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Von Winkel nach Eberbach

Von Winkel nach Eberbach
Winkel, 21. April 2018

Doxi in den Weinbergen bei Winkel

Tag
5
Für heute habe ich mir eine anspruchsvolle Wanderung vorgenommen. Von unserem Womo-Stellplatz in Winkel will ich mit Doxi durch die Weinberge zum Kloster Eberbach wandern. Zurück soll es dann durch den Wald oberhalb der Weinberge gehen – insgesamt rund 20 Kilometer. Und weil es wieder fast 30 Grad warm werden soll, starten wir bereits um halb acht am Morgen.

Vor zweieinhalb Jahren wollte ich schon einmal zum Kloster Eberbach wandern, damals von Eltville aus, was wesentlich näher am Kloster liegt. Doch statt im Kloster bin ich damals in der zwei Kilometer entfernten Landes-Psychiatrie gelandet, weil ich mein Wander-Navi falsch programmiert hatte. Das soll mir nicht noch einmal passieren.

Tatsächlich schaffen wir es diesmal problemlos in rund zwei Stunden auf sehr schönen Wegen durch die Weinberge nach Eberbach. Unterhalb des Klosters kommen wir an der ehemaligen Kloster-Domäne Neuhof vorbei, die den riesigen Weinberg „Steinberg“ des Klosters bewirtschaftete. Wie im Mittelalter üblich, war der gesamte Weinberg in Kirchenbesitz von einer hohen Mauer umgeben, die mir fast endlos vorkommt.

Leider steigt auf dem Rückweg mein Navi aus. Also müssen wir uns mehr oder weniger der Nase nach durch den Wald schlagen. Als grobe Orientierung dient uns der Rheingauer Klostesteig, der allerdings nicht nach Winkel führt, sondern oberhalb zum Kloster Johannisberg führt.  Aber immerhin besteht so nicht die Gefahr, dass ich wieder in der „Klappse“ lande 🙂

So ganz optimal treffen wir den angepeilten Rückweg deshalb nicht. Wir laufen mehr durch die Weinberge, also mir lieb ist, denn die Sonne heizt uns am Mittag schon gewaltig ein.

Aber nach rund fünfeinhalb Stunden haben wir es dann doch geschafft. Doxi verkriecht sich sogleich unters Wohnmobil und ward in den folgenden vier Stunden nicht mehr gesehen. Sie hatte wohl wirklich genug von der Sonne. Ich aber auch. Gut, dass ich mich am Morgen mit Sonnenmilch eingecremt hatte. Sonst hätte ich bestimmt einen ordentlichen Sonnenbrand abbekommen.

( MITI )

Das älteste Riesling-Weingut der Welt

Das älteste Riesling-Weingut der Welt
Johannisberg, 21. April 2018

Luftbild von Schloss Johannisberg (Foto Fritz Geller-Grimm | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE)

Tag
5
Nur knapp zwei Kilometer von unserem Stellplatz in Oestrich-Winkel entfernt befindet sich das Schloss Johannisberg, Sitz des ersten und ältesten Riesling-Weinguts der Welt.

Seine 35 Hektar umfassende Lage zählt zu den besten des Rheingaus. Heute befindet sich die Domäne zu 100% im Besitz der zur Oetker-Gruppe gehörenden Henkell & Söhnlein Sektkellereien KG. Neben verschiedenen Riesling-Sorten wird auch für den Sekt „Fürst von Metternich“ produziert.

Der jährliche Beginn der Weinlese und die Erntequalität werden seit dem Jahr 1784 lückenlos protokolliert.

In diesen Verzeichnissen spiegelt sich die globale Erwärmung deutlich wider: Fiel der mittlere Lesebeginn in den 1890er Jahren noch auf den 2. November, so verschob er sich bis in die 1950er Jahre auf den 16. Oktober. In den 1990er Jahren begann die Lese dann im Mittel bereits am 9. Oktober.

