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Mächtige Burg Steinau

Mächtige Burg Steinau
Steinau a.d. Straße, 4. Mai 2022

Landseitige Zufahrt zur Burg, früher über eine Zugbrücke

Tag
4
Ich bin ein wenig überrascht, im gar nicht so großen Steinau mitten im Ort eine so mächtige Burg – pardon Schloss – anzutreffen.

Die fünfeckige Anlage ging wohl aus einer mittelalterlichen Burg aus dem 13. Jahrhundert hervor, die im Besitz der mächtigen Grafen von Rieneck war. Später kamen Stadt und Burg als Mitgift einer Heirat an die Herren von Hanau.

Im mittelalterlichen Verteidigungssystem schützte die Burg die Südseite der Stadt, während der Norden von der damals unzugänglichen Kinzigaue abgeschirmt wurde.

Von der mittelalterlichen Anlage sind noch Teile der Ringmauer und der hohe Bergfried erhalten, der die Stadt weithin sichtbar überragt.

Im späten Mittelalter wurde die Anlage mehrfach erweitert und in ein Schloss umgewandelt, das u. a. als Witwensitz für die Gräfinnen von Hanau genutzt wurde.

Vor dem Schloss sind der Marstall von 1557/58 und der Viehhof mit Gebäuden aus dem 16. und 18. Jahrhundert erhalten geblieben.

Heute gehört die gesamte Anlage mit dem Schlossmuseum und der Brüder-Grimm-Gedenkstätte zur Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten Hessens.

( MITI )

Gebrüder-Grimm-Stadt Steinau

Gebrüder-Grimm-Stadt Steinau
Steinau a.d. Straße, 4. Mai 2022

Hausfassade mit Motiven aus Grimms-Märchen

Tag
4
Sie haben in der Kulturgeschichte Deutschlands der letzten 200 Jahre nachhaltige Spuren hinterlassen: die Sprachwissenschaftler und Volkskundler Jacob Grimm (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859).

Ihre weltberühmten Kinder- und Hausmärchen werden bis heute erzählt, und das von ihnen begonnene, umfassende „Deutsche Wörterbuch“ ist ein epochales Grundlagenwerk.

Gemeinsam mit Karl Lachmann und Georg Friedrich Benecke gelten die Brüder deshalb als Begründer der Germanistik.

In Steinau an der Straße werden Jacob und Wilhelm Grimm auf vielfältige Weise gewürdigt, denn dort verbrachten die Beiden als Söhne des Amtmanns Philipp Wilhelm Grimm ihre Jugend.

Das Amtshaus, in dem der Vater residierte und die Familie lebte, ist heute ein Museum, das an das Wirken der beiden berühmten Brüder erinnert.

Diese waren ab den 1830er Jahren als Professoren an der Universität Göttingen tätig. Auf politischer Ebene arbeiteten sie darauf hin, die damalige deutsche Kleinstaaterei zu überwinden.

Die Brüder halfen mit, die Menschenrechte in Deutschland zu formulieren und Jacob war als Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 engagiert. Zwei wirklich faszinierende Persönlichkeiten, wie ich finde.

( MITI )

Rauf zur Bellinger Warte

Rauf zur Bellinger Warte
Steinau a.d. Straße, 4. Mai 2022

Blick von der Bellinger Warte hinunter nach Steinau

Tag
4
Nach unserem Stadtspaziergang wandern Doxi und ich in südlicher Richtung hinaus aus Steinau auf die nördlichen Höhen des Spessarts jenseits des Kinzigtals und zur Bellinger Warte. Von dort soll man einen tollen Rundblick auf die Stadt und die umliegenden Wälder genießen können.

Die Bellinger Warte, die heute als steinerner Nachbau aus den 1960er Jahren an historischer Stelle steht, war einer von vier Wachtürmen rund um Steinau. In Verbindung mit künstlich angelegten Wällen, Gräben und Hecken bildete sie die mittelalterliche Landwehr der Stadt.

Bei herrlichem Sonnenschein laufen wir durch die liebliche Landschaft mit Feldern und Wiesen und Obstbäumen und tollen Fernblicken ins Kinzigtal. Alles blüht, auch die Rapsfelder hinter der Bellinger Warte Richtung des namensgebenden Ortes Bellings.

Ich höre unterwegs einen packenden Podcast über die nunmehr vierzigjährige Bandgeschichte der Toten Hosen und erfreue mich einfach nur des Lebens. Schöner wird’s nimmer, denke ich, es sei denn, mein Schatz wäre mit von der Partie 🙂

( MITI )

Schlüchtern – Burg Brandenstein

Schlüchtern – Burg Brandenstein
Schlüchtern, 5.05.2022

Skultpur vor der Westfassade des ehemaligen Benediktinerklosters Schlüchtern

Tag
5
Wir haben unsere letzte und östlichste Station im Kinzigtal erreicht: Schlüchtern. Die Kinzig ist hier noch ein größerer Bach, denn sie entspringt gerade einmal 10 Kilometer entfernt im Ort Sinntal.

Erst durch die Vereinigung mit dem Elmbach an der Mauerwiese südlich der Altstadt von Schlüchtern wird aus der Kinzig ein richtiger Fluss. An dieser Stelle endet bzw. beginnt auch der Spessartbogen, ein 91 Kilometer langer Prädikatswanderweg durch den Naturpark Hessischer Spessart.

