Elf Tage Texel und Holland

Elf Tage Texel und Holland
Holland, 12. Juli 2025

Strand im Naturschutzgebiet „De Slufter“

Sechs Wochen vor der Semesterabschlussklausur habe ich mir ein paar Tage Zeit genommen für eine kleine Tour durch Nord- und Süd-Holland. Das permanente Lernen die ganze Zeit über, da musste ich einfach mal wieder raus.

Doxi und ich haben zunächst drei Tage auf der schönen Insel Texel verbracht. So viel Strand und Dünen bei perfektem Badewetter, das hatten wir lange nicht mehr. Und auch keinen so teuren Camping-Platz, aber das ist ein anderes Kapitel.

Anschließend sind wir durch mehrere Städte am westlichen Ijsselmeer getourt: Den Helder, Den Hoever, Enkhuizen, Medemblik und Hoorn. Zum ersten Mal bin ich über den fast 30 km langen Deich gefahren, der das Ijsselmeer von der Nordsee abtrennt. Er hat dafür gesorgt, dass die ehemals stürmische Zuiderzee heute ein riesiger Süßwassersee ist.

Weiter ging es in südlicher Richtung zu den traditionsreichen Städten Alkmaar, Haarlem, Leiden, Gouda und Delft. In den pittoresken Altstädten kann man das Holland des Mittelalters noch heute hautnah erleben: Grachten, stolze Kirchen, prächtige Rathäuser, wehrhafte Stadttore und flämische Backsteingotik an jeder Ecke.

Nicht zu vergessen die zahlreichen historischen Windmühlen, häufig nicht zum Kornmahlen erbaut, sondern zur Entwässerung der Polder. Denn dieser Teil der Niederlande liegt teils deutlich unter dem Meeresspiegel.

Das alles hat mir sehr gut gefallen, auch die Kultur des Radfahrens in den Innenstädten. Nur, dass man in den Niederlanden selten mit dem Wohnmobil frei stehen darf und immer Camping-Plätze aufsuchen muss, passt nicht wirklich zu mir. Aber so ist es dann halt, das muss man in Kauf nehmen. Sonst vertreibt einen die meist freundliche Polizei, gerne auch mitten in der Nacht.

In Erinnerung bleiben wird mir diese Tour auch deshalb, weil ich mir beim Besuch des niederländischen Marinemuseums in Den Helder an dem Rohr einer ausgestellten Kanone das Dach meines Wohnmobils ein wenig aufgerissen habe. Echt dämlich, ist aber passiert. Obwohl ich den Riss ordentlich abgeklebt hatte, ist beim ersten heftigen Regen richtig viel Wasser eingedrungen. Werde ich wohl aufwändig reparieren lassen müssen …

Alle Fotos und Beiträge von dieser ereignisreichen Tour gibt es hier.

 

Tour-Kalender

Impressionen von dieser Reise

( MITI )

Der Schöne aus Boskoop

Der Schöne aus Boskoop
Boskoop (NL), 11. Juli 2025

Boskop-Äpfel, reif für die Ernte

Ich beende meine kleine Holland-Tour auf einem süßen Womo-Stellplatz im Ort Boskoop am Fluss Gauwe. In der Gemeinde zwischen Gouda und Alphen am Rhijn wurde 1856 als Zufallssämling der berühmte Boskop-Apfel entdeckt, genauer gesagt „Der Schöne aus Boskoop“, wie die Sorte offiziell heißt.

Aus der Luft kann man erkennen, dass die Gegend ein ganz markante, vom Menschen geschaffene Struktur aufweist: Überall gleichförmig lange und relativ schmale Grundstücke, die links und rechts von Kanälen eingefasst sind. Und das auf einer Fläche von mehr als 1.000 Hektar, also riesengroß.

Auf den Grundstücken existierten seit dem Mittelalter hunderte von Gartenbaubetrieben und Bamschulen, früher mit dem Schwerpunkt auf Apfelbäumen. Denn der torfhaltige Boden der Region eignet sich dafür besonders gut. Damals spielten die vielen Kanäle für die Bewässerung und den Transport eine entscheidende Rolle.