Sie erfolgt ausschließlich von Hand. Die Trauben werden schonend gepresst. Der Most verbleibt drei Tage lang bei 20 °C im Gärbehälter, bevor die alkoholische Gärung in Gang gesetzt wird.

Sie erfolgt in Edelstahltanks bei Temperaturen um 18 °C und dauert vier bis fünf Wochen. Vor der Flaschenabfüllung reifen die Weine in großen Holzfässern in dem 900-jährigen Schlosskeller.

Der Legende nach ist die Anlage des Weinbergs auf Karl den Großen zurückzuführen. Später, etwa um das Jahr 1100, schenkte ihn der Mainzer Erzbischof Ruthard dem Mainzer Benediktinerkloster Sankt Alban, das dort eine neue Mönchsgemeinschaft einrichten sollte. Das neue Kloster wurde dem heiligen Johannes geweiht und war in der Anfangszeit ein Doppelkloster mit einer angeschlossenen Frauenklause.

Nach dem Niedergang und der Zerstörung des Klosters im späten Mittelalter wurde auf dem Weinberg ein dreiflügeliges barockes Schlossgebäude errichtet. Die heute neben dem Schloss weithin sichtbare Basilika ist eine Rekonstruktion im strengen romanischen Stil des 12. Jahrhunderts. Sie ist Johannes dem Täufer gewidmet.

( MITI )

Im Kloster Eberbach

Im Kloster Eberbach
Eberbach, 21. April 2018

An der Südostseite der Basilika sind drei Baustile zu erkennen: romanisches Kirchenschiff mit gotischen Fenstern und barocken Dachreitern.

Tag
5
Jetzt habe ich es endlich geschafft: Ich bin im Kloster Eberbach! Die ehemalige Zisterzienserabtei oberhalb von Eltville ist ein Kulturdenkmal von europäischem Rang und zieht jährlich rund 300.000 Besucher an. Ihre Gründung im Jahr 1136 geht auf den berühmten Bernhard von Clairvaux zurück. Einem breiteren Publikum wurde die Klosteranlage bekannt, nachdem dort im Winter 1985/86 fast alle Innenaufnahmen zum Film „Der Name der Rose“ gedreht wurden.

Das für seinen Weinbau berühmte Kloster war eine der ältesten und bedeutendsten Zisterzen in Deutschland. Die Mönche sollten von der Arbeit ihrer eigenen Hand leben.

Schnell bildete sich deshalb ein ausgedehntes Netz von selbst bewirtschafteten Wirtschaftshöfen, die sogenannten „Grangien“,

Daneben unterhielt das Kloster in seiner Blütezeit elf Stadthöfe, unter anderem den Eberbacher Hof in Köln, Frankfurt und den Erbacher Hof in Mainz, die als Werkstätten, Handelsposten und Herbergen dienten.

Das Kloster Eberbach war Förderer des Weinanbaus und maßgeblich an der erheblichen Erweiterung der Anbaufläche für Reben im Rheingau und im Mittelrheintal beteiligt. Im Laufe des 14. Jahrhunderts gelang es, den Besitz an Weinbergen deutlich auszuweiten. Im „Heiligen Jahr“ 1500 wurde das „Große Fass“ erstmals gefüllt. Es hatte ein Fassungsvermögen von annähernd 72.000 Liter Wein.

Bereits im 15. Jahrhundert begann der langsame wirtschaftliche Niedergang des Klosters in Folge von Kriegen, Besitzstreitigkeiten und der Reformation. Gemäß einem Dekret von Fürst Friedrich August von Nassau wurde das Kloster am 18. September 1803 aufgelöst. Die verbliebenen 22 Klosterangehörigen mussten das Kloster bis zum 27. November 1803 verlassen.

In den folgenden zwei Jahrhunderten diente das Kloster abwechselnd als Psychiatrie, Gefängnis, Wirtschaftshof und Militärlager. Nach mehrfachen Instandsetzungsarbeiten wird Eberbach heute als Museum, Hotel, Tagungszentrum und Spielstätte für zahlreiche kulturelle Veranstaltungen genutzt. Es befindet sich im Besitz des Landes Hessen, das es durch eine Stiftung verwalten lässt.

