsten abstrakten Gemälde, vielfach im XXL-Format.

Die Wurzeln ihrer frühen Arbeiten bilden architektonische und urbanistische Pläne, die vielfältige Bewegungsarten andeuten: Flugrouten, Wind- und Wasserströmungen, Autobahnen, U-Bahn- oder Telefonnetze.

Mehretu kombiniert dabei Malerei und Zeichnung. Sie selbst spricht von „drawing into painting“. Die Pinselführung erinnert zum Teil an chinesische Kalligrafie. Es lassen sich aber auch formale Verbindungen zum Werk Wassily Kandinskys oder Kasimir Malewitschs ziehen.

Migration und Krieg, Autobiografisches und Visionäres bildet die Grundlage für ihre suggestiven Bildwelten, die man als Metaphern auf die globalisierten gesellschaftspolitischen Verhältnisse des beginnenden 21. Jahrhunderts deuten kann.

Die Ausstellung verdeutlicht Mehretus Schaffensprozess. Häufig geht sie von Medienbildern politischer Ereignisse und historischer Schauplätze aus und übersetzt diese in abstrakte Kompositionen, die sie mit Notationen, Übermalungen und Abklebungen überzieht.

Mit einer Auswahl von Mehretus Referenzmaterial und teils nie gezeigten Papierarbeiten setzt die Ausstellung die Konzepte hinter den Arbeiten der Künstlerin in einen größeren zeit- und kunstgeschichtlichen Kontext.

vor einem Monat:

Eva Aeppli und Jean Tinguely

Eva Aeppli und Jean Tinguely
Duisburg, 9. Juni 2025

Oben links: Eine von Aepplis Puppeninstallationen, unten rechts eine der kinetischen Maschinen Tinguelys

Unter dem Titel „Mechanik und Menschlichkeit“ zeigt das Lehmbruck Museum in Duisburg die weltweit erste umfassende Ausstellung von Eva Aeppli (1925-2015) und Jean Tinguely (1925-1991).

Ich hatte den von mir sehr verehrten Jean Tinguely bislang immer nur mit seiner zweiten Frau Niki de Saint Phalle in Verbindung gebracht.

Doch Tinguely war in erster Ehe mit Eva Aeppli verheiratet, die in den 1960er Jahren international als Künstlerin für ihre lebensgroßen, oft düsteren Textilpuppen aus Samt und Seide bekannt wurde.

Traurigkeit, Einsamkeit und Tod waren die vorherrschenden Themen von Aepplis Kunst, und tatsächlich sind dies Motive, die man auch in einigen von Tinguelys kinetischen Werken wiederfinden kann.

Aeppli und Tinguely blieben auch nach ihrer Trennung zeitlebens verbunden und schufen ab den späten 1980er Jahren einige gemeinsame Werke. Diese vereinen Tinguelys Maschinenkunst mit Aepplis Puppen und sind nun in Duisburg zu sehen.

Vorrangig präsentiert die sehr sehenswerte Ausstellung aber Einzelwerke der Beiden. Anlass ist der einhundertste Geburtstag von Jean Tinguely, der in diesem Jahr mit mehreren Ausstellungen und Veranstaltungen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz begangen wird.

vor drei Monaten:

Wilde Narzissen im Fuhrtsbachtal

Wilde Narzissen im Fuhrtsbachtal
Alzen, 9. April 2025

Da sind sie wieder, pünktlich Mitte April

Nahe der Deutsch-Belgischen Grenze zwischen Schleiden und Monschau gibt es einige Bachtäler mit großen Beständen von wilden Narzissen.

Dort, wo der Fuhrtsbach und der Perlenbach bei Alzen zusammenfließen, waren Doxi und ich heute auf einer 10 km langen Wanderung unterwegs, um das Gelb-Grüne Schauspiel zu bewundern.

Jetzt, zur Hochblütezeit der Narzissen, ist dort richtig viel los. Insbesondere an Wochenenden sieht man teilweise die Narzissen vor lauter Besuchern gar nicht mehr. Deshalb sind wir früh an einem Wochentag von unserem Stellplatz in Gemünd aufgebrochen. Und tatsächlich sind wir um diese Uhrzeit noch allein unterwegs.

