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Der Kaiserweg bei Bad Harzburg

Der Kaiserweg bei Bad Harzburg
Bad Harzburg, 13.06.2019

Blick vom Burgberg hinunter nach Bad Harzburg

Jetzt sind wir wirklich im Harz angekommen. Wir stehen mit dem Womo auf dem großen Wohnmobil-Stellplatz neben der Sole-Therme in Bad Harzburg.

Der Ort im Landkreis Goslar blickt auf eine lange Tradition als Heilbad zurück und lebt auch noch heute vor allem vom Tourismus. Im 19. Jahrhundert erlangte die Stadt den Status eines „Weltbades“, nachdem sie als eine der ersten Städte in Deutschland Anschluss an eine staatliche Eisenbahn gefunden hatte.

Heute leben rund 20.000 Menschen in Bad Harzburg. Als einzige Stadt in Niedersachsen wird sie bereits seit 2002 von einem grünen Bürgermeister regiert.

Bad Harzburg liegt unmittelbar an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und damit an der ehemaligen Deutsch-deutschen-Grenze. Unmittelbar nach dem Mauerfall am 12. November 1989 kamen mehr als 300.000 Menschen aus der DDR in die kleine Stadt, um die neue Reisefreiheit zu feiern.

Ich habe mir für den Nachmittag eine vielversprechende Wanderung auf dem Kaiserweg rund um Bad Harzburg vorgenommen. Zunächst geht es hinauf auf den großen Burgberg gleich neben dem Kurpark. Von der Spitze hat man einen tollen Blick auf die Stadt und auf das Harzvorland.

Auf dem erreichten Höhenniveau geht es auf gut ausgebauten Wanderwegen bis zum Molkenhaus, einem idyllischen Ausflugslokal mit großem Biergarten, das zurzeit allerdings geschlossen ist. Immer wieder erhaschen wir unterwegs Blicke hinüber zum Brocken, der nur wenige Kilometer entfernt ist.

Weiter geht es auf Kaisers Spuren zum Grenzweg, wo wir auf die Eckertalsperre unterhalb des Brockens hinabblicken. Nach dem schönen Abstieg durch das Radautal kommen wir an einer Schwefelquelle vorbei. Ich probiere das Wasser und es schmeckt tatsächlich stark nach Schwefel.

Auf dem Philosophenweg wandern wir schließlich zurück in Richtung Bad Harzburg und blicken dabei in den großen Gabbro-Steinbruch, der eine massive Bergflanke offengelegt hat. Unter ohrenbetäubendem Getöse werden die großen Steinbrocken zermahlen und anschließend auf riesige Kipplaster verfüllt.

Nach knapp fünf Stunden, 19 Wanderkilometern und 650 Höhenmetern erreichen wir schließlich wieder das Wohnmobil. Das war tatsächlich eine kaiserlich schöne Wanderung und ein vielversprechender Auftakt für weitere Touren in der Region.

( MITI )

Wunderschönes Lüneburg

Wunderschönes Lüneburg
Lüneburg, 10.06.2019

Blick vom Stintmarkt am Lüneburger Hafen au das Alte Kaufhaus und den Verladekran. Und meine Freunde von der Häkelguerilla waren offensichtlich auch schon da 🙂

Nach drei schönen Tagen in der Lüneburger Heide verlassen wir den Naturpark und fahren weiter in die namensgebende Stadt: nach Lüneburg. Ich habe gar keine Erwartungen an die ehemalige Hansestadt an der Ilmenau, die rund 50 Kilometer südöstlich von Hamburg liegt. Mecklenburg-Vorpommern und damit die ehemalige Deutsch-Deutschen-Grenze sind von dort nur 15 Kilometer entfernt.

Doch schon nach der ersten Viertelstunde in der Altstadt von Lüneburg bin ich total begeistert. Die Stadt hat im Zweiten Weltkrieg offenbar nur wenige Schäden davon getragen. Ein komplett erhaltener Straßenzug mit historischen Stadthäusern reiht sich an den nächsten.