Die Region um Schlüchtern wird Bergwinkel genannt, weil hier die Ausläufer mehrerer Gebirge auslaufen: die Brückenauer Kuppenrhön im Osten, der Sandsteinspessart im Süden und der südliche untere Vogelsberg im Westen.

Die Innenstadt wird von den beiden Türmen des ehemaligen Benediktinerklosters Schlüchtern dominiert, das heute Teil eines größeren Schulkomplexes ist. Neben einigen Fachwerkhäusern überwiegen in der Innenstadt Zweckbauten aus den 50er bis 70er Jahren.

Nach einer kurzen Tour durch die Innenstadt mache ich mich mit Doxi auf zur Burg Brandenstein, etwa 5 km von Schlüchtern entfernt. Wir folgen dabei zunächst dem Elmbach zum Ort Elm und steigen dahinter zur Burg auf.

Brandenstein bedeutet so viel wie „Steiniger Hügel“. Tatsächlich liegt die Burg aus dem 13. Jahrhundert auf einem Ausläufer des Ebertsberges, in dem sich Schichten aus Buntsandstein, Muschelkalk und Basalt abwechseln.

Allerdings rappelt es dort trotz der idyllischen Lage in der Natur regelmäßig ganz ordentlich – der Berg wird seit dem Beginn des Zwanzigsten Jahrhundert von einer viel befahrenen Eisenbahnstrecke getunnelt.

Beim ersten langen Güterzug erschrecke ich mich noch, weil man die Bahnstrecke vom Wanderweg aus gar nicht wahrnimmt, aber beim nächsten Mal weiß ich schon, woher das Geräusch kommt …

Mit dieser Wanderung endet meine Reise durch das Kinzigtal und damit der erste Abschnitt meiner Spessart-Tour. Von nun an geht es in den Hochspessart und damit tiefer hinein in den dunklen und sagenumwobenen Wald.

( MITI )

Im schönen Jossatal

Im schönen Jossatal
Mernes, 5.05.2022

Doxi an der Jossa im Talgrund

Wir sind im Hochspessart eingetroffen. Die erste Nacht verbringen wir auf dem schönen Womo-Stellplatz in Mernes. Der kleine Ort liegt rund acht Kilometer südöstlich von Salmünster im Tal der Jossa, jenseits eines Höhenrückens des zum Kinzigtal hin auslaufenden Spessarts.

Die Jossa ist ein 32 km langer Spessart-Fluss, der im Jossgrunder Ortsteil Lettgenbrunn entspringt und beim Ortsteil Jossa der Gemeinde Sinntal in die Sinn mündet.

Am Abend wandere ich mit Doxi durch das mittlere Jossatal von Mernes 5 km nach Burgjoß und wieder zurück.

Die Talwiesen zwischen den beiden Orten werden stellenweise von weißen Rindern, Ziegen und frei laufenden Hühnern bevölkert.

In Burgjoß schauen wir uns das Wahrzeichen des Ortes, das frühere Renaissance-Wasserschloss, an. Das Schloss wurde zwischen 1541 und 1573 unter Daniel Brendel von Homburg ausgebaut, dem mächtigen Erzbischof und Kurfürsten von Mainz. Heute ist darin ein hessisches Forstamt untergebracht.

Auf dem Rückweg machen wir an einer Kuhweide halt, auf der neben zahlreichen Muttertieren und vielen Kälbern auch der riesig wirkender Bulle – vermutlich der Papa – weidet. Nach und nach kommen erst die Kleinen, dann auch die Alten zu uns heran, um vor allem Doxi zu bestaunen. Süß ist das.

( MITI )

Im Jossgrund

Im Jossgrund
Jossa, 6.05.2022

„Dreiflüsseaussicht“ nennt sich dieser Punkt im Jossgrund

Tag
6
Von Mernes sind wir in nordöstlicher Richtung weiter durch das Jossatal nach Jossa gefahren. Östlich des Ortes endet das Tal und die Jossa mündet in die Sinn.

Das Sinntal, durch das die Sinn gen Süden abfließt, bildet die Grenze zwischen Spessart und Rhön.

Die südliche Gemarkungsgrenze von Jossa markiert außerdem die Grenze zwischen den Bundesländern Hessen und Bayern. Hinter Jossa beginnt Unterfranken.

Das Ortsbild wird durch ein großes Eisenbahn-Viadukt der alten Nord-Süd-Strecke Fulda–Würzburg geprägt.

Regelmäßig kann man dort Eisenbahnfans beobachten, die die Züge mit großen Zoomobjektiven fotografisch festhalten, insbesondere die Lokomotiven.

Ich bin allerdings nicht wegen der Eisenbahn hier, sondern weil ich mit Doxi noch ein wenig durch diesen nördlichsten Abschnitt des Jossa-Tals wandern möchte. Etwas oberhalb des Flusses laufen wir acht Kilometer durch den Wald.

Es ist schön, zu beobachten, wie sich der Fluss durch das Tal schlängelt. Besonders pittoresk ist dies an einem speziell markierten Aussichtspunkt. Dort verweilen wir einen Moment und genießen den Ausblick, bevor es zurück zu unserem Stellplatz am Fußballplatz von Jossa geht.

( MITI )