Hier kommt der zweite Teil meiner Streetart-Tour Düsseldorf von Fronleichnam 2025: Von groß bis klein, von skurril bis gefällig war vieles dabei. Respekt an alle, die hier ihre Kreativität mit Pinsel und Sprühdose zum Ausdruck gebracht haben.
Vor einigen Jahren hat sich die Kunstakademie Düsseldorf einen eigenen Raum geschaffen, um Werke ihrer Dozenten und Professoren öffentlich auszustellen. Man möchte damit das Gedächtnis der Akademie pflegen, zur Selbstreflexion anregen und neue Akzente in der Kunstszene der Stadt setzen.
Die Galerie am Burgplatz befindet sich auf der Rückseite des Rathaus-Karrees. Zweimal jährlich, jeweils zum Semesterbeginn, wechseln die ausgestellten Werke. Die breite Spanne an Materialien und Technikenrepräsentiert die Unterschiedlichkeit der Kurse an der Kunstakademie.
Die aktuelle Präsentation steht unter dem etwas spröden Titel „Bildspeicher IV – Neue Werke in der Sammlung“. Sie umfasst den ersten Teil der Neuschenkungen der zurzeit Lehrenden, ergänzt durch Arbeiten kürzlich emeritierter Kunstprofessoren und Professorinnen.
Nina Canell, Elsewhen, 2024
Gereon Krebber, Derelikt, 2024
Ellen Gronemeyer, Comates, 2015
Gregor Schneider, Total isoliertes Gästezimmer, Haus u r Rheydt, 1995
Thomas Scheibitz, der Zeuge im Saal, 2020
Danica Dakic, SAFER FRAME III, 2012
Peter Piller, Peripheriewanderung Winterthur, 2013
Donatella Fioretti, Modell Stadtbibliothek Manneheim, 2020
Georg Herold, Mountains of Cocaine V, 1990
Eberhard Havekost, AH, 2018
Kati Heck, Jungs VI, 2023
Dominique Gonzalez-Foerster, Foxyne I, 2022
Len Newton, Bühnenbild für das Theater Rotterdam, 2024
Das wunderschöne Wetter und die Ruhe des Feiertags auf den Straßen habe ich heute für eine mehrstündige Motorrad-Kreuzfahrt durch die vielen Stadtteile von Düsseldorf genutzt – immer auf der Suche nach sehenswerter Streetart.
Wohin soll die Reise gehen?
Von Rath im Norden über die Mitte bis Eller, Lierenfeld und Reisholz ganz im Süden der Landeshauptstadt ging meine Tour. Einige Adressen hatte ich vorher im Internet recherchiert, andere Werke sind mir überraschend ins Netz gegangen.
Was tief in Hinterhöfen versteckt liegt, entdeckt man natürlich nur nach Hinweisen. Doch was an den Straßen auf freiliegenden Häuserwänden an Baulücken oder unter Brücken und Überführungen zu sehen ist, dafür entwickelt man nach einer Weile ein gewisses Gespür.
Freilich, nicht alles, was aus Farbe entsteht, ist automatisch Kunst. Ich habe deshalb bei weitem nicht jede Arbeit fotografiert, die mir begegnet ist. Doch vor allem bei meterhohen Gemälden, die nicht ohne Kran oder Gerüst und damit als Auftragsarbeiten entstanden sein können, war viel Sehenswertes dabei.
Streetart ist häufig witzig, kreativ, politisch, ironisch oder einfach nur fett. Sie kann aber auch Teil der Erinnerungskultur sein. Etwa am ehemaligen Güterbahnhof in Derendorf, wo mehrere Murals auf die Deportation tausender Düsseldorfer Juden in die NS-Vernichtungslager verweisen, die hier ihren schrecklichen Anfang nahm.
Nicht großformatig, aber dennoch spektakulär empfand ich einen rosa Flamingo, dem ich unweit des Düsseldorfer Polizeipräsidiums fast über die Füße gerollt wäre. Die reduzierte, filigrane Linienführung erinnert mich stark an Harald Neagli. Ob hier tatsächlich der berühmte Sprüher von Zürich aktiv war, will ich noch herausfinden. Aber für mich sah es so aus. Auf jeden Fall eines der Highlights meiner heutigen Schatzsuche. Teil II und III folgen.
Gleich mehrere Serien von Arbeiten der äthiopisch-amerikanischen Künstlerin Julie Mehretu (*1970) werden derzeit in der Kunstsammlung NRW präsentiert.
Diese bislang größte Überblicksausstellung in Deutschland zeigt mit rund 100 Werken die ganze Bandbreite von Mehretus Schaffen: von frühen, urbanistisch geprägten Linienzeichnungen der 1990er Jahre bis zu ihren jüngsten abstrakten Gemälde, vielfach im XXL-Format.
Die Wurzeln ihrer frühen Arbeiten bilden architektonische und urbanistische Pläne, die vielfältige Bewegungsarten andeuten: Flugrouten, Wind- und Wasserströmungen, Autobahnen, U-Bahn- oder Telefonnetze.
Mehretu kombiniert dabei Malerei und Zeichnung. Sie selbst spricht von „drawing into painting“. Die Pinselführung erinnert zum Teil an chinesische Kalligrafie. Es lassen sich aber auch formale Verbindungen zum Werk Wassily Kandinskys oder Kasimir Malewitschs ziehen.