Wenn man so wie ich das Glück hat, die Anlage außerhalb der großen Besucherströme zu besichtigen, meint man überall den Hauch der Geschichte zu spüren.  Eine wirklich faszinierende Stätte.

( MITI )

Von Winkel zum Niederwalddenkmal

Von Winkel zum Niederwalddenkmal
Rüdesheim, 22. April 2018

Das Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim am Rhein

Tag
6
Gestern bin ich mit Doxi von unserem Stellplatz in Oestrich-Winkel in östlicher Richtung zum Kloster Eberbach gewandert. Heute geht es in westlicher Richtung zum großen Niederwalddenkmal oberhalb von Rüdesheim. Hin und zurück sind das rund 21 Kilometer, wobei wir ein gutes Stück weit dem Rheinsteig-Wanderweg folgen.

Das Niederwalddenkmal liegt oberhalb der Weinlagen des Rüdesheimer Berges am Rand des Landschaftsparks Niederwald. Das 1883 eingeweihte Denkmal soll an die Einigung Deutschlands durch die Gründung des Deutschen Kaiserreiches im Jahr 1871 erinnern.

Im Mittelpunkt des Denkmals steht eine 12 Meter hohe Germania, auf einem Sockel vor einem Thron im altdeutschen Stil mit Adlerwangen. Mit der rechten Hand hält sie die lorbeerbekränzte Reichskrone empor. Die linke Hand umfasst ein gesenktes Schwert.

Auf dem Sockel der Germania befindet sich die Hauptinschrift des Denkmals: „ZUM ANDENKEN AN DIE EINMUETHIGE SIEGREICHE ERHEBUNG DES DEUTSCHEN VOLKES UND AN DIE WIEDERAUFRICHTUNG DES DEUTSCHEN REICHES 1870 – 1871“.

Unterhalb des Sockels sind in einem Relief 133 Personen in Lebensgröße abgebildet. Im Zentrum sitzt König Wilhelm von Preußen zu Pferd. Um ihn herum sammeln sich links und rechts die Generäle und Fürsten aus Nord- und Süddeutschland.

Das patriotische Denkmal zieht seit seiner Einweihung viele Touristen an. Ab 1885 fuhr die Niederwaldbahn von Rüdesheim hinauf zum Niederwald. Sie wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seit 1954 führt stattdessen eine Kabinenseilbahn zu dem hoch über der Stadt liegenden Denkmal.

Von Winkel zum Niederwalddenkmal

Luftbild der Abtei St. Hildegard (Foto Tiggr | http://commons.wikimedia.org | Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE )

Auf dem Weg zurück nach Winkel kommen wir an einem weiteren sehenswerten Bauwerk vorbei: Bei Eibingen passieren wir die Abtei St. Hildegard, ein Benediktinerinnenkloster, das zwischen 1900 und 1904 von Benediktinerinnen aus der Abtei St. Gabriel in Prag errichtet wurde und in der Nachfolge der heiligen Hildegard von Bingen steht.

Das im neoromanischen Stil neu erbaute Kloster wurde von Fürst Karl zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gestiftet. Es gehört zur Beuroner Kongregation und wurde von den Künstlermönchen der Beuroner Kunstschule ausgemalt.

( MITI )

Wander- und Weinparadies Oestrich-Winkel

Wander- und Weinparadies Oestrich-Winkel
Oestrich-Winkel, 22.04.2018

Blick von den Weinbergen hinunter zum Rhein nach Oestrich-Winkel. Dahinter auf der anderen Rheinseite Ingelheim

Tag
6
An keiner anderen Station unserer Rheingau-Taunus-Reise haben wir so lange verweilt, wie in Oestrich-Winkel. Die Verbandsgemeinde am Rhein in der Mitte zwischen Eltville im Osten und Rüdesheim im Westen, ist vielleicht nicht ganz so pittoresk, wie die beiden vorgenannten Orte.

