Schlagwort-Archive: kunst

Refik Anadol im Kunstpalast Dus

Refik Anadol im Kunstpalast Dus
Düsseldorf, 22. März 2023

Refik Anadol erklärt seine Kunst in einem Video

Als Programmierer und Kunstliebhaber bin ich fast zwangsläufig ein Fan der „generative art“, von Computern erzeugter Kunst. Vor einigen Jahren habe ich ein Programmier-Handbuch zu diesem Thema ins Deutsche übersetzt und auch selbst schon viel mit generativen Algorithmen herumexperimentiert.

Sehr gespannt war ich deshalb auf die Ausstellung mit Werken des türkischen Media-Künstlers Refik Anadol, der als Professor an der US-amerikanischen Westküste lehrt.

Die Ausstellung besteht im Wesentlichen aus drei Werken, allesamt Animationen mit fließenden Formen, die sich fortlaufend verändern und die Grenzen der Vorstellungskraft ausloten.

Zwei werden von Beamern auf riesige Wandflächen projiziert, die Dritte läuft auf drei großen Flachbildschirmen. Dazu wird im Hintergrund passende Ambient-Musik abgespielt.

Die Animationen sind sehr farbenfroh und laden in ihrer fortwährenden Veränderungen zum anhaltenden Betrachten ein. Ich konnte beobachten, dass sie viele Museumsbesucher ganz in ihren Bann ziehen.

Mir hat die Präsentation der Werke sehr gut gefallen, es war aber nichts dabei, was ich in der einen oder anderen Form noch nie gesehen hätte. Schön, dass diese Kunstform jetzt auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das Thema profitiert auf jeden Fall vom aktuellen Hype um das Thema Künstliche Intelligenz.

Refik Anadol im Kunstpalast Dus
Refik Anadol im Kunstpalast Dus

( MITI )

Peter Piller im Kunstverein Dus

Peter Piller im Kunstverein Dus
Düsseldorf, 15. März 2023

Motiv aus der Ausstellung

Selten, dass ich durch eine Kunstausstellung laufe und erst einmal so gar keine Idee habe, was das alles soll und wo hier der künstlerische Wert liegen mag.

Doch so erging es mir heute bei der Einzelausstellung von Peter Piller im Kunstverein der Rheinlande und Westfalen, bis … ja, bis ich den Ausstellungskatalog zur Hand nahm. Da lichtete sich der Nebel in meinem Kopf.

Piller war von 2006 bis 2018 Professor für Fotografie im Feld zeitgenössischer Kunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Seit Oktober 2018 leitet er die Klasse für Freie Kunst an der Kunstakademie Düsseldorf.

Bei seinen Aufnahmen steht nicht so sehr das einzelne Motiv im Vordergrund, das durchaus trivial, unprofessionell oder ganz einfach belanglos sein mag. Vielmehr geht es um Serien, deren Einzelaufnahmen ein bestimmtes Thema, ein Gedanke, ein Ereignis oder eine Meta-Ebene als Klammer verbindet.

Peter Piller im Kunstverein Dus

Kommentiertes Motiv aus einer DDR-Armeezeitschrift

Piller greift dabei gerne auf Aufnahmen zurück, die in anderen Medien oder Kontexten bereits publiziert wurden.

Wie bei den drei ersten unten gezeigten Motive, die aus einer populären DDR-Armeezeitschrift stammen und der Unschuld junger Frauen militärische Motive mit ähnlicher Anmutung gegenüberstellen.

Oder die Serie, in der Piller Fotos aus ganz unterschiedlichen sozialen Kontexten präsentiert, alle aufgenommen nach den Anschlägen auf das World Trade Center, als in Deutschland zu einer Minute stillen Gedenkens aufgerufen wurde.

Spannend zu beobachten, wie sich die Menschen in diesem Moment bemühen, traurig, andächtig oder betroffen, aber zumindest nicht teilnahmslos zu wirken.

In einer anderen Serie zeigt er das eine offizielle Motiv des amerikanischen Erstschlags auf Bagdad am Beginn des Irakkriegs und wie dieses Motiv in unterschiedlichen Ausschnitten, Farbintensitäten und auf unterschiedlichem Papier gedruckt damals sprichwörtlich um die Welt ging.

Oder Motive aus der Foto-Datenbank einer Schweizer Versicherung, alle aufgenommen von Geschädigten, um einen Versicherungsfall zu dokumentieren.

Hintergründig auch die Sammlung von harmlos wirkenden Motiven mit Blumen aus einem afghanischen Lehrbuch für den Biologie-Unterricht, erschienen in den noch friedlichen 1970er Jahren.

Diese Aufnahmen kontrastiert Piller mit dem Motiv einer geöffneten, rotbefeckten Hand, die das Leiden des afghanischen Volkes symbolisieren könnte. Doch die Hand ist nicht blutverschmiert und mit Patronen gefüllt, wie man auf einen flüchtigen Blick hin glauben könnte. Sondern es ist der Saft reifer Beeren, die süß und verzehrbereit in der offenen Handfläche liegen. Die Botschaft dahinter lautet: Genaues Hinschauen lohnt sich.

( MITI )

Jenny Holzer im K21

Jenny Holzer im K21
Düsseldorf, 14. März 2023

Echte menschliche Knochen als Mahnung an den Irak-Krieg

Jenny Holzer, der Name sagt mir bislang nichts. Die US-amerikanische Konzept- und Installationskünstlerin, Tochter eines deutschen Autohändlers und einer Reitlehrerin, wuchs in Ohio auf und studierte dort Kunst.

