Wolken über Enkhuizen

Wolken über Enkhuizen
Enkhuizen (NL), 5. Juli 2025

Einfahrt in die Hauptgracht

Kaum bin ich in der vielleicht schönsten Stadt am westlichen Ijsselmeer eingetroffen, da wird das Wetter schlechter. Tja, kann man sich nicht immer aussuchen.

Enkhuizen mit seinen hübschen Grachten, den vielen Schiffen und der historischen Altstadt ist heute ein Tourismusmagnet. Doch im Mittelalter prosperierte der Ort vor allem durch die Heringsfischerei.

Um das Jahr 1600 waren 300 der insgesamt 500 Heringsfangschiffe Hollands hier stationiert, um in der Zuiderzee auf Fang zu gehen.

Als 1603 die Niederländische Ostindien-Kompanie gegründet wurde, war auch das reiche Enkhuizen mit Kapital daran beteiligt. Auf dem Höhepunkt des Wohlstands im Jahre 1652 war die Gemeinde mit 25.000 Einwohnern für damalige Verhältnisse eine Großstadt.

Doch dann verlagerten sich die Handelsströme und der Fischfang Richtung Amsterdam und England. Gemeinsam mit Edam, Hoorn und Medemblik ereilte Enkhuizen das Schicksal einer „toten“ Stadt, wie man das damals nannte.

Erst mit dem Aufkommen des Gartenbaus und des Tourismus um 1900 erholte sich die Gemeinde wieder. Heute ist von Niedergang nichts zu spüren. Die Stadt pulsiert, zumindest im Sommerhalbjahr – selbst, wenn es regnet.

( MITI )

Medemblik am Ijsselmeer

Medemblik am Ijsselmeer
Medemblik (NL), 5. Juli 2025

Gerahmter Blick auf das Kasteel Radboud

In den kommenden Tagen möchte ich mir ein wenig die Städte auf der Westseite des Ijsselmeers anschauen. Meine erste Station ist das bezaubernde Medemblik, das heute vor allem von der Landwirtschaft und dem Wassertourismus lebt.

Keine zwanzig Kilometer von hier befindet sich rund um den Ort Anna Paulowna (Gemahlin des früheren niederländischen Königs Wilhelm I.) das größte zusammenhängende Blumenanbaugebiet der Welt. Auch der berühmte Keukenhof hat dort seinen Sitz.

Medemblik verfügt über mehrere große Yachthäfen, die fast vollständig belegt sind. Gemütlich schaukeln die vielen Masten im Wind.

Dazwischen sehr viel Grün und kleine Kanäle, auf denen an diesem sonnigen Freitagnachmittag Einheimische auf ihren SUPs unterwegs sind. Wirklich nett und historisch gewachsen ist es hier, und wir stehen mit dem Wohnmobil mitten drin.

Hinter uns der Yachthafen und der Zugang zum Zentrum, vor uns das Ijsselmeer und ein Kinderbauernhof mit Enten, Lamas und prächtigen Pfauen, die in der Abenddämmerung ganz schön rumkrakelen. Aber als sich die Dunkelheit über das Wasser legt, machen auch die Pfauenmännchen Feierabend. Schließlich ist morgen auch noch ein Tag, um sich über die Pfauenhennen zu streiten.

( MITI )

Die Straße durchs Meer

Die Straße durchs Meer
Den Hoever (NL), 4. Juli 2025

Wird gerade renoviert: Das Denkmal für die Erbauer des Ijssel-Deichs

Heute bin ich zum ersten Mal über den Abschlussdeich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Ich war völlig überrascht, dass die Entfernung zwischen den beiden Ufern mehr als 30 km beträgt. Was für ein Wahnsinnsbauwerk!

Der Deich entstand in einer riesigen Kraftanstrengung Anfang der 1930er Jahre, um die Küstengebiete der Meeresbucht Zujiderzee vor Sturmfluten zu bewahren. Alle niederländischen Provinzen mussten für das Projekt Sand und Erde beisteuern, sonst wäre der Bau gar nicht möglich gewesen.