Migration und Krieg, Autobiografisches und Visionäres bildet die Grundlage für ihre suggestiven Bildwelten, die man als Metaphern auf die globalisierten gesellschaftspolitischen Verhältnisse des beginnenden 21. Jahrhunderts deuten kann.
Die Ausstellung verdeutlicht Mehretus Schaffensprozess. Häufig geht sie von Medienbildern politischer Ereignisse und historischer Schauplätze aus und übersetzt diese in abstrakte Kompositionen, die sie mit Notationen, Übermalungen und Abklebungen überzieht.
Mit einer Auswahl von Mehretus Referenzmaterial und teils nie gezeigten Papierarbeiten setzt die Ausstellung die Konzepte hinter den Arbeiten der Künstlerin in einen größeren zeit- und kunstgeschichtlichen Kontext.
Julie Mehretu, Unsichtbare Linie, 2010
Julie Mehretu, Schwarze Stadt, 2007
Julie Mehretu, Chimära, 2013
Julie Mehretu
Julie Mehretu
Julie Mehretu, Geisterhymne (nach dem Floß), 2019
Julie Mehretu, Unter den Vielen XIII
Julie Mehretu, Loop Bolsonaro, 2019
Julie Mehretu, Deine Hände sind die zwei Schaufeln, die in mir graben, 2021
Ulrike Arnold bei ihrer künstlerischen Arbeit in Chile
Bilder aus gemalter Erde, Sand und Stein von abgelegenen Orten auf diesem Planeten sind das Markenzeichen der Düsseldorfer Künstlerin Ulrike Arnold (*1950).
Eine Auswahl ihrer riesengroßen Werke, die häufig direkt vor Ort unter freiem Himmel entstehen, ist jetzt in der Düsseldorfer Johanneskirche zu sehen. Dazu werden dokumentarische Arbeiten des Fotografen Victor Van Keuren gezeigt, der den Schaffensprozess der Künstlerin begleitet hat.
Links und rechts des Altars hängen zwei sieben Meter lange Werke, auf den Stufen davor Leinensäckchen mit gesammelten Erden aus Chile, die in diese Bilder im wahrsten Sinne des Wortes eingeflossen sind.
Ulrike Arnold möchte mit ihren Arbeiten dazu anregen, den Respekt und die Bewunderungfür die Schönheit der Erde neu zu entdecken. Ihre Arbeiten versteht sie als Einladung, ein Bewusstsein für unseren Planeten und für unser Kommen und Gehen anzustoßen. Von daher passt der Ausstellungsort ganz wunderbar zu ihren Werken.
Gartenansicht von Haus Lange, entworfen von Ludwig Mies van der Rohe Ende der 1920er Jahre
Irgendwann in den 2000er Jahren bin ich bei der Beschäftigung mit herausragenden Beispielen der Bauhaus-Architektur auf die beiden Villen Haus Lange und Haus Esters in Krefeld gestoßen.
Damals ist mir gar nicht klar geworden, dass insbesondere Haus Lange bereits seit Mitte der 1950er Jahre als international bekannter Ausstellungsraum für zeitgenössische, experimentelle Kunst genutzt wird.
Renommierte Künstler, darunter Christo und Yves Klein, haben hier ihre Spuren hinterlassen, indem sie ortsspezifische Kunst für dieses Haus schufen.
Die aktuelle Sonderausstellung im Haus Lange zeichnet die Historie dieser Entwicklung unter dem Titel „Teilweise möbliert, exzellente Aussicht. Ortsspezifische Kunst für Haus Lange Haus Esters“ nach.
Gezeigt werden Skulpturen, Installationen, Filme, Gemälde, sowie zahlreiche Dokumente aus dem Archiv der Kunstmuseen Krefeld. Vertreten sind Werke und Projekte von: Lara Almarcegui, Celine Berger, BLESS, Daniel Buren, Christo, Jasmina Cibic, Bogomir Ecker, Elmgreen & Dragset, Barry Flanagan, Hans Haacke, Haus-Rucker-Co, Bethan Huws, Anna K.E., Yves Klein, Karin Kneffel, Richard Long, Mario Merz, Claes Oldenburg, David Reed, Andreas Schmitten, Gregor Schneider, Richard Serra, Timm Ulrichs, Lawrence Weiner, Andrea Zittel und weitere. Ein spannender Rückblick auf 70 Jahre Nachkriegskunst.
Desiree Heiss und Ines Kaag, BLESS No 66, 2019
Andreas Schmitten, Fragile Konstruktion, 2019
Christo, Wrapped Floors, 1971
Christo, Wrapped Walkways, 1971
Menashe Kadishman, Der Wald, 1970
Karin Knefel, OhneTitel, 2009
David Reed, #645 B,C, 2014
Ausschnitt aus David Reeds #645 B,C, aus dem Jahre 2014
Daniel Buuren, Peinture acrylique blanche sur tissue raye blanc et rouge, 1969
Yves Klein bei seiner Arbeit an dem „Weißen Raum“, 1969
Mario Merz, Drehen sich die Häuser um dich oder drehst du dich um die Häuser, 1973
Jan Dibbets, Markierung von Lichteinfällen und Schattenbeobachtungen mit Klebeband an den Wänden und auf dem Fußboden, 1969
Karin Knefel, Ohne Titel, 2009
Ausblick aus dem Obergeschoss in den Garten
Skulptur vor Haus Esters
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