Die Menge und Pracht der Häuser lässt den früheren Wohlstand erahnen, der durch eine lange Monopolstellung als Salzlieferant für den norddeutschen Raum entstand. Das Lüneburger Salz wurde benötigt, um die in der Nord- und Ostsee gefangenen Heringe einzupökeln und so konserviert als Fastenspeise im Binnenland anzubieten.

Das Viertel am Kalkberg im Westen der Altstadt sitzt auf einer riesigen Saline, die viele Jahrhunderte lang abgebaut wurde. Weil der Salzstock vom Grundwasser abgelaugt wird, senkt sich die Erdoberfläche darüber allmählich ab – noch heute um bis zu 3 mm jährlich.

So entstand ein Senkungsgebiet. Häuser und Kirchen am Rande dieses Gebietes verloren ihre Stabilität und mussten abgerissen werden. Das war der maßgebliche Grund, warum die Salzförderung im Jahre 1980 endgültig eingestellt wurde.

Nach drei Stunden in der Altstadt verlassen wir Lüneburg wieder in Richtung Uelzen, aber ich bin sicher, hier werde ich irgendwann noch einmal mit dem Wohnmobil vorbeischauen. Denn ich bin jetzt ein Fan dieser Stadt. Lüneburg ist wirklich toll. Kommt alle her und schaut es euch an 🙂

( MITI )

Im lieblichen Büsenbachtal

Im lieblichen Büsenbachtal
Buchholz, 9.06.2019

Tümpel im Büsenbachtal

Zum ersten Mal seit langem stehe ich mit dem Wohnmobil auf einem Campingplatz – um eine Yoga-Freundin aus Hamburg zu besuchen, die hier bei Buchholz in der Nordheide mit Freunden kampiert.

Gemeinsam wandern wir mit den Hunden durch das schöne Büsenbachtal, in dem an diesem sonnigen Pfingstsonntag ganz schön viel los ist. Am Abend kehre ich mit Doxi deshalb noch einmal zurück, um die schöne Landschaft in Ruhe zu genießen. Man hört nur die Vöglein zwitschern und plötzlich läuft unerwartet ein Damwild ganz nah an uns vorbei. Voll romantisch ist das.

( MITI )

Von Schneverdingen nach Niederhaverbeck

Von Schneverdingen nach Niederhaverbeck
Schneverdingen, 8.06.2019

Doxi auf einem toten Baumstamm im Heidetal der Haverbeeke bei Niederhaverbeck

Unser zweiter Tag in der Lüneburger Heide: Nachdem wir die Nacht in Undeloh verbracht haben, fahren wir am Morgen weiter nach Schneverdingen. Ich parke am Ortsrand auf einem Wanderparkplatz und laufe mit Doxi ohne Ziel einfach hinein ins Grüne.

Schneverdingen liegt rund 60 Kilometer südlich von Hamburg und ist ein Ausgangspunkt für den Fremdenverkehr zum Naturpark Lüneburger Heide, der am Ostrand von Schneverdingen beginnt. Die Gegend um Schneverdingen herum ist maßgeblich von eiszeitlichen Einflüssen und Viehhaltung, insbesondere der Heidschnucken, geprägt.

Nach ein paar hundert Metern stoßen wir auf eine Wandertafel und dort entdecke ich einen bekannten Namen: Niederhaverbeck. Dort war ich vor drei Jahren schon einmal mit dem Wohnmobil auf einem ganz schönen Waldparkplatz am Rande der Heide. Alles klar, denke ich, das soll heute unser Ziel sein.

Tatsächlich benötigen wir dann mehr als zweieinhalb Stunden, um nach Niederhaverbeck zu gelangen. Der Wind dreht dabei immer mehr auf. Zwischendurch ist es richtig stürmisch und die Sonne lässt sich nur selten blicken. Aber immerhin haben wir auf dem Hinweg den Wind im Rücken.