Es ist schön zu beobachten, wie sich die Blütenköpfe der aufsteigenden Sonne entgegenstrecken – auf den Wiesen, an den Wasserläufen und teilweise sogar in schmalen Felsritzen am Wegesrand. Haben wir genau die richtige Zeit erwischt.

vor sechs Monaten:

Mit Doxi durch den Schneematsch

Mit Doxi durch den Schneematsch
Büttgen, 9. Januar 2025

Miss Doxi will Acition

Der erste Schnee bei uns im Flachland in diesem Jahr und gleich ein Riesengematsche. Seit 12 Stunden hat es fast ununterbrochen geschneit, doch bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verwandelt sich die weiße Pracht am Boden schnell in pappige Sulze.  Ohne passendes Schuhwerk wäre ich bei meiner Feldwanderung mit Doxi komplett aufgeschmissen, überall tiefe Pfützen unsichtbar unter dem Schnee. Doch mit Gummistiefel ist alles easy. Endlich mal wieder Schnee!

vor neun Monaten:

Miquel Barceló: Vida y Muerte

Miquel Barceló: Vida y Muerte
MKM Duisburg, 9. Oktober 2024

Skizze zum spanischen Ballett, 2021

Diese Ausstellung habe ich heute ein wenig unfreiwillig gleich zweimal besucht. Denn nach dem ersten geführten Rundgang wollte mein Wagen nicht mehr anspringen.

Und während ich 90 Minuten auf den Pannendienst gewartet habe, bin ich einfach noch einmal durch die Ausstellung geschlendert. Dabei habe ich u. a. erfahren, dass der Künstler 1957 in Felanitx auf Mallorca geboren wurde. Wenige Kilometer entfernt habe ich von 1991 bis 1995 gelebt.

Miquel Barceló gilt als bekanntester spanischer Künstler der Gegenwart. Seine großformatigen Werke erzielen auf Aktionen regelmäßig Preise von mehreren hunderttausend Euro.

Es sind ausdrucksstarke Bilder, die von einer radikalen Konfrontation gegensätzlicher Aspekte durchdrungen sind – vom Alltäglichen geht es zum Monumentalen, vom Lebensfrohen zum Morbiden.

Der viel gereiste Künstler knüpft in seinen Werken regelmäßig an eine der ganz frühen malerischen Traditionen Europas an: dem Stillleben.  Dessen spanische Ausprägung wird als bodegón bezeichnet.

Der Begriff steht für Kompositionen, deren Motive einfache Lebensmittel und simple Küchengeräte verbinden. Die Metaphorik über Leben und Tod springt dabei stets ins Auge. Es ist vielleicht nicht so, dass man sich die Bilder unbedingt ins Wohnzimmer hängen möchte, aber in ihrer subtilen Bildgewalt finde ich Barcelos Werke absolut faszinierend.

vor zwei Jahren:

Doxi, das Fellmonster

Doxi, das Fellmonster
Gemünd, 9. Juli 2023

Sitzung Nummer 1

Vergangene Woche hatte ich mich an dieser Stelle noch gefragt, ob Doxi vielleicht zu dick geworden sei. Jedenfalls kam das einigen Menschen in unserem Umfeld so vor.

Nun habe ich die Erklärung gefunden: Sie hat einfach unheimlich viel Unterwolle aufgebaut. Man könnte auch sagen: Wir haben sie zu lange nicht mehr gekämmt 🙂

Es ist an der Zeit, das nachzuholen. Unglaublich, was ich da an Unterwolle herauszupfe. Und ein Ende ist noch gar nicht abzusehen. Aber ich bleibe dran. Und ich bin gespannt, ob Doxi anschließend immer noch ein wenig dick aussieht.

[Update 14.07.2023Nein, nach fünf Sitzungen und gefühlt 4 Eimern Unterwolle, die ich bei ihr herausgekämmt habe, sieht Doxi nicht mehr dick aus, sondern wieder schlank in den Hüften.]

Doxi, das Fellmonster

Sitzung Nummer 2

vor drei Jahren:

Entspannen am Edersee

Entspannen am Edersee
Waldeck/Edersee, 9.07.2022

Blick aus dem Kellerwald auf den Edersee

Nach drei aufregenden Tagen auf der documenta 15 in Kassel müssen wir die vielen Eindrücke erst einmal verarbeiten. Wir lassen es deshalb etwas ruhiger angehen und genießen die Natur am schönen Edersee.

Wir stehen auf dem terrassierten Womo-Stellplatz auf der Halbinsel Scheid mit herrlichem Blick auf den See. Hinter uns wunderschöner Eichenwald, der zum Wandern einlädt.

Und am Abend praktizieren wir noch Yoga, kurz bevor es dunkel wird. Außer unserer sanften Yoga-Musik ist kaum ein Laut zu vernehmen und vom See zieht eine herrlich milde Brise herauf. Da macht das Yoga doppelt Freude.

vor zwölf Jahren:

D-Wurf Tag 49: Sieben Wochen – richtige Rabauken

 Büttgen, 9. Juli 2013

Heute werden die Welpen sieben Wochen alt. Sie bringen nun durchschnittlich 5,3 Kg auf die Waage. Mittlerweile sehen sie nicht nur wie richtige kleine Hunde aus, sie benehmen sich auch bereits wie Halbstarke. Zumindest, wenn sie eine aktive Phase haben, meist nach dem Fressen.

Es ist so schön zu beobachten, mit welcher Freude sie das Leben und seine vielen Möglichkeiten entdecken. Am liebsten natürlich durch den Mund 🙂