Holzers Schaffenswerk ist von mehreren Perioden und Serien geprägt, von denen einige nun im K21 in Düsseldorf zu sehen sind.

Bekannt wurde sie Ende der 1970er Jahre durch ihre „Truisms“, eine Serie von Einzeilern, die sie als anonyme Poster an Gebäuden, Mauern und Zäunen in Lower Manhattan plakatierte.

Später verbreitete Holzer die Truisms auch über andere Medien wie LED-Leuchtbänder, Sitzbänke, Aufkleber, T-Shirts und im Internet.

Eine ihrer Installation, „Mother and Child“, wurde 1990 auf der Biennale in Venedig präsentiert und dort mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.

Bereits seit den 1990er Jahren beschäftigt sich Holzer intensiv mit den Folgen von Krieg und Gewalt. Im K21 sind einige Arbeiten zu sehen, die sich auf den Irak-Krieg beziehen und auf Dokumenten basieren, die die US-Armee auf Druck der Öffentlichkeit preis gegen musste, teilweise geschwärzt, wie die Fingerabdrücke einiger Guantanmo-Inhaftieren, die sie in ihren Bildern verarbeitet.

Immer wiederkehrend: Ihre klassisch geformten Sitzbänke aus Marmor und Stein, auf denen Texte gegen Krieg und Gewalt eingraviert sind.

( MITI )

Out of Sight

Out of Sight
Düsseldorf, 9. März 2023

Der Wirklichkeit neue und unbekannte Ansichten abzugewinnen, das ist das Ziel der Arbeiten des Fotografen Andreas Gefeller.

Der Düsseldorfer Künstler betrachtet unseren Lebensraum und beschäftigt sich mit der technologisierten Gesellschaft und einer vom Menschen dominierten Natur.

Mit seinen Arbeiten fordert Gefeller die visuelle Wahrnehmung heraus: Kategorien wie Groß und Klein, Hell und Dunkel, Farbig und Farblos werden neu bestimmt, das Verhältnis zur Realität immer wieder neu definiert.

Der Künstler setzt Techniken ein wie das Collagieren digitaler Einzelbilder, Langzeit-, Kurzzeit- und Überbelichtung, Aufnahmen bei Nacht sowie aus ungewöhnlichen Perspektiven.

Dadurch gewinnt er aus scheinbar vertrauten Orten noch nicht dagewesene, bislang verborgene Bilder. Man kommt unwillkürlich ins Staunen. Faszinierend ist das.

( MITI )

Mehr Licht!

Mehr Licht!
Düsseldorf, 7. März 2023

Nach der tollen Christo-Werkschau zeigt der Kunstpalast Düsseldorf nun eine Ausstellung unter dem Titel „Mehr Licht“.

Es ist eine Zusammenstellung von 170 Werken verschiedener Künstler, die ab etwa 1820 entstanden. Die oft kleinformatigen Ölbilder verbindet, dass darin erstmals in der Kunstgeschichte das Flüchtige der Natur mit schnell trocknenden Farben direkt vor Ort festgehalten wurde.

„Raus aus den Ateliers“, war damals die Parole der Zeit. Es ging um einen neuen Blick auf die Natur. Plötzlich wurde das Beiläufige abbildungswürdig, die Bäume am Wegesrand, Gräser im Wind, sprudelnde Bäche. Aber auch die Architektur von Römern und Griechen, dem romantisierenden Zeitgeist folgend, war ein beliebtes Motiv,

Stets ist es das Spiel von Licht und Schatten, das im Mittelpunkt steht und auf vielen Bildern fasziniert. Zu ihrer Zeit wurden diese Studien von den Künstlern nur für den privaten Gebrauch genutzt. Erst zweihundert Jahre später werden sie aufgrund der veränderten Sehgewohnheiten als eigenständige Kunstwerke geschätzt. So, wie in dieser Ausstellung.

( MITI )

Truth is Dead

Truth is Dead
Düsseldorf, 5. März 2023

Gemütliches Beisammensein auf Windsor Castle

Eine köstlich amüsante Ausstellung präsentiert derzeit das NRW-Forum mit gestellten Fotomotiven von prominenten Politikern, Künstlern und Medienstars.

Die englische Künstlerin Alison Jackson inszeniert mit Unterstützung von Schauspieler*innen und Doppelgänger*innen vermeintliche Paparazzi- oder Dokumentaraufnahmen aus dem Intimleben zeitgenössischer Promis.

Politiker wie Donald Trump, George Bush, Bill Clinton und Angela Merkel werden ebenso aufs Korn genommen, wie Pop-Stars à la Kanye West, Michael Jackson oder die Rolling Stones. Doch vor allem die Mitglieder der englischen Royal Family haben es der Künstlerin angetan.

In ihren Werken täuscht, fälscht, provoziert Jackson und demonstriert damit, dass man sich in der Fotografie nicht auf die eigene Wahrnehmung verlassen kann.

Damit knüpft sie an das an, was in unserer Promi-geilen Medienwelt täglich geschieht: Geschichten bekannter Persönlichkeiten werden inszeniert und konsumierbar gemacht, um die Sehnsüchte und Illusionen von Lesern und Zuschauern zu befriedigen.

Alisons Fotografien sind Parodien, manchmal hyperreal und obszön, manchmal rütteln sie auf, aber viele Motive sind einfach nur lustig. Um es in den Worten der Künstlerin zu sagen: „Die Wahrheit ist tot. Nichts, was uns gezeigt wird, ist vertrauenswürdig, alles kann gefälscht sein und nichts ist authentisch. Was macht dieses Wissen mit uns?“

( MITI )