Zunächst geht es vorbei an der größten Sandmagerrasenfläche von Niedersachsen, dem fast baumlosen, 100 Hektar große ehemaligen Flugplatzgelände Camp Reinsehlen. Das Gelände blickt auf eine wechselhafte Geschichte als Militärflugplatz der Deutschen Wehrmacht, Flüchtlingslager und Truppenübungsplatz zurück. Den Namenszusatz Camp verdankt das Areal seiner mehr als vierzigjährigen Nutzung als Basislager für Panzerübungen britischer und kanadischer Streitkräfte in der Lüneburger Heide.

Hinter dem Camp wandern wir eine lange Strecke durch den Wald „Niederhaverbecker Holz“, bevor wir am Wümmerberg in die mir bereits bekannte, wunderschöne Heidelandschaft bei Niederhaverbeck eintreten. Wir laufen bis zum Landhaus Haverbeckhof und beginnen dort unseren Rückweg zunächst durch das liebliche Heidetal der Haverbeeke.

Wir streifen wieder den Haverbecker Holz und laufen dann durch die Heidelandschaft der Osterheide auf Schneverdingen zu. Nach rund viereinhalb Stunden und etwas mehr als 20 Wanderkilometern erreichen wir schließlich wieder das Wohnmobil.

Zwischendurch war mir im starken Wind einige Male richtig kalt, doch zum Schluss kam hinter der Sturmfront doch noch die Sonne raus. Schön, dass uns ohne große vorherige Planung so eine feine Tour gelungen ist.

( MITI )

Das Nürnberg des Nordens

Das Nürnberg des Nordens
Hildesheim, 6.06.2019

Prächtige Fachwerkbauten am Moritzberg. Links das Wernersche Haus von 1606.

Puh, für heute habe ich mir vorgenommen, mal etwas langsamer zu machen. Nachdem wir auf unserer Tour durch Niedersachsen in den letzten Tag teilweise dreimal täglich den Standort gewechselt haben, bleiben wir jetzt mal 24 Stunden in einer Stadt: in Hildesheim.

Wir stehen mit dem Wohnmobil auf dem kostenlosen Womo-Stellplatz am Hohnsensee mit herrlichem Blick direkt auf den See und den Uferweg. Die Innenstadt mit dem historischen Fachwerkviertel ist von dort fußläufig in rund 20 Minuten erreichbar, und dabei geht es nur durchs Grüne und am Wasser entlang. Herrlich!

Hildesheim wurde einst wegen seiner vielen Fachwerkhäuser in der Innenstadt als das „Nürnberg des Nordens“ gepriesen – bis in der Endphase des Zweiten Weltkriegs die englischen und US-amerikanischen Bomber kamen und rund 80 % der Innenstadt zerstörten.  Aber auch, was heute noch steht, ist absolut sehenswert. Davon kann ich mich auf einem dreistündigen Spaziergang mit Doxi durch die Innenstadt überzeugen.

Hildesheim liegt rund 30 km südöstlich der Landeshauptstadt Hannover am Fluß Innerste und hat heute mehr als 100.000 Einwohner. Im frühen Mittelalter bestand Hildesheim lange aus drei separaten Siedlungen mit jeweils eigenem Rat. Unmittelbar neben der Altstadt entstanden 1196 die bischöfliche Dammstadt und wenig später die dompröpstliche Neustadt. Beides waren im Gegensatz zur Altstadt planmäßige Gründungen, deren Regelmäßigkeit man noch heute im Straßenbild erkennen kann.

Das Nürnberg des Nordens

Schmales Häuschen: Der „Umgestülpte Zuckerhut“ am Andreasplatz

Nach jahrhundertelangen – teilweise sogar bewaffneten – Streitigkeiten wurde erst gegen Ende des 16. Jahrhunderts eine Union geschaffen und in der Folge die Mauer zwischen den Siedlungen niedergelegt. Endgültig zu einer Stadt vereinigt wurden Alt- und Neustadt aber erst 1806 unter preußischer Herrschaft.

