Tag 5Am späten Nachmittag unternehme ich mit Doxi im tief stehenden Licht der Herbstsonne eine aussichtsreiche Wanderung von Oberammergau nach Unterammergau. Der kürzeste Weg führt direkt an der Ammer entlang, die nördlich von Oberammergau im Ettaler Moos entspringt und in südlicher Richtung bis Dießen fließt, wo sie in den Ammersee mündet.
Weil auf dem Ammerweg an diesem Sonntagnachmittag viel los ist, entscheide ich mich auf dem Hinweg für eine Alternativroute, die uns am Fuße der Hügel auf der Ostseite des Ammertals entlang führt.
Am Ortsausgang von Oberammergau müssen wir jedoch erst einmal einen kleinen Stopp einlegen, weil eine Kuhherde über den Feldweg zurück in den Stall geführt wird. Ganz fasziniert beobachtet Doxi die vorbei trabenden Kühe.
Anschließend geht es am Fuße der Hügel durch schöne Wiesenlandschaft, die von zahlreichen Kuhherden beweidet wird. Hinter uns öffnet sich ein herrlicher Blick ins Tal der Ammer mit Oberammergau vor der prächtigen Kulisse der Ammerberge.
Als wir Unterammergau erreichen, steht die Sonne schon tief über den Bergen und wirft lange Schatten ins Tal. Sofort wird es deutlich kühler. Weil ich nicht in die Dunkelheit geraten möchte, machen wir uns schnellen Schrittes auf den Rückweg entlang der Ammer.
Während Oberammergau am Nachmittag noch voller Touristen war, ist es bei unserer Rückkehr am Abend bereits viel ruhiger geworden. Fast dreißig Kilometer sind wir heute gewandert. Ich bin froh, als wir wieder das Wohnmobil erreichen. Das war ein sehr schöner, aber auch etwas anstrengender Tag.
Wanderkarte unserer Tour
Die Ammer am Nordrand von Oberammergau
Blick in die Berge
Wir müssen einer vorbeiziehenden Kuhherde Platz machen
Alles so schön feucht hier: Blick ins Ettaler Weidmoos
Tag 6Wir stehen weiterhin mit dem Wohnmobil auf dem Übernachtungsplatz am südlichen Ortsrand von Oberammergau. Bereits gestern war für den heutigen Tag durchgängiger Regen angekündigt, und so kommt es tatsächlich auch. Die dicken Wolken hängen tief über der Landschaft, doch das kann uns nicht schrecken 🙂
Am Morgen mache ich mich mit Doxi auf zu einer Wanderung entlang der Ammer in südlicher Richtung zur Ettaler Mühle. Wir passieren dabei das Naturschutzgebiet „Ettaler Weidmoos“.
Das Kalkflachmoor mit kleinen Hochmoorinseln ist vor allem wegen seiner Wasserverhältnisse eine Besonderheit unter den bayerischen Mooren.
Im Ettaler Weidmoos entspringt die Ammer aus verschiedenen Quelltöpfen, die aus dem hier zutage tretenden Wasser der Linder gespeist. Dieser kleine Gebirgsbach entspringt zehn Kilometer südwestlich unmittelbar an der Grenze zwischen Tirol und Bayern in der Nähe von Schloss Linderhof.
Knapp vier Kilometer westlich des Quellbereichs der Ammer versickert die Linder in dem durchlässigen, kalkigen Untergrund, um nach kurzer Zeit wieder als Ammer zutage zu treten.
Die verschiedenen Quellen vereinen sich schon bald zu zwei stattlichen Bächen. Der eine fließt mithilfe eines Dükers unter der Ammer hindurch und treibt das Wasserrad der Ettaler Mühle an. Der andere schlängelt sich in nördlicher Richtung durch das Weidmoos und mündet von links in die Ammer.
Entstanden ist das Weidmoos durch Verlandung eines nach der Eiszeit hier zurück gebliebenen Schmelzwassersees. Einige seltene Pflanzen- und Tierarten sind in diesem Gebiet zu Hause. Das 159 ha große Moor wurde deshalb 1982 unter Naturschutz gestellt.
Im Regen wirkt die unzugängliche Landschaft wie verwunschen. Der Himmel spiegelt sich in den vielen Wasserflächen wider und lässt die Übergänge zwischen Land, Wasser und Luft fließend erscheinen. So kann auch das schlechte Wetter seinen ganz eigenen Reiz entfalten.
An der Ammer zwischen Oberammergau und Ettal
Massive Gesteinsabbrüche südlich von Oberammergau
Blick in nördlicher Richtung über das Moos auf den Vorderen Rappenkopf und den Kofel
Seitenansicht auf den Vorderen Rappenkopf.