Doch heute sind die Grundstücke zu schmal für den modernen, quasi industriellen Obst- und Gemüseanbau. Viele Kanalgrundstücke wurden deshalb umgewandelt oder liegen brach. Auch mein heutiger Übernachtungsort hat als Womo-Stellplatz eine neue Verwendung gefunden. Richtig nett ist es hier.

( MITI )

Wo der gelbe Gouda wächst

Wo der gelbe Gouda wächst
Gouda (NL), 11. Juli 2025

Blick über die Hafengracht zur Kirche

Willkommen in der Käsemetropole Gouda. Mit dem Käse ging der Name um die Welt. Dabei wird das Milchprodukt traditionell gar nicht in der Stadt hergestellt, sondern auf den Milchhöfen im Umland. Doch in Gouda wurden die zehn bis zwölf Kilogramm schweren Käselaibe seit dem Mittelalter wöchentlich gehandelt. Das machte die Stadt berühmt.

Bis heute findet von April bis August jeden Donnerstag Vormittag der Käsemarkt statt. Weil sich die Handelsströme längst verlagert haben, wird das traditionelle Handelsgeschehen aber mittlerweile von Freiwilligen nachgespielt.

In den restlichen Niederlanden werden die Bewohner von Gouda deshalb gerne als Kaaskoppen (Käseköpfe) verspottet.

Andere bekannte Produkte aus Gouda sind Tabakspfeifen aus Ton, Kerzen und die in den Niederlanden sehr beliebten Sirupwaffeln.

Gouda verdankt seinen Namen dem angrenzenden Fluss Geuwe. Die Stadt wirkt wohlhabend, hat aber eine enorme finanzielle Last zu tragen, weil sie auf Sumpfland errichtet wurde. Der Untergrund rund um die Altstadt sackt immer weiter ab – bis heute. Die erforderlichen Gegenmaßnahmen haben bereits Millionensummen verschlungen.

( MITI )

Vermeer-Stadt Delft

Vermeer-Stadt Delft
Delft (NL), 10. Juli 2025

Am Marktplatz: Blick auf das historische Rathaus

Delft vor den Toren von Den Haag gehört zu den ältesten niederländischen Städten. Und heute auch zu den meistbesuchten. Das hat sie nicht nur der berühmten blauweißen Delfter Keramik zu verdanken, sondern auch dem bekanntesten Sohn der Stadt: Jan Vermeer van Delft, dem Maler des Lichts, geboren 1632.

Wir parken im Grünen vor den Toren der Stadt am Naherholungsgebiet Delftse Hout. Von dort sind es mit dem Fahrrad nur zehn Minuten bis in die historische Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Sie zeugen von Delfts Vergangenheit als blühende Handelsstadt im Goldenen Zeitalter.

Die Stadt wurde im 16. Jahrhundert von einem schweren Stadtbrand und im 17. Jahrhundert von der gewaltigen Explosion des Waffenmagazins heimgesucht, die nur wenige Gebäude verschonte. Doch das sieht man der Stadt heute nicht mehr an.

Delft verfügt über ein gut erhaltenes, von Grachten durchzogenes historisches Stadtbild, das von Brabanter Gotik und Patrizierhäusern der Renaissance geprägt ist und den typischen Charakter altholländischer Städte bewahrt hat.

Die Stadt liegt auf einem Polder zwei Meter unter dem Meeresspiegel und muss deshalb seit ihrer Gründung ständig entwässert werden. Das sorgt für eine gewisse Instabilität des Untergrunds. Schon von weitem ist der schiefe Turm der Kirche Oude Kerk erkennbar, der sich markant vom Kirchenschiff wegneigt.