Diese Entwicklungsgeschichte ist der Grund, warum es im heutigen Hildesheim mehrere historisch bedeutsame Kirchenbauten gibt. So zählen die beiden Kirchen Dom St. Mariä Himmelfahrt und St. Michaelis zu den bedeutendsten Bauwerken der Vorromanik und sind seit 1985 UNESCO-Weltkulturerbe.

Obwohl die erhaltenen historischen Bauten nur kleine Inseln zwischen vielen relativ langweiligen Nachkriegsbauten darstellen, gefällt mir Hildesheim sehr gut. Viel Grün, viel Wasser, eine gute städtische Infrastruktur und dabei doch nicht zu groß. Hier kommen wir bestimmt in Zukunft wieder einmal hin, wenn wir in Norddeutschland unterwegs sind.

( MITI )

Über den Deister gegangen

Über den Deister gegangen
Springe, 5.06.2019

Blick vom Südrand des Deisters

Unsere letzte Station an diesem Tag ist Springe. Wir parken mit dem Wohnmobil auf dem kostenlosen Stellplatz am Heimatmuseum gleich neben dem Rathaus.

Die Stadt liegt an der Deisterpforte, einem flachen Talpass zwischen den südlichen Ausläufern des Deisters und dem Kleinen Deister. Hier ist die Grenze zwischen dem Flachland und dem Bergland, in das die Deisterpforte hineinführt.

Außerdem liegt Springe auf der Mitte zwischen den wirtschaftlichen Zentren Hannover und Hameln. Das hat im Mittelalter maßgeblich zur Entstehung und zum Wachstum des Ortes beigetragen.

Der Deister liegt rund 20 km südwestlich von Hannover. Er erstreckt sich zwischen Bad Nenndorf im Nordwesten und Springe im Südosten auf einer Länge von etwas mehr als 21 km. Seine Breite liegt im Mittel bei vier Kilometern. Der Kamm des Gebirges ist bis zu 400 m hoch.

Der steil aufragende Höhenzug bildet seit Urzeiten eine natürliche Grenze zwischen den Siedlungsgebieten zu seinen Füßen. Er liegt im Grenzbereich alter germanischer Gaue, mittelalterlicher Hoheitsgebiete und neuzeitlicher Landkreise. Das hat sich auch in Redenswendungen niedergeschlagen, die weit über diese Region hinaus gebräuchlich sind.

Einen Menschen, mit dem man nichts mehr zu tun haben will, würde man am liebsten „über den Deister schicken“. „Über den Deister gehen“ kann so viel bedeuten wie sich aus dem Staub machen“ oder „den Bach runter gehen“. „Der ist über den Deister“ steht für „verschwunden“, aber auch „verstorben“ .

Über den Deister gegangen

Das Petersche Haus am Markt

Am frühen Abend breche ich mit Doxi auf, um die Innenstadt zu besichtigen, die sich bis zur Deisterpforte am Fuße des steilen Bergzugs erstreckt. Anschließend steigen wir die steilen Hänge zum Hauptkamm des Deisters hinauf, die dicht mit Buchen bewaldet sind. Darunter wächst großflächig Bärlauch, der jetzt im Juni bereits verblüht ist, aber immer noch intensiv duftet.

Auf dem Hauptkamm kommen wir an einem großen Funkmast vorbei und erreichen bald die abgesperrte Grenze zu einem aufgelassenen Steinbruch am Ebersberg. Deistersandstein wurde vom Mittelalter bis in die Neuzeit abgebaut und für Bauzwecke verwendet. Wir laufen am steil abfallenden Rand des Steinbruchs entlang und erhaschen dabei einige schöne Blick in die Ebene unterhalb des Deisters. Eine wirklich sehr schöne, aber auch schweißtreibende Abendtour.

( MITI )