An der jungen Ammer
Blick zwischen den Bergen in Richtung des Ortes Graswang
Blick über das Moos in Richtung der Ettaler Mühle. Dahinter der Ziegelspitz.
Oben rechts erkennt man das Gipfelkreuz auf der Spitze des Kofels
Tag 6Nach unserer regenreichen Morgenwanderung zum Ettaler Weidmoos legen wir erst einmal eine Pause im Wohnmobil ein, um unsere durchnässte Kleidung zu trocknen. Als der Regen am Nachmittag ein wenig nachlässt, machen wir uns erneut auf den Weg. Diesmal soll es auf den Kofel gehen, einen der beiden Hausberge von Oberammergau.
Der 1342 Meter hohe Kofel ist durch seine exponierte Lage und die markante Form seines Gipfels weithin aus dem Ammergau und aus Richtung Ettal zu erkennen. Der Gipfel liegt nur etwa einen Kilometer Luftlinie vom Ortskern Oberammergaus entfernt.
Wir wählen für den Aufstieg die direkte Route, die in der Nähe des Oberammergauer Friedhofs auf 840 Meter Höhe startet. Zunächst kommen wir an der sogenannten Lourdes-Grotte vorbei. Bald darauf erreichen wir die „Kälberplatte“ auf der Südseite des Kofels, eine große Kuhweide mit herrlichem Blick auf den Berggipfel.
Dahinter beginnt unser Aufstieg auf einem bewaldeten Serpentinenweg („Königsteig“), der von vielen Steinen und Wurzeln durchsetzt ist. Auf zwei Dritteln der Strecke müssen wir ein großes Schotterfeld passieren, das den Blick ins Tal freigibt.
Doxi fällt es sichtlich schwer, auf den rutschigen und spitzen Schottersteinen zu laufen, doch es ist nur eine vergleichsweise kurze Passage. Nach einer weiteren Wegstrecke durch den Wald erreichen wir einen Regenunterstand. Dahinter beginnt ein gesicherter Steig auf den letzten fünfzig Metern hinauf zum Gipfel.
Blick von der Kälberplatte zum markanten Gipfel des Kofels
Mit Hund ist diese Strecke nicht passierbar. Ich überlege kurz, ob ich Doxi hier anleinen und alleine zum Gipfel aufsteigen soll. Doch ich entscheide mich dagegen und beginne stattdessen den Abstieg über die nördliche Flanke.
Der sogenannte „Marxersteig“ ist weniger serpentinenartig, doch dafür geht es auch nicht so schnell abwärts. Unterdessen setzt immer stärkerer Regen ein.
Nach knapp einer Stunde im Abstieg erreichen wir schließlich die Kolbenalm auf 1040 Metern Höhe. Dort endet der Wald und beginnen die Wiesen, die sich bis hinunter nach Oberammergau ziehen.
Drei Stunden nach unserem Aufbruch stehen wir schließlich wieder vor dem Wohnmobil, völlig durchnässt, aber zufrieden über diese landschaftlich reizvolle und auch ein wenig fordernde Tour. Gut, dass wir uns vom Wetter nicht haben abschrecken lassen. Sonst hätten wir diesen schönen kleinen Berg verpasst.
Wanderkarte unserer Regentour
Blick auf den Kofel von Norden
Die Lourdesgrotte am Fuße des Kofels
Auf der Kälberplatte weiden Kühe
Felsig ist der Weg aufwärts
Doxi rennt immer schön voraus
Das Schotterfeld hat eine Lücke in den Wald geschlagen und gibt den Blick auf den Vorderen Rappenkopf frei
Beim Abstieg müssen wir mehrere Wildbäche passieren
Die Kolbenalm oberhalb von Oberammergau
Blick von der Kolbenalm hinunter nach Oberammergau
Seitlicher Blick auf den Kofel beim Abstieg von der Kolbenalm
Tag 7Südlich von Oberammergau befinden sich auf dem Gemeindegebiet von Ettal zwei kulturhistorische Sehenswürdigkeiten ersten Ranges: Das Schloss Linderhof und die Benediktinerabtei Ettal.
Wir besuchen früh am Morgen zunächst das Schloss Linderhof und haben das Glück, noch vor den ersten Bussen mit Touristen aus aller Welt dort einzutreffen. Das Schloss ist ein fester Bestandteil vieler Bayern- und Deutschland-Rundreisen und verzeichnet jährlich annähernd eine halbe Million Besucher.