Doch der kostenlose Womo-Stellplatz dort liegt in perfekter Lage direkt am Rande der Weinberge. Keine anderthalb Kilometer entfernt befindet sich das hübsche Schloss Vollrads und nicht viel weiter sind es zum Schloss Johannisburg, dem ältesten Riesling-Weingut der Welt.

Vor zwei Jahren war ich schon einmal im Herbst dort, kurz vor der Weinlese, als die Weinstöcke prall mit Trauben gefüllt waren und sich die Blätter bereits bunt färbten.

Jetzt standen die Weinstöcke gerade am Beginn ihres Wachstums: Alle fein zurückgeschnitten bis auf einen Ast, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Beerensträuchern tragen Weinreben ihre Blüten und Früchte ausschließlich an den neuen Trieben.

Und zwischen den Stöcken blühte überall der gelb leuchtende Löwenzahn, so weit das Auge reichte. Ganz herrlich sah das aus.

Von Oestreich-Winkel aus habe ich morgens jeweils große Wandertouren mit Doxi unternommen. Der Rheinsteig und der Rheingauer Klosterweg führen etwas oberhalb in den Weinbergen direkt am Ort vorbei. Abends ging es dann noch einmal auf eine kleinere Runde durch die Weinberge oder den riesigen Wald auf der Hochebene dahinter. Wer sich den Rheingau wandernd erschließen will, kommt hier voll auf seine/ihre Kosten.

( MITI )

An der Lahnmündung in Lahnstein

An der Lahnmündung in Lahnstein
Lahnstein, 23.04.2018

Doxi an der Mündung der Lahn in den Rhein. Im Hintergrund: Burg Stolzenfels

Tag
7
Die letzte Übernachtungsstation meiner einwöchigen Womo- und Wander-Tour durch den Rheinau und den Taunus ist Lahnstein an der Mündung der Lahn in den Rhein, acht Kilometer südlich von Koblenz. Hier gibt es einen sehr schönen Womo-Stellplatz direkt an der Lahnmündung, und da wir an einem Montag anreisen, wartet sogar ein Platz in der ersten Reihe auf uns.

Nach dem Auspacken mache ich mich gleich mit Doxi auf eine Runde durch den Ort, entlang des Rheinufers und ein Stück die Lahn hinauf. Die verschiedenen Stadtteile liegen im Rheintal und auf den Höhen der Ausläufer des Westerwalds und des Taunus.

Eine in sich geschlossene Altstadt gibt es nicht, aber mehrere Türme der alten Stadtbefestigung sowie einige historische Bauten haben sich erhalten, darunter das historische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert und das 1697 erbaute Wirtshaus an der Lahn, das den ursprünglichen Zollturm von 1348 integriert.

Über dem Ort thront die 1226 vom Mainzer Kurfürsten und Erzbischof Siegfried II. von Eppstein erbaute Burg Lahneck. Die gut erhaltene Anlage verfügt über einen fast 30 Meter hohen fünfeckigen Bergfried. eine Hauptburg mit Rittersaal und Burgkapelle. An der Burg kreuzen sich die Wanderwege Rheinhöhenweg, Lahnhöhenweg, Jakobsweg und Rheinsteig

Ebenfalls weithin sichtbar ist Schloss Stolzenfels auf der gegenüberliegenden Rheinseite nahe der Lahnmündung. Die erst Anfang des 19. Jahrhunderts vom preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. zum Schloss ausgebaute Anlage geht auf eine kurtrierische Zollburg aus dem 13. Jahrhundert zurück, die 1689 zerstört wurde.

Leider gibt es in Lahnstein keine Fähre, die uns auf das andere Rheinufer bringen könnte. Sonst würde ich gerne zum Schloss Stolzenfels hinaufwanden. Aber das nehme ich mir für die Zukunft vor, wenn wir wieder einmal im Mittleren Rheintal unterwegs sind.

( MITI )