Außerdem erleichterte die Abschottung von der Nordsee die Schaffung mehrerer Polder zur Landgewinnung: das heutige Flevoland. Auf dieser größten künstlich geschaffenen Insel des Planeten leben heute rund 450.000 Menschen.

Die Trockenlegungen gingen zulasten des IJsselmeers, das dadurch entsprechend schrumpfte. Und durch Niederschlag und Flusseinmündungen verwandelte sich das Meerwasser über die Jahrzehnte in Süßwasser. So wurde das Ijsselmeer zu einem bedeutenden Trink- und Nutzwasserreservoir für die gesamten Niederlande.

Nun wollte ich heute aber gar nicht die gesamte Strecke abfahren, weil sie doch relativ eintönig ist: Auf der einen Seite der hohe Damm als Sperrwerk gegen die Nordsee, auf der anderen Seite das Ijsselmeer. Dazwischen die vier Fahrbahnen der A7. Und natürlich ein Fahrradweg, das muss in den Niederlanden sein.

Gut, dass es auf Zweidrittel der Strecke bei einer der beiden Schiffsschleusen für die Durchfahrt von der Nordsee ins Ijsselmeer eine Wendemöglichkeit für Fahrzeuge gibt.

Nach dem Verlassen des Damms haben wir kurz in Den Hoever Station gemacht, das auf der Westseite des Festlands unmittelbar danebenliegt. Am Wohnmobilstellplatz im Hafen habe ich meine ersten Pommes mit Kibbeling auf dieser Reise gegessen, und ich muss sagen: Das Es ha sich nicht wirklich gelohnt. Einfach alles viel zu fettig. Da bleibe ich doch besser bei meinem Lieblingssalat von Albert Heijn, den es hier ja auch überall gibt, genau wie Pommes und Kibbeling 🙂

( MITI )

Niederländisches Marinemuseum

Niederländisches Marinemuseum
Den Helder (NL), 4. Juli 2025

Auf dem Exerzierplatz findet an diesem Morgen eine feierliche Zeremonie statt

Der Hafen von Den Helder ist ein wichtiger Stützpunkt der niederländischen Kriegsmarine. Dort befindet sich auch das nationale Marinemuseum, das ich heute besucht habe, um das U-Boot „Tonjin“ zu besichtigen. Doch es gibt dort noch viel mehr zu sehen.

Neben einer umfangreichen Ausstellung zur Geschichte der niederländischen Marine vom Mittelalter bis in die Jetztzeit, wird im Außenbereich das Rammschiff „Schorpioen“ (dt: Skorpion) von 1868, sowie das Steuerhaus der früheren Lenkwaffenfregatte „De Ruyter“ von 1976 zugänglich gemacht.

Auf der De Ruyter kam erstmals ein 3D-Radar zum Einsatz, das bis zu einhundert Ziele in einer Entfernung von maximal 400 km gleichzeitig erfassen konnte – eine niederländische Erfindung, auf die man bis heute stolz ist.

Leider habe ich den interessanten Museumsbesuch mit einem Schaden an meinem Wohnmobil-Alkoven bezahlt. Als ich auf dem Parkplatz vor dem Museum manövrierte, bin ich dachseitig an dem langen Rohr einer modernen Schiffskanone vorbeigeschrammt. Habe ich einfach nicht gesehen. Ich bin gespannt, was mich dieser Spaß kostet. Könnte ein teures Vergnügen werden.

( MITI )

Im Bauch des Riesen-Thunfisches

Im Bauch des Riesen-Thunfisches
Den Helder (NL), 4. Juli 2025

Kommandobrücke des U-Boots „Thonjin“

Heute hatte ich Gelegenheit, erstmals ein U-Boot von Innen erkunden, die Tonjin (dt: Thunfisch). Man kennt das ja alles ein wenig aus dem berühmten Spielfilm „das Boot“. Hier aber in modern und in echt und zum Anfassen.