Es ist das kleinste der drei Schlösser des „Märchenkönigs“ Ludwigs II. und das einzige, das noch zu seinen Lebzeiten vollendet wurde. Linderhof gilt als das Lieblingsschloss Ludiwgs, in dem er sich mit Abstand am häufigsten aufhielt.
Das Schloss zitiert in seiner Gestalt französische Lustschlösser des 18. Jahrhunderts. Außerdem werden Motive des bayerischen Rokokos aufgegriffen. Man sieht es dem Bau nicht an, aber das Schloss wurde komplett aus Holz errichtet und nur mit Putz verkleidet.
Mit dem Bau des Schlosses wurde zwischen 1874 und 1880 auch der Schlossgarten angelegt, der mich besonders beeindruckt. Neben Anleihen aus Barock- und Rokokogärten folgt der Park im Graswangtal den Vorbildern englischer Landschaftsgärten mit Baumgruppen, prächtigen Solitärbäumen und verschlungenen Wegen.
Englischer Landschaftsgarten vor Bergkulisse
Das großflächige Gelände ist mit zahlreichen Zierbauten und Follies durchsetzt. Unmittelbar vor dem Schloss befindet sich eine Terrassenanlage mit großem Teich und Wasserspielen, dahinter auf einer durch Treppen zu erreichenden Anhöhe ein kleiner Venustempel.
Daneben gibt es exotische Parkbauten wie den Maurischen Kiosk, das Marokkanische Haus, die sogenannte Einsiedelei des Gurnemanz und eine künstliche Venusgrotte, die Bezug auf Richard Wagners Tannhäuser nimmt. Die Grotte war bei unserem Besuch leider nicht zugänglich, weil sie gemeinsam mit anderen Teilen der Anlage derzeit renoviert wird.
Eigentlich sind wir auf dem Weg nach Garmisch-Partenkirchen. Ich bin froh, dass wir diesen Abstecher unternommen haben. Wirklich eine tolle Anlage, dieses Schloss Linderhof. Gefällt mir persönlich viel besser als das völlig überkitschte Schloss Neuschwanstein.
Das Schloss (Bildmitte) ist von einem großen Park umgeben
Das Schlosshotel am Rande des Parks
Frontseite des Schlosses
Details der Fassade
Terrasse vor dem Schloss
Blick vom Maurischen Kiosk in den Park und auf die Ammerberge
Rokkoko-Garten neben dem Schloss
Orthodoxe Kapelle im Schlosspark
Der Maurische Kiosk im Schlosspark
Wie ein Märchen aus Tasend und einer Nacht: Innenraum des Maurischen Kiosks
Blick in Richtung des Hochaltars, in dessen Mittelpunkt die verehrte Madonnenfigur steht
Tag 7Nach unserem Besuch im Schloss Linderhof fahren wir weiter zur Benediktinerabtei Ettal. Das Kloster mit seinem angeschlossenen Gymnasium und Internat war mit bislang nur aufgrund des 2010 aufgedeckten Missbrauchsskandal ein Begriff. Aber das ist natürlich nur ein kleiner, wenn auch nicht zu unterschlagender Teil der langen Klostergeschichte.
Die Abtei liegt zwischen Garmisch-Partenkirchen und Oberammergau, mitten im gleichnamigen Ort Ettal. Das 1330 gegründete Benediktinerkloster ist ein beliebter touristischer Anziehungspunkt.
Zum Kloster gehören neben dem besagten Internat mehrere landwirtschaftliche Betriebe und Gasthöfe, ein Hotel, ein Kunstverlag, eine Destillerie sowie eine Brauerei.
Ursprünglich beherbergte Kloster neben einem Mönchs-, auch einen Frauenkonvent und einen Ritterkonvent mit zwölf Rittern. Das Kloster ist bereits seit dem Mittelalter ein Wallfahrtsziel. Als bedeutendster Andachtsgegenstand wird ein aus Pisa stammendes Marienbild verehrt, die sogenannte Ettaler Madonna.
Im Zentrum der großen Anlage steht die Klosterkirche St. Mariä Himmelfahrt, ein barocker Prachtbau mit einem seltenen zwölfeckigen Grundriss, den ein doppelgeschossiger Kreuzgang umgibt. Nach außen präsentiert die Kirche eine konvex gerundete Fassade mit drei Flügeln, die von zwei unterschiedlichen Türmen bekrönt werden.