Am Alten Markt steht gegenüber des prächtigen Rathauses die Nieuwe Kerk, in der seit der Zeit des Wilhelm von Oranien die Mitglieder der königlichen Familie beigesetzt werden. Weil Wilhelm vor seinen gewaltsamen Tod im Jahre 1584 Delft zu seiner Residenzstadt gekürt hatte, trägt sie heute den Beinamen Prinzenstadt, und das passt auch irgendwie zu ihrer Schönheit.

( MITI )

Pulsierendes Leiden

Pulsierendes Leiden
Leiden (NL), 10. Juli 2025

Blick von Rembrand’s früherem Geburtshaus zur Mühle „de Valk“

Komm, eine Stadt geht noch. Nachdem sich der Himmel am späten Nachmittag aufgeklart hat, fahren wir von Haarlem weiter in das quirlige Leiden. Es wird das erste Mal auf dieser Reise, dass wir über Nacht frei und kostenlos stehen können, auf einem Parkplatz am Fußballstadion, keine zwei Kilometer von der Altstadt entfernt.

Leiden ist Sitz der ältesten Universität der Niederlande. Entsprechend viele junge Menschen sind an diesem Sonntagabend im Zentrum unterwegs. Die Stimmung ist ausgelassen, vielleicht auch, weil ordentlich gekifft wird. In vielen Gassen riecht es intensiv nach Gras.

Leiden ist bekannt für seine schöne Altstadt und die zahlreichen Grachten, die von teils prächtigen Patrizierhäusern gesäumt werden. Vor allem in der Innenstadt ist Wasser ein wichtiger Bestandteil des Straßenbildes.

Auch das Hauptgebäude der Universität in einer ehemaligen Klosterkirche liegt an einer Gracht. Es ist die vielleicht bekannteste Gracht in ganz Holland: die Rapenburg.

Ein berühmter Sohn der Stadt ist der Künstler Rembrandt. Dort, wo früher sein Geburtshaus stand, erinnert heute ein Denkmal an den großen Maler. Von dort blickt man über das Wasser zur traditionsreichen Mühle „de Valk“. Ein im wahrsten Sinne des Wortes malerischer Anblick.

( MITI )

Seehafen Ijmuiden

Seehafen Ijmuiden
Ijmuiden (NL), 9. Juli 2025

Seeschiff auf dem Nordseekanal

Der drittgrößte Hafenumschlagplatz der Niederlande nach Rotterdam und Amsterdam ist Ijmuiden. Hier beginnt der Nordseekanal, den alle großen Seeschiffe auf ihren Weg nach Amsterdam passieren müssen. Die Stadt gibt es erst seit der Errichtung des Kanals im Jahre 1876, als sich zunächst Kanalarbeiter und Fischer hier ansiedelten.

Die älteren Stadtteile von Ijmuiden wirken heute etwas heruntergekommen, die jüngeren Teile haben den Charme einer sozialistischen Musterstadt – nur nicht aus DDR-Platte, sondern aus rotbraunem Backstein.

Wir stehen mit dem Wohnmobil auf einem kleinen kostenlosen Parkplatz neben der Fähre direkt am Nordseekanal. Immer wieder ziehen riesige Frachtschiffe an uns vorüber. Später mache ich mich mit dem Fahrrad auf, um die Stadt und den Hafen mit seiner riesigen Schleusenanlage zu erkunden.

Die Schleusen wurde im Laufe der Jahrzehnte mehrmals erweitert und der Nordseekanal vertieft, um immer größeren Schiffen die Passage zwischen Nordsee und Amsterdam zu ermöglichen. Ein neuer Superlativ wurde 2022 mit der „Neuen Seeschleuse Ijmuiden“ erreicht, die mit einer Schleusenkammer von 500 Meter Länge und 70 Meter Breite die größte der Welt ist.

Hinter den Schleusen erheben sich die Schlote des 1918 errichteten Stahlwerks „Koninklijke Hoogovens“, das heute zur indischen Tata-Gruppe gehört. Aus dem Werksgelände dampft es gewaltig in den Himmel – ein Zeichen, dass die Hochöfen nicht stillstehen.

( MITI )