Zwischen 1960 und 1992 bildeten die Boote dieser Klasse das Herzstück der niederländischen U-Boot-Flotte. Ihre Aufgabe war das Aufspüren und die Verfolgung von gegnerischen U-Booten des Warschauer-Paktes in den Weiten des Atlantiks und im Mittelmeer.

Die 1.800 Tonnen schwere Tonjin und ihre Geschwister eigneten sich für diesen Zweck hervorragend, weil ihr Dieselmotor bei Bedarf zwei riesige Batteriespeicher aufladen konnte. Mit dieser Energie bewegte sich das Boot über längere Strecken elektrisch und damit fast lautlos über und unter Wasser fort.

Die Besatzung bestand aus 67 Mann, die in dem engen Schiffskörper über Wochen eingepfercht waren. Ausschließlich der Kapitän verfügte über eine eigene, winzige Kabine, Offiziere und Unteroffiziere immerhin noch jeweils über eine kleine Messe. Die Matrosen mussten im Torpedoraum speisen.

Vom Luxus der viel größeren US-amerikanischen und russischen Atom-U-Boote (bei den Russen gibt es sogar eine Sauna an Bord), war man weit entfernt.

Es ist spannend zu sehen, wie viel Technik in einem U-Boot wie der „Tonjin“ auf engstem Raum untergebracht war: Zwei Torpedokammern, Steuer-Raum, Radar-Raum, Sonar-Raum, Funk-Raum, Gefechtszentrale mit Periskopen, Unterwasserzentrale, dazu noch die Maschinen- und Schlafräume, Essensräume, Wasser- und Dieselvorräte, Luftkammern zum Auftauchen und Abtauchen, Proviant und vieles mehr.

Wer mit dem Auto nach Texel will, kommt auf den letzten zweihundert Metern zur Fähre unübersehbar an der „Tonjin“ vorbei, die dort neben dem Museum aufgedockt ist. Ich finde, ein Besuch lohnt sich. Aber natürlich nur, sofern man nicht schnell Platzangst bekommt.

( MITI )

Unterwegs im „de Slufter“

Unterwegs im „de Slufter“
Texel (NL), 3. Juli 2025

Blick vom alten Sanddeich in das 700 ha große Gebiet. Am Horizont ist der Durchbruch zum Meer zu erkennen.

Unser vorletzter Tag auf Texel beginnt für Doxi und mich mit einer schönen Wanderung durch die Salzwiesen im Naturpark „de Slufter“. Das Gebiet entstand im Jahre 1858, als ein Sturm die vordere Dünenkette am Meer durchbrach. Durch das rund eintausend Meter breite Loch dringt seitdem mit jeder Flut Meerwasser ein und fließt bei Ebbe wieder ab.

Glücklicherweise verhinderte der alte Sanddeich von 1629, der Texel mit dem damals noch abgetrennten Eierland verband, das weitere Vordringen des Meeres ins Inselinnere. Und so ist es bis heute.

Teile der wenigen vorhandenen Wege durch das Naturschutzgebiet werden zweimal am Tag durch die Gezeiten überflutet. Bei besonders starken Hochwassern steht sogar das gesamte Gebiet unter Wasser, wenn auch an den Rändern nur schwach.

Ich bin deshalb mit Doxi früh am Morgen zur Ebbe hierhergekommen, damit wir mühelos vom alten Sanddeich bis vorne zum Meer durchlaufen können.

Es ist eine wirklich interessante Gegend, die jährlich von bis zu einer Million Menschen besucht wird. Doch um diese Uhrzeit sind wir fast noch alleine unterwegs und können die Natur genießen.

Wenige charakteristische Pflanzen siedeln auf den Salzwiesen und in den Dünen. Dazwischen immer wieder komplett abgesperrte Areale, in denen tausende von Wasservögeln brüten. Regelmäßig durchbrechen die Schreie der Möwen die Stille und aus der Ferne ist konstant das Rauschen der Brandung zu vernehmen. Ein magischer Ort.

( MITI )