Als wir das Kloster besuchen, findet dort auch die Bayerische Landesausstellung des Jahres 2018 statt, die sich dem Thema „Wald, Gebirg und Königstraum – Mythos Bayern“ widmet. Gerne würde ich mir die Ausstellung anschauen, aber ich will den schönen Tag für eine Wanderung in Garmisch-Partenkirchen nutzen, denn morgen soll das Wetter bereits wieder schlechter werden. Also schnell weiter nach Garmisch 🙂
Blick vom Eingang der geschlossenen Anlage auf die Klosterkirche St Mariä Himmelfahrt
Nach außen präsentiert sich die zwölfeckige Kirche mit einer konvexen Fassade bestehend aus drei Flügeln
Blick auf den Glockenturm
Blick von der Kirche in Richtung des Hauptportals
Derzeit findet hier die Bayerische Landesausstellung statt
Der Hochaltar
Blick in die Kuppel mit dem Fresko von Johann Jakob Zeiller
Blick hinunter nach Garmisch beim Aufstieg auf den Wank. Links über dem Ort: Die Zugspitze.
Hier haben wir gestanden:
Stellplatz:
Stellplatz Alpencamp am Wank
Ort:
Garmisch-Partenkirchen
Adresse:
Wankbahnstraße 2
82467 Garmisch-Partenkirchen
Preis pro Nacht:
13 € plus Kurtaxe / Strom verfügbar (Daten vom 2.10.2018)
Zusatzinfo:
Großer Asphaltparkplatz für bis zu 100 Wohnmobile unterhalb des Wank direkt an der Talstation der Wank-Bahn. Entsorgungsmöglichkeiten, Duschen und Toiletten vorhanden. Super Ausgangspunkt für Wanderungen. Ca. 20 Gehminuten bis zur Innenstadt von Partenkirchen.
Tag 7Wir sind in Garmisch-Partenkirchen angekommen und stehen auf dem großen terrassierten Womo-Stellplatz an der Talstation der Wank-Bergbahn. Direkt neben uns erhebt sich der 1.780 Meter hohe Wank.
Ich bin zwar schon an mehr als 400 Orten in Deutschland gewandert, meine Bergerfahrung hält sich jedoch sehr in Grenzen. Deshalb freue ich mich zu erfahren, dass man den Wank relativ mühelos begehen kann.
Rund drei Stunden benötigen wir für die 1.000 Höhenmeter bis zum Gipfel bei einer Wegstrecke von rund 8 Kilometern.
Unterwegs eröffnen sich uns immer wieder fantastische Fernblicke hinunter nach Garmisch und weiter zum Zugspitz-Massiv.
Oben auf dem Berg liegt etwas Schnee und Doxi stürzt sich gleich voller Begeisterung in die ersten Schneeflächen. Sie rollt sich im Schnee ab und schleckt fleißig daran herum. Ganz süß ist das.
Auf dem Gipfel ist es deutlich kälter als unten im Tal. Da ich vom Aufstieg ordentlich verschwitzt bin, will ich nicht lange im kalten Wind verweilen. Spontan entschließe ich mich, dass wir für den Abstieg die Bergbahn nutzen.
Mit Doxi besteige ich eine der kleinen Viererkabinen.Madame ist die Sache überhaupt nicht geheuer. Sie ist ganz schön aufgeregt und hechelt herum. Insbesondere beim Passieren der Seilmasten, wenn die Kabine ein wenig durchgeschüttelt wird, drückt sie sich ängstlich an mich.
Als wir an der Mittelstation die Kabine wechseln müssen, will Doxi gar nicht erst einsteigen. Aber sie wird nicht gefragt und von mir einfach in die Kabine gehoben. Dafür gibt es unten an der Talstation aber auch eine feine Belohnung: Eine ganze Leberkäsesemmel für Doxi allein 🙂
Zu Fuß hinauf, mit der Seilbahn hinunter
Infotafel an der Wank-Talstation
Wir blicken Richtung Garmisch und Zugspitzmassiv
Doxi stärkt sich an einer Tränke
Blick auf die Mittelstation der Bergbahn
Immer wieder kreuzen wir die Seile der Bergbahn
Blick hinauf Richtung Gipfel: Oben liegt Schnee
Auf der Startrampe für Drachenflieger: Doxi robbt begeistert durch den Schnee.
Die Bergstation der Seilbahn
Zwischen den Gipfeln kann man ins Voralpenland hinab blicken
Aussichtsplateau neben der Bergstation
Blick hinuntern ins Hochtal
Doxi ist die Fahrt mit der Seilbahn nicht geheuer
Blick Richtung Garmisch auf dem Weg nach unten
Einfahrt in die Mittelstation, wo wir die Kabine wechseln
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